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Facebook (Daumen rauf) – Facebook-Aktie (Daumen runter)

9 Mai 2012

Momentan vergeht kein Tag, an dem nicht in der Finanzpresse über den bevorstehenden Börsengang des „Social-Media-Netzwerks“ Facebook diskutiert wird. Für die älteren unter Ihnen, die nicht wissen „Was ist Facebook ?“, nachstehend der Versuch einer Erklärung.

 

In der Urzeit hockten die Menschen abends am Lagerfeuer. Die Männer guckten ins Selbige (das heute „Fernsehen“ heisst) und die Frauen fixierten die Umgebung, dass keine bösen Nachbarn in das Reich eindringen konnten (diese Funktion haben heutzutage Zäune, Haustüren und Alarmanlagen). Gefühlte fünftausend Jahre später ging dann abends der Nachtwächter mit der Laterne durchs Dorf und verkündete die Neuigkeiten, bevor die Stadttore geschlossen wurden. Und weitere gefühlte fünfhundert Jahre später – man könnte auch sagen: In der letzten Zeit des vergangenen Jahrtausends – konnte man die Neuigkeiten aus aller Welt in gedruckter Form in der Zeitung lesen und die Männer saßen nicht mehr am Lagerfeuer, sondern in der Dorfkneipe. Soziale Kontakte außerhalb der Familie wurden in Vereinen und in der Kirche gepflegt. Mit der Entwicklung des Computers hat sich die Welt schlagartig verändert. Man schreibt keine Briefe mehr, sondern e-Mails, die innerhalb von Millisekunden jeden Empfänger auf der ganzen Welt erreichen. Seit einigen Jahren geht das Ganze nicht nur per Computer, sondern auch per Handy oder „Smartphone“ wie diese kleinen Geräte mittlerweile genannt werden. Die können auch schöne Fotos machen und man kann damit auch im Internet „surfen“, was im Übrigen nicht unbedingt bedeutet, dass diese Geräte wasserfest sind.

Im Jahr 2004 kam dann ein junger Amerikaner namens Mark Zuckerberg auf die Idee, den Leuten, die immer mehr Zeit mit Computer und Internet verbringen, eine virtuelle Plattform zu bieten, auf der sich diese Leute miteinander verständigen können. Das ist „Facebook“.  Wie im richtigen Leben kann man sich einen Freundeskreis aufbauen, man kann Nachrichten individuell austauschen, man kann die Mitteilungen aber auch in ein Schaufenster stellen, dass alle Freunde oder sogar alle 900 Millionen Facebook-Nutzer weltweit (immerhin 13% der gesamten Welt-Bevölkerung) diese sehen können. Wenn man versehentlich das falsche Schaufenster wählt, kommen dann nicht die 50 Personen, die man zu seinem Geburtstag einladen wollte, sondern es stehen plötzlich 5.000 Leute vor der Tür. Das ist alles schon passiert. Waren die Nutzer anfangs noch „Stubenhocker“, die den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, sind es durch die Weiterentwicklung der Mobiltelefone zusehends Leute, die sich in der Öffentlichkeit bewegen und man kann nicht nur Nachrichten, sondern Bilder, Zeitungsartikel und Videos austauschen. „Bin beim Bob !“ oder „Wo geht was heut abend?“ sind gängige Eintragungen, die in vielen Fällen unwegsames Telefonieren ersparen und vereinzelt helfen das Leben etwas leichter zu organisieren. Natürlich wird auch viel „Müll“ produziert. Ich muss nicht immer wissen, welcher meiner Kumpels gerade auf einer Skihütte, das dritte Weizenbier nimmt, oder nach „Penne Arrabiata“ beim Italiener nach dem Wasserglas schreit. Aber – und das wichtig – man kann sich aussuchen, welche Nachrichten man liest. Kurzum: Für mich ist Facebook eine wertvolle Unterstützung, um mit vielen Bekannten in Kontakt zu bleiben. Aber ist eine solche Veranstaltung 75 Milliarden Dollar wert ? Meine Antwort hierauf ist ein klares NEIN ! Ich verfahre bei Facebook nach dem Motto: „Nutzer ? ja – Investor ? nein, danke !“ Im Gegensatz zur Allianz-Versicherung, die mit knapp 38 Milliarden Euro Börsenwert dann nur halb so hoch bewertet ist, wie Facebook. Da sage ich: „Allianz-Aktien: her damit ! – Allianz Lebensversicherung :  geh fort !“. Bei der Allianz, Siemens oder Daimler stehen reale Werte hinter dem Börsenkurs. Bei Facebook ist alles nur virtuell, man ist geneigt zu sagen: „heisse Luft“. Wenn man sieht, wie schnell sich die Welt in den letzten Jahren verändert hat, kann ein Facebook auch schnell wieder „out“ sein. Und dann reden wir bei der Börsenbewertung nicht über Milliarden, sondern nur über „Kisten“ (da sind dann nur 6 Nullen dran). Man kann aber nicht ausschließen, dass die Hammelherde der Investoren den Kurs nach dem Börsengang erst einmal kräftig nach oben treibt. Das hat dann aber nichts mit Investieren zu tun, das ist dann reine Spekulation. In dieser Welt gilt dann die alte Weisheit von Börsen-Guru André Kostolany:  „Wer viel Geld hat, kann spekulieren – wer etwas Geld hat, darf nicht spekulieren – und wer kein Geld hat, muss spekulieren.“  Ich glaube, der alte „Kosto“ hätte Zuckerberg zum Teufel gejagt, wenn er ihm Facebook-Aktien angeboten hätte.  Die noch lebende Legende und eines meiner Investorenvorbilder Warren Buffet hat sein Urteil jedenfalls gefällt. „Daumen runter“ lautet die Botschaft aus Omaha !

 

Lieber in die Schublade

25 April 2012

Die seit gut 4 Jahren köchelnde „Finanzkrise“ treibt manchmal schon seltsame Blüten. Der Immobilien-Finanzierer „Planethome“ gab jetzt eine Umfrage in Auftrag, die knapp 1.000 Testpersonen die Frage stellte: „Wenn Sie mit einer Anlage in Höhe von 100.000 € in den nächsten zwei Jahren 20% Verlust machen, wo würden Sie dann am liebsten investieren ?“ Ergebnis: 72% der Befragten würden das Geld dann in Immobilien anlegen, 15% in Aktien und 13 % sind unentschlossen. Ob einer der Befragten den Meinungsforscher gefragt hat „ob er sie noch alle an der Waffel hat ?“ kann man der Pressemitteilung, die dieser Umfrage zugrunde liegt, jedenfalls nicht entnehmen. Das wäre jedenfalls meine Antwort gewesen, hätte man mich gefragt. Wenn ich vorher schon weiß, dass ich 20% Verlust mache, dann lasse ich mein Geld in der Schublade und investiere es erst gar nicht ! Interessant sind dann auch die Interpretationsversuche der Nutznießer dieser Studie (natürlich sind die mit dem Auftraggeber identisch). Der Vorstand von Planethome, Robert Atzenberger, lässt sich allen Ernstes mit den Worten zitieren: „Solange man die Immobilie nutzt, und wenn ein Verkauf nicht in Frage kommt, spürt man den theoretischen Wertverlust ja nicht.“

Ich bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis solche Aussagen in den Hochglanzprospekten der Bauträger und Makler auftauchen, die die „Sachwertanlage Immobilie“ in den Ballungszentren Hamburg, München oder Frankfurt zu – ich formuliere das mal vorsichtig – „durchaus strammen“ Preisen anbieten. Waren in den 70er und 80er Jahren Steuervorteile, die zahlreiche Gutverdiener in die Investitionsfalle tappen ließen, sind es heute die anhaltend niedrigen Zinsen, die den ein oder anderen dann zu mancher Dummheit verleiten. Aber auch hier gilt, wie so oft im Leben: Es kommt auf den Einzelfall an. Die niedrigen Zinsen eröffnen, wenn sie denn mit einem vernünftigen Kredithebel genutzt werden, durchaus lukrative Investitionsmöglichkeiten im Immobilienmarkt. Allerdings darf man nicht den Fehler machen und das derzeitige Zinsniveau auf die nächsten 25 oder 30 Jahre als dauerhafte Stütze einkalkulieren.  Und wenn eine Immobilie sich mit 5% Fremdkapitalzins nicht rechnet, dann rechnet sie sich auch nicht mit 3%. Eine der lautesten Stimmen, die neben den Sparern über die niedrigen Zinsen jammert, kommt übrigens aus dem Lager der Lebensversicherer. „Die Zentralbanken müssen ihre expansive Geldpolitik zurückfahren, die aufgebaute Liquidität wieder abbauen und Rahmenbedingungen für eine vernünftige Entwicklung langfristiger Zinsen schaffen“, sagte Rolf-Peter Hoenen, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), nachzulesen in der vergangenen Woche in der „Financial Times Deutschland“ (FTD). Wie bitte ? Die europäische Zentralbank soll die Zinsen anheben und damit Millionen Arbeitsplätze gefährden, nur damit Ihr (Allianz, Generali und wie sie alle heißen) euren Mist weiter übers Volk streuen könnt ? Selbst die Bild-Zeitung hat dieser Tage die Frage gestellt: „Bis zu 30% Gebühren – soll ich meine Lebensversicherung nicht lieber kündigen ?“ Aber auch in diesem Fall kann man keine pauschale Aussage treffen, sondern muss im Einzelfall scharf nachrechnen. Bevor man einen Vertrag kündigt, bei dem man die Zeche für die gesamte Laufzeit mit dem Abschluss komplett im Voraus bezahlt hat, ist es ja schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung, in der heutigen Zeit keine weiteren Verträge abzuschließen. Es gibt bei den momentanen Rahmenbedingungen kein Versicherungsunternehmen am Markt, dass Ihnen bei einem heutigen Vertragsabschluss mit 20 –jähriger oder längerer Laufzeit einen höheren Betrag auszahlt, als Sie eingezahlt haben, wenn Sie den Vertrag nach 10 Jahren (aus welchen Gründen auch immer auflösen). Wenn man eins und eins zusammen zählen kann, ist das die logische Konsequenz aus der Kombination 1% Zins für festverzinsliche Papiere und 90% Anteil derselben, in den Depots der Versicherungen (unter Berücksichtigung von Vertriebs- und Verwaltungskosten). Wenn man auf gar keinem Fall ein Risiko eingehen will (und diese Zielgruppe sprechen die Versicherer ja an) ist es bei dem derzeitigen Marktumfeld wohl angebrachter, das Geld einfach in der Schublade liegen zu lassen. Das Argument vieler Anbieter „mit Aktien konnte man in den letzten 12 Jahren auch nichts verdienen“, kann an dieser Stelle nur teilweise stehen bleiben. Der Aktionär oder Fondssparer hatte bzw. hat zumindest die Chance auch mehr zu verdienen. Die hat der Versicherungskunde heutzutage definitiv nicht.

Bruchsteine im Depot ?

3 April 2012

Jahrzehntelang galten die sogenannten „offenen“ Immobilienfonds als sicherer Fels in der Brandung.

Nahezu kontinuierlich waren Renditen von 4-5% p.a. mit diesem Produkt zu erzielen und die Immobiliengesellschaften warben zudem mit dem Argument, in ihren Kalkulation sehr konservativ vorzugehen, um damit auch ein Polster für etwas schwächere Zeiten auf der hohen Kante zu haben. Seit gut 3 Jahren rumort es jedoch kräftig. Im Zuge der Lehman-Krise mussten die ersten Fonds die Schotten dicht machen, da zu viele Anleger innerhalb kürzester Zeit ihr Geld aus diesen Produkten abzogen. So mutierten manche Fonds im wahrsten Sinne des Wortes von „offenen“ zu „geschlossenen“ Fonds. Und mancher dann „geschlossene“ Fonds wurde im weiteren Verkauf unter großen Schmerzen der Anleger aufgelöst. Waren es am Anfang noch Exoten wie z. B. der „TMW-Immobilien-Weltfonds“ oder „Morgan Stanley P2 Value“, die allenfalls Profi-Anlegern ein Begriff waren, erwischte es zuletzt mit dem „DEGI-Global Business“ und dem „AXA-Immo Select“ auch Produkte, die durchaus einer breiten Anlegerschicht bekannt waren bzw. sind.  Wenn ich mir die Nachrichten der letzten Tage anschaue, komme ich zu dem Entschluss: Der Beerdigungskaffee für die Branche ist gekocht und der Streuselkuchen um ihn hinein zu tunken ist gebacken. Mit dem „CS Euroreal“ und dem „SEB Immo-Invest“ stehen zwei Flaggschiffe der „offenen“ Immobilienfonds unmittelbar vor der Zwangs-Abwicklung. Die beiden Fonds müssen innerhalb der nächsten vier Wochen für Verkäufe geöffnet werden und alles deutet darauf hin, dass nicht genug Geld in der Kasse sein wird, um alle abwanderungswilligen Käufer auszuzahlen. Dann sieht das Investment-Gesetz eine zweijährige Frist vor, innerhalb der das Management Zeit hat, um die Immobilien zu verkaufen und den Fonds abzuwickeln. Da reiben sich einige Profis, die auf Liquidität sitzen, doch schon die Hände. Nicht sofort, aber im Laufe des Jahres 2014 wird es da einige Schnäppchen zu schnappen geben. Im „Haifischbecken Immobilienmarkt“ gilt mehr als sonst irgendwo: Wenn ich weiß, mein Kontrahent muss innerhalb einer gewissen Zeitspanne verkaufen, kann ich den „am langen Arm“ verhungern lassen. Der Gelackmeierte sind die Anleger in den Fonds, die im Glauben „ich hab da so was ähnliches wie ein Sparbuch, nur mit mehr Zinsen“ investiert haben und dann mit 30%, 40% oder 50% Verlust nach Hause geschickt werden. Wenn Sie jetzt denken „Was geht mich das an ? Ich bin doch in diesem Bereich nicht investiert“, kann ich Ihnen nur sagen: Das hoffe ich für Sie ! Aber es sind viel mehr Menschen davon betroffen, als man denkt. Schauen Sie mal in die Bedingungen Ihrer Lebensversicherung. Investiert diese in Fonds ? Dann ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eines der o.g. Produkte dabei. Oder haben Sie Dachfonds ? Das sind Fonds, die wiederum nur in Fonds investieren, also sozusagen die Mütter aller hübschen Töchter, die auf dem Anlagemarkt präsentiert werden. Für den Anleger hat das von vornherein schon mal den Nachteil, dass man bei einem solchen Produkt nicht nur für die Tochter des Hauses bezahlen muss, sondern alle Kosten für die Schwiegermutter gleich mit auf dem Deckel hat. Kein halbwegs vernünftiger Mensch würde sich im richtigen Leben auf einen solchen „Deal“ einlassen.  Und dann wird so ein Produkt mit dem harmlosen Namen wie z.B. „DWS Vermögensmandat ImmoFlex“  über Nacht zugesperrt, weil mehr als ein Drittel des Fondsvermögens wiederum in solchen momentan nicht handelbaren Immobilienfonds steckt. Anstatt getreu dem VISA Slogan „Die Freiheit nehm ich mir“, kann sich der Anleger  dann schon mal wie ein Ostberliner Bürger im August 1961 fühlen.

Wo liegt der Grund für diese Entwicklung und den Niedergang eines eigentlich für die Fondsidee ideal geeigneten Produkts ?

Die Antwort ist ganz einfach. Die Verantwortlichen haben die „Halskrankheit“ gehabt. Es wurden Gelder eingeworben, die eigentlich in dieses Produkt nicht hineingehören. Immobilien sind langfristige Anlagen. Im Zuge des Rückgangs der kurzfristigen Zinsen haben aber immer mehr große institutionelle Anleger die offenen Immobilienfonds als Parkplatz für ihre Liquidität missbraucht. Das hat im Grunde keiner der Verantwortlichen gemerkt bzw. dagegen gesteuert. Die Manager haben sich die Hände gerieben und gedacht „Wie schön ist die Welt. Uns wird das Geld ja mit der Schubkarre hinter her getragen.“ Dass die Schubkarre auch mal in die andere Richtung fahren kann, hat von denen keiner bedacht…

SIAG – Vom Scha(a)f ins Bockshorn gejagt

20 März 2012

Erinnern Sie sich noch an den Namen „Gigabell“ ? Vor gut elfeinhalb Jahren, am 15.September 2000 wurde mit der Insolvenz dieses Unternehmens das Platzen der Börsenblase am sogenannten „Neuen Markt“ eingeläutet. Es war eine Zeit, in der die Gier bei vielen das Hirn gefressen hatte und die Anleger sich um Aktien rissen, bei denen Sie nicht einmal den Namen richtig buchstabieren konnten, geschweige denn das Geschäftsmodell dieser Firmen verstanden. In der heutigen Zeit dagegen frisst bei vielen Anlegern nicht die Gier, sondern die Angst das Hirn. Aber die jetzt seit gut drei Jahren andauernde extreme Niedrigzinsphase lässt den einen oder anderen, der sich geschworen hat „nie wieder Aktien !“ verzweifelt nach Alternativen suchen und so hat sich den vergangenen 1-2 Jahren ein reger Markt für sogenannte Unternehmens- bzw. Mittelstands-Anleihen entwickelt. Was ist das ? Ganz einfach erklärt: Sie leihen nicht dem Staat Ihr Geld, sondern einer Firma. Anstatt wie bei einem Bundesschatzbrief  1,5 % p.a., gibt’s dann jedes Jahr 7,5% Zinsen. So lautet z.B. ein aktuelles Angebot des Orangensaft-Produzenten „Valensina“. Das Spiel funktioniert aber nur so lange, wie auch genügend Orangensaft getrunken wird, damit „Valensina“ jedes Jahr die Zinsen zahlen kann, und –was noch viel wichtiger ist – in 5 Jahren auch die Anleihe wieder zurückzahlen kann, bzw. durch eine neue Anleihe ablösen kann.

Neben dem Fruchtsaftspezialisten kann man sein Geld aber auch an einen Bauern (KTG Agrar -6,75%), eine Fluggesellschaft (Air Berlin – 11%) oder einen Altenheimbetreiber (Senivita – 6,5%) verleihen. Natürlich sind auch die großen Konzerne wie z.B. Daimler, E.ON oder Siemens ständig mit Anleihen am Markt, hier liegt die Rendite aber mittlerweile nur leicht über der von Bundesanleihen. Das war vor drei Jahren noch anders. Im Frühjahr 2009 zahlte BMW beispielsweise noch 8,5% p.a. für eine Anleihe, da konnte man als Anleger „blind“ zugreifen.

Die zwei Grundprinzipien einer Anleihe, nämlich „Kapital-Sicherheit“ durch die garantierte Rückzahlung  und „fixe Erträge“ durch die jährlichen Zinszahlungen funktionieren aber nur dann, wenn sich der Schuldner in einer wirtschaftlich guten Situation befindet. Deshalb sollten sich Anbieter nicht von 7, 8 oder 9% blenden lassen, die auf der Verpackung drauf stehen, sondern auch genau analysieren, was denn drin steckt. Wenn Sie sich jetzt als einfacher Anleger fragen: „Das kann ich alleine doch gar nicht beurteilen“, muss ich leider sagen „Stimmt !“ . Selbst mir fällt das manchmal schwer bei all den Anleihe-Angeboten, die momentan täglich in meinem E-Mail Postfach landen, wirklich bis ins letzte Detail durchzusteigen. Von daher gilt in diesem Bereich immer öfter der alte Grundsatz: „Die besten Geschäfte sind manchmal die, die von denen man die Finger gelassen hat.“ Wie zum Beispiel bei einer Anleihe des Windturbinen-Zulieferers SIAG Schaaf aus Dernbach bei Montabaur. In dieser Woche wurde bekannt, dass das Unternehmen mit immerhin bundesweit 1.800 Mitarbeitern Insolvenz anmelden muss. Im letzten Herbst wurden bei Investoren bundesweit 50 Millionen Euro für eine Anleihe mit einem Zinssatz von neun Prozent eingesammelt. Diese Investoren können jetzt mit den ehemaligen Aktionären der Gigabell „im Rudel heulen“ denn damit ist die erste Pleite im Markt für Unternehmensanleihen perfekt. Und das trotz eines von diesem Unternehmen noch kürzlich verkündeten angeblichen Rekord-Auftragseingangs im Jahr 2011. Meine Meinung dazu: Entweder sind die Verantwortlichen Flaschen oder Betrüger. Die „Gelackmeierten“ sind auf alle Fälle die Anleger. Das waren in diesem Fall keine Scha(a)fe, sondern wohl eher Hornochsen. Auf alle Fälle wird dieser Fall dafür sorgen, das auch im Bereich „Unternehmensanleihen“ manche Dinge künftig kritisch hinterfragt werden. Grundsätzlich ist das ja keine schlechte Form der Anlage. Doch auch hier gilt es neben der oben zitierten Weisheit auch Regel Nr. 2 zu beachten. Was für Immobilien „Lage,Lage,Lage“ ist, bedeutet für Anleihen „Streuung, Streuung, Streuung“. Am einfachsten und besten über einen gut gemanagten Fonds.

Hochprozenter ? Besser trinken als anlegen

7 März 2012

Mit einer „spektakulären Zuwendung“ in Höhe von 1,5 Millionen € aus dem Bundeshaushalt soll künftig (ab dem Jahr 2013) jährlich die Kapitalbasis der Stiftung Warentest gestärkt werden. Mit dieser Geldspritze sollen die vor allem als „Bleistift- und Waschmaschinenexperten“ bekannten Verbraucherschützer aus Berlin künftig dafür sorgen – so O-Ton der Ministerin für Verbraucherschutz Ilse Aigner – „daß die Verbraucher künftig vor mangelhafter Finanzberatung geschützt werden.“ 1,5 Millionen pro Jahr – das sind immerhin 1,88 Cent pro Einwohner in diesem Land (wenn man mal von 80 Mio. Bewohnern ausgeht). Ich frage mich manchmal, ob unsere Politiker sich die Statements, die ihnen Ihre Redenschreiber vorlegen, auch mal mit einem gesunden Menschenverstand vorher kritisch hinterfragen, bevor Sie das vor Medienvertretern dann hinaus posaunen. Wahrscheinlich in den meisten Fällen nicht, da der Terminkalender so eng gestrickt ist, dass dafür keine Zeit bleibt. Aber mal im Ernst: Es glaubt doch kein vernünftiger Mensch, dass ich mit 1,5 Millionen € in einem Land wie dem Unseren etwas Grundlegendes an den Dingen, die in der Finanzwirtschaft schief laufen, ändern kann. Das ganze fängt doch schon mit dem Wissen um die Finanzen an. Wie viele Leute bei uns können den ausrechnen, wie viel ein Betrag von 1,5 Millionen € bei 80 Millionen Einwohnern pro Nase ausmacht. Im Kern die gleiche Aufgabe stellt sich doch in der Praxis beim Angebot der xy-Bank, die den Kunden mit 4% Zinsen p.a. auf die Neuanlage lockt und im „Kleingedruckten“ steht dann: Das Angebot gilt nur für 3 Monate, danach gilt ein Zins von 1% p.a.  Wie hoch ist denn meine Verzinsung unter dem Strich, wenn ich das Geld dann für 2 Jahre dort anlege ? Die Kultusminister-Konferenz sollte sich zu diesem Thema mal Gedanken darüber machen, ob die Lehrpläne wirklich dem Grundsatz „Non scolae, sed vitae discimus“ (nicht für die Schule, sondern für das Leben sollten wir lernen) genügen. Anstatt das Paarungsverhalten „brünstiger Waldkäfer“ zu untersuchen, gehört so etwas als Pflichtveranstaltung in jede 5. Schulklasse, egal ob Hauptschule oder Gymnasium. Auch das Auseinandersetzen mit gewissen psychologischen Grundsätzen im Zusammenhang mit „Angst“ und „Gier“ schadet nicht. Warum gibt es denn immer wieder Anlageskandale, wo die Leute irgendwelchen Kriminellen, die Renditen von 10%-15% oder mehr versprechen, auf den Leim gehen? Das momentan niedrige Zinsniveau erleichtert solchen Leuten sogar noch Ihr Vorgehen, da man momentan schon bei garantierten Renditen von 6 oder 7% eigentlich hellhörig werden muss. Wenn sie sich jetzt stark genug für die nächste Prüfung fühlen, dann sollten wir uns mal näher anschauen, wie denn der Markt funktioniert, in dem die Deutschen (entweder direkt oder über Versicherungen) den Großteil Ihres Geldes angelegt haben. Nämlich in festverzinslichen Wertpapieren, die ja gemeinhin als „sicher“ gelten. Das sind Sie auch, wenn man mal von griechischen Staatsanleihen absieht.  Allerdings gibt es auch in diesem Bereich ein paar Feinheiten zu beachten. Wenn Sie einen gewissen Betrag, nehmen wir mal an 1.000 € für 5 Jahre zu einem Zinssatz von 5% angelegt haben und das Zinsniveau ist nach 3 (von insgesamt 5) Jahren auf 2% gefallen, dann kann man Ihnen gratulieren, da sie zu vergleichsweis hohen Zinsen ihr Geld längerfristig festgelegt haben. Deshalb bekommen Sie, wenn Sie nach 3 Jahren aus dieser Anlage aussteigen, auch eine Prämie von 2*3% (die man auch als Kursgewinn bezeichnet), da Sie ja für die verbleibenden 2 Jahre einen Anspruch von 5% Zinsen haben, während Neuanleger nur 2% p.a. bekommen. Das heisst nach 3 Jahren lautet Ihr Ergebnis: (3*5% Zinsen = 15%) + (2*3% Kursgewinn  = 6%). Macht zusammen 21% Ertrag in 3 Jahren. Das ist die positive Seite der Medaille. Wie sieht es aber in den beiden folgenden Jahren aus ? Sie bekommen (2*5% Zinsen = 10%) – (2*3% Kursverlust  = – 6% bis zum Ende der Laufzeit, da der zwischenzeitliche Kursgewinn sich bis zum Ende der Laufzeit wieder auf 0 reduziert). Macht in 2 Jahren genau 4% Ertrag, was (jetzt lassen wir aus Vereinfachungsgründen den Zinseszins mal weg) exakt den 2% pro Jahr entspricht. War das zu kompliziert ? Letztendlich müssen Sie sich einen Grundsatz merken. Sind die Zinsen niedrig (so wie jetzt) darf man sein Geld auf keinem Fall langfristig anlegen. Sind die Zinsen dagegen hoch, dann sind festverzinsliche Papiere mit die beste Anlage, die es gibt. Um so unverständlicher ist es für mich, daß momentan Milliardensummen in längerfristigen festverzinslichen Wertpapieren, Rentenfonds oder Lebensversicherungen liegen und – was noch schlimmer ist – täglich in diese Anlageformen hinein fließen. Für mich kann die Erklärung nur darin liegen, daß die Leute einfach das kaufen, was in der Vergangenheit gestiegen ist, ohne sich zu überlegen welche Perspektiven diese Anlage denn bietet. Bei einem Zinsniveau von 1-2% kann man mit den o.g. Instrumenten auf Sicht der nächsten 5 Jahre keinen Blumentopf verdienen. Im Gegenteil, wenn sie „Hochprozenter“ oder Rentenfonds im Depot haben, machen Sie Kasse und gönnen Sie sich etwas „Hochprozentiges“ auf diesen Erfolg. Einen besseren Zeitpunkt dafür, gab es in der jüngeren Geschichte noch nie.

Und die alten Regeln gelten doch !

15 Februar 2012

Gegen Anfang des Jahres 2000 hielt der legendäre US-Investor Warren Buffet einen Vortrag vor Studenten der Harvard-University über die Regeln, an die sich ein Anleger bei der Bewertung eines Unternehmens halten sollte. Diese dienen ihm auch heute noch als Basis dafür, ob man die Aktie eines Unternehmens kauft, oder besser die Finger davon lässt. Der ein oder andere Leser wird sich noch an diese Zeit erinnern, als an den Stammtischen und Arbeitsplätzen zeitweise nicht über Fußball diskutiert wurde, sondern die Gespräche sich zunehmend darum drehten, welche Aktien sich am „Neuen Markt“ denn in der nächsten Woche verdoppeln werden. Es war die Zeit, in der sich die Mitarbeiter einer damals in Limburg ansässigen Firma namens „Internolix“ mitsamt ihrem Chef in der Lokal-Presse ablichten ließen. Im Text hieß es dazu „Wir gehen an die Börse und wir werden alle reich…“ Wie dieses „Spielchen“ ausgegangen ist, wissen wir alle. Und die Studenten, die damals in Boston feixend den Hörsaal mit den Worten verlassen haben „Was erzählt der denn für einen Mist. Die Zeit des alten Mannes ist auch abgelaufen. Heute gelten andere Regeln !“, haben wohl in der Regel bitteres Lehrgeld gezahlt.

Ähnlich versuchen uns auch in der heutigen Zeit diverse „Experten“ weiszumachen, dass gewisse Regeln momentan keine Gültigkeit mehr haben. „Die Welt ist schnelllebiger geworden“, „Man muss am Ball bleiben und reagieren“, „Aktien kaufen und Schlaftabletten nehmen (das Rezept von Börsen-Altmeister André Kostolany) funktioniert nicht mehr.“

Meine Meinung dazu ist identisch mit der Antwort von Rudi Völler im legendären Interview mit Waldi Hartmann im September 2003 auf Island nach einem hart erkämpften 0:0 Unentschieden: Das „S-Wort“ möge man mir in diesem Zusammenhang verzeihen, aber die Authentizität des Ereignisses fordert dieses. „Ich kann diesen Scheiss nicht mehr hören.“, so damals „Tante Käthe“ im O-Ton.

Meine Meinung: Natürlich gelten die alten Regeln heute noch und das wird es auch in 50 Jahren noch so sein. Ein gutes Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass es dauerhaft mehr Geld einnimmt , als es ausgibt. Das ist die Regel Nr. 1. Und wenn ich ein Unternehmen für einen Preis kaufen kann, der niedriger ist als das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital, dann kaufe ich sozusagen einen 100 Euro-Schein für einen Preis von vielleicht 80 Euro. Das ist und wird immer ein gutes Geschäft sein, solange der 100 Euro Schein „echt“ ist, d.h. solange die Bilanz des Unternehmens nicht „frisiert“ wurde (Regel Nr.2). Und es wird immer der Zeitpunkt kommen, an dem die Mehrzahl der Anleger den wahren Wert eines Anlagegutes erkennt. Das ist wie bei einem Pendel. Man muss nur die Zeit haben, um dies abwarten zu können (Regel Nr. 3). Die einzig wirklich neue Erkenntnis, die ein Geldanleger in den vergangenen Jahren gewinnen konnte ist die, dass nichts mehr sicher ist auf dieser Welt. Selbst vermeintlich sichere Staatsanleihen legen Schwankungen an den Tag, die man früher nicht einmal jeden Tag bei Aktien gesehen hat. Und die vermeintlich „sicheren“ Sachwerte wie Gold oder Silber hatten in der 2. Hälfte des vergangenen Jahres Rückschläge von 20 bzw. 30% zu verdauen, bevor es auch dort zuletzt wieder deutlich nach oben ging. Und wer vor 15 Monaten im November 2010 bei einem DAX Stand von 6.700 Punkten erstmals Aktien gekauft hat und seitdem nicht mehr hingeschaut hat, hat durch die Entwicklung in den letzten Wochen seinen ersten „Crash“ schadlos überstanden. Aber eben nur wenn er die alten Regeln befolgt hat und „ruhig Blut“ bewahrt hat. Dazu bedurfte es allerdings einer gehörigen Portion „Beratungsresistenz“ gegenüber allen Schwarzsehern und Weltuntergangspropheten, die in diesem Zeitraum Hochkonjunktur hatten.

Der Eingangs zitierte Warren Buffet auch genannt das „Orakel von Omaha“, gilt übrigens als erfolgreichster Anleger aller Zeiten. Wer 1965 10.000 Dollar in seine Firma „Berkshire Hathaway“ investierte, verfügt heute über ein Vermögen von 50 Mio. Dollar. Das entspricht einer Verzinsung von 26% p.a. Von ihm stammt im Übrigen auch das Zitat:

„Die meisten Leute interessieren sich für Aktien, wenn alle anderen es tun. Die beste Zeit ist aber, wenn sich niemand für Aktien interessiert.“ Einfach mal drüber nachdenken…

Klingelingeling – hier kommt der Börsenmann

25 Januar 2012

„An der Börse wird nicht zum Einstieg geklingelt“ lautet eine alte Bauernregel.
Oder manchmal doch ?

Zumindest der in meinen Augen verlässlichste Indikator der letzten 15 Jahre hat in der vergangenen Woche „grünes Licht“ und damit vielleicht den Startschuss für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung an der deutschen Börse gegeben.

Es handelt sich dabei um den gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Börsentage. Schneidet die aktuelle Kurslinie diese Kurve von unten nach oben (so wie in der vergangenen Woche geschehen), konnte man in den letzten 15 Jahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den darauf folgenden 12-24 Monaten einen deutlichen Anstieg beim DAX mit zweistelligen Zuwachsraten verfolgen. Das Problem bei der ganzen Angelegenheit in den letzten 12 Jahren war, dass diese Gewinne, wenn man nicht verkauft hat, in einem der 3 Börsencrashs (2002, 2008 und 2011) zum Teil wieder aufgezehrt wurden. Aber noch viel schwerer als den richtigen Kauf-, ist es den richtigen Verkaufszeitpunkt zu finden.  Auch hier kann die 200 Tage-Durchschnittslinie hilfreich sein. Die in meinen Augen bessere Strategie ist es aber sich nicht in Kauf- und Verkaufsspielchen zu üben, sondern einen festen Anteil des Vermögens in Aktien anzulegen und dann das ganze Zeug einfach am besten 20 oder 30 Jahre liegen lassen. Auch wenn Ihnen aktuell fast jeder „Experte“ weismachen will, dass diese Regel nicht mehr in die heutige Zeit passt. Vor genau 20 Jahren (Ende Januar 1992) stand der DAX bei 1.687 Punkten. Das entspricht bei einem aktuellen Stand von 6.400 Punkten einem durchschnittlichen Anstieg von 6,9% p.a. Und vor genau 30 Jahren (Ende Januar 1982) stand der DAX bei 502 Punkten und wer damals gekauft hat, kann sich aktuell über 8,9% Rendite p.a. freuen. Angesichts der nach wie vor historisch niedrigen Zinsen, sollte jeder, der ein paar Groschen übrig hat, da ganz einfach mal drüber nachdenken. Für mich stellt der Aktienmarkt gerade in der heutigen Zeit eine absolut lohnenswerte Alternative dar. Nicht für das ganze Geld, aber für einen Teil davon. Die deutschen Unternehmen haben im Jahr 2011 so viel verdient, wie nie zuvor in der Geschichte und alle Indikatoren deuten darauf hinaus, dass sich dieser Trend auch in 2012 fortsetzt. Aber wer profitiert davon ? Fast 2/3 der Aktien der DAX Unternehmen befinden sich im Besitz von ausländischen Händen. Und der deutsche Anleger steckt sein Geld in Riester-Renten, Versicherungen und Bausparverträge. Ich frage mich schon seit Jahren: Warum wird dieser ganze Mist gekauft ? Wahrscheinlich, weil es der „Herr Kaiser“ sagt und man das ja schon immer so gemacht hat. Wenn man aber 1 und 1 zusammen zählen kann, kommt man relativ schnell zu der Erkenntnis, dass bei einem Zinsniveau von 1% und ganzen Heerscharen, die daran ja auch noch was verdienen wollen, für den Kunden am Ende mit viel Glück gerade mal der Betrag heraus kommen wird, den er in der Summe über die ganzen Jahre eingezahlt hat. Ich bin mal gespannt, wann die erste Versicherung die Hosen herunter lässt und sagt „Wir können den Garantiezins leider nicht mehr bezahlen, da wir uns mit italienischen und spanischen Staatsanleihen verspekuliert haben.“ Von dem Zeug haben Sie nämlich alle die Scheune bis zum Dach voll. Ich gehe jede Wette ein: Dieser Tag ist nicht mehr fern…

„Arme“ Ferrari-Fahrer und randvolle Gläser

20 Januar 2012

In der vergangenen Woche haben meine „liebsten Freunde“ S&P, Fitch und Moodys (auch bekannt unter ihrem Künstlernamen „Ratingagenturen“) die Keule ausgepackt. Traf es zunächst mit Frankreich, Österreich, Italien, Portugal, Spanien, Zypern, Malta, der Slowakei und Slowenien neun einzelne Länder der Eurozone, haben sich die Verantwortlichen wohl gedacht „warum denn halbe Sachen ?“ und dann einen Tag später gleich den kompletten Rettungsschirm „EFSF“ (European Financial Stability Facility – für alle, die’s genau wissen wollen) in seiner Bonität herabgestuft. Man ist geneigt zu sagen: Jetzt muss ja sogar das Rettungspaket gerettet werden ! Ein Glück, dass mittlerweile an den Kapitalmärkten Ruhe und Vernunft eingezogen ist und die hektischen Aktivitäten dieser Zauberlehrlinge zusehends von den Marktteilnehmern ignoriert – um nicht zu sagen: „belächelt“ – werden. Mittlerweile dürft auch der Letzte erkannt haben, welche Strategie denn hinter diesem „Spiel“ steht. In meinen Augen ist das Ganze eine gezielte Kampagne der USA von ihren eigenen Problemen abzulenken, den EURO gegenüber dem US-Dollar zu schwächen und innerhalb der Euro-Zone Neid und Misstrauen zu erzeugen. Flugs meldeten sich bereits am Tage der EFSF-Abstufung Stimmen aus Italien, die eine stärkere Beteiligung Deutschlands am Rettungsschirm forderten, da sich Deutschland ja ungleich günstiger am Kapitalmarkt refinanzieren könne.  Wenn man bedenkt, dass sich die Italiener jetzt bonitätsmäßig auf der gleichen Stufe wie Peru, Kolumbien oder Kasachstan befinden, ist es in der Tat Zeit für unsere Freunde südlich der Alpen, sich an die Arbeit zu machen. Und die erste Aufgabe ist es – wie immer – zunächst mal vor der eigenen Haustüre zu kehren bzw. den eigenen Stall auszumisten. Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer. Kurz nach Weihnachten fiel die italienische Steuerfahndung nahezu überfallartig im Nobel-Skiort  Cortina d’Ampezzo in den Dolomiten ein. Zunächst einmal wurden die Einkommensverhältnisse der Halter aller im Ort gesichteten Ferraris (immerhin knapp 250 Stück) überprüft. Und siehe da: Knapp ein Fünftel der „Ferraristi“ waren – zumindest steuertechnisch – bettelarme Leute. Wahrscheinlich waren die meisten von denen noch Bezieher von „Hartze quattro“. Jetzt dürfen sich diese Schmarotzer erst mal auf einige unangenehme Fragen der italienischen Fiskalbehörde gefasst machen, die diese Nummer hoffentlich gnadenlos durchzieht.  Als nächstes nahmen die Fahnder dann die Restaurants und Edel-Boutiquen unter die Lupe. Nachdem sich deren Anwesenheit wie ein Lauffeuer im Dorf rumgesprochen hatte, verzeichneten alle Geschäfte und Lokale in den darauf folgenden Tagen Umsätze, die das drei- bis vierfache der durchschnittlichen täglichen Einnahmen erreichten. Da war dann wohl ein paar Tage nichts mit „senza conto“. Umgangssprachlich kann man das mit einem „Geht doch !“ prämieren. Aber diese Nachrichten zeigen doch genau, wo die Problematik in Europa steckt. Wenn alle Staaten ihr Finanzwesen mit preußischer Disziplin durchorganisieren, sind die Staatshaushalte – auch die der Südländer – problemlos zu sanieren. Und die Leute müssen lernen, dass es auf der ganzen Welt keinen Pott gibt (auch wenn da „Staat“ drauf steht), wo man mehr herausholen kann, als man rein steckt. Aber es wird ein harter und schmerzlicher Prozess, das in die Köpfe der Leute hinein zu bekommen. Genauso wie man die Bevölkerung in Europa auf längere Lebensarbeitszeiten vorbereiten muss. Wie soll das denn selbst in Deutschland funktionieren, wenn im Jahr 2030 25% aller Bewohner über 65 Jahre alt sind ? Wenn die Leute dieses Bewusstsein entwickeln und leben, dann geht es Europa viel, viel besser als der „neuen Welt“. Wie bereits oben gesagt: In meinen Augen ist der EURO auf einem guten Weg, den Dollar als Weltleitwährung abzulösen. Das lässt sich z.B. ganz einfach feststellen, wenn man sich die Schwankungen des Gold- und des Ölpreises anschaut, die – historisch bedingt – weltweit in Dollar gehandelt werden, sich in ihren Preisschwankungen aber immer häufiger konträr zu den Schwankungen zwischen Euro und Dollar entwickeln. „Steigt der Dollar, fällt das Gold“ ist eine der wenigen Gesetzmäßigkeiten, auf die man sich in den verrückten Finanzmärkten in den letzten Jahren verlassen konnte. Und das ganze Gehabe der US-gesteuerten Ratingagenturen führt dazu, dass in Europa diskutiert wird, ob wir den EURO wieder aufgeben ? Die ganze Welt schüttelt den Kopf über die Europäer. Wir haben die beste Infrastruktur, die beste medizinische Versorgung, das beste Bildungswesen und müssen kein Hundefleisch essen, um satt zu werden. Und anstatt sich auf das zu konzentrieren, was uns stark macht, wird jeden Tag eine neue „Sau“ durchs Dorf getrieben, die ein Schild umhängen hat, wie schlecht doch alles ist und das alles noch viel schlimmer wird. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mir geht diese Stimmungsmache tierisch auf den Zeiger. Die Gläser bei uns sind randvoll, aber es wird gejammert, dass die ja so schwer zum Heben sind…

Das Märchen von der Inflation

7 Dezember 2011

Zum Jahresende blicken viele Immobilienbesitzer mit Spannung auf die vom statistischen Bundesamt verkündete „offizielle“ Inflationsrate. Gerade im gewerblichen Bereich ist es weit verbreitet die Entwicklung der Mieten an den sogenannten Verbraucherpreis-Index (VPI) zu koppeln, der monatlich von der Wiesbadener Behörde ermittelt wird. Gemäß Definition auf der Website des statistischen Bundesamts misst der VPI „die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden.“ Insgesamt  600 Personen sind damit beschäftigt ca. 300.000 Artikel des täglichen Bedarfs ständig zu analysieren und die Preisentwicklung auszuwerten. Außerdem nehmen bundesweit 60.000 Haushalte im 5-Jahres-Rhythmus an einer sogenannten „Einkommens- und Verbrauchs-Stichprobe teil“, deren Ergebnisse ebenfalls in die Berechnung des VPI einfließen.

Ein Blick in die Statistik der letzten 45 Jahre zeigt dann doch einige interessante Erkenntnisse.  So lag die durchschnittliche Inflationsrate in dieser Zeit bei genau 2,88% p.a. Und aufgepasst: Seit der Einführung des Euros im Jahr 1999 lag der Wert lediglich im Jahr 2007 mit 3,1% knapp über dieser Marke. Die durchschnittliche Preissteigerung seit 1999 liegt mit 1,60% p.a. DEUTLICH unter der langfristigen Preissteigerung, die wir zu D-Mark-Zeiten hatten. Wie kann das sein ? Es wird eben nicht ALLES teurer. So schlecht ist der EURO dann wohl doch nicht, auch wenn uns die Brandstifter von Standard & Poors dieser Tage gerade etwas anderes weis machen wollen. Die offenkundigen Preissteigerungen bei diversen Lebensmitteln und bei Treibstoffen sorgen dafür, dass die „gefühlte“ Inflation bei vielen Verbrauchern höher wahrgenommen wird, als sie tatsächlich ist. Rückläufige Preise z.B. in den Bereichen Telekommunikation und Hi-Fi Endgeräte sorgen hier für einen Bremseffekt. Eine Handy-Flatrate mit der man für weniger als 50 € im Monat unbegrenzt telefonieren und im Internet surfen kann, wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Ein halbstündiges Telefongespräch von den USA nach Deutschland für 0,00 € – Skype macht’s möglich ! Den Flachbildschirm gibt’s heute für die Hälfte des Preises von vor fünf Jahren. Und dank der Erfindung der e-mail muss sich auch die Post anderen Einkunftsquellen als dem Verkauf von Briefmarken zuwenden. Bei den eingangs genannten Immobilienbesitzern gibt es viele, die froh sind, dass Ihnen überhaupt jemand eine Miete zahlt und die in den letzten 20 Jahren keine Mietsteigerung gesehen haben. Und wenn Sie denn kam, ist das Geld dann in notwendige Reparaturen geflossen. In der vergangenen Woche wurde ich allerdings in meiner „persönlichen Inflationsrate“ schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Da lag nämlich die Beitragsmitteilung meiner Krankenversicherung im Briefkasten. Um satte 20% darf ich bei gleicher Leistung ab Januar mehr bezahlen. Für mich ist das, was manche private Krankenversicherer – und ich nenne hier namentlich die CENTRAL Krankenversicherung AG  – in den letzten Jahren veranstalten, nichts anderes als legalisierter Betrug und ich frage mich warum hier keine Aufsichtsbehörde bei diesem Gebaren einschreitet . Stattdessen sieht man tatenlos zu, wie die mit falschen Versprechungen geköderten Kunden schutzlos wirtschaftliche Fehlkalkulationen von Dilettanten und Versagern in den Vorstandsetagen ausbaden müssen. Ich kann an dieser Stelle nur davor warnen, sich in die Hände solcher Halsabschneider zu begeben ! Dass es in Sachen „Inflationsbekämpfung“  auch anders geht, und das sogar im viel gescholtenen Gastronomie-Bereich, zeigt die Entwicklung des Bierpreises in der Limburger Kultkneipe „Zum Runden Eck“. Kostete ein Bier im Jahr 2002 mit der Euro Einführung 1,20 €, liegt der Preis heute mit 1,40 € genau um 16 % höher. Dies entspricht exakt der durchschnittlichen Preissteigerung des gesamten Warenkorbs in diesem Zeitraum und damit hat der „Bob“ seinen Beitrag zur Preisstabilität in Deutschland geleistet. Oder man hält sich ganz einfach an das alte Motto „Bei mir wird das Benzin nicht teurer, ich tanke immer für 20 Euro.“ Dann fährt man halt ein bißchen weniger – das ist besser für die Umwelt und die Gesundheit.

Bundesverdienstkreuz oder Armutszeugnis?

30 November 2011

Einer der größten Kritikpunkte, der der Finanzbranche in den letzten 3 Jahren vorgehalten wurde, ist die Tatsache, dass es viel zu viele Produkte auf dem Markt gibt, die für die Anleger zu kompliziert sind und bei denen oftmals auch die Bank-Berater selber nicht durchblicken. Welche Entwicklung muss denn genau eintreten, damit das „Deep-Tracker-Express-Reverse-Index-Zertifikat“  die versprochene Basisverzinsung bringt. Muss der Dax im Quadrat stärker steigen, als der Schweizer Franken dividiert durch die griechischen Importpreise fällt ? Ich gebe zu, auch mir fällt es da manchmal schwer den Überblick zu behalten.

Den Überblick verloren haben jedoch definitiv die „Zertifikate-Bastler“ meiner „Lieblingsbank“, deren Banner weithin sichtbar am Frankfurter Waldstadion prangt. Wie im Handelsblatt am vergangenen Dienstag zu lesen war, haben Sie jetzt ein Zertifikat auf den Markt gebracht, mit dem man auf den Untergang der eigenen Bank wetten kann. Je tiefer die Aktie der Commerzbank noch fällt, um so höher der Gewinn, den der Käufer dieses Papiers einstreicht. Spätestens jetzt sollten doch bei den Anlegern die Alarmsirenen losgehen. Gab es da nicht mal so eine Bank – Lehman oder wie hieß die noch ? Und wie war das denn bei denen mit den Zertifikaten ? Richtig !  Wertlos ausgebucht wurden Sie bei den meisten Leuten ! Alles schon wieder vergessen ? Stellen Sie sich mal vor, die Commerzbank-Aktie fällt wirklich auf 30 Cent, die Käufer dieses Papiers freuen sich über einen schönen Gewinn und müssen dann feststellen „Oh, derjenige, der mir den Gewinn auszahlen muss, ist ja pleite.“ Diese Leute tun mir, ehrlich gesagt, noch nicht mal leid.

In der gleichen Ausgabe des „Handelsblatt“ fand sich außerdem eine Auflistung der Banken, die momentan die höchsten Zinsen für Tagesgeld zahlen. Die Namen der Institute habe ich schon wieder vergessen, es war keine dabei, die ich auch nur im Ansatz gekannt habe. Aber anscheinend gibt es schon wieder genügend Leute, die verdrängt haben, dass vor 3 Jahren eine Bank namens „Kauphting-Bank“ diese Liste anführte. Bemerkenswert für mich war in dieser Woche auch die Meldung, dass die Banken mittlerweile die stärkste Vertriebsschiene für die deutsche Lebensversicherungsbranche darstellen. Mehr als 30% aller neu abgeschlossenen Verträge werden in Bankfilialen unterzeichnet. Ich lass das an dieser Stelle einfach mal unkommentiert  stehen. Meine Meinung zu dieser Anlageform habe ich an dieser Stelle ja schon mehrfach kundgetan.

Aber nochmal zurück zur „Bank an Ihrer Seite“. Im Jahr 2005 noch eine stolze Bank mit einem Börsenwert von 20 Milliarden Euro, hat sich rund um die Commerzbank seitdem ein Trauerspiel abgespielt, das in der deutschen Wirtschaftsgeschichte seinesgleichen sucht. Nur durch massive Unterstützung des Staates, der der Bank 8 Milliarden Kapital zur Verfügung stellte, konnte im Jahr 2008 eine Pleite verhindert werden. Ob Subprime-Hypotheken, Griechenland oder notleidende Schiffskredite. Überall, wo es in den letzten Jahren etwas zu verlieren gab, stand die Commerzbank in der ersten Reihe. Umso mehr hat mich vor gut vier Wochen eine Meldung verwundert, wonach demjenigen, der in den letzten 10 Jahren zunächst als Vorstandsvorsitzender und aktuell als Aufsichtsratsvorsitzender hauptverantwortlich für dieses Debakel ist, vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier höchstpersönlich das Bundesverdienstkreuz medienwirksam um den Hals gehängt wurde. „In seiner Laudatio würdigte der Landesvater nicht nur das wirtschaftspolitische Engagement des Top-Managers, sondern auch dessen ehrenamtliche Tätigkeiten im bildungs- und sozialpolitischen Bereich“ hiess es in der Pressemitteilung.

Der zweite Halbsatz mag ja noch halbwegs als Argument gelten, aber was sich die für diese Auszeichnung Verantwortlichen dabei wohl gedacht haben, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Das für mich Peinliche, ja fast Skandalöse an dieser ganzen Nummer ist aber, dass der Klaus Peter Müller diese Auszeichnung auch noch annimmt !

Wenn er einen Hauch von Charakter hätte, hätte er gesagt „Herr Ministerpräsident, lassen Sie die Ehrung bitte mal stecken, da ist jetzt nicht die richtige Zeit für.“ Dann hätte er (nicht nur bei mir) nach langer Zeit wieder mal ein paar Pluspunkte gesammelt. Schade ! So wird aus einem Bundesverdienstkreuz ein Armutszeugnis.