Archiv für die ‘Marktkommentar’ Kategorie

Sicher oder Falsch ?

30 Oktober 2012

Am vergangenen Dienstag teilte die Bundesbank die neuesten Zahlen zur Entwicklung des Geldvermögens der privaten Haushalte mit. Mit 4,811 Billionen Euro, verfügten die Deutschen zum Stichtag am 30.06.2012 über 2,2% mehr an Guthaben, als ein Jahr zuvor. Bevor wir uns weiteren Details widmen,  ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher: Vor 10 Jahren lag das Geldvermögen bei 3,610 Billionen Euro und vor 20 Jahren umgerechnet bei 1,926 Billionen Euro. Die, die im Mathematikunterricht aufgepasst haben, können schnell ausrechnen, dass das einem Zuwachs von 33% in den letzten 10 Jahren bzw. 149% in den letzten 20 Jahren entspricht. Nicht nur das geschulte Auge sieht an diesen Zahlen sofort, dass es wohl in der Zeit von 1992 – 2002 leichter war Geld erfolgreich anzulegen, als in den letzten 10 Jahren (von 2002 – 2012). Das liegt aber beileibe nicht an der Einführung des EURO, sondern schlicht und einfach darin, daß in den 90er Jahren die Zinsen deutlich höher waren und das auch eine Zeit war, in der die Börsenkurse (ja das gab es tatsächlich auch damals !) gestiegen sind. Allerdings sind die 4,811 Billionen Euro nichts als eine nackte Zahl, deren Aussagekraft doch sehr eingeschränkt ist. Das fängt schon damit an, dass das „pro-Kopf-Vermögen“ zwar durchschnittlich bei knapp 57.000 € liegt, aber wahrscheinlich weit weniger als 10% unserer Bevölkerung über ein Geldvermögen zwischen 40.000 und 80.000 € verfügen. Das „Manager-Magazin veröffentlichte ebenfalls in der vergangenen Woche die Liste der 500 reichsten Deutschen Mit 150 Mio. € geschätztem Vermögen schaffte es übrigens die „Lichtgestalt des deutschen Fussballs“, ein gewisser Franz B., gerade noch als letzter auf diese Rangliste zu klettern. Von einer Gauß’schen Normalverteilung sind wir in diesem Bereich weit entfernt, da es wenige Leute gibt, die über viel Geld verfügen und viele Leute, die wenig Geld haben. Ob das gerecht oder ungerecht ist, ob die Guthaben stärker besteuert werden sollen um die wachsende Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen sind sicherlich abendfüllende Themen, die in regelmäßigen Abständen in den Talkshows dieser Republik diskutiert werden. Weitere wichtige Punkte die in der Kennzahl „Geldvermögen“ außen vor bleiben, sind die private Verschuldung, die man natürlich von den Guthaben abziehen muss, aber auch Vermögenswerte wie Immobilien, Kunstwerke oder auch ganz banaler Hausrat und der private Fuhrpark sind nicht erfasst. Für mich die wichtigste Kennzahl überhaupt sind Versorgungsansprüche. Für eine lebenslange Rente in Höhe von 2.000 € mtl. reicht einem in finanziellen Dingen unbedarften Anleger in der heutigen Zeit nicht mal ein Kapitalstock von 1 Mio. €, um aus den Erträgen eine solche Rente zu finanzieren. Der Begriff „Langlebigkeitsrisiko“ wird in diesem Zusammenhang in den kommenden Jahren zu einem geflügelten Wort werden. Umso unverständlicher ist für mich die ja fast schon traditionelle Aufteilung dieses „Geldkuchens“ . Die beliebtesten Anlageformen sind nach wie vor Spareinlagen (obwohl es dort kaum noch Zinsen gibt), Versicherungen (dazu ist an dieser Stelle genug gesagt worden) und Bausparverträge (wofür braucht man bei Hypothekenzinsen von 2.-3% eigentlich sowas ?).  Mit allen drei Anlageformen ist man „auf der sicheren Seite“ oder sollte man besser sagen: „Auf der falschen ?“. Nämlich bei einer Nachsteuer-Rendite, die definitiv unterhalb der Inflationsrate liegt (auch wenn diese nach wie vor im Bereich von 2% verharrt). Also Leute, lasst das Geld nicht faul in der Sonne liegen ! Das Geld muss arbeiten, am besten rund um die Uhr in den besten und größten Unternehmen dieser Welt. So machen es zumindest die meisten „Geldsäcke“ auf der TOP 500 Liste. Die größte Vermögensposition bei diesen Leuten sind Anteile an Unternehmen (bevorzugt an dem eigenen). Aktien (oder die breitere Streuung über Investmentfonds) heisst das Zauberwort.

Übrigens: Bei den Italienern liegt das pro-Kopf-Vermögen mit 58.000 € um knapp 1.000 € höher als bei uns. Nicht nur das muss sich bis 2014 ändern.

 

Keine Angst vorm schwarzen Montag

17 Oktober 2012

Am 19. Oktober 2012 jährt sich zum 25. Mal der sogenannte „schwarze Montag“, der Tag, der uns den bisher größten prozentualen Kursverlust an der Börse in den USA bescherte und den legendären „schwarzen Freitag“  aus dem Jahr 1929, der ja eigentlich ein Donnerstag war, deutlich in den Schatten stellte.

An diesem Tag verlor der Dow-Jones-Index 22,61%, d.h. mehr als ein Fünftel der Börsenbewertung wurde innerhalb einer Sitzung ausradiert. Wir reden hier wohlgemerkt nicht über börsennotierte Unternehmen wie z.B. die Sektkellerei Wachenheim AG, die Regenbogen AG und die Halloren Schokoladenfabrik AG, wo an durchschnittlichen Tagen Aktien im Gegenwert von  50.000 € gehandelt werden und wenn einer der Großaktionäre seiner Frau ein neues Kleid kaufen muss, sich das sofort in einem entsprechenden Minus beim Kurs niederschlägt. Hier handelte es sich vielmehr um die Cremé de la Cremé der amerikanischen Wirtschaft – angeführt damals von General Electric, IBM, Coca Cola und McDonald’s. 58 Jahre vorher – das kannten wir bis dahin ja nur aus den Geschichtsbüchern – lag der Tagesverlust „nur“ bei 12,82%. Dafür „rummste“ es damals am nächsten Tag gleich nochmal um 11,73% nach unten. Während es in den 20er Jahren noch einen Tag dauerte, bis das Kursdebakel in Europa bekannt wurde, und die europäischen Börsen ebenfalls mit deutlichen Kursverlusten reagierten, waren die Kursinformationen in 1987 schon immerhin soweit fortgeschritten, dass die Tagesschau bzw. die Tagesthemen im Stundentakt über die neueste Entwicklung informierten. Internet und Bloomberg,  bzw. n-tv gab es damals noch nicht. Einmal täglich wurden mittags um 14:05 im Radio beim hessischen Rundfunk die aktuellen Kurse verlesen. Wenn man diese Sendung verpasst hatte musste man bis zum nächsten Morgen auf die Zeitung warten oder man konnte sich unter dem „Börsentelefon“ 01168 (gibt’s das eigentlich noch ?) eine Bandansage abhören. Und es gab damals tatsächlich noch „Kursaushänge“ in den Schaufenstern der Bank. Anstelle eines „Mausklicks“ mussten gelbe Zettel für den Kauf und rote Zettel für den Verkauf ausgefüllt werden. Während der „Börsencrash“ 1929 die schwerste wirtschaftliche Krise, die wir in den letzten 200 Jahren gesehen haben ,auslöste, waren die Turbulenzen im Jahr 1987 im Nachhinein nur ein – mehr oder weniger – kleiner Rücksetzer in der Aufwärtsbewegung, die 1982 begonnen hatte und bis ins Jahr 2000 andauerte. Wenn man in den Lehr- bzw. Geschichtsbüchern die Unterschiede beider Krisen analysiert, fällt ein gravierender Punkt sofort ins Auge. 1987 öffneten die Notenbanken die Geldschleusen und senkten weltweit die Zinsen, während in der Krise 1929-1933 die Notenbanken genau das Gegenteil taten, nämlich für eine Geldverknappung sorgten. Diese Lektion haben die Verantwortlichen, die an den Geldschleusen sitzen offenbar sehr gut verstanden, wird sie doch in der aktuellen Krise genauso gehandhabt. Kommen wir zu der Frage, die alle bewegt: „Kann sich so etwas wiederholen ?“ Die Antwort darauf lautet: „Ja, an der Börse ist alles möglich !“

Mittlerweile gibt es zwar sogenannte „Volatilitätsunterbrechungen“, d.h. wenn die Kurse zu stark schwanken, wird der Börsenhandel vorübergehend eingestellt, aber dann holt der Markt sich den „Skalp“ der Anleger eben am nächsten oder am übernächsten Tag.

Der entscheidende Punkt ist und bleibt aber, wie man denn als Anleger mit einer solchen Situation umgeht. In der Aussage „Ja, es kann sich wiederholen“ liegt der eigentliche Hauptgrund dafür, dass ich als Anleger nur Geld in Aktien stecken darf, dass ich in den nächsten 2,3 oder besser 10 Jahren nicht brauche. Und auch 1987 war es der Fall, dass die Kurse diesen Verlust von über 20% bereits 15 Monate später wieder aufgeholt hatten. Und wer in einer solchen Krisensituation verkaufen muss, weil er das Geld braucht, schaut dann wehmütig dem fahrenden Zug hinterher, wenn es wieder nach oben geht. Im Nachhinein waren solche Situationen immer Prima-Kaufgelegenheiten. Wenn da nur nicht die Psychologie und die Nerven wären. Sie finden in einer solchen Situation nur ganz, ganz wenige Stimmen, die über Chancen reden. Die Zeitungen sind voll von Negativmeldungen „wie schlimm denn alles wird“. Die „ganz Schlauen“, die mehr oder weniger ständig von Crash-Szenarien reden, haben in solchen Situationen keine braunen Streifen in der Unterhose,  bei dem ein oder anderen findet man dann ganze Meteoriten darin. Um es in der Jahrmarktsprache zu sagen:  „Wer die Nerven für die Achterbahn nicht hat, muss halt mit dem Karussell fahren“. Aber wenn ich auf dem Karussell sitze, darf ich nicht neidisch sein, dass die Leute auf der Achterbahn die bessere Aussicht haben. Dass die Achterbahnfahrer im – Gegensatz zum Jahrmarkt – an der Börse immer höher aussteigen als einsteigen steht auf einem anderen Blatt. Man muss nur lange genug mitfahren,

Der DAX ist ein Hund

26 September 2012

Was für die Fussballwelt die legendären Zitate von Alt-Bundestrainer Sepp Herberger sind, findet sich in der Finanz- und Börsenwelt im Sprachschatz des Exil-Ungarn André Kostolany. Beide konnten komplizierte Zusammenhänge leicht und verständlich auf den Punkt bringen. „Der Ball ist rund“, „Das nächste Spiel ist immer das schwerste“ und „ein Spiel dauert 90 Minuten“ sind zeitlose Weisheiten, die insbesondere im letzteren Fall auch schon für jede Menge Tränen in der Sportgeschichte gesorgt haben. Der kleine bucklige Mann aus Budapest hat in einer seiner Geschichten eindrucksvoll das Zusammenspiel zwischen Börse und Wirtschaft beschrieben. Man muss sich das so vorstellen: Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren. Während der Mann zielstrebig seinen Weg verfolgt, der ihn kontinuierlich nach vorne bringt, führt der Hund ein Eigenleben. Er bleibt stehen, schnüffelt am Wegrand, läuft vor und zurück, verrichtet sein „Geschäft“ und wenn der Abstand zwischen Hund un Herrchen allzu groß geworden ist und der Hund weit zurück geblieben ist, setzt er nach einem kurzen Pfiff seines Meisters zu einem kurzen Zwischenspurt an, der nicht selten einen Rückstand in einen Vorsprung wandelt. Mit dem Satz „Mann ist Wirrrtschaft und Hund ist Börrrse“ brachte „Kosto“, wie er von seinen Fans genannt wurde, die Situation in seinem unverwechselbaren Dialekt auf den Punkt.

Hund und Börse

Hund und Börse

Gepaart mit seiner Empfehlung „Kaufen Sie solide Aktien und nehmen Sie Schlaftabletten“ hat ein Anleger eigentlich alle Instruktionen erhalten, die er für ein erfolgreiches Agieren an der Börse benötigt. Und dieser Spruch gilt heute noch, auch wenn Ihnen viele Vertreter von Finanzhäusern, die meistens nur am „Kaufen/Verkaufen“ und nicht am „Halten“ verdienen, in der heutigen Zeit etwas anderes weismachen wollen. Ich kenne jede Menge Leute, die bei großen Konzernen wie Siemens oder der alten Hoechst AG gearbeitet haben und ihr Leben lang immer die mögliche Anzahl an Belegschaftsaktien zu Vorzugspreisen erworben haben und damit ein kleines Vermögen aufgebaut haben. Daytrader, die mit dem täglichen Kaufen und Verkaufen reich geworden sind, kenne ich keinen einzigen ! Momentan befinden wir uns in einer Phase, in der der DAX  sich zum dritten Mal in den letzten 12 Jahren anschickt, die Marke von 8.000 Punkten zu überwinden.

Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die letzten 12 Jahre mit Aktien kein Geld zu verdienen war. Dies gilt allerdings nur für die Leute, die in der Phase der letzten Aktieneuphorie 1999/2000 auf den Börsenzug aufgesprungen sind. Alle die schon 2-3 Jahre vorher dabei waren, oder nach bzw. in der ersten Krise 2002/2003 gekauft haben, sitzen auf mehr oder weniger großen Gewinnen. 12 Jahre Seitwärtsbewegung bedeutet für mich in der Sprache von Kostolany:c„Der Hund ist momentan ziemlich weit zurückgeblieben und wartet eigentlich auf den Pfiff seines Herrchens (oder Frauchens) um einen kleinen Zwischenspurt einzulegen.“ Eine derart lange Phase seitwärts tendierender Kurse gab es an der Börse zuletzt in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Allerdings lagen die Zinsen in dieser Zeit phasenweise im zweistelligen Bereich. Die DAX-Unternehmen verdienen heutzutage zusammen gerechnet etwa das 3-fache Geld im Vergleich zum Jahr 2000 und die Zinsen für Kredite liegen nur bei einem Drittel des damaligen Niveaus. Bei diesen Rahmenbedingungen kann ich mir gut vorstellen, dass wir in den nächsten fünf Jahren nicht über DAX-Stände von 10.000, sondern vielleicht sogar von 15.000 Punkten reden. Allen, die jetzt meinen „15.000 ? Max, Du musst zum Doktor“ empfehle ich einen Blick auf die beigefügte Grafik. Hunde können manchmal schneller laufen, als man denkt…

Hört auf Warren Buffet !

29 August 2012

„Hört auf Hermann !“ Jedem Besucher, der sich schon einmal live ein Spiel des FC Bayern München in der Allianz Arena angeschaut hat, dürfte diese markante Banden-Werbung des Bayern-Sponsors „Unicredito“ (früher, als die Banken-Welt noch in Ordnung war, hiess dieser Laden „Bayerische Hypotheken- und Wechselbank“) ins Auge gefallen sein. „Hermann“ ist der – auch unter dem Spitznamen „Tiger“ bekannte – langjährige Amateur bzw. Co-Trainer des FC Bayern, Hermann Gerland, ein sympathischer Mann, der den Fussball „lebt“ und bei dem man als Zuschauer immer Angst hat, dass er sich bei Interviews die Zunge abbeißt. Mit dem Slogan „Hört auf Hermann“ wirbt die Unicredito für ihre „FC Bayern-Sparcard“.Dabei handelt es sich um ein Sparkonto, bei dem der Anleger zwischen 0,25% und 0,60% Zinsen p.a. für sein Kapital erhält und wenn die Bayern-Buben auf Hermann hören und viele Heimtore schießen und auch noch deutscher Meister werden, gibt es einen Bonus, sodass man mit etwas Glück in der Gesamtverzinsung auf 1% p.a. kommen kann. Wenn man sich als jemand, der rechnen und auch AGBs (Allgemeine Geschäftsbedingungen) lesen kann, also auch auf das viel zitierte „Kleingedruckte“ achtet, stellt man einmal mehr fest, daß die „FC Bayern-Sparcard“ eine hübsch geschmückte Braut ist, bei  der aber nicht allzuviel unter dem Kleid steckt. So wird mit einem Bonus von 5% geworben, wenn der FC Bayern Meister wird. Allerdings gibt es diesen Bonus nur für einen Zeitraum von einem Kalendermonat, nachdem die Meisterschaft feststeht. Dann reden wir nämlich in Wahrheit nur über 0,4% p.a. Jetzt sind Fussballer bzw. Sportler ja für alle Bereiche des täglichen Lebens gern gesehene Empfehlungsgeber. Legendär die Werbespots als ein pfeifender Uwe Seller nach der Melodie „Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera“ sein Rasierwasser „Hattrick“ anpries oder der junge Franz Beckenbauer sich mit dem Spruch „Kraft auf den Teller-Knorr auf den Tisch“ vor laufender Kamera einen Teller Suppe schmecken ließ. Selbst 20 Jahre später bei der WM 1986 in Mexiko erinnerte sich Ex-Eintracht und HSV-Keeper Uli Stein noch an diese Szene. Beim Geld hört da aber für mich der Spaß auf. Als Geldanleger höre ich nicht auf Hermann, sondern schaue mir lieber die Strategien der Leute an, die etwas von diesem Geschäft verstehen. Wer kann da aktuell ein besserer Lehrmeister sein, als Warren Buffet, der reichste Mann der Welt. Der Altmeister des „Value-Investing“ (Motto: Kaufe einen Dollar zum Preis von fünfzig Cent) käme wohl nie auf die Idee dem aktuellen US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann zu sagen, was der alles falsch macht. Wer in seine Firma Berkshire Hathaway, in der er seine Aktivitäten bündelt, im Jahr 1976 10.000 Dollar investierte, verfügt heute über ein Vermögen von 15 Millionen US-Dollar. Das entspricht einer Rendite von 22,5% pro Jahr. Wie hat der Mann das geschafft ? Sicherlich nicht mit der FC Bayern-Sparcard ! Sondern mit Firmenbeteiligungen, im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man das auch „AKTIEN“. In einer jetzt erschienenen Studie haben drei US-Analysten nach dem Rezept seines Erfolges gesucht. Die Quintessenz liegt in der Beachtung von drei Regeln:

  1. In der Ruhe liegt die Kraft . Es gab immer wieder Phasen, in denen er mit seiner Anlagestrategie „schief“ lag. So verlor er z.B. in der Phase von Juni 1998 – Februar 2000 44%, während der Aktienindex um 32% zulegte (das war übrigens genau die Zeit, als es in unserem Land von „Aktienexperten“ nur so wimmelte), aber langfristig kam er immer wieder in die Spur zurück.
  2. Immer genügend Liquidität vorhalten, damit man nie in die Zwangslage kommt etwas verkaufen zu müssen, das man eigentlich behalten möchte.
  3. Schulden aufnehmen, wenn die Zinsen niedrig sind und diese mit Investitionserträgen zurückzahlen

Mit einem Kurs von knapp über 120.000 Dollar ist die Berkshire-Hathaway Aktie das teuerste Wertpapier der Welt. Allerdings hat das Unternehmen noch nie eine Dividende ausgezahlt. „Das Geld ist bei uns in der Firma besser aufgehoben, als das wir es den Aktionären auszahlen, die damit irgendwelche Dummheiten anstellen.“ sagt Buffet. Recht hat der Mann. Manchmal ist das Leben ganz einfach…

Die Ritter der Kokosnuss

8 August 2012

440 Millionen US-Dollar (umgerechnet ca. 350 Mio. Euro) sind eine schöne Stange Geld.  Dafür kann man sich z. B. den kompletten Kader des FC Bayern München kaufen. Oder man kann fünf Jahre lang in sämtlichen Wies’n Zelten beim Oktoberfest die Devise ausgeben „Freibier für alle !“. Vielleicht reicht‘s dann auch nur vier Jahre. Wenn’s umsonst ist, schmeckt das Bier ja doppelt so gut.

Oder man vertraut einem Computersystem, das automatisch Käufe und Verkäufe von Aktien ausführt. So wie die Firma „Knight Capital Group“ eine Börsenmakler-Firma aus New Jersey, die in der vergangenen Woche innerhalb einer dreiviertel Stunde diesen Betrag auf der Minusseite verbuchte, weil die Computer der Firma falsch programmiert waren. Die Verantwortlichen dieser „Zockerbude“ haben dann wohl abends in ihrem Büro in New Jersey ihre Wunden geleckt und nach der Antwort auf die Masterfrage aller Fehleranalysen  „wie konnte das passieren ?“ gesucht. Auf der anderen Seite des Hudson Rivers in Manhattan, dürften einige clevere Börsenhändler, die neben dem Computer auch ihr Hirn eingeschaltet hatten, dagegen einen entspannten Abend verlebt haben. Schließlich muss es ja auch Leute geben, die diese 440 Millionen auf der Habenseite verbucht haben. Wie sagte schon der legendäre und tiefgläubige Filmrechte-Dealer Leo Kirch: „der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.“ Aber zurück zum Geschehen in New York: Für mich ist das wieder einmal ein Paradebeispiel wie verrückt und teilweise weit weg von der Realität sich gewisse Bereiche in der Finanzbranche entwickelt haben. Die Firma „Knight Capital Group“ war darauf spezialisiert sogenannte Arbitrage-Geschäfte abzuwickeln. Das bedeutet, dass z. B. eine Aktie an der Börse in New York 19,99 Dollar kostet und die gleiche Aktie zum gleichen Zeitpunkt an der Börse in Chicago für 19,98 Dollar gehandelt wird. Dann kauft der Computer in Chicago für 19,98 ein und verkauft in der gleichen Sekunde in New York für 19,99. Macht einen Cent Gewinn und man muss nur eine ordentlich große Zahl an Geschäften dieser Art tätigen, um dann auch entsprechend davon leben zu können. Durch die zunehmende elektronische Vernetzung in der Welt werden aber die sogenannten „Arbitrage-Spannen“ immer kleiner und man muss hier blitzschnell handeln, wozu nur Computer in der Lage sind. Allerdings kann es auch bei einem Computer immer mal passieren, dass er einen schlechten Tag hat und irgendetwas mit der Maschine nicht stimmt. Normalerweise fährt man den Rechner runter, gibt ihm ein paar Minuten Pause und beim erneuten Hochfahren funktioniert wieder alles. Die Unglücksraben von KCG hatten allerdings eine neue Software auf Ihre Rechner aufgespielt, die beim ersten Praxistest dann wohl die eine oder andere Zahl durcheinander gebracht hat. Das sorgte dafür, das bei insgesamt 150 Aktien teilweise völlig unrealistische Kurse zustande kamen und  „Knight Capital Group“ entweder die Aktien viel zu teuer kaufte, bzw. viel zu billig verkaufte. Bei mir drängt sich da vor allem eine Frage auf: „Warum zieht da keiner nach zwei Minuten den Stecker raus ?“ Das ganze „Spielchen“ lief eine dreiviertel  Stunde lang und am Ende der Veranstaltung standen bei den „Rittern der Kokosnuss“ 440 Mio. Dollar Miese auf dem Deckel. Und die Erkenntnis: Kein Computer dieser Welt kann einen gesunden Menschenverstand ersetzen ! Alte Börsianer-Legenden wie z.B. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser können zahlreiche Anekdoten vom (mittlerweile quasi abgeschafftem) Präsenzhandel an der Börse erzählen. Die Kernaussage lautet immer. Da haben noch Menschen mit Menschen gesprochen und nicht Maschinen mit Maschinen. Und wenn ein Börsenmakler auf einmal 10 € mehr für die Allianz-Aktie geboten hätte, dann hätte ihn ein Kollege zur Seite genommen, hätte ihn gefragt „Ist Dir nicht gut ? oder gab‘s beim Mittagessen die falschen Getränke ?“ und der Mann wäre für den Rest des Tages aus dem Verkehr gezogen worden. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen an den Börsen in New York, aber auch in Frankfurt mal darüber Gedanken machen. Viele Finanzprodukte, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, sind überflüssig und völlig am Bedarf vorbei konzipiert worden. Und eine starke Präsenzbörse würde sicherlich dafür sorgen, dass die hektischen, teilweise überhaupt nicht mehr nachvollziehbaren Kursschwankungen an verschiedenen Märkten, durch die Zutat „menschliches Hirn“ deutlich eingedämmt werden. Den Eigentümern von „Knight Capital Group“ nützt diese Erkenntnis nichts mehr. Sie mussten 75% ihrer Anteile opfern, um eine überlebensnotwendige Kapitalspritze zu erhalten. Es dauerte gerade mal eine Halbzeit eines Fussballspiels und 17 Jahre Aufbauarbeit eines Unternehmens sind in der virtuellen Welt verpufft.

Die Krux mit den Zinsen

25 Juli 2012

Dem EURO sei Dank ! Die spezielle wirtschaftliche Situation in Europa -die „Lokomotive“ Deutschland zieht die „Liegewagen“ Spanien und Italien und den „Schlafwagen“ Griechenland – sorgt seit geraumer Zeit für die Situation, dass wir angesichts der nach wie vor guten wirtschaftlichen Situation in unserem Land eigentlich viel zu niedrige Zinsen haben. Ein willkommenes Sommerloch-Thema war von daher die in der vergangenen Woche wieder einmal entfachte Diskussion, um die viel zu hohen Dispozinsen die die Banken ihren Kunden abnehmen, wenn sie Ihr Konto überziehen.  Ein sehr kluges Wort kam zu diesem Thema von unserem Finanzminister Wolfgang Schäuble „Niemand muss sein Konto überziehen – wir brauchen mehr Transparenz und mehr Eigenverantwortung bei den Verbrauchern“ wurde unser Finanzminister in der BILD-Zeitung zitiert. Klare Worte, denen nichts hinzuzufügen ist. Man könnte sagen „wie es sich für einen Schwaben gehört.“ Experten wissen aber, Schäuble ist kein Schwabe, sondern Badener. Aber zurück zum Thema:  Bei einem Leitzins von 0,75% ist das Geschäft mit den Überziehungszinsen wirklich eine sehr gute Einnahmequelle für viele Banken. Ich bin geneigt, insbesondere bei der Commerzbank, die mit 13,34% die Spitzenposition in der „Abzocker-Tabelle“ einnimmt, zu sagen: Das ist ja endlich mal ein Bereich, wo Ihr nicht drauflegt und keine Staatshilfe braucht ! Wobei Staatshilfe in der heutigen Zeit ja auch nicht mehr das ist, was es früher mal war – mittlerweile gilt in vielen Ländern Europas nicht mehr das Motto „der Staat hilft“, sondern „Hilf dem Staat“. Bei der eingangs erwähnten Zinssituation gibt es wie bei vielen Dingen im Leben Gewinner und Verlierer. Verlierer sind in erster Linie die traditionsbewussten deutschen Sparer, die Ihr Geld auf Festzinskonten oder in Versicherungen liegen haben „weil das dort sicher ist und es feste Zinsen gibt“ Das ist im Prinzip auch heute noch so, mit dem kleinen Unterschied, dass „feste Zinsen“ nicht mehr 5% p.a. bedeuten, sondern nur noch 1% p.a. Wenn Ihnen Ihre Versicherung hier andere Zahlen präsentiert, ist das schlichtweg unseriös. Mal ganz abgesehen davon, dass derjenige, der es heute verspricht, in 20 oder 30 Jahren, wenn der Tag der Abrechnung kommt, wahrscheinlich nicht mehr Ihr Ansprechpartner sein wird. Gewinner sind auf den ersten Blick Staaten, die in den Augen der Anleger als „sichere Häfen“ gelten (neben Deutschland, sind das Holland, Luxemburg und Österreich im Euro-Raum, aber auch die Schweiz, Japan, Norwegen und sogar die USA) und die sich quasi zum Nulltarif refinanzieren können. Aber auch Investoren, die für Bauprojekte oder Maschineninvestitionen Kredite aufnehmen, fühlen sich – mit dem richtigen Bankpartner an Ihrer Seite – momentan wie im Paradies. Für 20-jährige Hypotheken (2,9%) oder kurzfristige Euribor-Kredite (ich kenne einen Solarparkbetreiber, der zahlt aktuell 0,87% p.a.) bekommt man derzeit Zinskonditionen, von denen Investoren früher nur geträumt haben. Allerdings gilt hier eine Regel: Die gesparten Zinsen dürfen nicht „verfrühstückt“ werden, sondern müssen zusätzlich in die Tilgung fließen. Damit potenziere ich den derzeitigen Zinsvorteil, da auf zusätzliche Tilgungen künftig ja überhaupt keine Zinsen mehr anfallen. Ein kluger Kaufmann weiss das, allerdings vermisse ich diese Disziplin, in der Haushaltspolitik. Wenn der Staat schon keine Zinsen zahlen muss, dann müssen wir doch in der jetzigen Situation die gesparten Zinsen zur Schuldentilgung verwenden. Zumal die Niedrigzinsphase, sollte Sie länger dauern (wovon ich ausgehe), ein ganz anderes Problem aufwirft. Nämlich das der Refinanzierung von Pensionen. Um 2.000 € mtl. Pension zu zahlen, brauche ich bei einem Zinssatz von 5% und einer geschätzten 25-jährigen Pensionsdauer einen Kapitalstock von 340.000 €. Pensionssteigerungen sind hierbei noch nicht mal berücksichtigt. Bringt der Kapitalstock, aber anstatt 5% nur noch 1% Ertrag p.a. kann ich bei 340.000 € Kapital nur noch 1.300 € Pension zahlen, oder ich muss den Kapitalstock um mehr als die Hälfte auf 537.000 € aufstocken. Ich gehe fest davon aus, daß einigen Chefmathematikern in den großen Unternehmen hier schon die Schweissperlen auf der Stirn stehen. Und zwar nicht wegen dem derzeitigen Wetter. Die Lösung hier kann nur lauten: Entweder länger arbeiten oder  ein radikales Umdenken in der Anlagestrategie mit einer neuen Definition von Chance und Risiko. Hier gehört definitiv eine höhere Beimischung von Aktien und Unternehmensbeteiligungen dazu, anstatt mit dem Großteil des Anlagestocks auf Staatsanleihen zu setzen. Was kann der Privatanleger aus dieser ganzen Diskussion mitnehmen ?

1. Hört auf unseren Finanzminister – das Girokonto muss immer ein Plus als Vorzeichen haben.

2.  Stellt Euch auf längere Arbeitszeiten ein – das sagt nur kein Politiker, weil er dann nicht mehr gewählt wird. Auch die Franzosen werden das lernen.

3. Schmeissen Sie die Angst, kurzfristig auch mal etwas zu verlieren über Bord – Verlierer werden in der Zukunft die Zauderer sein. Unser Geld muss ebenso hart arbeiten, anstatt für 1% p.a. faul in der Sonne zu liegen. Je länger, desto besser !

 

Angst essen Kohle auf !

11 Juli 2012

Die leichte Abwandlung des Filmtitels aus dem Jahr 1974 spiegelt das Verhalten und die derzeitige Stimmung vieler Anleger am Kapitalmarkt wider. Viele sind völlig verunsichert und trauen sich nicht Investitionen zu tätigen. Ein guter Freund von mir hat neulich sein Tageszeitungs-Abonnement gekündigt. Als der Vertriebsbeauftragte darauf hin bei ihm nach den Hintergründen für diese Entscheidung nachfragte, sagte zu er ihm: „Ich habe keine Lust mehr, mich schon beim Frühstück mit lauter Negativ-Themen zu befassen. Auf Seite 1 steht die Meldung über einen Flugzeugabsturz oder den 21.EURO-Krisengipfel, im Lokalteil über einen Unfall auf der Landstrasse oder einen Dorfverein, der sich auflöst, im Kulturteil liest man, welches Theater gerade pleite gegangen ist  und wenn man den Wirtschaftsteil liest, kommt man zu dem Eindruck der Weltuntergang steht unmittelbar bevor. Ich will aber mit einem positiven Gefühl in den Tag gehen.“ Aber anscheinend braucht die Mehrheit unserer Mitmenschen diese schlechten Nachrichten, wie die tägliche Luft zum Atmen. Denn jammern „wie schlecht alles heutzutage ist“ ist doch viel leichter, als anzufangen und kleine Dinge, die einen stören, zu ändern. Wenn ich das ganze Geheule um den Euro momentan höre, platzt mir manchmal der Kragen. „Unser Geld ist bald nichts mehr wert ! Oh Gott diese Griechen, Spanier und Italiener reißen unser Land in den Abgrund ! Der Kapitalismus und die soziale Marktwirtschaft sind am Ende ! Die Börsen und der Euro stürzen ab, alles fliegt in die Luft !“ Sobald man einen Fernseher einschaltet oder eine Zeitung in die Hand nimmt, wird man mit diesen Themen konfrontiert und mir kommt es vor, dass die Intensität dieser ganzen Meldungen – wie von Geisterhand gesteuert – ständig zunimmt. Das vieles davon schlichtweg Propaganda ist, hinter der verschiedene Interessenlagen stehen, ist den wenigsten bewusst. Mit der ständigen täglichen Krisendosis sind die Medien auf dem besten Weg, die Ziele der Angst-Lobbyisten zu verwirklichen und treten damit nahtlos die Nachfolge diverser kirchlicher Organisationen an, die in den vergangenen 2.000 Jahren diesen Markt nach dem Motto „Spende und Du kommst in den Himmel“ dominiert haben. Das Geschäft mit der Angst ist schließlich das zweitälteste Gewerbe der Welt. Seitenwechsel: Anlässlich der gerade hinter uns liegenden Fussball-Europameisterschaft war ich zum ersten Mal in meinem Leben in Polen. Dort sind in den letzten 20 Jahren sensationelle Fortschritte erzielt worden, aber wenn man fünf Kilometer hinter der Grenze so langsam in das Land eintaucht, fühlt man sich um 30 Jahre zurück versetzt. Und so wie sich viele in unserem Land eine polnische Altenpflegerin leisten, beschäftigen viele Polen ukrainische Hausangestellte. Wie es dann in der Gegend zwischen Lemberg und Kiew ausschaut, brauche ich keinem zu erzählen.  Und Polen bzw. die Ukraine sind noch Länder, die im von den vereinten Nationen veröffentlichten „Human Development Index“ (einer Kennzahl für die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand eines Landes)auf Platz 39 bzw. Platz 76 liegen. Die drei letzten Plätze(185-187) zieren Burundi, Niger und die Demokratische Republik Kongo, die zusammen übrigens knapp 100 Millionen Einwohner aufweisen. Wenn von denen einer jammert, kann ich das verstehen, aber nicht bei uns ! Deutschland liegt in dieser Rangliste übrigens auf Platz 9 hinter Neuseeland (5.) und Irland (7.). Die einen waren Mitte der 80er Jahre angeblich pleite und Irland stand noch vor 2 Jahren kurz vor der Insolvenz. Auf Platz 1 steht übrigens Norwegen, ein Land das aufgrund seiner Ölvorkommen zu Reichtum gekommen ist. Der staatliche Ölfonds Norwegens (Staatens Pensjonsfond Utland), in dem die Überschüsse aus dem Ölgeschäft für künftige Generationen „gebunkert“ werden, verfügt aktuell über knapp 475 Milliarden Euro und ist damit das größte Anlagevehikel der Welt. Von denen höre ich keine Klagen, wie von vielen Vermögenden in unserem Land, dass ja alles so schlecht ist und man vor lauter Angst nicht weiß, wohin mit dem Geld. Auf der Website der norwegischen Zentralbank (www.norges-bank.no) kann man genau einsehen, wie die Wikinger momentan investiert sind. Das meiste Geld liegt mit einem Anteil von 60% in – dreimal dürfen Sie raten – Aktien ! Es gibt kaum ein etabliertes Unternehmen in Europa, wo die Norweger nicht die Finger im Spiel haben. Darüber sollte man mal etwas länger nachdenken. In Deutschland dagegen wird vor lauter Angst, dass das Geld demnächst nichts mehr wert ist, überwiegend in Lebensversicherungen, Bausparverträgen und Fest- bzw. Termingelder investiert.

Dabei sind das genau die drei Anlageformen, die – sollte es zu einer Geldentwertung kommen – am stärksten davon betroffen sind. Sachwerte wie Aktien, Immobilien, Gold, oder Kartoffeln dagegen haben auch in schlechten Zeiten ihren Wert. Nachdenken darüber reicht nicht – hier ist Handeln angesagt.

FC Facebook 04

13 Juni 2012

Der vor gut zwei Wochen über die Bühne gegangenen Börsengang von Facebook  wurde an dieser Stelle ja ausreichend kommentiert. Mit 27 US-Dollar notierte die Aktie am Mittwoch ca. 30% unter ihrem Ausgabepreis. Ein Klick auf „Gefällt mir nicht“ reicht da wohl kaum aus. Das ganze Theater um den Börsengang in Verbindung mit der Festlegung eines völlig überzogenen Ausgabepreises kann man nur als „Desaster“ bezeichnen. Das war es zumindest für alle Dummen und Gierigen dieser Welt, die zum Preis von 38 US-Dollar (oder teilweise darüber) die Aktie gekauft haben. Der Eigentümer von Facebook, Mark Zuckerberg, hingegen darf sich fühlen wie ein Starverkäufer, der einem Eskimo ein Iglu verkauft hat. Ob er sich in dieser Rolle wohl fühlt, bleibt dahin gestellt. Tauschen möchte ich mit ihm jedenfalls nicht. In diesem Fall fühle ich mich im Kreis der Mahner, die kritisch den Zeigefinger gehoben haben, besser aufgehoben. Da komme ich wenigstens ohne Leibwächter aus.

Ein ähnliches Trauerspiel zur gleichen Thematik (Festlegung eines fairen Ausgabepreises) lieferte diese Woche der deutsche Kapitalmarkt. Hier ging es allerdings nicht um eine Aktie, sondern um ein festverzinsliches Wertpapier, genauer gesagt um eine Unternehmensanleihe des Gelsenkirchener Traditionsvereins FC Schalke 04. Im Gegensatz zu sogenannten „Fananleihen“, die nahezu jeder Proficlub mit einer treuen Anhängerschaft in Deutschland schon heraus gebracht hat, wenn der Schatzmeister mit dem weissen Taschentuch gewunken hat, sprachen die Männer aus dem Kohlenpott um Geschäftsführer Peter Peters und Manager Horst Heldt, gezielt sogenannte institutionelle Anleger (Pensionskassen und Fonds) an. Da geht es dann nicht um 1.000 Euro, die „Backsteins Erna“ dann bei Ihrem Verein für 5% für 5 Jahre aufs „Sparbuch“ legt, sondern um Tranchen von mehreren hunderttausend Euro, manchmal auch um einige „Kisten“ (das ist in der Börsensprache die ominöse Zahl mit sechs Nullen). Dementsprechend wurde auch im Vorfeld um Großinvestoren geworben und ich hatte die Gelegenheit dieses Mal nicht nur aus der Ferne (wie bei Facebook) mein Urteil zu treffen, sondern konnte mir auf einer Veranstaltung im Rahmen einer „Roadshow“ in Frankfurt selbst ein Bild machen. Die Braut war hübsch gemacht: „Schalke 04 – Champions-League im Bond-Portfolio“ so lautete die Überschrift des Prospekts, in dem es  von Fachbegriffen wie z.B. „erhebliche außerordentliche Liquiditätspotenziale“ und „Post-Money-Analyse“ nur so wimmelte. Und im Gegensatz zu früher, als den Journalisten in der altehrwürdigen „Glück-auf-Kampfbahn“ noch mit dem Hinweis „Zu die Pressetische“ der richtige Weg gewiesen wurde, hatte man mit dem Japan-Tower gleich neben der Europäischen Zentralbank eine der feinsten Frankfurter Adressen für die Präsentation ausgewählt. Aber so ist das nun mal bei institutionellen Anlegern. Nicht die Schnittchen, die serviert werden, entscheiden über den Verkaufserfolg, sondern harte Zahlen und Fakten. Die Anwesenden kommen dort – im Gegensatz zu den Fans – nicht, um in Anschluss an die Veranstaltung „Blau- und-weiß, wie lieb ich Dich“ zu singen, sondern stellen knallharte Fragen. Und da hatten die Herren Heldt und Peters in meinen Augen relativ wenig zu bieten.  Auf eine kritische Anmerkung von mir, wie es denn z.B. einzuordnen sei, dass noch im Herbst 2009, also vor gut 2 ½ Jahren im „Kölner „Express“ unter der Überschrift „Schalke sucht die Kohle“ von gravierenden Finanzierungsproblemen geschrieben wurde, kam z.B. die Antwort:  „Kaufen Sie unsere Anlage, das wird schon alles gut werden“.  Meine Herren, da sind mir dann aber 6,75% Zins für sieben Jahre zu wenig. Auch wenn in Eurer immer wieder gern gehörten Vereinshymne  der letzte Vers lautet „Tausend Freunde, die zusammen stehn, dann wird der FC Schalke niemals untergehen !“ Ohne näher ins Detail zu gehen, war im Prospekt zu lesen, dass der FC Schalke 04  unter einer Schuldenlast von 185 Millionen ächzt. Sicher wird der FC Schalke nicht untergehen und selbst „Krauter“-Vereine wie Arminia Bielefeld oder Alemannia Aachen werden Ihre „Fan-Anleihen“ zurück zahlen, notfalls mit städtischen Bürgschaften. Aber wie mit institutionellen Anlegern umgegangen wird, wenn es „kurz auf spitz“ steht, davon können die Investoren, die das Dortmunder Westfalenstadion in Form eines geschlossenen Immobilienfonds finanziert hatten, noch heute ein Lied singen. Denen wurde nämlich im Frühjahr 2005 die Pistole auf die Brust gesetzt, nach dem Motto: „Wenn Ihr jetzt nicht auf einen Teil Eures Geldes verzichtet, melden wir den Verein (in dem Fall den BVB) ab und dann könnt Ihr Euer Stadion vielleicht noch zweimal im Jahr an den Dackelzuchtverein Holzwickede und die Schützenbruderschaft Aplerbeck vermieten und das war’s dann.“ Daran haben dann wohl auch die meisten potentiellen Investoren gedacht, jedenfalls waren am Ende anstatt der geplanten 50 Millionen nur knapp 35 Millionen € im „Klingelbeutel“. Und es kam, wie es kommen musste: Gleich am ersten Handelstag verlor die Anleihe 5% und notierte nur noch bei 95% des Nennwertes. Ich kann mich an keine Platzierung am Anleihemarkt in den letzten Jahren erinnern, wo ein solcher Absturz gleich am ersten Handelstag passierte. Das war wahrlich keine „Champions-League-reife“ Leistung. Ernst Kuzorra würde sagen: „Jungs, wat ihr da abgeliefert habt, is bestenfalls Kreisliga Gelsenkirchen Nord“

Königlich Bayerisches Amtsgericht

31 Mai 2012

In den Monaten Mai und Juni ballen sich die Termine, bei denen sich die Aktionäre zu den jährlichen Hauptversammlungen (HV) treffen, in denen dann Vorstand und Aufsichtsräte Rechenschaft für das abgelaufene Geschäftsjahr ablegen. Bei den Firmen, die erfolgreich gearbeitet haben, wird an diesem Tag auch die Höhe der Dividende bestimmt, die dann am darauffolgenden Tag an die Aktionäre ausgezahlt wird. Was anscheinend die wenigsten wissen: Da die Dividende ja aus dem Unternehmen abfliesst, mindert sich der Wert der Aktie am Tag nach der HV um genau diesen Betrag. Bei der Deutschen Telekom, die 0,70 Cent Dividende pro Aktie zahlte, macht das beim aktuellen Kursniveau immerhin über 8% aus. Neben der Telekom gibt es mit Allianz, Daimler, Deutsche Börse, Deutsche Post, E.ON, Metro, Münchner Rück, und RWE (in alphabetischer Reihenfolge) insgesamt acht weitere Unternehmen, die ebenfalls eine Dividende ausschütten, die mehr als fünf Prozent des aktuellen Kurses beträgt. Mit Ausnahme der Telekom haben alle Unternehmen den Ausschüttungsbetrag auch operativ verdient und müssen dafür nicht die Kapitalsubstanz angreifen. Ich denke, es lohnt sich in der heutigen Zeit einmal darüber nachzudenken, ob fünf Prozent Dividende nicht eine Alternative zu 0,5% Festgeldzins darstellen (vorausgesetzt man benötigt das Geld für die nächsten paar Jahre nicht).

Ein kleines Risiko besteht bei der Einzel-Aktien-Auswahl nicht nur für den Laien, auch für den Profi immer darin, dass man auch mal die falsche Aktie erwischen kann. Die Aktionäre der Commerzbank können davon ein Lied singen, hat sich doch deren Kurs seit dem Höchststand mit 44€ am 9.3.2000   um sage und schreibe 97% Prozent ermäßigt und damit der Bank für alle Zeiten einen Platz in den Börsen-Lehrbüchern im Kapitel „Ein schlechter Wert kann sich immer noch halbieren“ gesichert. Dafür haben die Commerzbank-Aktionäre mit Sicherheit den höchsten Unterhaltungswert auf ihrer Veranstaltung, da dort die „creme de lá creme“ der Berufskritiker ihre jährliche Aufwartung macht. Und es ist immer wieder amüsant, welche Kreativität diese Leute in ihren Wortspielen entwickeln. „Seit Ihrem Amtsantritt befindet sich die Bank in ertragsmäßiger Inkontinenz“ schleuderte ein wütender Aktionär Bankchef Martin Blessing entgegen. „Sie gehören nach Griechenland, Sie Kapitalvernichter“ lautete ein weiteres Zeugnis. „Die Aktie ist billiger als ein Liter Benzin, damit komme ich aber wenigstens vorwärts“ und „der Vorstand braucht dringend ein Navigationssystem“ sind weitere Kostproben. Königlich Bayerisches Amtsgericht vom Feinsten. Wenn es im Resultat nicht so traurig wäre. Mit Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller und Vorstand Martin Blessing sitzen die Verantwortlichen für eines der größten Wirtschaftsdebakel in der Nachkriegsgeschichte in Deutschland lächelnd auf dem Podium und die ganze Wut und Kritik der Aktionäre geht den beiden gelinde gesagt „am Arsch vorbei“. Frei nach dem Motto „lass die sich doch mal beschweren – uns kann eh keiner was“ wird dann im weiteren Verlauf der Versammlung eine deutliche Gehaltserhöhung für den Vorstand beschlossen mit der Begründung „er war im Branchenvergleich bisher unterbezahlt.“ Meine Meinung lautet: „Einsperren !“ Und zwar beide. Den, der nimmt und den, der es ihm gibt. Es muss ja nicht lange sein, aber dann könnten diese beiden Herren mal darüber nachdenken, was sie für die Aktienkultur in Deutschland an Schaden anrichten. 5.000 Kehlen aus der „Südkurve“, die frei nach der Melodie des legendären „Chirpy-Chirpy-Cheep-Cheep“-Songs der schottischen Band „Middle of he road“ singen, „Sperrt den Müller ein !“ wäre eine schöne Choreographie für die Veranstaltung im nächsten Jahr, falls er dann immer noch im Amt ist. Was bin ich froh, dass ich mir diese Veranstaltung nicht als Aktionär antun muss und mir dieses ganze Schauspiel als Unbeteiligter von der Seitenlinie anschauen kann. Da lockt mich auch nicht die Aussicht auf ein kostenloses Würstchen mit Senf nach dem ganzen Trauerspiel. Die Commerzbank-Aktie werde ich in meinem Leben nicht mehr mit der Kneifzange anfassen ! Wer sich jetzt fragt: „Warum wählen denn die Aktionäre diesen Vorstand und Aufsichtsrat nicht ab ? Das ist doch ihr im Gesetz verankertes Recht“ der muss wissen: Stimmt ! Aber die Commerzbank ist zu 25% im Staatsbesitz und da in der Regel weniger als die Hälfte der Aktionäre bei einer Versammlung präsent sind, reicht dieser Anteil immer für die Mehrheit. Gefallen ist der Kurs der Commerzbank am Tag nach der HV übrigens nicht, da es bei den aktuellen Geschäftszahlen zwar für die üppige Anhebung des Vorstandsgehalts, aber leider nicht für eine Dividende gereicht hat.  Aber zum Glück haben wir ja nicht nur die Commerzbank auf der „Speisekarte“, sondern können aktuell  unter mindestens 50 Aktiengesellschaften in Deutschland wählen, wo man sagen kann „die gibt’s es aktuell zum halben Preis dessen, was sie eigentlich wert sind.“ Und zu essen gibt’s überall was nach den Versammlungen. Am besten geschmeckt hat‘s übrigens in Dortmund bei der Borussia. Westfälische Erbsensuppe mit Wursteinlage und dazu ein frisch gezapftes Pils. Und das alles für aktuell 2,20 Euro pro Aktie. Da kann sich keiner beschweren.

 

 

Die „Null“ steht, fällt oder sollte gehen

23 Mai 2012

Am vergangenen Mittwoch war es soweit. Die Bundesrepublik Deutschland besorgte sich am Kapitalmarkt fünf Milliarden € für die nächsten 2 Jahre. Der Zinssatz , den unser Finanzminister Wolfgang Schäuble dafür bieten musste, lag bei 0,00% ! Ja sie haben es richtig gelesen. Wolfgang Schäuble bekommt das Geld für zwei Jahre von den Investoren glatt geschenkt, ohne das er auch nur einen einzigen Cent Zinsen dafür zahlen muss. Das Ganze lässt sich nur noch dadurch steigern, dass er demnächst vielleicht noch eine Gebühr für’s Aufpassen nimmt. Das würde man dann „Negativ-Zins“ nennen. Ich frage mich die ganze Zeit schon „Wer sind denn die Investoren, die sich auf solche Geschäfte einlassen“. Mir gegenüber hat sich jedenfalls noch keiner „geoutet“. Dem würde ich dann glatt vorschlagen, dass er seine Groschen auch mir zum Aufpassen geben kann. Ganz ohne Gebühren. Aber im Ernst: Bei Null Prozent Zinsen ist das faktisch Geld zum Fenster hinaus geworfen, da selbst bei großen institutionellen Investoren in Verbindung mit dieser Anlage Kosten in Form von Depotverwahrung bzw. Transaktionskosten bei Kauf/Verkauf anfallen. Für mich ist diese Entwicklung ein Parade-Beispiel dafür, wie irrational und unberechenbar die Finanzmärkte in der heutigen Zeit geworden sind. Um beim Thema „berechenbar oder unberechenbar“ zu bleiben: Alle Welt rechnete damit, dass der FC Bayern München sich beim „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea die Champions-League-Trophäe für das Jahr 2012 sichert. Aber es kam genau so, wie schon der alte Sepp Herberger sagte: „Die Leute gehen zum Fussball, weil sie vorher nicht wissen, wie das Spiel ausgeht.“ Und die Bayern haben zwar seit dieser Saison den Manuel Neuer zwischen den Pfosten stehen, aber dafür „koan Titel“. Und warum ? Im Gegensatz zu Wolfgang Schäuble hat bei den Bayern „die Null“ nicht gestanden. Wenn ich gegen einen so defensiv eingestellten Gegner sieben Minuten vor Schluss den Führungstreffer erziele, dann muss ein wahrer Champion in der Lage sein, diesen Vorsprung locker über die Zeit zu retten. Wenn ich aber sehe, wie Robben, Ribery und Co. in diesem Spiel sage und schreibe 20 Ecken, die ja teilweise mit letztem Einsatz erkämpft werden, völlig planlos verschenkten, der Gegner dagegen seinen einzigen Eckball eiskalt mit einer einstudierten Variante ausnutzte, kann man nicht nur von Pech sprechen.

Die „Null des Monats“ oder reden wir besser von den „Nullen des Monats“ finden wir allerdings in Berlin. Alle rund um Frankfurt wissen, wie schwierig es ist, einen Flughafen zu bauen und mit welchen Hindernissen man auf dem Weg bis zur Einweihung kämpfen muss. Was die Flughafengesellschaft, die den Bau des neuen Grußflughafens Berlin-Brandenburg in den vergangenen Wochen abgeliefert hat, kann man schlichtweg nur als Fiasko bezeichnen. Die für den 3. Juni 2012 geplante Eröffnung wurde knapp 3 Wochen vorher zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, da noch „kleine Probleme bei der Umsetzung des Brandschutzkonzeptes“ (so die erste Begründung) zu lösen seien. In der letzten Woche wurde dann das ganze Ausmaß der Mängel publik, mit der Konsequenz dass die Eröffnung jetzt erst am 17. März 2013, also mehr als neun Monate später stattfinden soll.  Und was in dem Zusammenhang wenig überrascht ist die gleichzeitige Mitteilung, daß die Gesamtkosten des Baus doch wohl deutlich über der ursprünglichen Planung liegen. Das alles verkündet von den Vertretern der Eigentümer Klaus Wowereit (Bürgermeister der Stadt Berlin) und Matthias Platzeck (Ministerpräsident von Brandenburg). Wie immer bei solchen Pannen: Mit dem beauftragten Planungsbüro wurde das Bauernopfer gesucht und gefunden. Aber wie wäre es denn meine Herren Wowereit und Platzeck, wenn Sie auch einmal über Konsequenzen nachdenken würden. Schließlich sind Sie die verantwortlichen Aufsichtsräte, die diesen ganzen Saustall eigentlich kontrollieren sollten. Aber es ist ja nicht ihr Geld, sondern „nur“ Steuergeld, das hier verbrannt wird. Und genau da liegt der Unterscheid warum die Dinge in Frankfurt funktionieren und in Berlin nicht. Der Betreiber des Frankfurter Flughafens (die Fraport AG) liegt zwar auch zu knapp über 50% in öffentlicher Hand, aber die andere Hälfte sind Aktionäre, die jeden Schaden am eigenen Geldbeutel spüren und entsprechenden Druck auf alle Beteiligten ausüben. Anders geht es auch bei Projekten in dieser Größenordnung nicht mehr. Die Zeiten, wo sich die öffentliche Hand in Deutschland solche Bauten leisten konnte, bei denen sich jeder der Beteiligten beide Säckel dreimal vollmachen konnte, sind definitiv vorbei. Realisierung öffentlicher Projekte mit privatem Kapital, so muss das Motto für die Zukunft lauten. Auch wenn unserem Finanzminister das Geld derzeit mit der Schubkarre hinter her getragen wird.