Keine gute Woche

7 Januar 2024 von Max Kommentieren »

Der vergangene Montag sollte ja eigentlich DER GROSSE PROTESTAG sein, für alle, die in unserem Land mit der Arbeit der regierenden Klasse unzufrieden sind.

Und davon gibt es in vielen Branchen jede Menge Leute.

Am Ende des Tages reduzierte sich alles aber auf Proteste der Landwirte und einiger Spediteure. Für mich enttäuschend.

Es wurde munter diskutiert und auch in der heimischen Presse gab es reichlich Gegenwind – für mich völlig unverständlich. Aber jeder in unserem Land darf seine Meinung sagen, ein nicht zu unterschätzendes Attribut einer Demokratie. Auch wenn man dann manchmal scharfen Gegenwind bekommt – ich bin bekanntermaßen musikalisch nicht sehr begabt, kann hiervon aber ein Lied singen.

Die Landwirte sind für mich Helden und haben meinen höchsten Respekt. Ich habe mich natürlich auch in einigen Diskussionen in den sozialen Medien beteiligt und es ist für mich immer wieder eine grenzwertige Belustigung, wenn „Städter“, die im Leben noch keine lebendige Kuh gesehen haben, meinen hier mit Halbwissen sich zu dem Thema nach dem Motto „den Bauern geht es doch gut – die haben laut Statistik im Schnitt 115.000 € Gewinn pro Jahr erzielt“ äußern zu müssen.

Ich glaube für mich, dass ich auch als „Bürohengst“ bei diesem Thema kompetent mitreden kann. Ich bin seit mehr als 10 Jahren stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender eines lange Jahre börsennotierten Ackerbaubetriebs, der in Rumänien ca. 6.500 Hektar Land bewirtschaftet und dort pro Jahr über 30.000 Tonnen Weizen, Raps, Mais und Soja erntet. Und ich pflege nicht zuletzt wegen dieser Aufgabe auch einen regelmäßigen Austausch mit vielen Landwirten in der Region.

Und glauben Sie mir: Es brennt! Steigende Düngerkosten und parallel sinkende Verkaufspreise für die erzeugten Produkte werden in den neuesten Bilanzen die vielleicht in 2022 erzielten Gewinne dahinschmelzen lassen wie Butter in der Sonne.

Aber genauso, wie wir in verantwortungsvoller Position eine Bundesbauministerin haben, die letztes Jahr im November noch von 400.000 neu geschaffenen Wohnungen pro Jahr „geschwafelt hat“ (es werden – mit Glück – vielleicht die Hälfte) fehlen den Regierenden in Berlin der feinfühlige Blick und die Antennen, wo es in unserem Land klemmt.

Ich könnte unzählige Beispiele aufzählen:

Der Skandal um die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Die Untätigkeit von Behörden – man wartet Monate auf Genehmigungen oder Gerichtsdokumente, aber wehe man gibt die Steuererklärung mal drei Tage zu spät ab.

Die ungelösten Probleme mit denen Kommunen in der Flüchtlingsversorgung alleine gelassen werden

Da hätten am Montag eigentlich auch alle Gastwirte, Bauherren, Unternehmer und kommunale Mandatsträger auf die Straße gehört.

Die Verantwortlichen in Berlin haben schlichtweg den Schlag nicht gehört und wenn ich dann lese, dass die Vorsitzende der SPD Frau Esken (mit prognostizierten 3% Stimmenanteil bei der Landtagswahl in Sachsen) ein Verbot der AFD (mit prognostizierten 37%) fordert, fällt mir nichts mehr ein außer der Empfehlung, dass sie vielleicht mal wegen akuter Wahrnehmungsstörung einen Arzt konsultiert.

Das ist ungefähr genauso, wenn Haiti bei der FIFA den Ausschluss von Brasilien fordert.

Wie eingangs gesagt: Ich ziehe meinen Hut vor den Landwirten, dass sie dieses Zeichen gesetzt haben, habe aber wenig Hoffnung dass in Berlin Einsicht einkehrt.

Wie haben in Deutschland eine Zwei-Klassen Gesellschaft. Stadt- und Landbevölkerung. Der Politik in Berlin fehlt jegliche Sensibilität für die Bedürfnisse der Landbevölkerung, alleine aus diesem Grund sind gerade die Proteste der Landwirte als Berufsgruppe wichtig. Auf dem Land – und dazu zähle ich den kompletten Landkreis Limburg-Weilburg, aber auch den Westerwaldkreis und den Rhein-Lahn-Kreis -ist das Auto das zentrale Fortbewegungsmittel. Auch wenn in der heimischen Presse ein pensionierter Oberstudienrat kundtut, dass man auch mit Bus und Bahn überall hinkommt. Die Stadtpolitik in Limburg läuft hier mit der ständigen Verknappung der Parkmöglichkeiten in eine völlig falsche Richtung. Die Stadt lebt vom Umland und die Leute aus Hünfelden, Mengerskirchen oder Wallmerod kommen nun mal bevorzugt mit dem Auto. Und wenn es keine Parkmöglichkeiten in der Innenstadt mehr gibt, bleiben diese Leute zuhause oder orientieren sich anderweitig. In Berlin, Hamburg oder München, wo alle 5 Minuten eine U-Bahn fährt, brauche ich kein Auto, aber in unserer Region geht es nicht anders. Und mit dem unsäglichen Heizungsgesetz hat der „Auszubildende“ im Wirtschaftsministerium vielen – insbesondere älteren – Menschen in unserer Region schlaflose Nächte beschert.

Und jetzt ist auch noch der Franz gestorben – es war keine gute Woche. Aber wir geben nicht auf!