Archiv für Mai 2012

Königlich Bayerisches Amtsgericht

31 Mai 2012

In den Monaten Mai und Juni ballen sich die Termine, bei denen sich die Aktionäre zu den jährlichen Hauptversammlungen (HV) treffen, in denen dann Vorstand und Aufsichtsräte Rechenschaft für das abgelaufene Geschäftsjahr ablegen. Bei den Firmen, die erfolgreich gearbeitet haben, wird an diesem Tag auch die Höhe der Dividende bestimmt, die dann am darauffolgenden Tag an die Aktionäre ausgezahlt wird. Was anscheinend die wenigsten wissen: Da die Dividende ja aus dem Unternehmen abfliesst, mindert sich der Wert der Aktie am Tag nach der HV um genau diesen Betrag. Bei der Deutschen Telekom, die 0,70 Cent Dividende pro Aktie zahlte, macht das beim aktuellen Kursniveau immerhin über 8% aus. Neben der Telekom gibt es mit Allianz, Daimler, Deutsche Börse, Deutsche Post, E.ON, Metro, Münchner Rück, und RWE (in alphabetischer Reihenfolge) insgesamt acht weitere Unternehmen, die ebenfalls eine Dividende ausschütten, die mehr als fünf Prozent des aktuellen Kurses beträgt. Mit Ausnahme der Telekom haben alle Unternehmen den Ausschüttungsbetrag auch operativ verdient und müssen dafür nicht die Kapitalsubstanz angreifen. Ich denke, es lohnt sich in der heutigen Zeit einmal darüber nachzudenken, ob fünf Prozent Dividende nicht eine Alternative zu 0,5% Festgeldzins darstellen (vorausgesetzt man benötigt das Geld für die nächsten paar Jahre nicht).

Ein kleines Risiko besteht bei der Einzel-Aktien-Auswahl nicht nur für den Laien, auch für den Profi immer darin, dass man auch mal die falsche Aktie erwischen kann. Die Aktionäre der Commerzbank können davon ein Lied singen, hat sich doch deren Kurs seit dem Höchststand mit 44€ am 9.3.2000   um sage und schreibe 97% Prozent ermäßigt und damit der Bank für alle Zeiten einen Platz in den Börsen-Lehrbüchern im Kapitel „Ein schlechter Wert kann sich immer noch halbieren“ gesichert. Dafür haben die Commerzbank-Aktionäre mit Sicherheit den höchsten Unterhaltungswert auf ihrer Veranstaltung, da dort die „creme de lá creme“ der Berufskritiker ihre jährliche Aufwartung macht. Und es ist immer wieder amüsant, welche Kreativität diese Leute in ihren Wortspielen entwickeln. „Seit Ihrem Amtsantritt befindet sich die Bank in ertragsmäßiger Inkontinenz“ schleuderte ein wütender Aktionär Bankchef Martin Blessing entgegen. „Sie gehören nach Griechenland, Sie Kapitalvernichter“ lautete ein weiteres Zeugnis. „Die Aktie ist billiger als ein Liter Benzin, damit komme ich aber wenigstens vorwärts“ und „der Vorstand braucht dringend ein Navigationssystem“ sind weitere Kostproben. Königlich Bayerisches Amtsgericht vom Feinsten. Wenn es im Resultat nicht so traurig wäre. Mit Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller und Vorstand Martin Blessing sitzen die Verantwortlichen für eines der größten Wirtschaftsdebakel in der Nachkriegsgeschichte in Deutschland lächelnd auf dem Podium und die ganze Wut und Kritik der Aktionäre geht den beiden gelinde gesagt „am Arsch vorbei“. Frei nach dem Motto „lass die sich doch mal beschweren – uns kann eh keiner was“ wird dann im weiteren Verlauf der Versammlung eine deutliche Gehaltserhöhung für den Vorstand beschlossen mit der Begründung „er war im Branchenvergleich bisher unterbezahlt.“ Meine Meinung lautet: „Einsperren !“ Und zwar beide. Den, der nimmt und den, der es ihm gibt. Es muss ja nicht lange sein, aber dann könnten diese beiden Herren mal darüber nachdenken, was sie für die Aktienkultur in Deutschland an Schaden anrichten. 5.000 Kehlen aus der „Südkurve“, die frei nach der Melodie des legendären „Chirpy-Chirpy-Cheep-Cheep“-Songs der schottischen Band „Middle of he road“ singen, „Sperrt den Müller ein !“ wäre eine schöne Choreographie für die Veranstaltung im nächsten Jahr, falls er dann immer noch im Amt ist. Was bin ich froh, dass ich mir diese Veranstaltung nicht als Aktionär antun muss und mir dieses ganze Schauspiel als Unbeteiligter von der Seitenlinie anschauen kann. Da lockt mich auch nicht die Aussicht auf ein kostenloses Würstchen mit Senf nach dem ganzen Trauerspiel. Die Commerzbank-Aktie werde ich in meinem Leben nicht mehr mit der Kneifzange anfassen ! Wer sich jetzt fragt: „Warum wählen denn die Aktionäre diesen Vorstand und Aufsichtsrat nicht ab ? Das ist doch ihr im Gesetz verankertes Recht“ der muss wissen: Stimmt ! Aber die Commerzbank ist zu 25% im Staatsbesitz und da in der Regel weniger als die Hälfte der Aktionäre bei einer Versammlung präsent sind, reicht dieser Anteil immer für die Mehrheit. Gefallen ist der Kurs der Commerzbank am Tag nach der HV übrigens nicht, da es bei den aktuellen Geschäftszahlen zwar für die üppige Anhebung des Vorstandsgehalts, aber leider nicht für eine Dividende gereicht hat.  Aber zum Glück haben wir ja nicht nur die Commerzbank auf der „Speisekarte“, sondern können aktuell  unter mindestens 50 Aktiengesellschaften in Deutschland wählen, wo man sagen kann „die gibt’s es aktuell zum halben Preis dessen, was sie eigentlich wert sind.“ Und zu essen gibt’s überall was nach den Versammlungen. Am besten geschmeckt hat‘s übrigens in Dortmund bei der Borussia. Westfälische Erbsensuppe mit Wursteinlage und dazu ein frisch gezapftes Pils. Und das alles für aktuell 2,20 Euro pro Aktie. Da kann sich keiner beschweren.

 

 

Die „Null“ steht, fällt oder sollte gehen

23 Mai 2012

Am vergangenen Mittwoch war es soweit. Die Bundesrepublik Deutschland besorgte sich am Kapitalmarkt fünf Milliarden € für die nächsten 2 Jahre. Der Zinssatz , den unser Finanzminister Wolfgang Schäuble dafür bieten musste, lag bei 0,00% ! Ja sie haben es richtig gelesen. Wolfgang Schäuble bekommt das Geld für zwei Jahre von den Investoren glatt geschenkt, ohne das er auch nur einen einzigen Cent Zinsen dafür zahlen muss. Das Ganze lässt sich nur noch dadurch steigern, dass er demnächst vielleicht noch eine Gebühr für’s Aufpassen nimmt. Das würde man dann „Negativ-Zins“ nennen. Ich frage mich die ganze Zeit schon „Wer sind denn die Investoren, die sich auf solche Geschäfte einlassen“. Mir gegenüber hat sich jedenfalls noch keiner „geoutet“. Dem würde ich dann glatt vorschlagen, dass er seine Groschen auch mir zum Aufpassen geben kann. Ganz ohne Gebühren. Aber im Ernst: Bei Null Prozent Zinsen ist das faktisch Geld zum Fenster hinaus geworfen, da selbst bei großen institutionellen Investoren in Verbindung mit dieser Anlage Kosten in Form von Depotverwahrung bzw. Transaktionskosten bei Kauf/Verkauf anfallen. Für mich ist diese Entwicklung ein Parade-Beispiel dafür, wie irrational und unberechenbar die Finanzmärkte in der heutigen Zeit geworden sind. Um beim Thema „berechenbar oder unberechenbar“ zu bleiben: Alle Welt rechnete damit, dass der FC Bayern München sich beim „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea die Champions-League-Trophäe für das Jahr 2012 sichert. Aber es kam genau so, wie schon der alte Sepp Herberger sagte: „Die Leute gehen zum Fussball, weil sie vorher nicht wissen, wie das Spiel ausgeht.“ Und die Bayern haben zwar seit dieser Saison den Manuel Neuer zwischen den Pfosten stehen, aber dafür „koan Titel“. Und warum ? Im Gegensatz zu Wolfgang Schäuble hat bei den Bayern „die Null“ nicht gestanden. Wenn ich gegen einen so defensiv eingestellten Gegner sieben Minuten vor Schluss den Führungstreffer erziele, dann muss ein wahrer Champion in der Lage sein, diesen Vorsprung locker über die Zeit zu retten. Wenn ich aber sehe, wie Robben, Ribery und Co. in diesem Spiel sage und schreibe 20 Ecken, die ja teilweise mit letztem Einsatz erkämpft werden, völlig planlos verschenkten, der Gegner dagegen seinen einzigen Eckball eiskalt mit einer einstudierten Variante ausnutzte, kann man nicht nur von Pech sprechen.

Die „Null des Monats“ oder reden wir besser von den „Nullen des Monats“ finden wir allerdings in Berlin. Alle rund um Frankfurt wissen, wie schwierig es ist, einen Flughafen zu bauen und mit welchen Hindernissen man auf dem Weg bis zur Einweihung kämpfen muss. Was die Flughafengesellschaft, die den Bau des neuen Grußflughafens Berlin-Brandenburg in den vergangenen Wochen abgeliefert hat, kann man schlichtweg nur als Fiasko bezeichnen. Die für den 3. Juni 2012 geplante Eröffnung wurde knapp 3 Wochen vorher zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben, da noch „kleine Probleme bei der Umsetzung des Brandschutzkonzeptes“ (so die erste Begründung) zu lösen seien. In der letzten Woche wurde dann das ganze Ausmaß der Mängel publik, mit der Konsequenz dass die Eröffnung jetzt erst am 17. März 2013, also mehr als neun Monate später stattfinden soll.  Und was in dem Zusammenhang wenig überrascht ist die gleichzeitige Mitteilung, daß die Gesamtkosten des Baus doch wohl deutlich über der ursprünglichen Planung liegen. Das alles verkündet von den Vertretern der Eigentümer Klaus Wowereit (Bürgermeister der Stadt Berlin) und Matthias Platzeck (Ministerpräsident von Brandenburg). Wie immer bei solchen Pannen: Mit dem beauftragten Planungsbüro wurde das Bauernopfer gesucht und gefunden. Aber wie wäre es denn meine Herren Wowereit und Platzeck, wenn Sie auch einmal über Konsequenzen nachdenken würden. Schließlich sind Sie die verantwortlichen Aufsichtsräte, die diesen ganzen Saustall eigentlich kontrollieren sollten. Aber es ist ja nicht ihr Geld, sondern „nur“ Steuergeld, das hier verbrannt wird. Und genau da liegt der Unterscheid warum die Dinge in Frankfurt funktionieren und in Berlin nicht. Der Betreiber des Frankfurter Flughafens (die Fraport AG) liegt zwar auch zu knapp über 50% in öffentlicher Hand, aber die andere Hälfte sind Aktionäre, die jeden Schaden am eigenen Geldbeutel spüren und entsprechenden Druck auf alle Beteiligten ausüben. Anders geht es auch bei Projekten in dieser Größenordnung nicht mehr. Die Zeiten, wo sich die öffentliche Hand in Deutschland solche Bauten leisten konnte, bei denen sich jeder der Beteiligten beide Säckel dreimal vollmachen konnte, sind definitiv vorbei. Realisierung öffentlicher Projekte mit privatem Kapital, so muss das Motto für die Zukunft lauten. Auch wenn unserem Finanzminister das Geld derzeit mit der Schubkarre hinter her getragen wird.

Wen interessiert’s denn eigentlich noch?

15 Mai 2012

Immer dann, wenn man als Kolumnist vor der Frage steht „Welches Thema knüpfe ich mir denn dieses Mal vor ?“ und die Tastatur nicht so recht in Gang kommen will, hört man zwei innere Stimmen. Die eine ruft von der linken Seite „Mach mal Pause“ oder frei nach Oscar Wilde „Gesegnet seien die, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.“ Die andere Stimme sagt „Du Weichei, lass Dir was einfallen !“ Da niemand gerne ein „Weichei“ ist, hilft in solchen Fällen meistens ein Klick auf www.bild.de und schon kriegt man das passende Thema auf dem Silbertablett geliefert. So auch dieses Mal, wobei ich Ihnen versprechen kann, dass das die letzte Kolumne ist, die ich zu diesem Thema abliefere. Es hängt mir nämlich als mittelbar Betroffener mittlerweile zum Hals raus.

Unter einer von dunklen Wolken umzingelten Akropolis prangt die Schlagzeile „Griechen-Chaos brandgefährlich – Neuwahlen – Angst vor Staatsbankrott – Börsenbeben“. Ich frage mich: Wen interessiert das denn eigentlich noch ? Ihren Staatsbankrott haben die Griechen doch schon am 20. März hingelegt, als sie eine zu diesem Termin fällige Staatsanleihe nicht zurück gezahlt haben. Was die Verantwortlichen des Internationalen Währungsfonds (IWF), bzw. die EURO-Finanzminister dort ausgehandelt haben, ist schlichtweg ein Skandal und eine Ohrfeige für jeden Anleger, der in griechische Anleihen investiert hat. Und das waren weiß Gott nicht nur Spekulanten. Es ist keine zwei Jahre her, da haben namhafte Politiker öffentlich dazu aufgerufen Griechenland-Anleihen zu kaufen, um damit Solidarität innerhalb der Euro-Gemeinschaft zu zeigen. Wenn das dann jemand für z.B. 5.000 Euro gemacht hat, hat er seit dem 20.März dann insgesamt 24 (!) verschiedene Anleihen im Gesamtwert von insgesamt 1.000 Euro in seinem Depot. Will er auch nur eine davon verkaufen, sind die Mindestgebühren höher als der Verkaufserlös. Da stand die griechische Regierung und alle, die mit Ihr diese Art von Schuldenschnitt ausgehandelt haben, den ganzen Skandalen, die diverse Banken in den letzten Jahren abgeliefert haben, um keinen Deut nach. Für mich können sich alle Beteiligten an dieser Sache „gehackt legen“.

Ich war immer ein Verfechter der Strategie „Man darf die Griechen nicht pleite gehen lassen“ und war auch immer davon überzeugt, dass das Land mit ein bißchen “Nachhilfe“ die Kurve kriegt. Damit meinte ich nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Hilfe im Aufbau von klaren Strukturen in der Verwaltung. Aber ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass sich der Patient einfach nicht helfen lassen will. Für die Finanzmärkte ist das Thema meiner Meinung nach durch. Ob die Griechen im Euro bleiben oder nicht, ist seit dem 20. März jedenfalls nicht mehr die große Preisfrage. Bei den Wahlen in Griechenland hat sich einmal mehr das Phänomen gezeigt, dass derjenige, der den Leuten die Wahrheit sagt, in schlechten Zeiten eigentlich gar nicht erst anzutreten braucht. Die Leute wählen denjenigen, der Ihnen das schönste Leben verspricht. Dabei ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass sich die Bevölkerung in Griechenland auf härtere Zeiten einstellen muss. Sie werden nämlich keinen mehr finden, der ihnen ihr Defizit finanziert. Die einzige Frage, die bleibt, lautet: Erwischt es außer den Griechen auch noch andere Länder in Südeuropa ?. 20% Arbeitslosigkeit, wie wir Sie momentan in Spanien sehen (bei den Jugendlichen unter 25 Jahren liegt die Rate sogar bei 40%) verträgt keine Volkswirtschaft auf Dauer. Apropos Wahlen: Während in Spanien nach 8 Jahren einer linksorientierten Regierung seit Ende 2011 das konservative Lager wieder an der politischen Macht ist, ging unser Nachbarland Frankreich (mit dem „Holländer in Paris“) genau den entgegengesetzten Weg. Da es der französischen Wirtschaft aber fast genauso schlecht geht, wie der spanischen Wirtschaft erübrigt sich damit auch die Frage „welche politische Richtung hat die richtigen Rezepte in der momentanen Situation ?“  Alle wirken Sie momentan irgendwie hilflos. Und am hilflosesten wirken auf mich zur Zeit die „Piraten“. Gar kein Konzept ist noch schlechter, als das falsche zu haben.

Facebook (Daumen rauf) – Facebook-Aktie (Daumen runter)

9 Mai 2012

Momentan vergeht kein Tag, an dem nicht in der Finanzpresse über den bevorstehenden Börsengang des „Social-Media-Netzwerks“ Facebook diskutiert wird. Für die älteren unter Ihnen, die nicht wissen „Was ist Facebook ?“, nachstehend der Versuch einer Erklärung.

 

In der Urzeit hockten die Menschen abends am Lagerfeuer. Die Männer guckten ins Selbige (das heute „Fernsehen“ heisst) und die Frauen fixierten die Umgebung, dass keine bösen Nachbarn in das Reich eindringen konnten (diese Funktion haben heutzutage Zäune, Haustüren und Alarmanlagen). Gefühlte fünftausend Jahre später ging dann abends der Nachtwächter mit der Laterne durchs Dorf und verkündete die Neuigkeiten, bevor die Stadttore geschlossen wurden. Und weitere gefühlte fünfhundert Jahre später – man könnte auch sagen: In der letzten Zeit des vergangenen Jahrtausends – konnte man die Neuigkeiten aus aller Welt in gedruckter Form in der Zeitung lesen und die Männer saßen nicht mehr am Lagerfeuer, sondern in der Dorfkneipe. Soziale Kontakte außerhalb der Familie wurden in Vereinen und in der Kirche gepflegt. Mit der Entwicklung des Computers hat sich die Welt schlagartig verändert. Man schreibt keine Briefe mehr, sondern e-Mails, die innerhalb von Millisekunden jeden Empfänger auf der ganzen Welt erreichen. Seit einigen Jahren geht das Ganze nicht nur per Computer, sondern auch per Handy oder „Smartphone“ wie diese kleinen Geräte mittlerweile genannt werden. Die können auch schöne Fotos machen und man kann damit auch im Internet „surfen“, was im Übrigen nicht unbedingt bedeutet, dass diese Geräte wasserfest sind.

Im Jahr 2004 kam dann ein junger Amerikaner namens Mark Zuckerberg auf die Idee, den Leuten, die immer mehr Zeit mit Computer und Internet verbringen, eine virtuelle Plattform zu bieten, auf der sich diese Leute miteinander verständigen können. Das ist „Facebook“.  Wie im richtigen Leben kann man sich einen Freundeskreis aufbauen, man kann Nachrichten individuell austauschen, man kann die Mitteilungen aber auch in ein Schaufenster stellen, dass alle Freunde oder sogar alle 900 Millionen Facebook-Nutzer weltweit (immerhin 13% der gesamten Welt-Bevölkerung) diese sehen können. Wenn man versehentlich das falsche Schaufenster wählt, kommen dann nicht die 50 Personen, die man zu seinem Geburtstag einladen wollte, sondern es stehen plötzlich 5.000 Leute vor der Tür. Das ist alles schon passiert. Waren die Nutzer anfangs noch „Stubenhocker“, die den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, sind es durch die Weiterentwicklung der Mobiltelefone zusehends Leute, die sich in der Öffentlichkeit bewegen und man kann nicht nur Nachrichten, sondern Bilder, Zeitungsartikel und Videos austauschen. „Bin beim Bob !“ oder „Wo geht was heut abend?“ sind gängige Eintragungen, die in vielen Fällen unwegsames Telefonieren ersparen und vereinzelt helfen das Leben etwas leichter zu organisieren. Natürlich wird auch viel „Müll“ produziert. Ich muss nicht immer wissen, welcher meiner Kumpels gerade auf einer Skihütte, das dritte Weizenbier nimmt, oder nach „Penne Arrabiata“ beim Italiener nach dem Wasserglas schreit. Aber – und das wichtig – man kann sich aussuchen, welche Nachrichten man liest. Kurzum: Für mich ist Facebook eine wertvolle Unterstützung, um mit vielen Bekannten in Kontakt zu bleiben. Aber ist eine solche Veranstaltung 75 Milliarden Dollar wert ? Meine Antwort hierauf ist ein klares NEIN ! Ich verfahre bei Facebook nach dem Motto: „Nutzer ? ja – Investor ? nein, danke !“ Im Gegensatz zur Allianz-Versicherung, die mit knapp 38 Milliarden Euro Börsenwert dann nur halb so hoch bewertet ist, wie Facebook. Da sage ich: „Allianz-Aktien: her damit ! – Allianz Lebensversicherung :  geh fort !“. Bei der Allianz, Siemens oder Daimler stehen reale Werte hinter dem Börsenkurs. Bei Facebook ist alles nur virtuell, man ist geneigt zu sagen: „heisse Luft“. Wenn man sieht, wie schnell sich die Welt in den letzten Jahren verändert hat, kann ein Facebook auch schnell wieder „out“ sein. Und dann reden wir bei der Börsenbewertung nicht über Milliarden, sondern nur über „Kisten“ (da sind dann nur 6 Nullen dran). Man kann aber nicht ausschließen, dass die Hammelherde der Investoren den Kurs nach dem Börsengang erst einmal kräftig nach oben treibt. Das hat dann aber nichts mit Investieren zu tun, das ist dann reine Spekulation. In dieser Welt gilt dann die alte Weisheit von Börsen-Guru André Kostolany:  „Wer viel Geld hat, kann spekulieren – wer etwas Geld hat, darf nicht spekulieren – und wer kein Geld hat, muss spekulieren.“  Ich glaube, der alte „Kosto“ hätte Zuckerberg zum Teufel gejagt, wenn er ihm Facebook-Aktien angeboten hätte.  Die noch lebende Legende und eines meiner Investorenvorbilder Warren Buffet hat sein Urteil jedenfalls gefällt. „Daumen runter“ lautet die Botschaft aus Omaha !

 

Böse Buben und gute Namen

2 Mai 2012

„Die Meisterschale bringt nicht der Weihnachtsmann, sondern der Osterhase“ lautet eines der Lieblingszitate von Bayern-Manager Uli Hoeness. Immer dann gern genommen, wenn sich eine andere Mannschaft als „sein FC Bayern“ mit dem Titel des Herbstmeisters schmücken konnte. Insgesamt sieben Mal gelang es den Bayern seit Bestehen der Bundesliga in der zweiten Saisonhälfte der zur Halbzeit führenden Mannschaft den Platz an der Sonne abzuluchsen. An diesem Wochenende geht nun die aktuelle Bundesliga-Saison zu Ende und der gute Uli muss zum zweiten Mal in seiner Karriere als Manager sein Weihnachtsgeschenk wieder hergeben. Mit einer überragenden Rückrunde sicherte sich Borussia Dortmund zum zweiten Mal in Folge, nach übereinstimmender Meinung aller Experten hochverdient, den Titel. Dem FC Bayern bleibt „nur“ der zweite Platz. Dafür stehen den Bayern Fans mit dem DFB-Pokalfinale in Berlin am 12. Mai und dem eine Woche später in der heimischen „Allianz-Arena“ steigenden Champions-League Finale aber noch zwei absolute „Highlights“ bevor.

In der Tat ist es überhaupt erst das dritte Mal in der Bundesliga-Geschichte, daß der FC Bayern nach der Herbstmeisterschaft am Ende der Saison mit Platz 2 vorlieb nehmen muss. Hätten Sie’s gewusst ? 1992/93 war es Werder Bremen (mit Otto Rehhagel) und am 5. Juni 1971 (dem letzten Spieltag der Saison 1970/71) verspielte der FC Bayern mit einem 0:2 beim MSV Duisburg die schon sicher geglaubte Meisterschaft. Kleiner Hinweis für alle jüngeren Leser: Uli Hoeness war damals geschätzte 30 Kilo leichter als heute und trug die Rücken-Nummer 7. Den Titel sicherte sich an diesem Tag Borussia Mönchengladbach und ich war als 8-jähriger Bub Augenzeuge im damaligen Frankfurter Waldstadion, als ein überragender Günter Netzer mit wehenden Haaren seine Mannschaft zum 4:1 Sieg gegen die Eintracht führte. Damit konnte die Borussia (genau wie ihr Namensvetter in dieser Saison) erstmals den Meistertitel verteidigen. Zweifacher Torschütze war übrigens ein gewisser Jupp Heynckes, der sich am 19. Mai in München ein Denkmal setzen kann.

Am vergangenen Sonntag hatte ich dann nach 41 Jahren erneut die Ehre in der „Commerzbank-Arena“ dabei zu sein, als 50.000 Zuschauer den Wiederaufstieg der Frankfurter Eintracht in die Fussball-Bundesliga feierten . Damit wurde der „Betriebsunfall“ der vergangenen Saison, als die Mannschaft nach der Vorrunde noch Platz sieben belegt hatte, dank einer „überragenden“ Rückrunde aber noch abstieg, korrigiert. Was im Anschluss an die Partie vor 41 Jahren passierte, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Dafür saß ich aber am Sonntag  (wie bei ARD und ZDF) quasi in der ersten Reihe und für mich ist es unbegreiflich, wie sich einige Leute ungestraft im Stadion benehmen können. Wer mit Bengalo-Feuern und noch dazu vermummt auf den Platz rennt, Polizisten durch Treten, Spucken und Anpöbeln provoziert, hat nach meiner Meinung jegliches Recht, als freier Mann das Stadion zu verlassen, verwirkt. Ich ziehe meinen Hut vor den Polizisten, die in dieser Situation Ruhe bewahrt haben. Wenn ich an deren Stelle gestanden und einen Schlagstock in der Hand gehabt hätte, wäre der wahrscheinlich zum Einsatz gekommen. Unbegreiflich für mich ist es allerdings, daß solche Kriminelle (nichts anderes sind sie) angeblich nicht identifiziert werden können. Heutzutage kann ich mir in keinem Erstliga-Stadion in Deutschland als Zuschauer in der Nase bohren, ohne dass das nicht irgendeine Überwachungskamera aufzeichnet. Und irgendjemand muss ja auch das leidselige Plakat „Deutscher Randalemeister 2011“ (auf diesen Titel braucht wirklich keiner stolz zu sein !) ausgerollt haben. Von selbst hat sich das jedenfalls nicht entfaltet. Vielleicht wertet ja irgendjemand mal die ganzen Videoaufzeichnungen aus. Was zum Vorschein kommen kann, wenn man in Archiven stöbert, hat in diesen Wochen auch die Bürger in und um Limburg beschäftigt. Bei der ganzen Diskussion um die NS-Vergangenheit des ehemaligen Landrats Heinz Wolf drängen sich bei mir vor allem zwei Fragen auf: „Warum wurde das nicht früher bekannt ?“ und „Hat das wirklich keiner gewusst ?“. Die Entscheidung die größte Sporthalle in Limburg nicht mehr mit seinem Namen zu schmücken ist jedenfalls einstimmig begrüßt worden. Allerdings verstehe ich nicht, dass hier auf den Allerweltsnamen „Kreissporthalle“ zurückgegriffen wird. Das hört sich ja fast an wie „Waldstadion“. Mein Vorschlag an die Verantwortlichen: Geht hier neue Wege und sucht einen Sponsor. Da werden sicher keine sechs Millionen Euro pro Jahr wie in München oder drei Millionen wie in Frankfurt zusammen kommen  Aber es  muss doch möglich sein in Limburg eine Firma zu finden, die fünf oder zehntausend Euro pro Jahr für die Namensrechte zahlt. Und mit diesem Geld kann man dann zweckgebunden den Unterhaltungsetat für diese Einrichtung aufpäppeln. Damit würde man eine klassische Win-Win-Situation schaffen.