Angst essen Kohle auf !

11 Juli 2012 von Max Kommentieren »

Die leichte Abwandlung des Filmtitels aus dem Jahr 1974 spiegelt das Verhalten und die derzeitige Stimmung vieler Anleger am Kapitalmarkt wider. Viele sind völlig verunsichert und trauen sich nicht Investitionen zu tätigen. Ein guter Freund von mir hat neulich sein Tageszeitungs-Abonnement gekündigt. Als der Vertriebsbeauftragte darauf hin bei ihm nach den Hintergründen für diese Entscheidung nachfragte, sagte zu er ihm: „Ich habe keine Lust mehr, mich schon beim Frühstück mit lauter Negativ-Themen zu befassen. Auf Seite 1 steht die Meldung über einen Flugzeugabsturz oder den 21.EURO-Krisengipfel, im Lokalteil über einen Unfall auf der Landstrasse oder einen Dorfverein, der sich auflöst, im Kulturteil liest man, welches Theater gerade pleite gegangen ist  und wenn man den Wirtschaftsteil liest, kommt man zu dem Eindruck der Weltuntergang steht unmittelbar bevor. Ich will aber mit einem positiven Gefühl in den Tag gehen.“ Aber anscheinend braucht die Mehrheit unserer Mitmenschen diese schlechten Nachrichten, wie die tägliche Luft zum Atmen. Denn jammern „wie schlecht alles heutzutage ist“ ist doch viel leichter, als anzufangen und kleine Dinge, die einen stören, zu ändern. Wenn ich das ganze Geheule um den Euro momentan höre, platzt mir manchmal der Kragen. „Unser Geld ist bald nichts mehr wert ! Oh Gott diese Griechen, Spanier und Italiener reißen unser Land in den Abgrund ! Der Kapitalismus und die soziale Marktwirtschaft sind am Ende ! Die Börsen und der Euro stürzen ab, alles fliegt in die Luft !“ Sobald man einen Fernseher einschaltet oder eine Zeitung in die Hand nimmt, wird man mit diesen Themen konfrontiert und mir kommt es vor, dass die Intensität dieser ganzen Meldungen – wie von Geisterhand gesteuert – ständig zunimmt. Das vieles davon schlichtweg Propaganda ist, hinter der verschiedene Interessenlagen stehen, ist den wenigsten bewusst. Mit der ständigen täglichen Krisendosis sind die Medien auf dem besten Weg, die Ziele der Angst-Lobbyisten zu verwirklichen und treten damit nahtlos die Nachfolge diverser kirchlicher Organisationen an, die in den vergangenen 2.000 Jahren diesen Markt nach dem Motto „Spende und Du kommst in den Himmel“ dominiert haben. Das Geschäft mit der Angst ist schließlich das zweitälteste Gewerbe der Welt. Seitenwechsel: Anlässlich der gerade hinter uns liegenden Fussball-Europameisterschaft war ich zum ersten Mal in meinem Leben in Polen. Dort sind in den letzten 20 Jahren sensationelle Fortschritte erzielt worden, aber wenn man fünf Kilometer hinter der Grenze so langsam in das Land eintaucht, fühlt man sich um 30 Jahre zurück versetzt. Und so wie sich viele in unserem Land eine polnische Altenpflegerin leisten, beschäftigen viele Polen ukrainische Hausangestellte. Wie es dann in der Gegend zwischen Lemberg und Kiew ausschaut, brauche ich keinem zu erzählen.  Und Polen bzw. die Ukraine sind noch Länder, die im von den vereinten Nationen veröffentlichten „Human Development Index“ (einer Kennzahl für die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand eines Landes)auf Platz 39 bzw. Platz 76 liegen. Die drei letzten Plätze(185-187) zieren Burundi, Niger und die Demokratische Republik Kongo, die zusammen übrigens knapp 100 Millionen Einwohner aufweisen. Wenn von denen einer jammert, kann ich das verstehen, aber nicht bei uns ! Deutschland liegt in dieser Rangliste übrigens auf Platz 9 hinter Neuseeland (5.) und Irland (7.). Die einen waren Mitte der 80er Jahre angeblich pleite und Irland stand noch vor 2 Jahren kurz vor der Insolvenz. Auf Platz 1 steht übrigens Norwegen, ein Land das aufgrund seiner Ölvorkommen zu Reichtum gekommen ist. Der staatliche Ölfonds Norwegens (Staatens Pensjonsfond Utland), in dem die Überschüsse aus dem Ölgeschäft für künftige Generationen „gebunkert“ werden, verfügt aktuell über knapp 475 Milliarden Euro und ist damit das größte Anlagevehikel der Welt. Von denen höre ich keine Klagen, wie von vielen Vermögenden in unserem Land, dass ja alles so schlecht ist und man vor lauter Angst nicht weiß, wohin mit dem Geld. Auf der Website der norwegischen Zentralbank (www.norges-bank.no) kann man genau einsehen, wie die Wikinger momentan investiert sind. Das meiste Geld liegt mit einem Anteil von 60% in – dreimal dürfen Sie raten – Aktien ! Es gibt kaum ein etabliertes Unternehmen in Europa, wo die Norweger nicht die Finger im Spiel haben. Darüber sollte man mal etwas länger nachdenken. In Deutschland dagegen wird vor lauter Angst, dass das Geld demnächst nichts mehr wert ist, überwiegend in Lebensversicherungen, Bausparverträgen und Fest- bzw. Termingelder investiert.

Dabei sind das genau die drei Anlageformen, die – sollte es zu einer Geldentwertung kommen – am stärksten davon betroffen sind. Sachwerte wie Aktien, Immobilien, Gold, oder Kartoffeln dagegen haben auch in schlechten Zeiten ihren Wert. Nachdenken darüber reicht nicht – hier ist Handeln angesagt.