Das Märchen von der Inflation

7 Dezember 2011 von Max Kommentieren »

Zum Jahresende blicken viele Immobilienbesitzer mit Spannung auf die vom statistischen Bundesamt verkündete „offizielle“ Inflationsrate. Gerade im gewerblichen Bereich ist es weit verbreitet die Entwicklung der Mieten an den sogenannten Verbraucherpreis-Index (VPI) zu koppeln, der monatlich von der Wiesbadener Behörde ermittelt wird. Gemäß Definition auf der Website des statistischen Bundesamts misst der VPI „die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden.“ Insgesamt  600 Personen sind damit beschäftigt ca. 300.000 Artikel des täglichen Bedarfs ständig zu analysieren und die Preisentwicklung auszuwerten. Außerdem nehmen bundesweit 60.000 Haushalte im 5-Jahres-Rhythmus an einer sogenannten „Einkommens- und Verbrauchs-Stichprobe teil“, deren Ergebnisse ebenfalls in die Berechnung des VPI einfließen.

Ein Blick in die Statistik der letzten 45 Jahre zeigt dann doch einige interessante Erkenntnisse.  So lag die durchschnittliche Inflationsrate in dieser Zeit bei genau 2,88% p.a. Und aufgepasst: Seit der Einführung des Euros im Jahr 1999 lag der Wert lediglich im Jahr 2007 mit 3,1% knapp über dieser Marke. Die durchschnittliche Preissteigerung seit 1999 liegt mit 1,60% p.a. DEUTLICH unter der langfristigen Preissteigerung, die wir zu D-Mark-Zeiten hatten. Wie kann das sein ? Es wird eben nicht ALLES teurer. So schlecht ist der EURO dann wohl doch nicht, auch wenn uns die Brandstifter von Standard & Poors dieser Tage gerade etwas anderes weis machen wollen. Die offenkundigen Preissteigerungen bei diversen Lebensmitteln und bei Treibstoffen sorgen dafür, dass die „gefühlte“ Inflation bei vielen Verbrauchern höher wahrgenommen wird, als sie tatsächlich ist. Rückläufige Preise z.B. in den Bereichen Telekommunikation und Hi-Fi Endgeräte sorgen hier für einen Bremseffekt. Eine Handy-Flatrate mit der man für weniger als 50 € im Monat unbegrenzt telefonieren und im Internet surfen kann, wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Ein halbstündiges Telefongespräch von den USA nach Deutschland für 0,00 € – Skype macht’s möglich ! Den Flachbildschirm gibt’s heute für die Hälfte des Preises von vor fünf Jahren. Und dank der Erfindung der e-mail muss sich auch die Post anderen Einkunftsquellen als dem Verkauf von Briefmarken zuwenden. Bei den eingangs genannten Immobilienbesitzern gibt es viele, die froh sind, dass Ihnen überhaupt jemand eine Miete zahlt und die in den letzten 20 Jahren keine Mietsteigerung gesehen haben. Und wenn Sie denn kam, ist das Geld dann in notwendige Reparaturen geflossen. In der vergangenen Woche wurde ich allerdings in meiner „persönlichen Inflationsrate“ schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Da lag nämlich die Beitragsmitteilung meiner Krankenversicherung im Briefkasten. Um satte 20% darf ich bei gleicher Leistung ab Januar mehr bezahlen. Für mich ist das, was manche private Krankenversicherer – und ich nenne hier namentlich die CENTRAL Krankenversicherung AG  – in den letzten Jahren veranstalten, nichts anderes als legalisierter Betrug und ich frage mich warum hier keine Aufsichtsbehörde bei diesem Gebaren einschreitet . Stattdessen sieht man tatenlos zu, wie die mit falschen Versprechungen geköderten Kunden schutzlos wirtschaftliche Fehlkalkulationen von Dilettanten und Versagern in den Vorstandsetagen ausbaden müssen. Ich kann an dieser Stelle nur davor warnen, sich in die Hände solcher Halsabschneider zu begeben ! Dass es in Sachen „Inflationsbekämpfung“  auch anders geht, und das sogar im viel gescholtenen Gastronomie-Bereich, zeigt die Entwicklung des Bierpreises in der Limburger Kultkneipe „Zum Runden Eck“. Kostete ein Bier im Jahr 2002 mit der Euro Einführung 1,20 €, liegt der Preis heute mit 1,40 € genau um 16 % höher. Dies entspricht exakt der durchschnittlichen Preissteigerung des gesamten Warenkorbs in diesem Zeitraum und damit hat der „Bob“ seinen Beitrag zur Preisstabilität in Deutschland geleistet. Oder man hält sich ganz einfach an das alte Motto „Bei mir wird das Benzin nicht teurer, ich tanke immer für 20 Euro.“ Dann fährt man halt ein bißchen weniger – das ist besser für die Umwelt und die Gesundheit.