„Hört auf Hermann !“ Jedem Besucher, der sich schon einmal live ein Spiel des FC Bayern München in der Allianz Arena angeschaut hat, dürfte diese markante Banden-Werbung des Bayern-Sponsors „Unicredito“ (früher, als die Banken-Welt noch in Ordnung war, hiess dieser Laden „Bayerische Hypotheken- und Wechselbank“) ins Auge gefallen sein. „Hermann“ ist der – auch unter dem Spitznamen „Tiger“ bekannte – langjährige Amateur bzw. Co-Trainer des FC Bayern, Hermann Gerland, ein sympathischer Mann, der den Fussball „lebt“ und bei dem man als Zuschauer immer Angst hat, dass er sich bei Interviews die Zunge abbeißt. Mit dem Slogan „Hört auf Hermann“ wirbt die Unicredito für ihre „FC Bayern-Sparcard“.Dabei handelt es sich um ein Sparkonto, bei dem der Anleger zwischen 0,25% und 0,60% Zinsen p.a. für sein Kapital erhält und wenn die Bayern-Buben auf Hermann hören und viele Heimtore schießen und auch noch deutscher Meister werden, gibt es einen Bonus, sodass man mit etwas Glück in der Gesamtverzinsung auf 1% p.a. kommen kann. Wenn man sich als jemand, der rechnen und auch AGBs (Allgemeine Geschäftsbedingungen) lesen kann, also auch auf das viel zitierte „Kleingedruckte“ achtet, stellt man einmal mehr fest, daß die „FC Bayern-Sparcard“ eine hübsch geschmückte Braut ist, bei der aber nicht allzuviel unter dem Kleid steckt. So wird mit einem Bonus von 5% geworben, wenn der FC Bayern Meister wird. Allerdings gibt es diesen Bonus nur für einen Zeitraum von einem Kalendermonat, nachdem die Meisterschaft feststeht. Dann reden wir nämlich in Wahrheit nur über 0,4% p.a. Jetzt sind Fussballer bzw. Sportler ja für alle Bereiche des täglichen Lebens gern gesehene Empfehlungsgeber. Legendär die Werbespots als ein pfeifender Uwe Seller nach der Melodie „Im Frühtau zu Berge wir ziehn, fallera“ sein Rasierwasser „Hattrick“ anpries oder der junge Franz Beckenbauer sich mit dem Spruch „Kraft auf den Teller-Knorr auf den Tisch“ vor laufender Kamera einen Teller Suppe schmecken ließ. Selbst 20 Jahre später bei der WM 1986 in Mexiko erinnerte sich Ex-Eintracht und HSV-Keeper Uli Stein noch an diese Szene. Beim Geld hört da aber für mich der Spaß auf. Als Geldanleger höre ich nicht auf Hermann, sondern schaue mir lieber die Strategien der Leute an, die etwas von diesem Geschäft verstehen. Wer kann da aktuell ein besserer Lehrmeister sein, als Warren Buffet, der reichste Mann der Welt. Der Altmeister des „Value-Investing“ (Motto: Kaufe einen Dollar zum Preis von fünfzig Cent) käme wohl nie auf die Idee dem aktuellen US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann zu sagen, was der alles falsch macht. Wer in seine Firma Berkshire Hathaway, in der er seine Aktivitäten bündelt, im Jahr 1976 10.000 Dollar investierte, verfügt heute über ein Vermögen von 15 Millionen US-Dollar. Das entspricht einer Rendite von 22,5% pro Jahr. Wie hat der Mann das geschafft ? Sicherlich nicht mit der FC Bayern-Sparcard ! Sondern mit Firmenbeteiligungen, im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man das auch „AKTIEN“. In einer jetzt erschienenen Studie haben drei US-Analysten nach dem Rezept seines Erfolges gesucht. Die Quintessenz liegt in der Beachtung von drei Regeln:
- In der Ruhe liegt die Kraft . Es gab immer wieder Phasen, in denen er mit seiner Anlagestrategie „schief“ lag. So verlor er z.B. in der Phase von Juni 1998 – Februar 2000 44%, während der Aktienindex um 32% zulegte (das war übrigens genau die Zeit, als es in unserem Land von „Aktienexperten“ nur so wimmelte), aber langfristig kam er immer wieder in die Spur zurück.
- Immer genügend Liquidität vorhalten, damit man nie in die Zwangslage kommt etwas verkaufen zu müssen, das man eigentlich behalten möchte.
- Schulden aufnehmen, wenn die Zinsen niedrig sind und diese mit Investitionserträgen zurückzahlen
Mit einem Kurs von knapp über 120.000 Dollar ist die Berkshire-Hathaway Aktie das teuerste Wertpapier der Welt. Allerdings hat das Unternehmen noch nie eine Dividende ausgezahlt. „Das Geld ist bei uns in der Firma besser aufgehoben, als das wir es den Aktionären auszahlen, die damit irgendwelche Dummheiten anstellen.“ sagt Buffet. Recht hat der Mann. Manchmal ist das Leben ganz einfach…