Beiträge getagged ‘Geldanlage’

„Blindes“ Vertrauen

26 November 2009

Am vergangenen Wochenende konnte man in einem Interview in Deutschlands auflagenstärkster Zeitung (die mit den 4 Buchstaben) lesen, wie denn unser Bundesfinanzminister mit seinem eigenen Geld umgeht.

Die bemerkenswerte Antwort auf die Frage, wie es denn um seine eigenen Finanzen bestellt sei, beantwortete der oberste Kassenhüter der Republik wörtlich:

Seit Urzeiten verwaltet die …bank mein Vermögen. Ich weiß gar nicht genau, wie die mein Geld angelegt haben, und ich will es auch gar nicht wissen. Das würde mich zu viel Zeit kosten und nur belasten.“

Zum einen kann man dem Herrn Schäuble dazu gratulieren, dass er jemanden gefunden hat, dem er wohl „blind“ vertrauen kann, auf der anderen Seite hat diese Aussage jedoch bei mir zu gewissen Irritationen geführt.

Der Volksmund sagt zwar „der Schuster hat die schlechtesten Schuhe“, aber in diesem Fall geht es um mehr.

Der Mann, der (noch dazu in der schwierigsten wirtschaftlichen Lage in der 60-jährigen Geschichte der Bundesrepublik) als Finanzminister die wirtschaftlichen Geschicke unseres Landes maßgeblich mit beeinflusst und über einen Haushalt von jährlich 300 Milliarden Euro wacht, verkündet öffentlich, dass ihm sein eigener Haushalt (in einer Größenordnung von geschätzten 250.000 € jährlich) „wurscht“ ist.

Warum sagt er das?

Zunächst einmal muss man sagen, dass die Situation eines Politikers in Sachen „Altersversorgung“ eine ganz andere ist, als die bei „Otto Normalverbraucher“.

Während ein Arbeitnehmer seine Altersversorgung auf den 3 Bausteinen gesetzliche Rentenversicherung, betriebliche Altersversorgung und private Vorsorge aufbauen muss, gehören Politiker zu dem Personenkreis, der sich nach Ablauf einer gewissen Dienstzeit, eine lebenslange Versorgung gesichert hat und von daher auf eine private Vorsorge (die von den oben genannten 3 Säulen immer mehr an Bedeutung gewinnt) völlig verzichten kann.

Dies sei Ihnen auch gegönnt, wenn man bedenkt, dass viele von Ihnen während ihrer aktiven Zeit, deutlich weniger verdienen als Leute in ähnlich verantwortungsvollen Positionen in der freien Wirtschaft.

Überspitzt gesagt könnte ein Politiker seinem Vermögensverwalter sagen: „Es ist mir egal, was Du mit meinem Geld machst. Ich brauche das im Alter eh nicht mehr.“

Vor diesem Hintergrund muss man auch die Aussagen eines gewissen Hans Eichel (der ja ebenfalls das Amt des Bundesfinanzministers bekleidete) sehen, der im Herbst 2008 einige Auftritte in diversen Talkshows mit dem Spruch krönte: „Ich kann gar nicht verstehen, dass die Leute ihr Geld in Aktien anlegen, bei mir liegt alles auf dem Sparkonto.“

Wenn ich eine Versorgung von 10.000 Euro im Monat habe, ist es für die Wahrung meines Lebensstandards im Alter völlig unerheblich, welchen Ertrag ich mit meinen privaten Anlagen erziele.

Für den Durchschnittsbürger ist mit dieser Strategie aber leider kein Blumentopf zu gewinnen. Er ist darauf angewiesen mit seinen Spargroschen deutlich mehr als 1-2% pro Jahr zu erwirtschaften und das ist heutzutage in der komplexen Finanzwelt mehr als schwer.

Aber auf gar keinem Fall kann er es sich leisten, jahrelang nicht hin zuschauen.

Das wirklich befremdliche an der eingangs beschriebenen Aussage ist aber, dass diese von einer Person getroffen wird, die Kraft ihres Amtes eine Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit hat.

Seiner Kabinettskollegin, die sich für den Verbraucherschutz stark macht, dürften angesichts solcher Aussagen, die Haare zu Berge stehen.

Für eine dauerhaft erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Berater und Anleger ist es unabdingbar, dass der Anleger sich einbringt. Um den richtigen Spagat im Dreieck Sicherheit, Verfügbarkeit und Ertrag zu finden, muss der Berater wissen wie der Anleger „tickt“. Anlageziele, Risikobereitschaft und finanzieller Spielraum sind bei jedem Anleger unterschiedlich.

Vor allem sollte der Anleger, die Produkte verstehen, in denen sein Geld angelegt ist.

Und ab und zu mal seine Kontoauszüge zu kontrollieren, um zu prüfen, ob ungerechtfertigte Abbuchungen von fremden Dritten vorgenommen wurden, ist gerade in den heutigen Zeiten (wo organisierter Datenmissbrauch auf der Tagesordnung steht) eine Pflicht, der sich niemand entziehen sollte.

So schön „blindes“ Vertrauen für einen Berater auch ist, in vielen Situationen kann es auch zu einer Belastung für ihn werden, da er ja mit dem „blinden“ Vertrauen gleichzeitig die „totale“ Verantwortung für die finanzielle Situation seines Anlegers übernimmt.

Von eigenem und fremdem Geld

19 November 2009

Letzte Woche wurde der bekannte Buchautor und Finanzexperte Prof. Max Otte, der mit seinem Werk „Der Crash kommt“ in diesem Jahr monatelang die Bestsellerlisten anführte, in einem Interview mit einer Anlegerzeitschrift gefragt, ob er denn momentan in Aktien investiert sei.

Als ich die Antwort auf die Frage gelesen habe, ist mir fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen…„Das darf man fast gar nicht laut sagen, aber ich bin derzeit in meinem Privatdepot ein wenig gehebelt, ich halte derzeit keine Liquidität.

Wie bitte? Der Mann der noch vor einem Jahr Weltuntergangsszenarien an die Wand gemalt hat und dessen Buch zu diesem Thema alleine in Deutschland über 400.000 mal verkauft wurde, legt auf einmal sein ganzes verfügbares Geld in Aktien an?

Und noch schlimmer: Er leiht sich auch noch Geld von der Bank dazu, wo doch in jedem Lehrbuch zum erfolgreichen Investieren an der Börse steht:

„Kaufe niemals auf Kredit!“

Ist der wahnsinnig geworden oder was steckt da genau dahinter?

Ich glaube vielmehr, dass er ganz einfach schlau ist, mal abgesehen davon, dass er mit seinem Buch viel mehr Geld verdient hat, als mit seinen ganzen bisherigen Investments.

Es gibt gewisse Grundregeln im Wirtschaftsleben und an der Börse, die immer gelten (z.B.: Kaufe nur was Du verstehst), aber es gibt auch Grundsätze, die man situationsbedingt unterschiedlich auslegen kann.

Hierzu zählt auch die Regel „Kaufe niemals auf Kredit“.

95% aller Deutschen kaufen auf Kredit. Ob es sich um den Unternehmer handelt, der sich eine neue Maschine kauft, den Häuslebauer, der sein Eigenheim bezieht, oder der Konsument, der sich das neue Auto oder den Fernseher per Mietkauf oder Leasing zulegt.

Ob sich eine Investition auf Kredit rechnet, dafür sind 2 Faktoren entscheidend.

  1. Was kostet der Kredit und
  2. Welchen Ertrag bringt die Investition.

Es gibt unzählige Leute in Deutschland, die auf der einen Seite ein Sparbuch, einen Bausparvertrag oder eine Lebensversicherung haben und auf der anderen Seite einen Kredit bedienen.

Das ist ein vorprogrammiertes Verlustgeschäft weil die Kreditzinsen mit einer 100%-igen Sicherheit immer höher sein werden als die Guthabenzinsen, die die Anlage einbringt.

Bei einer Anlage in Aktien wissen wir nicht, was der Ertrag bringt, hier muss man dann einen Schritt weiter gehen und mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten.

Sicherlich muss man in erster Linie auch die richtigen Aktien auswählen (wofür ein Wirtschaftsprofessor sicherlich bessere Fähigkeiten mitbringen sollte als Otto Normalverbraucher), aber das ist nur sekundär.

Wichtiger ist das Gesamtumfeld und da haben wir aktuell die Situation, dass die Zinsen deutlich niedriger als vor einem Jahr sind und die Aktienkurse (trotz des Anstiegs in den letzten 8 Monaten) sich ebenfalls deutlich verbilligt haben.

Und bei  3% Zinsen und 5.800 Punkten im DAX ist die Wahrscheinlichkeit mit einer solchen Strategie einen Gewinn zu erzielen, deutlich höher als bei 6% Zinsen und 8.000 Punkten im DAX. Und zwar unabhängig von irgendwelchen Einschätzungen, wie sich die Wirtschaft künftig entwickelt.

„Auf Schulden reitet der Kaufmann zum Sieg“ lautet ein altes Sprichwort, und wenn man die Biographien der reichsten Leute auf dieser Welt liest, findet man eine Parallele, die fast alle auszeichnet. Im richtigen Moment sind Sie bereit auch mal ein Risiko einzugehen. Und der ist meistens dann, wenn die Mehrzahl der Leute vor Angst „ die Hosen voll hat“ .

„So einfach läufts Business“ wenn da nicht eine Regel wäre, die es zu beachten gilt.

„Werden Sie nicht gierig“ lautet Sie und das bedeutet, dass man bei dieser Strategie immer darauf achten muss lediglich moderat oder wie es Professor Otte formuliert „leicht“ zu hebeln. Ein zu starker Hebel, kann dazu führen, dass der ganze Karren aus der Kurve fliegt, sollte es wider Erwarten auch mal in die falsche Richtung gehen.

Wie bei einer guten Medizin. Die Dosis ist entscheidend.

Ist Sie zu hoch, kann aus der besten Medizin ein tödliches Gift werden.

Von Freud und Leid

5 November 2009

Wenn Sie glauben, die nachstehende Grafik zeigt den Kursverlauf des Deutschen-Aktien-Index (DAX) der letzten Jahre

dann muss ich Ihnen leider (oder besser Gottseidank)  sagen: FALSCH.

Vielmehr sehen Sie dort den Kursverlauf des sogenannten 3-Monats-Euribors

(European InterBank Offered Rate), d.h. des Zinssatzes, zu dem sich die Geschäftsbanken untereinander Geld zur Verfügung stellen.

Diese Kennzahl ist verantwortlich dafür, dass Sie für Ihre auslaufenden Festgelder bzw. Tagesgelder derzeit Minizinsen von knapp 1% p.a. erhalten.

Noch vor einem Jahr notierte der Euribor bei knapp über 5% und hat sich seitdem in einem bisher nie gesehenen Tempo innerhalb eines Jahres auf knapp 0,75% abgeschwächt.

Hauptgrund hierfür ist die aktuelle Wirtschaftslage, die die Notenbanken weltweit veranlasst hat, die Geldschleusen zu öffnen und dabei gleichzeitig die Leitzinsen

auf Allzeittiefs zurückzuführen.

Im Gegensatz zu den Zinsen für längerfristige Anlagen, die vom Markt bestimmt werden (10-jährige Bundesanleihen bringen derzeit knapp 3,3% p.a.), lässt sich der Zinssatz für kurzfristige Anlagen relativ leicht von den Notenbanken in die gewünschte Richtung führen

Doch das Leid des Sparers ist die Freud des Schuldners, oder wir sollten besser sagen: des „Investors“.

Die derzeit niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass sich Investitionen, die traditionsgemäß teilweise mit Krediten hinterlegt werden, momentan besonders gut rechnen.

Ob bei einem Immobilienkauf oder einer Investition in erneuerbare Energien (Solaranlagen, Windräder etc.) – in all diesen Fällen verbessern die günstigen Rahmenbedingungen im Finanzierungsbereich derzeit deutlich die bisherigen Kalkulationen.

Und damit sind wir eigentlich bei dem klassischen Effekt, den die Notenbank mit den markanten Zinssenkungen setzen will.

Nämlich Investitionsanreize zu schaffen, damit Arbeitsplätze gesichert werden oder (wie aktuell im Bereich „erneuerbare Energien“) neu geschaffen werden.

Wenn man sich die vorstehende Grafik nochmal genau anschaut, sieht man, dass auch in der letzten Krise (2000-2003) die Notenbank die Zinsen von 5% auf 2% zurückgeschraubt hat und dann relativ lange (bis Ende 2005) auf diesem niedrigen Niveau belassen hat.

Winston Churchill hat einmal gesagt „Prognosen sind schwierig, weil Sie vor allem die Zukunft betreffen“ aber Ich wage an dieser Stelle die Prognose, dass es auch dieses Mal ähnlich verlaufen wird.

In Anbetracht des Ausmaßes der Wirtschaftskrise im aktuellen Zyklus werden sich die Notenbanken hüten die Zinsen zu früh anzuheben, um nicht als alleinige Sündenböcke für ein Abwürgen des zarten Pflänzchens „Aufschwung“ dazustehen.

Apropos Aufschwung:

Auch wenn die Börse in den letzten Tagen einen leichten Rückwärtsgang eingelegt hat, sind die niedrigen Zinsen gepaart mit der Menge an Kapital, das die Notenbanken zur Verfügung stellen, der ideale Treibstoff für eine weiter freundliche Tendenz.

Die Börsenentwicklung der Jahre 2003-2005, als wir die letzte Niedrigzinsperiode hatten, bescherte den Aktionären gemessen am DAX eine Kursverdopplung, die im weiteren Verlauf sogar bis zu einer Verdreifachung führte.

Und auch dieses Mal wird es (wie eigentlich immer) so sein, dass die Kurse, wenn denn das „offizielle“ Ende der Krise verkündet wird, von Ihrem Tief bereits deutlich gestiegen sein werden.

Daran sollten Sie denken, wenn Sie sich über das nächste Festgeld-Angebot ärgern…auch wenn Sie die ersten 50% schon verpasst haben.

Vom Sparer zum Investor lautet das Motto der heutigen Zeit.