Beiträge getagged ‘Zinsen’

Inflation oder Deflation? Was kommt da auf uns zu?

12 November 2009

Seit die Notenbanken in den letzten 12 Monaten weltweit die Geldschleusen geöffnet haben, um die schwerste Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg zu bekämpfen, streiten sich die „Gelehrten“ darüber, ob diese „Geldüberschwemmung“ nicht früher oder später zu Inflation führt.

Das Online-Lexikon Wikipedia definiert Inflation als „signifikanten Anstieg des Preisniveaus infolge einer gestiegenen Geldmenge. Da mehr Geld bei gleichbleibender Gütermenge da ist, sorgt diese Entwicklung für eine Geldentwertung.“

Wie man in der nebenstehenden Grafik unschwer erkennen kann, bewegt sich die Inflation in Deutschland in den letzten 25 Jahren (klammert man den Effekt der Wiedervereinigung Anfang der 90er Jahre aus) in einem moderaten Rahmen von 1-2% p.a..

Allerdings gab es in den letzten 100 Jahren in Deutschland insgesamt 2-mal eine sogenannte „Hyperinflation“ die 1923 und 1948 jeweils zu einer Währungsreform führte.

Die großen Verlierer bei einer solchen Entwicklung sind alle Sparer bzw. Besitzer von Geldansprüchen (Sparkonten, Anleihen, Lebens- und Rentenversicherungen etc,), da man sich für diese „Geldwerte“ immer weniger Güter kaufen kann.

Gewinner im Falle einer Inflation sind „Sachwerte“, hierzu zählen in erster Linie Immobilien, Gold aber auch Aktien, da sich deren Menge (im Gegensatz zum Papiergeld) nicht beliebig vervielfachen lässt.

Umgekehrt gibt es aber nicht wenige mahnende Stimmen, die davor warnen die Weltwirtschaft könne in eine tiefe Deflation (das Japan der letzten 15 Jahre lässt grüßen) fallen.

Deflation bedeutet laut Wikipedia ein „allgemeiner, signifikanter und anhaltender Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen.“

In einem solchen Szenario gibt es nur einen Gewinner und das ist der Konsument, der sich über tägliche „Schnäppchen“ freuen kann. Das Problem dabei ist allerdings daß es jeden Tag weniger potentielle Konsumenten gibt, da in einem solchen Umfeld die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellt.

Unser Altkanzler und großer Förderer der Tabakindustrie Helmut Schmidt hat bereits in den 70er Jahren mit dem Spruch „Lieber 5% Inflation als 5% Arbeitslose“ die unterschiedlichen Interessen der Notenbank (Inflationsbekämpfung) und der Politiker (Schaffung bzw. Erhalt von Arbeitsplätzen) in einer solchen Situation treffend beschrieben.

Wo geht die Reise hin ?

Ich glaube, dass es zunächst einmal oberste Priorität war, in der Situation der letzten 12 Monate die Märkte mit ausreichend Liquidität bzw. Kapitalgarantien (die für einige Banken überlebensnotwendig waren) zu versorgen und damit unserem Wirtschafts- und Finanzsystem, das in erster Linie auf Vertrauen fusst, die notwendige Stabilität zu geben.

Notenbanken und Politiker haben da in einer Koalition den Ernst der Lage erkannt und vorbildlich gehandelt.

Alle Kritiker, die die geldpolitischen Maßnahmen als überzogen brandmarken, sollten sich vor Augen halten daß, wenn es brennt, es nur eine Maßnahme gibt:

Nämlich „Wasser marsch“ und die Feuerwehr will ich sehen, die dann auf den Wasserzähler schaut.

Und genau wie das überschüssige Wasser abläuft, wird auch der ein oder andere Geldschein, der momentan zuviel im Umlauf ist, vom Markt aufgesaugt werden

Aber von einer Hyperinflation sind wir (genauso wir von einer Deflation) weit entfernt.

Ohne Zweifel ist die steigende Verschuldung der Industriestaaten ein zentrales Problem, das liegt aber nicht an der Finanzkrise. Ein Großteil der Liquiditätshilfen für die Banken ist in Form von Garantien vergeben, die, wenn Sie nicht gebraucht werden (wonach es aktuell aussieht), dann auch nichts kosten.

Und bei der einen oder anderen Beteiligung, die der Staat bei Finanzinstituten eingegangen ist, war das gar kein so schlechtes Geschäft (so ist der Bund z.B. bei der Commerzbank zu einem Kurs von 6 Euro eingestiegen, der deutlich unter dem aktuellen Kurs liegt).

Für mich gibt es in dieser ganzen Situation 1 Kernaussage.

Die ganze Schuldenproblematik lässt sich für die Industriestaaten nur lösen, wenn das Zinsniveau dauerhaft im niedrigen Bereich verharrt.

Die oft verbreitete Theorie „der Staat entschuldet sich durch Inflation“ ist ausgewiesener Schwachsinn, da der Staat in diesem Fall durch die in Verbindung mit der Inflation steigenden Zinsen geradewegs in die Pleite schlittert.

Und was kann man dem Anleger in einer solchen Situation raten ?

Anlagen, die von niedrigen Zinsen profitieren.

Und dann innerhalb der verschiedenen Asset-Klassen vernünftig gestreut.

Und ganz wichtig:

Achten Sie auf die Kosten, das ist gerade in Zeiten niedriger Zinsen die halbe Miete für den Erfolg!

Von Freud und Leid

5 November 2009

Wenn Sie glauben, die nachstehende Grafik zeigt den Kursverlauf des Deutschen-Aktien-Index (DAX) der letzten Jahre

dann muss ich Ihnen leider (oder besser Gottseidank)  sagen: FALSCH.

Vielmehr sehen Sie dort den Kursverlauf des sogenannten 3-Monats-Euribors

(European InterBank Offered Rate), d.h. des Zinssatzes, zu dem sich die Geschäftsbanken untereinander Geld zur Verfügung stellen.

Diese Kennzahl ist verantwortlich dafür, dass Sie für Ihre auslaufenden Festgelder bzw. Tagesgelder derzeit Minizinsen von knapp 1% p.a. erhalten.

Noch vor einem Jahr notierte der Euribor bei knapp über 5% und hat sich seitdem in einem bisher nie gesehenen Tempo innerhalb eines Jahres auf knapp 0,75% abgeschwächt.

Hauptgrund hierfür ist die aktuelle Wirtschaftslage, die die Notenbanken weltweit veranlasst hat, die Geldschleusen zu öffnen und dabei gleichzeitig die Leitzinsen

auf Allzeittiefs zurückzuführen.

Im Gegensatz zu den Zinsen für längerfristige Anlagen, die vom Markt bestimmt werden (10-jährige Bundesanleihen bringen derzeit knapp 3,3% p.a.), lässt sich der Zinssatz für kurzfristige Anlagen relativ leicht von den Notenbanken in die gewünschte Richtung führen

Doch das Leid des Sparers ist die Freud des Schuldners, oder wir sollten besser sagen: des „Investors“.

Die derzeit niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass sich Investitionen, die traditionsgemäß teilweise mit Krediten hinterlegt werden, momentan besonders gut rechnen.

Ob bei einem Immobilienkauf oder einer Investition in erneuerbare Energien (Solaranlagen, Windräder etc.) – in all diesen Fällen verbessern die günstigen Rahmenbedingungen im Finanzierungsbereich derzeit deutlich die bisherigen Kalkulationen.

Und damit sind wir eigentlich bei dem klassischen Effekt, den die Notenbank mit den markanten Zinssenkungen setzen will.

Nämlich Investitionsanreize zu schaffen, damit Arbeitsplätze gesichert werden oder (wie aktuell im Bereich „erneuerbare Energien“) neu geschaffen werden.

Wenn man sich die vorstehende Grafik nochmal genau anschaut, sieht man, dass auch in der letzten Krise (2000-2003) die Notenbank die Zinsen von 5% auf 2% zurückgeschraubt hat und dann relativ lange (bis Ende 2005) auf diesem niedrigen Niveau belassen hat.

Winston Churchill hat einmal gesagt „Prognosen sind schwierig, weil Sie vor allem die Zukunft betreffen“ aber Ich wage an dieser Stelle die Prognose, dass es auch dieses Mal ähnlich verlaufen wird.

In Anbetracht des Ausmaßes der Wirtschaftskrise im aktuellen Zyklus werden sich die Notenbanken hüten die Zinsen zu früh anzuheben, um nicht als alleinige Sündenböcke für ein Abwürgen des zarten Pflänzchens „Aufschwung“ dazustehen.

Apropos Aufschwung:

Auch wenn die Börse in den letzten Tagen einen leichten Rückwärtsgang eingelegt hat, sind die niedrigen Zinsen gepaart mit der Menge an Kapital, das die Notenbanken zur Verfügung stellen, der ideale Treibstoff für eine weiter freundliche Tendenz.

Die Börsenentwicklung der Jahre 2003-2005, als wir die letzte Niedrigzinsperiode hatten, bescherte den Aktionären gemessen am DAX eine Kursverdopplung, die im weiteren Verlauf sogar bis zu einer Verdreifachung führte.

Und auch dieses Mal wird es (wie eigentlich immer) so sein, dass die Kurse, wenn denn das „offizielle“ Ende der Krise verkündet wird, von Ihrem Tief bereits deutlich gestiegen sein werden.

Daran sollten Sie denken, wenn Sie sich über das nächste Festgeld-Angebot ärgern…auch wenn Sie die ersten 50% schon verpasst haben.

Vom Sparer zum Investor lautet das Motto der heutigen Zeit.