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Steht auf, wenn Ihr Deutsche seid !

4 März 2018

Nein liebe „couragierte Gutmenschen“, „Aufkleber-Abkratzer“ und hyperaktive Anzeigenerstatter – ihr könnt Euch wieder hinsetzen, es folgen keine nationalistischen oder gar rassistischen Ausführungen, sondern lediglich ein paar einfache Anmerkungen zur Kapitalmarktentwicklung in den letzten 4-6 Wochen.

Vor gut 6 Wochen (am 23.Januar 2018) markierte der Deutsche Aktienindex (DAX) mit knapp 13.600 Punkten ein Rekordhoch. Ein Jahr vorher (am 23. Januar 2017) notierte der DAX bei 11.565 Punkten und auch zu diesem Zeitpunkt blickten die meisten Aktionäre zufrieden und entspannt aus dem Fenster.

Dieser Tag fiel auf einen Montag. Genau drei Tage vorher war der 45. Präsident der USA, Donald Trump, vereidigt worden und hatte mit seinem Motto „America First“ gleich mal eine schöne Parole „raus gehauen“.

Die Börsen nahmen es relativ gleichgültig hin.

Das für mich entscheidende Fazit des ersten (von hoffentlich maximal vier) Trump-Jahres lautet:

EURO / US-Dollar am 23.01.2017: 1,0765

EURO / US-Dollar am 23.01.2018: 1,2298

Damit hat der vielgescholtene EURO gegenüber dem US-Dollar knapp 15% zugelegt.

Und das, obwohl in Amerika die Zinsen von 0% auf 2% gestiegen sind !

„Make Americe great again“ sieht in meinen Augen anders aus.

Noch drei weitere Jahre in diese Richtung und dann hat es dieser Bursche geschafft, den Wert des Dollars in der Welt zu halbieren.

Aber die Dollarkurs-Entwicklung ist in meinen Augen der Hauptgrund für das, was wir in den vergangenen 4-6 Wochen an unserem Aktienmarkt gesehen haben.

Wie gesagt, nach knapp 18% Anstieg in den vergangenen 12 Monaten, haben wir ca. 12 % davon seit dem 23. Januar wieder abgegeben.

Abgesehen davon, handelt es sich hier keineswegs um einen Crash (davon reden wir bei Kursrückgängen von 30%), sondern um eine normale, vielleicht sogar gesunde Korrektur in einer langfristigen Aufwärtsbewegung.

Die deutschen Unternehmen kommunizieren nach wie vor glänzende Umsätze und Gewinne, die Dividenden der DAX-Werte liegen dreimal so hoch wie vor zehn Jahren – wer verkauft denn in einem solchen Umfeld bei klarem Verstand seine Aktien ?

Ein Blick darauf, wem denn die Mehrzahl der deutschen Aktien gehört, liefert die Lösung. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young befanden sich im Jahr 2015 ca. 56% aller DAX-Aktien im Besitz von Ausländern (und das sind überwiegend Angelsachsen), nachdem dieser Wert im Jahr 2005 noch bei 42% lag.

 

Jetzt setzen wir mal die Sonnenbrille von Onkel Donald auf und rechnen schnell:

Der US-Investor hat in den letzten 12 Monaten neben 18% Kursgewinn auch zusätzlich 15% Währungsgewinn „eingesackt“, wenn er in deutschen Aktien investiert war. Damit hat er fast exakt das gleiche Ergebnis erzielt, wie sein patriotischer Nachbar, der („America First“) im Dow-Jones Index investiert war. Im gleichen Zeitraum (Januar 17 – Januar 18) hat der Dow Jones nämlich um über 30% zugelegt

Ein deutscher Anleger, der hingegen in US-Aktien investiert war, hat von den 30% Kursgewinn knapp die Hälfte über den schwachen Dollar wieder abgegeben.

Wenn jetzt der Heimatmarkt (aus Sicht der USA) etwas „schwächelt“, ist es die natürlichste Reaktion der Welt, dass die Anleger dort schauen, „Wo liegen wir denn weit vorne ?“ und dann dort Gewinne realisieren. Genau das haben wir aus meiner Sicht bei uns in den letzten Wochen gesehen.

 

Und hier schließt sich der Kreis:

Wenn die Amerikaner schon so blöd sind, solide deutsche Aktien auf diesem Niveau auf den Markt zu schmeissen… liebe deutsche Mitbürger: Macht die Schatullen auf, fasst Euch ein Herz und greift zu ! Bei 12.000 Punkten ist der DAX in meinen Augen sehr günstig bewertet !

Eins ist natürlich auch klar: Zum Wesen der Börse gehört es auch, dass die Rutschbahn evtl. erst bei 11.000 oder vielleicht sogar (was ich aber im aktuellen Umfeld nicht erwarte) bei 10.000 Punkten endet.

Wer mit der richtigen Einstellung an die Aktienanlage ran geht (nur Geld investieren, das auch langfristig investiert bleibt) landet am Ende der Rutschbahn weich im Sand, schüttelt sich und auf geht’s wieder zur Leiter, die nach oben führt.

Und selbst wenn die Italiener heute den Berlusconi wieder wählen sollten…

…das ist dann neben Trump, Erdogan, Dutarte einer mehr von der Augsburger Puppenkiste in der Weltpolitik – mit über dreißig Jahren Börsenerfahrung kann ich sagen: Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird.

Die Börse interessiert das langfristig nicht, welcher Kasper in welchem Land gerade das Sagen hat !

Nach wie vor steht meine Prognose:

Im Jahr 2025 winken wir mit dem Schild „25.000 Punkte im DAX“

Wer bei 13.500 gekauft hat, hat ein Gewinnpotential von 85%

Wer die Chance jetzt nutzt und bei 12.000 zugreift, hat ein Gewinnpotential von 108%

So einfach funktioniert Börse.

Wenn die Nacht am dunkelsten ist…

18 September 2017

Max Stillger zündet eine Kerze für Christoph Bruns an

In der letzten Freitags-Ausgabe des „Handelsblatt“ (16.09.2017) war ein bemerkenswertes Interview mit dem von mir sehr geschätzten Kollegen Dr. Christoph Bruns – seines Zeichens Geschäftsführer der Oldenburger Fonds-Boutique „Loys“ – zu finden. Von dem „Berufsoptimisten“ und „Manolo der Aktienkultur“ (für alle Nicht-Fussballexperten: „Manolo“ war der legendäre Trommler vom Bökelberg)

https://de.wikipedia.org/wiki/Manolo_(Fu%C3%9Fballfan)

waren erstaunlich moderate Töne zu hören.

Sorge macht ihm vor allem der völlig irrationale Anleihemarkt mit Negativzinsen und allem drumherum, sowie der schwache US-Dollar, der die Zahlen der deutschen exportorientierten Unternehmen eintrüben wird. Für mich am überraschendsten aber war die Antwort auf die am Ende des Interviews gestellte Frage: „Die Niedrigst- und Negativzinsen sorgen aber nicht dafür, dass die Aktionärszahlen steigen. Sie trommeln seit Jahren für die Aktie, frustriert sie das ?“

Dr. Bruns darauf: „Das Trommeln habe ich aufgegeben. Da ist nichts mehr zu retten !“

Ich halte das eher wie Sir Winston Churchill. „Never, never, never, never give in“ und habe nicht zuletzt deshalb meiner im Jahr 2017 gegründeten gemeinnützigen Stiftung

www.max-stillger-stiftung.de

neben diversen caritativen Zwecken auch die Förderung der Aktienkultur auf die Fahne geschrieben.

In den kommenden Wochen jährt sich zum 9. Mal der dunkelste Zeitraum meiner mittlerweile über 30-jährigen Börsenerfahrung. Die Finanzkrise 2008, als die Welt in den Abgrund blickte und ein kreidebleicher Finanzminister Peer Steinbrück mit einer ebenso blassen Bundeskanzlerin Angela Merkel an einem regnerischen Herbstsonntag vor die Presse trat, um dem deutschen Volk zu verkünden: „Ihre Sparguthaben sind sicher“. Dass Ganze muss einen verdammt nachhaltigen Eindruck bei den Sparern hinterlassen haben…

Einige wenige Mutige legten genau in dieser Phase den Grundstein für eine erfolgreiche Börsenstory. Wer im Spätherbst 2008, umgeben von Weltuntergangspredigern und notorischen Kopfschüttlern, sich furchtlos ein paar solide deutsche Standardwerte bzw. einen deutschen Aktienfonds ins Depot legte, lag zwar im März 2009 erstmal 20% hinten, kann aber heute nach neun Jahren beim Blick auf den Depotauszug feststellen, dass sich sein Vermögen verdoppelt bis verdreifacht hat. Und bei Kauf vor dem 01.01.2009 sogar steuerfrei !

Auch in diesem Fall galt die alte Regel: Kurz vor dem Sonnenaufgang ist die Nacht am dunkelsten.

Dass auch Christoph Bruns den Kampf um die Aktie nicht ganz aufgibt, zeigt auch ein weiteres Statement im Verlauf des Interviews. „Besser können die Bedingungen für die Aktie nicht mehr werden. Sie sind doch unvorstellbar gut !“

Auf was also warten ? Auf das „richtige“ Ergebnis der Bundestagswahl ?

Darauf liefert uns „Altmeister“ Warren Buffet die Antwort.

Anlässlich seines 87. Geburtstags (vor ca. drei Wochen am 30. August) sagte er: „Ich habe in meinem Leben 15 Präsidenten erlebt. Unter 14 von Ihnen habe ich Aktien gekauft und es war immer richtig.“ Dann zählen wir mal rückwärts: Trump, Obama, Bush jun., Clinton, Bush sen., Reagan, Carter, Ford Nixon, Johnson, Kennedy, Eisenhower, Truman, Roosevelt waren die 14 letzten Präsidenten.

Der einzige Präsident unter dem er keine Aktien kaufte, hiess Herbert Hoover und der Grund lag darin, dass der nur bis zum 4. März 1933 im Amt war und  der kleine Warren Buffet da erst zwei Jahre alt war.

Also worauf warten wir ?

Dass die ausländischen Investoren zu 100% Eigentümer der DAX-Unternehmen werden und die Gewinne komplett einstreichen ?

70% gehören schon ausländischen Adressen.

Und wer immer noch von Zinsen träumt…mittlerweile liegt die durchschnittliche Dividendenrendite der DAX-Werte nicht nur über der Rendite von Bundes- (da gibt es schon lange keine Zinsen mehr) und Unternehmensanleihen (da sind wir auf dem Weg zur Null), sondern sogar über der Rendite von Hybridanleihen. Und die fassen sicherheitsorientierte Investoren normalerweise nicht mit der Kneifzange an.

Deshalb sage ich nach wie vor: Mein Ziel 25.000 DAX-Punkte im Jahr 2025 

Eine Verdopplung in acht Jahren

Nachdem der DAX vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2017 nur um durchschnittlich 2% p.a. gestiegen ist, besteht da – aus meiner Sicht – jede Menge Nachholbedarf !

Von Warren Buffet ist auch das Zitat überliefert „Die beste Zeit um Aktien zu kaufen ist….wenn sich niemand dafür interessiert“ – das wird der Christoph Bruns nach diesem Interview definitiv unterschreiben.

Falsche Propheten

26 Januar 2017

Max Stillger über Prognosen, die kein Mensch braucht

Jedes Jahr zwischen Anfang Dezember und Mitte Januar spielt sich auf den Kapitalmärkten dieser Welt die „Dinner for one“-Show ab. Nach dem Motto „Same procedere as every year“ sieht sich jeder Vermögensverwalter, Fondsmanager oder Anlageberater,  jede Bank, Sparkasse oder auch Versicherung genötigt a) das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und b) eine Prognose für die Entwicklung der Kapitalmärkte im kommenden Jahr abzugeben. Ich gebe zu, dass ich mich auch lange Jahre diesem Ritual nicht entziehen konnte, habe mich aber vor zwei Jahren dazu entschlossen keine Kurzfristprognosen mehr abzugeben. Wie in einem Artikel der F.A.Z. vom 6. Januar unter der Überschrift „Studie zur DAX-Prognose offenbart massive Schwächen “zu lesen war, lagen die Propheten in 13 der letzten 20 Jahre um mehr als 10% daneben.

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/studie-zur-dax-prognose-offenbart-massive-schwaechen-14606282.html

Viele schwimmen mit der Masse

Wenn man sich die Prognosen detaillierter anschaut verwundert das auch nicht, denn die wenigsten Analysten und Wahrsager haben „den Arsch in der Hose“ sich auch einmal deutlich vom Mainstream abzusetzen. Und der lautet beim DAX: Zwischen 6 und 9 Prozent Plus pro Jahr. Das ist – grob gesagt – die langfristige durchschnittliche Entwicklung aber die ergibt sich aus Extrem-Werten zwischen plus 47% (in 1997) und minus 44% (in 2002).

 

Jahr DAX Entwicklung
Jahr DAX Entwicklung
1997 47,10% 2007 22,30%
1998 17,70% 2008 -40,40%
1999 39,10% 2009 23,80%
2000 -7,50% 2010 16,10%
2001 -19,80% 2011 -14,70%
2002 -43,90% 2012 29,10%
2003 37,10% 2013 25,50%
2004 7,30% 2014 2,70%
2005 27,10% 2015 9,60%
2006 22,00% 2016 6,90%

 

Wer in den letzten 20 Jahren konsequent einen fiktiven „Lottoschein“ ausgefüllt hätte, auf dem stand „Der DAX steigt nächstes Jahr zwischen sechs und neun Prozent“ hätte nur zweimal, nämlich 2004 und 2016 gewonnen. Ich kenne niemanden, der Ende 1999 gewarnt hat: „Die nächsten drei Jahre sehen wir rote Zahlen !“ und Ende 2011 mit den Worten „Die nächsten zwei Jahre geht es 60% hoch !“ zum Halali geblasen hat.

Wenn ich aber mit der gleichen Strategie versuche nicht das Jahr 2017, sondern die nächsten zehn Jahre vorherzusagen, ändert sich meine Trefferwahrscheinlichkeit deutlich.

6-9% p.a. bedeuten in 10 Jahren einen Gesamt-Wertzuwachs von +79 bis +136% – in fünf von elf Fällen hätte der Prophet damit in den letzten 11 Jahren ins Schwarze getroffen.

 

 

Jahr DAX Entwicklung
1997-2006 128,6% Treffer
1998-2007 90,1% Treffer
1999-2008 -3,7% Vorbei
2000-2009 -14,3% Vorbei
2001-2010 7,5% Vorbei
2002-2011 14,4% Vorbei
2003-2012 163,2% Drüber
2004-2013 140,9% Drüber
2005-2014 130,6% Treffer
2006-2015 98,8% Treffer
2007-2016 74,2% Treffer

 

Ich weiß nicht, ob sich die Finanzbranche mit dieser alljährlichen „Tippspiel-Orgie“ einen Gefallen tut. Außerdem werden hier definitiv falsche Anreize gesetzt. Die Börse ist kein Markt für ein Investment mit einem Anlagehorizont von 12 Monaten.

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten, an der Börse reden wir über zehn Jahre plus „x“ und bei einem 10.000 Meter-Lauf, der bekanntermaßen über 25 Stadionrunden á 400 Meter geht, interessiert es auch keinen, wer denn nach der achten Runde führt.

Kein Mensch käme auf die Idee darauf zu wetten, wie es bei einem Fußball-Spiel nach 10 Minuten Spielzeit steht, außer ein paar „Exoten“. Das sind aber dann Zocker und keine Investoren. Und der „Zocker“ verliert auf Dauer, während der „Investor“ gewinnt !

Meine Prognose lautet: Im Jahr 2025 wird der DAX die Marke von 25.000 Punkten erreicht haben. Das bewegt sich am oberen Rand der Spanne „6-9% p.a.“ Am oberen Rand deshalb, weil ich das Zinsniveau auch in den nächsten Jahren bei nahezu Null sehe und die Null- bzw. niedrigen Zinsen den Treibstoff für eine positive Börsenentwicklung darstellen.

Und wer heute kauft und sich 10 Jahre nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird am Ende dieses Zyklus auch eine ordentliche Ernte einfahren.

 

Ein „Schnapper“ für 25 Milliarden ?

24 November 2016

Kennen Sie „Snapchat“ ? Falls nicht fragen Sie Ihre Kinder bzw. Enkel. Die zählen zwar wahrscheinlich nicht zu den Lesern diese Zeitung bzw. dieses Artikels, können Ihnen aber mit Sicherheit diese Frage beantworten. Für die geistigen „Do-it-Yorself“- Handwerker unter uns ist „Google“ bzw. „Wikipedia“ ein Segen. Zwei Klicks und wir haben die Antwort. Sie kennen „Google“ und „Wikipedia“ auch nicht ? Dann erkläre ich Ihnen was „Snapchat“ ist: Bei „Snapchat“ handelt es sich um eine kostenlose Handy bzw. Computerfunktion, mit der man Bilder an Freunde versenden kann. Diese Bilder können die Empfänger allerdings nur über einen bestimmten Zeitraum sehen, dann lösen sich diese wieder von selbst auf.“ Die Firma wurde vor fünf Jahren von zwei Studenten der Stanford University gegründet, die eines mit mir gemeinsam haben. Auch die beiden haben sich auf die Entwicklung Ihres eigenen Unternehmens  konzentriert, anstatt ihr Studium ordentlich zu Ende zu bringen. Weitere „Kollegen“ von uns sind übrigens Günther Jauch und Bill Gates.

150 Millionen tägliche Nutzer weltweit

Obwohl Facebook den beiden Snapchat-Gründern bereits vor drei Jahren zunächst eine Milliarde Euro geboten hatte und danach das Angebot auf drei Milliarden verbesserte, lehnten die beiden Gründer Evan Spiegel und Robert Murphy das Angebot ab. Jetzt steht „Snapchat“ unmittelbar vor dem Börsengang und die Analysten und beteiligten Banken, die sich mit dem Thema beschäftigen, gehen von einem aktuellen Börsenwert von 25 Milliarden US-Dollar aus, da die Plattform mittlerweile 150 Millionen Nutzer hat, die täglich darauf zurückgreifen.

Das Ganze ist nur möglich, weil in den USA eine ganz andere Aktienkultur herrscht, als hierzulande. Man sieht dies auf einem Blick wenn man die Börsenbewertung von jungen aufstrebenden Unternehmen in den USA mit der von klassischen großen DAX-Unternehmen hierzulande vergleicht. Da soll mir einer nochmal mit dem Argument kommen, der DAX sei überbewertet !

Unternehmen Börsenwert Umsatz (in Mrd. €) Gewinn vor Steuern
   (in Mrd. €)  (in Mrd. €)  (in Mrd. €)
       
Alphabet (Google) 507 65 18
Apple 555 200 50
Facebook 320 16 6
Microsoft 443 75 15
Twitter 13 2 -0,5
BASF 73 70 6
Daimler 70 150 13
Deutsche Bank 20 -6
Deutsche Telekom 68 70 5

 

Facebook hui – Twitter pfui

Die im o.g. Kontext entscheidende Frage: Soll ich in ein Unternehmen wie „Snapchat“ investieren muss jeder für sich entscheiden. Microsoft, Apple und Google waren riesige Erfolgsgeschichten. Bei Facebook habe ich vor vier Jahren beim Börsengang gesagt „zu teuer – Finger weg“ – die Aktie hat sich seitdem mehr als verfünffacht. Aber auch dazu stehe ich. Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt. Gerade das Beispiel Snapchat zeigt, wie schnell im Bereich „Social Media“ neue Konkurrenz entstehen kann. Bei „Twitter“ beispielsweise hat sich der Kurs seit dem Börsengang vor gut einem Jahr halbiert.  Grundsätzlich gilt für diese Firmen: Es ist eine Wette auf die Zukunft und die ist mit hohen Chancen aber auch hohen Risiken verbunden. Denn eines fehlt den jungen Unternehmen, was bei den alten „Haudegen“ BASF, Daimler. Dt. Bank oder Dt. Telekom reichlich vorhanden ist: Nämlich Eigenkapital. Dreimal dürfen Sie raten, wer von den vier deutschen Firmen Ende 2015 das meiste Eigenkapital hatte. Die Deutsche Bank ! Und obwohl die Aktie in den letzten 8 Wochen um 50% gestiegen ist, kaufe ich dort immer noch den Euro für 50 Cent ein und das ganze Geschäft gibt’s kostenlos oben drauf. Und selbst bei Daimler preist die Börse aktuell fast nur das Eigenkapital ein, bei BASF und Telekom wird nur das Doppelte des Eigenkapitals gezahlt. Das sind Werte von denen amerikanische Investoren nur träumen. Bei Facebook liegt dieser Faktor z.B. bei mehr als zehn. Wobei: Ganz stimmt diese Aussage ja nicht – schließlich sind ja mittlerweile über 60% aller DAX-Aktien in ausländischer Hand. Und die heimischen Anleger schlafen zum größten Teil weiter und jammern über Nullzinsen. Bei Snapchat verpassen Sie nichts. Da sehe ich größte Gefahren, dass sich die Börsenbewertung – genau wie die versendeten Bilder – nach einiger Zeit wieder in Luft auflöst. Aber über den Rest sollten sie nachdenken. Und wem das zu kompliziert ist: Es gibt Leute, die Sie fragen können. Die haben nicht immer recht – aber meistens.

Es muss erst weh tun !

20 Oktober 2016

In der vergangenen Woche war es soweit. Nach der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee wagte sich auch die Volksbank Stendal in Mecklenburg-Vorpommern aus der Deckung. Auch hier müssen – wie bei den Kollegen in Bayern – Kunden, die mehr als 100.000 € Guthaben auf dem Konto haben, 0,4% p.a. „Strafzinsen“ zahlen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Investmenthaus Flossbach von Storch in Zusammenarbeit mit der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im März diesen Jahres durchgeführt hat.

Unter dem Thema „Negativzinsen, Konsum- und Sparverhalten“ wurde ein repräsentativer Querschnitt von 500 Personen befragt, ob und wie sie denn ihr Anlageverhalten verändern würrden, wenn sie denn persönlich von Negativzinsen betroffen wären. Zusätzlich flossen die Antworten von 100 „HNWI“s in die Umfrage ein. „HNWI“ heisst „High Net-Work Individuals“ oder auf Nassauer Platt: „Leut, die richtisch Geld honn“

Das Ergebnis überrascht keineswegs:

44% der Befragten würde die Bank wechseln. Ich gehe davon aus, dass dieser Trend allen verantwortlichen Vorständen der deutschen Kreditinstitute bekannt ist. Deshalb zieren und winden sich ja die Institute flächendeckend Negativzinsen einzuführen, da keiner das Risiko eingehen will, die Hälfte seiner Kunden zu verlieren.

Was aber, wenn diese Option für den Kunden nicht mehr greift, weil, z.B. auf Anordnung von oben, alle Banken verpflichtet werden, Negativzinsen einzuführen. Die Option „Bank-Hopping“ greift dann nicht mehr.

„Tatort Weltsparen“

Ich finde es ohnehin fragwürdig, dass mittlerweile Webseiten wie www.weltsparen.de wieder in aller Munde sind. Aktuell (15.10.2016) bietet die „Banco BNI“ aus Portugal hier mit 0,71% p.a. den höchsten Zinssatz für Tagesgeld. Es ist gerade mal acht Jahre her, da gab es eine isländische Bank namens „Kaupthing“, die in der Gunst der deutschen „Hosenträger-und-Gürtel“-Anleger ganz vorne stand – mehr muss ich dazu nicht sagen. Und wenn’s knallt hilft der Münchner Tatort-Kommissar Miroslav Nemec, der auf der Website der „Weltsparer“ als Testimonial wirbt, den Anlegern genauso wenig wie Manfred Krug den Telekom-Aktionären geholfen hat. Übrigens war der auch mal Tatort-Kommissar…

Hier der Link zur Umfrage:

http://www.fvs-ri.com/files/16.05.09_negativzinsen_und_helikoptergeld_1.pdf

Nahezu die Hälfte aller Befragten würde das Konto plündern und sich den Kontostand in Form von Bargeld auszahlen lassen. Selbst bei der Option, dass nicht alle Banken Negativzinsen verlangen, würden das 27,5% der Befragten in Erwägung ziehen.

Hier könnten die Institute in Gmund und Stendal ja demnächst mal über Ihre Erfahrungen berichten. Die Finanzaufsicht wird das sicherlich mit höchstem Interesse verfolgen.

Knapp 10% der Bankkunden sind dankbar und lassen alles mit sich machen – selbst Negativzinsen werden treu und brav bezahlt !

Für mich gibt es eine Zahl, die Mut macht. Knapp 40% der Befragten würden Ihr Geld anderweitig anlegen. Da bleibt nur die Frage: Wird dann für Immobilien in den Ballungszentren anstatt der 40-fachen, demnächst die 50-fache Jahresmiete als Preis gezahlt oder gibt es tatsächlich noch den einen oder anderen Sparer, der dann auch die Vorzüge eines unterbewerteten Aktienmarktes entdeckt ? Immerhin plant mehr als die Hälfte (von den o.g. 40%) im Falle von Negativzinsen ihr Geld in Aktien oder Investment-Fonds anzulegen.

Wehe, ich muss dafür bezahlen !

Eine zukunftsträchtige Anlage dürften auf alle Fälle Aktien der börsennotierten Hersteller von Tresoren sein. Und das Ergebnis der Umfrage bestätigt eines: Der deutsche Sparer ist genügsam und gibt sich auch mit Null-Zinsen zufrieden. Aber wehe er muss dafür bezahlen, dann steht uns eine Revolution in Sachen „Anlegerverhalten“ bevor.

Aber bei aller Hoffnung auf neue Kunden für die Fondsbranche. Was passiert, wenn die Hälfte aller Leute Sparbüchern bzw. Tagesgeldkonten plündert ? Je länger ich da länger drüber nachdenke, geht es mir da wie Matze Knoop alias Reiner Calmund auf dem Anrufbeantworter von Franz Beckenbauer (ganz am Ende):

„Wart e mal: Wenn de Hälfte von de Leutchen de Kohle abhebt, kann allet andere machen, wat et will, dann ist unsere System im Eimer.“

Übrigens: Am 28.10 ist „Weltspartag“. Zeitgemäß wäre es auch hier, langsam mal über eine alternative Namensgebung (z.B. Welt-Anleger-Tag oder Welt-Fonds-Tag) nachzudenken,

Die Zeit ist (mit oder ohne Negativzinsen) reif dafür !

es-muss-erst-weh-tun

Die größte Finanz-Blase aller Zeiten !

13 Oktober 2016

Nahezu jede Woche findet man in der Fachpresse Publikationen zum Thema. „Wie legen die Deutschen ihr Geld an.“ Und so, als wäre die Welt immer noch die gleiche, wie vor 5,10 oder 20 Jahren stehen „Zinsprodukte“ wie Sparbuch, Termingeld, Bausparverträge oder Versicherungen ganz weit oben in der Gunst der Anleger. Der Grund liegt vermutlich darin, dass man bei Zinsprodukten – im Gegensatz zu Aktien – bereits zu Beginn des Anlage-Zeitraums genau weiß, was hinten raus kommt.

Was viele Sparer aber anscheinend immer noch nicht realisiert haben, ist, dass bei Zinsanlagen in der heutigen Welt die „Null“ steht, d.h. im besten Fall bekomme ich bei Verträgen, die ich heute neu abschließe, mein eingezahltes Geld zurück.

„Aber Hauptsache nix verlieren“, denken sich wohl die Meisten, die momentan so handeln. Dass es aber auch bei „Zinsprodukten“ zwei Risikokomponenten gibt, wissen die wenigsten.

Bonitätsrisiko

Bei einem „Zinsprodukt“ gibt es immer einen Schuldner (Bank, Staat oder ein Unternehmen) dem der Sparer sein Geld anvertraut. Die Vergangenheit lehrt uns, dass selbst bei Banken (Lehman Brothers, Hypo Alpe Adria) oder auch Staaten (Griechenland, Argentinien, Österreich) nicht immer sicher ist, dass man sein investiertes Geld auch zurück bekommt.

Im Sektor „Unternehmensanleihen“ haben gerade in den letzten Monaten Anleihezeichner der Firmen KTG Agrar, Steilmann oder German Pellets die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass es auch hier Pleiten geben kann. „Default“ (auf deutsch: Ausfall) heisst dieses Wort, dass Anleihe-Investoren hassen, wie die Pest. Für mich allerdings unverständlich, dass die Verantwortlichen für diese drei Pleiten im Gesamtvolumen von knapp einer Milliarde Euro sich anscheinend immer noch auf freiem Fuss bewegen und bei jeder Gelegenheit betonen „das schwierige Marktumfeld“ sei ja schuld. Schuld waren für mich die Verantwortlichen in den drei Firmen, die auf zu großem Fuss gelebt haben und dies anscheinend immer noch tun.

Zinsänderungsrisiko

Das Bewusstsein für das Zinsänderungsrisiko ist in vielen Köpfen anscheinend nicht verankert. Wahrscheinlich deshalb, weil die Zinsen in den letzten 30 Jahren nur eine Richtung kannten, nämlich nach unten. Jetzt sind wir aber bei „0“ angelangt. Auch wenn die EZB mittlerweile von den Banken Minuszinsen verlangt glaube ich nicht, dass sich dieser Trend auf breiter Front durchsetzen wird. Deshalb gilt es umso mehr zu beachten: Während ich bei einem Zinssatz von 3% noch eine Chance habe, 30% Zusatzertrag (mit einem zehnjährigen Zinspapier) zu verdienen, wenn die Zinsen auf „0“ fallen, habe ich bei einem Zinssatz von 0% mit dem gleichen Papier das Risiko 30% Kursverlust zu erleiden, wenn die Zinsen auf 3% steigen. Wenn ich dann lese, dass der ehemalige Arbeitsminister Walter Riester für das nach ihm benannte Konstrukt im Handelsblatt mit den Worten wirbt „Die Zinsen werden auch wieder steigen“, kann ich dazu nur sagen: „Walter, Du warst ein guter Fliesenleger, aber von Geldanlagen hast Du leider keine Ahnung !“

Für die Zukunft gibt es drei Szenarien:

Szenario Eintrittswahrscheinlichkeit
1. Zinsen fallen weiter auf -2 % bis -4 % 5%
2. Zinsen steigen auf 2 % bis 4 % 5%
3. Zinsen bleiben dauerhaft niedrig bei 0-2% 90%

 

Ich bin mir relativ sicher, dass im Fall 2, wenn die Zinsen steigen, unser jetziges Finanzsystem in die Luft fliegen wird. Gegen diese Blase, die sich in den letzten fünf Jahren am Zinsmarkt aufgebläht hat, sind alle bisherigen Kursübertreibungen kleine Luftballons

Da will kein Politiker oder Notenbanker als „Totengräber“ in die Geschichte eingehen, deshalb wird das aus meiner Sicht auch nicht passieren.

Im realitätsnahen Szenario 3 empfiehlt sich eine Anlageform, die momentan noch nicht so richtig den Weg in die Köpfe der Sparer gefunden hat, auch weil die Bewertung dieser Anlageklasse (im Gegensatz zu Immobilien) sich noch nicht dem niedrigen Zinsniveau angepasst hat. Aber genau das ist der ein Grund mehr, jetzt darüber nachzudenken. Und was soll das sein ? Solide Standardaktien, die man z.B. über einen Investmentfonds ab 50 € monatlich kaufen kann !

Eine monatliche Einzahlung in dieser Höhe (50 €) in den ältesten deutschen Aktienfonds „Fondak“, der im Jahr 1950 von der Commerzbank ins Leben gerufen wurde (ja, früher hatte diese Bank auch mal richtig gute Ideen), hätte bis heute (Stand 10.10.2016) bei insgesamt 39.600 € Einzahlung einen Gesamtwert von 2.138.147 € erreicht. Macht für alle, die es genau wissen wollen (unter Berücksichtigung aller Kosten) 9,09% Rendite p.a. Und das alles bei dem gleichen Risiko, das in der heutigen Welt auch ein „Zinsanleger“ eingeht. Bleibt nur ein Problem: Durch die zunehmende Regulierung der Anlageberatung lohnt es sich für viele Anbieter nicht mehr, solche Sparpläne anzubieten. Aber wie immer im Leben: Ausnahmen bestätigen die Regel !

Nichts zu verschenken !

29 September 2016

„Deutsche verschenken 200 Milliarden Euro“ titelte die Frankfurter Neue Presse am vergangenen Donnerstag. Gemeint waren damit aber nicht Zuwendungen an Bedürftige, was man in einen solchen Satz auch hinein interpretieren könnte. Nein, der Bericht befasste sich mit Optimierungsbedarf bei der Geldanlage. Grundlage des groß „aufgemachten“ Artikels war der in der vergangenen Woche erschienene „Global Wealth Report 2016“ der Allianz-Versicherung, in dem sich die Allianz-Volkswirte mit der Vermögensentwicklung auf dem ganzen Globus auseinandersetzen.

Gutes Thema – falsche Überschrift

Die Überschrift „Deutsche verschenken 200 Milliarden Euro“ hat für mich allerdings den gleichen Inhaltswert wie die Aussage „Thiago hatte 164 Ballkontakte“ im „Montags-Kicker“. Michael Heise, Chef-Volkswirt der Allianz, erklärt die 200 Milliarden-Rechnung so: „Hätten die Deutschen in den Jahren 2012-2015 anstatt 40% ihres Gesamt-Vermögens nur 30% in Sparbücher und Termingeld angelegt und dagegen den Aktienanteil von 6,5% auf 16,5% erhöht, hätte die gute Entwicklung der Aktienmärkte in diesem Zeitraum das Vermögen der Deutschen um 200 Milliarden erhöht.“ Bravo Herr Heise !  Hinterher sind wir immer schlauer. Die Herren „hätt ich“ und „wenn ich“ haben in der legendären Börsianer-Stammkneipe „Mutter Ernst“ in der Alte Rothofstrasse in Frankfurt hinten rechts ihren Stammplatz. Oder wie es die Engländer sagen. „If my aunt had balls, she was my uncle“ (für alle Nassauer: „Wenn die Omma en Sack hätt, wär‘s de Oppa !“) Grundsätzlich finde ich es ja gut, wenn sich Versicherungen mit Aktien auseinandersetzen und gerade bei der Allianz fällt mir der alte Börsen-Bonmot ein: „Das bessere Geschäft wär es schon immer Aktien von der Allianz kaufen, als eine Lebensversicherung bei der Allianz abschließen.“ Aber diese Rechenspielchen schiessen völlig an der Realität vorbei. Dass Aktien langfristig die rentabelste Anlage sind, ist nicht erst seit dem „Allianz Global Wealth 2016“ Report bekannt. Das Kern-Problem bei der ganzen Sache ist doch: „Wie nehme ich den Leuten die Angst, diesen Schritt zu tun ? Denn derjenige, der heute in Aktien investiert, kann sich für die Ergebnisse der Jahre 2012 bis 2015 nichts kaufen. Hier zählt „Was bringen Aktien in den Jahren 2016 bis 2020 (oder noch besser 2016-2025) ?“ Und hier steht vor allem eines fest: Die Rendite am Aktienmarkt wird auch in Zukunft mit Angstschweiss verdient. Aber es gibt zunehmend keine Alternative mehr ! Sehr aufschlussreich für mich war eine in diesem Zusammenhang veröffentlichte Tabelle. Sie zeigt die Entwicklung des Brutto-Geldvermögens der Bevölkerung pro Kopf im Jahr 2015 (in Klammern die Vergleichszahlen des Jahres 2000).

 

Brutto-Geldvermögen (Sparguthaben, Aktien) pro Kopf der Bevölkerung
Rang 2015 Rang 2000 Land Betrag
1 (1) Schweiz 260.800 €
2 (2) USA 202.490 €
3 (7) Dänemark 145.110 €
4 (4) Großbrit. 132.310 €
5 (11) Schweden 130.660 €
6 (6) Niederlande 129.700 €
7 (14) Australien 120.520 €
8 (9) Singapur 114.160 €
9 (8) Kanada 113.830 €
10 (3) Japan 108.660 €
20 (15) Deutschland 67.980 €

 

Mario Draghi: „Drecksack oder Heilsbringer ?

In der vergangenen Woche saß ich in einer Unternehmerrunde, als ein neben mir sitzender, durchaus vitaler Endsechziger,  begann das hohe Lied auf diesen „Verbrecher von der EZB“ zu singen“. Zu Beginn der dritten Strophe musste ich ihm dann doch mal ins Wort fallen mit der Bemerkung „ich trinke jeden Abend ein Glas auf das Wohl des Herrn Draghi“ und bevor  sein verdutzter Blick wich, ergänzte ich „und ich sage Ihnen auch warum !“ Die Nullzinspolitik ist die einzige Medizin, um den Euro am Leben zu erhalten und ohne den Euro (respektive die Nullzinsen) ginge es uns in Deutschland wesentlich schlechter. Die meisten Unternehmer mit denen ich momentan rede, haben in erster Linie ein Problem: Fähige Mitarbeiter zu finden, damit sie ihre Aufträge bewältigen können. Bei Zinsen von 5%, da bin ich mir sicher, hätten wir 5 Millionen Arbeitslose in unserem Land. Wir müssen uns in diesem Fall mit der Zinspolitik am schwächsten Glied in der Kette orientieren. Das versetzt Deutschland in die komfortable Situation, dass wir (bei Quasi-Vollbeschäftigung) ein Zinsniveau vorfinden, dass – isoliert betrachtet – natürlich um ein paar Prozentpunkte zu niedrig ist. Aber für mutige Investoren bietet sich in der aktuellen Situation ein perfektes Umfeld. Und das muss auch der Sparer erkennen. Nicht jammern, dass es auf dem Sparbuch nichts mehr gibt, sondern nach Alternativen suchen. Nicht mit allem was auf dem Sparbuch liegt, aber wenigstens anfangen damit !

Jäger oder Sammler ?

Es gibt in der Natur kein einziges Beispiel, wo eine Spezies, die nur auf Sicherheit bedacht ist, dauerhaft überlebt, geschweige denn Ihren Standard halten kann. „Jäger“ sind gefragt, keine „Sammler“. Dass das „Jagen“ deutlich schwerer ist als das „Sammeln“ steht außer Frage. Und dass beim „Jagen“ nicht jeder Schuss ein Treffer wird, steht ebenfalls außer Zweifel. Und es gibt gute und schlechte Zeiten für die Jagd. In der Zeit zwischen 1988-2000 verzeichnete der DAX einen Anstieg von jährlich 15%. Seit dem Jahr 2001 – heute nur noch von 2% p.a. Das Feld ist voller (Angst-)Hasen – an die Gewehre ! Denn wenn sich das in diesem Land nicht ändert, liegt Deutschland in 10 Jahren in der o.a. Tabelle nicht mehr auf Platz 20 sondern auf Platz 50.

Ein kurzsichtiges Urteil !

11 August 2016

Mit Urteil vom 4. August 2016 hat das Landgericht Hamburg unter dem Aktenzeichen  „321 O 10/16“ die Hamburger Sparkasse verurteilt, einem Kunden, der dort vor 8 Jahren einen Darlehensvertrag über 380.000 € abgeschlossen hat, wegen einer „fehlerhaften Formulierung in der Widerrufsbelehrung“ einen Schadensersatz in Höhe von insgesamt 68.500 € zu zahlen.

Der Anwalt des Klägers lässt sich in einer Pressemitteilung mit den Worten feiern: „Jetzt müssen sich die Hamburger Sparkasse und alle bisher noch nicht vergleichsbereiten Sparkassen warm anziehen“,

Viele werden jetzt denken, „endlich mal einer, der es den raffgierigen Bankern gezeigt hat !“

Ich sehe das komplett anders.

Dieser Fall ist ein Musterbeispiel für die sich immer mehr verbreitende Mentalität in unserem Land nach dem Motto: „Wenn’s läuft wird der Gewinn eingesteckt und wenn’s net läuft wird geklagt!“ In diesem Fall hatte der Kläger vor 8 Jahren ein Darlehen zu einem Fest-Zinssatz von 5,25% über 10 Jahre abgeschlossen. Auch wenn sich viele da nicht mehr daran erinnern können: Das war zum damaligen  Zeitpunkt (2008) ein marktgängiger Zinssatz und der heutige Kläger hat mit Sicherheit damals die Bank mit dem Gefühl verlassen „da hab ich mir ja jetzt noch schnell einen guten Zinssatz gesichert, bevor die Zinsen weiter steigen“.

Dass infolge der Finanzkrise dann die Zinsen für Darlehen mit 10-jähriger Laufzeit von 5,25% auf bis zu 1% sinken, konnte zu diesem Zeitpunkt kein Mensch vorhersehen. Ebensowenig wie man vorhersehen konnte, dass Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die Zinsen für solche Kredite durch die Öffnung der Grenzen im Osten relativ schnell von 7% auf 9% anstiegen. Ich gehe jede Wette ein: Wäre die Problemetik „falsche Widerrufsbelehrung“ zu diesem Zeitpunkt aufgetreten, hätte der Kläger die „Füße still gehalten“ und sich still und leise über sein „günstiges Darlehen“ in Höhe von 7% gefreut, während alle anderen, die dann zwei Jahre später Kapitalbedarf hatten, 9% bezahlen mussten. Und jetzt auf einer falschen Formulierung der Widerrufsbelehrung rumzuhacken ist in meinen Augen „übelstes Schmarotzertum“. Der Komplex „Widerrufsbelehrung“ war im Jahr 2008 zudem nur wenigen Finanzierungsspezialisten überhaupt bekannt.

Wasch mich, aber mach mich nicht nass

Der Kläger war ein Arzt, also jemand dem man durchaus zutrauen kann, das Kleingedruckte in einem Formular nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen. Er hätte doch genauso gut sein Darlehen zu variablen Zinsen abschließen können, dann würde er von der jetzigen Niedrigzinsphase profitieren. Aber das Risiko dann möglicherweise steigender Zinsen einzugehen wollte der „Quacksalber“ damals offensichtlich nicht. Um am 30.05.2015 – also gut sieben Jahre nach Vertragsunterzeichnung – sagt er dann „och, das wollte ich doch damals gar nicht so…“ Dazu fällt mir nur der alte Nassauer Grundsatz ein „Bloose uns Mähl im Maul behalle, gieht net !“. Diesem „Prozesshansel“ geht es einzig und alleine darum die Verantwortung für seine damalige wirtschaftliche Fehlentscheidung, nämlich einen Zehn-Jahres-Vertrag mit 5,25% Zinsen zu unterschreiben, auf andere abzuwälzen. Und „andere“ sind in diesem Fall wir alle, da nämlich die Folgen eines solches Urteil logischerweise nicht der „heilige Geist“ trägt, sondern alle Sparkassen-Kunden, da die dadurch entstanden Kosten umgelegt werden müssen. Und der Itzehoer SV 09 muss sich für die Beflockung der nächsten Trainingsanzüge einen neuen Werbepartner suchen, weil das dann die ersten Maßnahmen sein werden, an denen die Sparkasse sparen muss. Von künftigen Restriktionen bzw. Schwierigkeiten bei der Vergabe von Darlehen (hier hat uns die EU ja bereits mit der neuen Immobilienkredit-Richtline ein schönes Ei ins Nest gelegt) ganz zu schweigen. Demnächst wohl auch ein Thema an dieser Stelle.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eu-regulierung-die-neue-immobilienkredit-richtlinie-hilft-niemandem-1.2996443

Die Banken stehen in der heutigen Zeit ja in vielen Fällen in der Kritik: Aber in diesem Punkt muss ich das Kreditgewerbe ausdrücklich auch einmal in Schutz nehmen. Es gibt viele Bereiche, wo die Banken (aber weniger Volksbanken und Sparkassen) zurecht in der Kritik stehen. In diesem Fall geht es aber nicht um die klassische Falschberatung, wo einem sicherheitsorientiertem Kunden ein risikobehaftetes Produkt verkauft wurde, sondern einzig und allein um die Verschaffung eines persönlichen und ich sage das nochmal „NICHT VERDIENTEN“ Vorteils.

Auch der Anwalt und der Richter geben kein gutes Bild ab

In meinen Augen gehört es auch zur Pflicht eines Anwalts einem Mandanten ggf. auch einmal von einer Klage abzuraten. Auch wenn er diesen Fall für seinen Mandanten sogar gewonnen hat. Unter dem Strich hat er allen Bankkunden hier einen Bärendienst erwiesen. Die meisten wissen es nur noch nicht. Aber wir haben halt leider auch viel zu viele Advokaten in unserem Land, weshalb solche Prozesse überhaupt geführt werden. Ich habe in der vergangenen Woche sogar von einem Fall Kenntnis erhalten, wo ein Kunde seine Bank verklagt hat, obwohl er durch positive Währungseffekte weniger Geld an die Bank zurück gezahlt hat, als er ursprünglich aufgenommen hatte. Aber Hauptsache die Widerrufsbelehrung war falsch !

Zur „sportlichen Leistung“ des Richters in diesem Fall sage ich lieber nichts, sondern halte mich lieber an das Motto von Jürgen Klopp, der sich nach einem „verpfiffenen Spiel“ einmal mit den Worten „wenn ich alles sage, was ich denke, werde ich ein Leben lang gesperrt“ diplomatisch geäußert hat. Nur soviel: Beim Salomon ist dieser Richter nicht in die Lehre gegangen und Weitsicht sieht anders aus.

Und an den „Gewinner“ dieses Prozesses richte ich meine Abschlussworte: Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe Sie benötigen niemals mehr in ihrem Leben einen Kredit bzw. eine Bank. Und wenn Sie Ihr Geld anlegen wollen: Bei mir können Sie leider nicht Kunde werden. Auf solche Leute wie sie kann ich – Gott sei Dank – verzichten.

Ruhig schlafen und gut essen

30 Juni 2016

Pünktlich zum Champions-League-Finale, das am vergangenen Samstag in Mailand stattfand, fühlte sich mit dem Unternehmen KMPG, eine der größten europäischen Wirtschaftsprüfungs-Kanzleien berufen, mit „The European Elite 2016“ eine 20-seitige Studie zum aktuellen Marktwert der europäischen Fussballvereine zu veröffentlichen.

Um es kurz zu machen: Der aktuelle „Champion“ Real Madrid teilt sich gemeinsam mit Manchester United  den Titel „wertvollster Verein in Europa“. Die Strategen von KPMG wendeten bei Ihrer Berechnung die sogenannte „Enterprise-Value-Methode“ an. Das bedeutet auf Deutsch, dass zum eigentlichen „Wert“ des Unternehmens auch noch die Schulden addiert werden. So ist es kein Wunder, dass in dieser Rangliste in den Top 10 nur ein Verein aus der Bundesliga, nämlich der FC Bayern München auftaucht.

Rang Verein Enterprise-Value (in €)
1 Real Madrid 2.905.000.000
2 Manchester United 2.905.000.000
3 FC Barcelona 2.758.000.000
4 Bayern München 2.153.000.000
5 Arsenal London 1.663.000.000
6 Manchester City 1.620.000.000
7 Chelsea London 1.453.000.000
8 FC Liverpool 1.273.000.000
9 Juventus Turin 983.000.000
10 Paris St.Germain 843.000.000

 

Unter den insgesamt 30 untersuchten Vereinen finden wir neun Vereine, bei denen der aktuelle Wert täglich im Wirtschaftsteil der Zeitung steht. Diese Vereine sind nämlich an der Börse notiert, und wenn man den aktuellen Kurs mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert, erhält man den Börsenwert. Ob Börsenkurse immer den realen Wert eines Unternehmens widerspiegeln, darüber kann man trefflich streiten. Ich habe diesen Zahlen einmal die Börsen-Bewertung von drei bekannten Sportmarken gegenübergestellt.

Rang Verein Wert/Studie Börsenwert    
(in €)  
2 Manchester United 2.905.000.000 2.490.000.000 86%
11 Borussia Dortmund 830.000.000 384.000.000 46%
9 Juventus Turin 983.000.000 265.000.000 27%
20 Ajax Amsterdam 297.000.000 158.000.000 53%
19 AS Rom 358.000.000 157.000.000 44%
24 Galatasaray Istanbul 225.000.000 115.000.000 51%
23 Lazio Rom 233.000.000 28.500.000 12%
21 Benfica Lissabon 285.000.000 24.610.000 9%
28 FC Porto 188.000.000 14.400.000 8%
Nike 85.000.000.000
Adidas 24.000.000.000
Puma 3.200.000.000

 

Wenn man jetzt noch weiß, das Borussia Dortmund als einziger Verein auf dieser Liste komplett schuldenfrei ist – also der Börsenwert eigentlich dem „Enterprise Value“ entspricht – müsste der Aktienkurs bei einer „fairen Bewertung“ eigentlich doppelt so hoch sein. Aber genau das macht den Reiz und gleichzeitig die Unsicherheit der „Börse“ aus. Man kann nicht immer alles logisch berechnen und verstehen. Auch könnten sich die Herren von KPMG ja auch einfach verrechnet haben. Aber auf lange Sicht wird jedes Unternehmen irgendwann auch einmal „fair“ bewertet sein, auch der BVB. Bevor heimische Kegelclubs auf die Idee kommen, sich mit der „Puddel-Kasse“ diverse südeuropäische Traditionsclubs wie Lazio Rom, Benfica oder den FC Porto zum vermeintlichen „Schnäppchenpreis“ einzuverleiben, gestatte ich mir den Hinweis, dass ich bei diesen Clubs lieber die Finger von den Aktien lasse. Hier gelten doch sehr spezielle Rahmenbedingungen und finanzielle Transparenz wird – im Gegensatz zu den Bundesligavereinen – noch eher klein geschrieben.

 

Blau-Weiße Zinsen

Wesentlich leichter zu verstehen ist der Zinsmarkt, auch Rentenmarkt genannt. Hier gibt es einen garantierten Zins, über eine festgelegte Laufzeit und am Ende der Laufzeit den Einsatz zurück. Nachdem der FC Schalke 04 vor vier Jahren erstmals mit einem Zinssatz von 6,75% insgesamt 50 Millionen Euro nicht nur bei Fans, sondern auch bei Fondsmanagern und institutionellen Anlegern einsammelte, steht jetzt ein Umtausch dieser Anleihe ins Haus. Durch die niedrigen Zinsen und eine solide Geschäftspolitik konnten die Schulden des Vereins in den letzten vier Jahren deutlich reduziert werden. Jetzt plant man mit einem Zinssatz zwischen 4 und 5 Prozent diese Anleihe abzulösen, was immerhin zu einer Zinsersparnis von 1 Million Euro pro Jahr führt. Wer an an die letzte Strophe des Schalker Vereinslieds glaubt: „Tausend Freunde, die zusammenstehn – dann wird der FC Schalke niemals untergehn !“ findet hier eine mögliche Alternative der Niedrigzinsphase die rote Karte zu zeigen.

 

Fünf Millionen für nichts

Von allen guten Geistern verlassen scheinen die Verantwortlichen des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) zu sein. Aufgescheucht durch die dubiosen 6,7 Mio €, die seit vergangenem Herbst im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2006 gesucht werden, wurde überstürzt eine Anwaltskanzlei beauftragt „Licht ins Dunkel“ zu bringen. Bereits in der Einleitung des 380-seitigen „Freshfield-Reports“ findet sich der Hinweis: „Tatsächlich stießen unsere Ermittlungen aber auf Grenzen, da elektronische Daten fehlten, physische Akten und Dokumente für uns nicht zugänglich waren und Personen, die wir gerne befragt hätten, sich nicht äußern wollten oder konnten.“ Alles was nämlich nur halbwegs für die Aufklärung interessant war, hatte die Staatsanwaltschaft bekanntermaßen einige Wochen vorher bereits in einer medienwirksam inszenierten Aktion einkassiert bzw. beschlagnahmt. Wäre bei den Advokaten von „Freshfields Bruckhaus Deringer“ auch nur ein Hauch von Anstand vorhanden, hätte man den Auftrag dankend mit der Begründung „die elementaren Beweismittel sind für uns nicht zugänglich“ abgelehnt. Stattdessen wurden dem DFB – wie am vergangenen Wochenende bekannt wurde – für diese Aktion (Resultat: 380 Seiten belangloses „BLA-BLA“) über fünf Millionen Euro in Rechnung gestellt. Wer auch immer beim DFB diesen Auftrag unterschrieben hat. SO GEHE ICH NICHT MIT VERBANDSVERMÖGEN UM !

 

Fazit:

Eine der berühmtesten Weisheiten des „Börsen-Altmeisters“ André Kostolany lautete: „Wer gut schlafen will, kauft Renten. Wer gut essen will, kauft Aktien“. Wer auf die gelb-schwarze Aktie setzt, sollte auch in Zukunft nicht am Hungertuch nagen. Und für Zinsanleger, die schlaflose Nächte hinter (und wohl auch noch geraume Zeit vor) sich haben, sind die blau-weißen 4-5 Prozent da eine mögliche Alternative. Wie immer gilt hier: Nicht alles, aber jeweils ein bißchen. Für die Verantwortlichen beim DFB, die fünf Millionen Anwaltshonorar „für Nichts“ zu verantworten haben, bin ich geneigt zu fordern: „Wasser, Brot und der Wecker muss beizeit rappeln !“ Aber: Bier und Bratwurst anstatt Champagner, wär ja auch schon mal was.

 

Die drei Weisen aus dem Hessenland

23 Juni 2016

Nachdem unser langjähriger Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm, der als gebürtiger Rüsselsheimer seine hessische Herkunft nie verleugnen konnte, mit dem Slogan: „Die Rente ist sicher“ sich ein literarisches Denkmal gesetzt hat, ist das Thema „Alterssicherung“ eine beliebte Spielwiese für Politiker aller Couleur. Wobei der gute „Nobby“ sicherlich unfreiwillig dazu beigetragen hat, dass seine legendären Worte zwar außer Zweifel stehen, inzwischen aber immer öfter berechtigt mit der Zusatzfrage versehen werden: „aber reicht, das, was dabei rauskommt, im Alter überhaupt zum Leben ?“ Die Antwort hierauf ist schmerzhaft und unpopulär, kann aber nur ganz fett mit „NEIN“ beantwortet werden. Wenn man weiß, wie unser Rentensystem funktioniert, braucht man keine Leuchte im Mathe-Unterricht gewesen zu sein, um zu erkennen, welche Probleme auf uns zukommen. Unser System basiert auf dem „Umlageverfahren“, d.h. die aktuellen Arbeitnehmer zahlen ca. 20% Ihres Bruttoeinkommens in die Rentenkasse ein und dieses Geld wird sozusagen postwendend an die Rentner ausgezahlt. Ganz vereinfacht gerechnet bedeutet das, wenn ich drei aktive Arbeitnehmer habe, kann ich damit einem Rentner 60 Prozent des Durchschnittseinkommens als Rente finanzieren.

Aus 3:1 wird 1:1

Mittlerweile dürfte es aber auch in der hintersten Ecke bekannt sein, dass sich die Gewichtung aufgrund der demographischen Entwicklung in diesem Land drastisch verschiebt und wir bereits in 10 Jahren nur noch bei einem Arbeitnehmer-Rentner-Verhältnis von 2:1 und in 30 Jahren sogar bei 1:1 liegen. Um das derzeitige Rentenniveau zu halten bleibt dann nur eine Verschiebung des Renteneintrittsalters (von derzeit 67 Jahren) nach hinten, oder die Rentenkasse muss sich aus anderen Quellen zusätzliche Einnahmen „besorgen“. Die dritte Variable „Erhöhung des Beitragssatzes“ scheidet aus. Da ist das obere Ende der Fahnenstange erreicht. In der Praxis funktioniert die Quersubventionierung über den „Bundeszuschuss“, da werden dann schon mal Einnahmen (z.B. aus der Mineralölsteuer) „umgeleitet“, um hier der Rentenkasse die notwendige Substanz zu verleihen. Wobei „Substanz“ in diesem Fall bedeutet, dass eine Reserve von 1-2 Monatsrenten in der Kasse liegt, mehr nicht. Bei der „kapitalgedeckten Rente“ dagegen spart jeder Rentner seinen individuellen Kapitalstock an.

Von der Hand in den Mund

Ursprünglich war die vom damaligen Reichskanzler Bismarck eingeführte Rente auch als Umlageverfahren gedacht, jedoch machten hier zwei Weltkriege und die daraus letztendlich resultierenden Währungsreformen 1923 und 1948 diesen Plan zunichte. Danach musste man jeweils bei 0 anfangen, und wenn man bei 0 anfängt, geht das nur im Umlageverfahren. Und man hat auch keine Chance aus dem Umlageverfahren ins Kapitaldeckungsverfahren zu wechseln, wenn man „von der Hand in den Mund“ lebt. Das ist genauso, wenn bei einem Haus, die kompletten Mieteinnahmen für Zins- und Tilgung verwendet werden und nichts für eine Instandhaltungsrücklage übrig bleibt.  Von daher ist es in Deutschland immens wichtig, dass wir in vielen Branchen als 2. Säule die betriebliche Altersversorgung haben und die daraus resultierende (kapitalgedeckte) Betriebsrente ergänzt dann die Einnahmen aus der gesetzlichen Rente. Bleibt als 3. Säule die private Vorsorge, wo sich zahlreiche private Anbieter um die Spargroschen der Bürger streiten. Neben Konsumwünschen wie Auto, Urlaub und der eigenen Immobilie, steht ja die finanzielle Unabhängigkeit im Alter ganz oben auf der Motivationsliste der Sparer.

Seit langer Zeit wieder einmal eine gute Idee aus der Politik

Und genau hier setzt ein Vorschlag der drei hessischen Minister Thomas Schäfer (CDU, Finanzen), Tarek Al-Wazir (Grüne, Wirtschaft) und Stefan Grüttner (CDU, Soziales) an. Sie präsentierten vor einigen Monaten ihr Modell der sogenannten „Deutschland-Rente“. Ein Fonds in den alle Arbeitnehmer einzahlen und der kostengünstig vom Staat verwaltet wird. Das wäre sozusagen ein erster Schritt hin zu einer kapitalgedeckten Rentensäule. Im Gegensatz zur privaten Vorsorge, die immer auf Eigeninitiative beruht, soll es hier einen „passiven Zwang“ geben. Das bedeutet, nur derjenige Arbeitnehmer, der ausdrücklich sagt „ich will nicht mitmachen“, bleibt außen vor. Aber das Modell muss nach Ansicht der drei Initiatoren qualitativ so gut sein, dass es die Menschen überzeugt. Dazu gehört ohne Zweifel auch ein entsprechender Aktien-Anteil. Die Antwort auf die Interview-Frage „Warum setzen Sie denn auf Aktien ?“ von Finanzminister Dr. Thomas Schäfer ging bei mir „runter wie Öl“: O-Ton:„ Weil offensichtlich die Menschen an den Aktienmarkt immer nur dann denken, wenn in den Nachrichten kommt, dass die Kurse mal wieder gefallen sind. Steigende Kurse sind offensichtlich nicht so nachrichtenrelevant. Denn wenn man sich mal die Zahlen genau anguckt: Die schlechtesten 20 Jahre am Aktienmarkt – und über so lange Anlagehorizonte muss man hier reden – bringen immer noch fünf Prozent Rendite jedes Jahr. Das heißt, egal, wann Sie in der Nachkriegszeit die schlechtesten 20 Jahre heraussuchen, haben Sie immer noch fünf Prozent Rendite im Jahr. Das kriegt keine andere Anlage, deshalb baut unser Vorschlag darauf auf, nicht alles in Aktien zu investieren, aber einen nicht unerheblichen Teil, um eben für die Altersvorsorge mehr Geld zur Verfügung zu haben, damit vorher entsprechende Renditen hinzukommen können.“ Ich finde: Das ist seit langem mal wieder ein richtig guter Vorschlag aus der Politik. Wenn man dann noch einführt, dass die Beiträge zu diesem Fonds steuerlich begünstigt sind, wäre das ein Sahnehäubchen obendrauf. Bleibt die Frage: Wer managt einen solchen Fonds ? Und: Wer fängt die Gegenseite ein, die zur Zeit die Abschaffung der Abgeltungssteuer fordert, also genau kontraproduktiv gegen die Sparer „schiesst“. Ich wünsche den Herrn Schäfer, Al-Wazir und Grüttner jedenfalls viel Erfolg und Durchhaltevermögen für die Durchsetzung dieses Vorschlags.

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