Archiv für September 2016

Nichts zu verschenken !

29 September 2016

„Deutsche verschenken 200 Milliarden Euro“ titelte die Frankfurter Neue Presse am vergangenen Donnerstag. Gemeint waren damit aber nicht Zuwendungen an Bedürftige, was man in einen solchen Satz auch hinein interpretieren könnte. Nein, der Bericht befasste sich mit Optimierungsbedarf bei der Geldanlage. Grundlage des groß „aufgemachten“ Artikels war der in der vergangenen Woche erschienene „Global Wealth Report 2016“ der Allianz-Versicherung, in dem sich die Allianz-Volkswirte mit der Vermögensentwicklung auf dem ganzen Globus auseinandersetzen.

Gutes Thema – falsche Überschrift

Die Überschrift „Deutsche verschenken 200 Milliarden Euro“ hat für mich allerdings den gleichen Inhaltswert wie die Aussage „Thiago hatte 164 Ballkontakte“ im „Montags-Kicker“. Michael Heise, Chef-Volkswirt der Allianz, erklärt die 200 Milliarden-Rechnung so: „Hätten die Deutschen in den Jahren 2012-2015 anstatt 40% ihres Gesamt-Vermögens nur 30% in Sparbücher und Termingeld angelegt und dagegen den Aktienanteil von 6,5% auf 16,5% erhöht, hätte die gute Entwicklung der Aktienmärkte in diesem Zeitraum das Vermögen der Deutschen um 200 Milliarden erhöht.“ Bravo Herr Heise !  Hinterher sind wir immer schlauer. Die Herren „hätt ich“ und „wenn ich“ haben in der legendären Börsianer-Stammkneipe „Mutter Ernst“ in der Alte Rothofstrasse in Frankfurt hinten rechts ihren Stammplatz. Oder wie es die Engländer sagen. „If my aunt had balls, she was my uncle“ (für alle Nassauer: „Wenn die Omma en Sack hätt, wär‘s de Oppa !“) Grundsätzlich finde ich es ja gut, wenn sich Versicherungen mit Aktien auseinandersetzen und gerade bei der Allianz fällt mir der alte Börsen-Bonmot ein: „Das bessere Geschäft wär es schon immer Aktien von der Allianz kaufen, als eine Lebensversicherung bei der Allianz abschließen.“ Aber diese Rechenspielchen schiessen völlig an der Realität vorbei. Dass Aktien langfristig die rentabelste Anlage sind, ist nicht erst seit dem „Allianz Global Wealth 2016“ Report bekannt. Das Kern-Problem bei der ganzen Sache ist doch: „Wie nehme ich den Leuten die Angst, diesen Schritt zu tun ? Denn derjenige, der heute in Aktien investiert, kann sich für die Ergebnisse der Jahre 2012 bis 2015 nichts kaufen. Hier zählt „Was bringen Aktien in den Jahren 2016 bis 2020 (oder noch besser 2016-2025) ?“ Und hier steht vor allem eines fest: Die Rendite am Aktienmarkt wird auch in Zukunft mit Angstschweiss verdient. Aber es gibt zunehmend keine Alternative mehr ! Sehr aufschlussreich für mich war eine in diesem Zusammenhang veröffentlichte Tabelle. Sie zeigt die Entwicklung des Brutto-Geldvermögens der Bevölkerung pro Kopf im Jahr 2015 (in Klammern die Vergleichszahlen des Jahres 2000).

 

Brutto-Geldvermögen (Sparguthaben, Aktien) pro Kopf der Bevölkerung
Rang 2015 Rang 2000 Land Betrag
1 (1) Schweiz 260.800 €
2 (2) USA 202.490 €
3 (7) Dänemark 145.110 €
4 (4) Großbrit. 132.310 €
5 (11) Schweden 130.660 €
6 (6) Niederlande 129.700 €
7 (14) Australien 120.520 €
8 (9) Singapur 114.160 €
9 (8) Kanada 113.830 €
10 (3) Japan 108.660 €
20 (15) Deutschland 67.980 €

 

Mario Draghi: „Drecksack oder Heilsbringer ?

In der vergangenen Woche saß ich in einer Unternehmerrunde, als ein neben mir sitzender, durchaus vitaler Endsechziger,  begann das hohe Lied auf diesen „Verbrecher von der EZB“ zu singen“. Zu Beginn der dritten Strophe musste ich ihm dann doch mal ins Wort fallen mit der Bemerkung „ich trinke jeden Abend ein Glas auf das Wohl des Herrn Draghi“ und bevor  sein verdutzter Blick wich, ergänzte ich „und ich sage Ihnen auch warum !“ Die Nullzinspolitik ist die einzige Medizin, um den Euro am Leben zu erhalten und ohne den Euro (respektive die Nullzinsen) ginge es uns in Deutschland wesentlich schlechter. Die meisten Unternehmer mit denen ich momentan rede, haben in erster Linie ein Problem: Fähige Mitarbeiter zu finden, damit sie ihre Aufträge bewältigen können. Bei Zinsen von 5%, da bin ich mir sicher, hätten wir 5 Millionen Arbeitslose in unserem Land. Wir müssen uns in diesem Fall mit der Zinspolitik am schwächsten Glied in der Kette orientieren. Das versetzt Deutschland in die komfortable Situation, dass wir (bei Quasi-Vollbeschäftigung) ein Zinsniveau vorfinden, dass – isoliert betrachtet – natürlich um ein paar Prozentpunkte zu niedrig ist. Aber für mutige Investoren bietet sich in der aktuellen Situation ein perfektes Umfeld. Und das muss auch der Sparer erkennen. Nicht jammern, dass es auf dem Sparbuch nichts mehr gibt, sondern nach Alternativen suchen. Nicht mit allem was auf dem Sparbuch liegt, aber wenigstens anfangen damit !

Jäger oder Sammler ?

Es gibt in der Natur kein einziges Beispiel, wo eine Spezies, die nur auf Sicherheit bedacht ist, dauerhaft überlebt, geschweige denn Ihren Standard halten kann. „Jäger“ sind gefragt, keine „Sammler“. Dass das „Jagen“ deutlich schwerer ist als das „Sammeln“ steht außer Frage. Und dass beim „Jagen“ nicht jeder Schuss ein Treffer wird, steht ebenfalls außer Zweifel. Und es gibt gute und schlechte Zeiten für die Jagd. In der Zeit zwischen 1988-2000 verzeichnete der DAX einen Anstieg von jährlich 15%. Seit dem Jahr 2001 – heute nur noch von 2% p.a. Das Feld ist voller (Angst-)Hasen – an die Gewehre ! Denn wenn sich das in diesem Land nicht ändert, liegt Deutschland in 10 Jahren in der o.a. Tabelle nicht mehr auf Platz 20 sondern auf Platz 50.

Licht und Schatten

22 September 2016

Manchmal sitzt man sonntags da und überlegt sich „Kerle, über was schreib ich da jetzt“ aber die vergangene Woche lieferte gleich Themen für eine ganze Zeitung.

Fangen wir doch gleich mit dem aus Limburger Sicht überragenden Ereignis an. Ehrlich gesagt gehören Gottesdienste nicht zu meinem bevorzugten Fernsehprogramm, aber die Bischofsweihe von „Monsignore Dr. Bätzing“ am vergangen Sonntag war ja quasi „Pflichtprogramm“. Ein altes Sprichwort sagt „für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ und ich muss sagen, dass unser Bischof für mich einen hervorragenden ersten Eindruck hinterlassen hat. Ein sympathischer und volksnaher Mann, der mit acht einfachen Worten „Hier bin ich und jetzt habt Ihr mich !“ die Herzen der Limburger Glaubensgemeinde gewonnen hat. Ich bin – als nach wie vor zahlendes Mitglied – der festen Überzeugung, dass er den Scherbenhaufen, den ihm sein Vorgänger hinterlassen hat, schnell beiseite kehren wird. In allen Bereichen des Bistums dürfte ein frischer Wind wehen und eine fröhliche „Aufbruch“-Stimmung Einzug halten. Ich wünsche ihm „alles Gute“ und die nötige Kraft und Gesundheit für die schwierige Aufgabe, dem guten ersten Eindruck möglichst viele folgende positive Eindrücke folgen zu lassen. „Benvenuto Monsignore“

Der zerbrochene „Heiligenschein“

Das war‘s aber fast schon mit den guten Nachrichten. In der gleichen Woche zerbröckelte der weltliche „Heiligenschein“ eines Mannes, für den ich mich noch vor zwei Wochen an dieser Stelle ganz weit aus dem Fenster gelehnt habe. Über Umwege kam ans Licht, dass Franz Beckenbauer für seine Tätigkeit im WM-Organisationskomitee 2006 ein Honorar von 5,5 Mio Euro – verdeckt als Provisionszahlung erhalten hat. Ob er das versteuert hat oder nicht, ist da fast schon zweitrangig, angesichts der Scherben, die da jetzt auf dem Boden liegen. Sicher war die Arbeit, die er geleistet hat, möglicherweise diese 5,5 Mio wert. Und wenn das von Anfang an offen kommuniziert worden wäre, hätte sich da niemand drüber aufgeregt. Aber warum stellt er sich dann hin und sagt „Ich mache das ehrenamtlich !“ ? Das war glatt gelogen. Und das allerschlimmste ist, dass alle Beteiligten im engen Zirkel des DFB von Anfang an über die Sache Bescheid wussten und das Ganze nun per Salamitaktik hochkocht. Auch das neue DFB-Präsidium muss sich die Frage gefallen lassen „Warum beauftragt Ihr eine Anwaltskanzlei für einen Millionenbetrag, um die Geldflüsse rund um die WM aufzuklären und dann haltet Ihr so eine brisante Information zurück ?“ Aufgefallen war es den Prüfern nämlich, wurde aber nach Rücksprache nicht in den „offiziellen Freshfields-Report“ aufgenommen. Ich kann bei diesem Thema nur noch mit den Worten „Mein Gott, Franz – wie kann man nur so …(das Adjektiv kann jeder für sich einsetzen)… sein“ den Kopf schütteln.

Apropos Kopf schütteln:

In der vergangenen Woche erreichte uns die Nachricht, dass die US-Regierung die Deutsche Bank in den USA wegen fauler Hypothekengeschäfte in der Finanzkrise 2008 auf 14 Milliarden US-Dollar verklagen will. Mein erster Gedanke dazu war „haben die den Trump schon gewählt – ging das an mir vorbei ?“ – Aber ganz im Ernst Mr. Obama: Wer hat denn diese Schrottpapiere, an der unser System im Jahr 2008 fast kollabiert wäre, in die ganze Welt verkauft ? Allen voran die Verbrecher um den damaligen Chef von „Lehman Brothers“ Richard Fuld und ganz knapp dahinter alles, was im US-Bankwesen Rang und Namen hat. Wenn Ihr 14 Milliarden von der Deutschen Bank haben wollt, können wir in Deutschland eine Gegenrechnung aufmachen, da stehen da aber mindestens 140 Milliarden Dollar drauf. Eigentlich wäre das eine schöne Aufgabe für unseren Haushaltsexperten KP Willsch, den Amerikanern das mal „unter Freunden“ vorzurechnen. „Mutti“ hat wohl keine Zeit dafür.

Die Deutsche Bank Aktie gibt’s jedenfalls im Sonderangebot. Beim Kurs von 12 Euro ist der Laden an der Börse gerade mal noch mit 16,5 Milliarden Euro bewertet. Das Eigenkapital liegt per 31.12.2015 bei 67 Milliarden. Wo bleibt Warren Buffet ?

Rechenspielchen in Berlin

Ach, so – gewählt wurde in der vergangenen Woche ja auch noch. Ging Ihnen das auch so ? Normalerweise sieht man ja bei der Hochrechnung der Sitzverteilung auf den ersten Blick, welche  Gruppierung denn künftig regiert. Bei den Wahlen zur „Stadtregierung“ in Berlin musste man schon ein paar Pfeile aufmalen und den Taschenrechner dazunehmen. Insgesamt 5 Parteien mit Ergebnissen zwischen 14 und 21%, dazu noch die FDP mit knapp über 6% – ich kann mich nicht erinnern, dass wir bei einer Landtagswahl in Deutschland ein Ergebnis hatten, wo die stärkste Kraft bei 21% lag. Auch wenn die Wahlbeteiligung mit 67% erstaunlich hoch liegt – der künftige Ministerpräsident repräsentiert mit den Stimmen seiner Partei noch nicht einmal 15% der Bevölkerung (unter Berücksichtigung der Nichtwähler). Da gehe ich jede Wette ein, dass es keine fünf Jahre bis zur nächsten Wahl dauert. Ob die bis dahin Ihren Flughafen „gebacken“ bekommen, bleibt ebenfalls offen.

Wo ist Geiss ?

15 September 2016

Vom legendären Automobilbauer Henry Ford stammt das tiefgreifende Zitat: „Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.“  Seit der Einführung des Privatfernsehens vor gut 30 Jahren, wird Werbung auch von vielen TV-Konsumenten als störend und lästig empfunden und auch ich denke sehr oft „Freunde, diese Kohle hättet Ihr Euch sparen können“, wenn der nächste nervige Werbeblock anläuft. Aber genauso, wie die Finanzbranche, vor der schwierigen Aufgabe steht, in Zeiten von Nullzinsen, die richtigen Produkte für Anleger zu entwickeln und zu pflegen, müssen sich auch die Werbeprofis ständig auf neues Konsumentenverhalten einstellen.

Der röhrende Hirsch

Für mich am besten und einprägsamsten macht das übrigens die Agentur der Autovermietungsfirma „Sixt“. Immer mit einem flotten Spruch bezogen auf ein aktuelles Ereignis. Als „Pate“ der kommerziellen Werbung hierzulande gilt allerdings Günter Mast. Der Eigentümer von „Jägermeister“ hatte im Jahr 1973 die geniale Idee auf den Trikots von Eintracht Braunschweig das Vereinslogo (ein Löwe)  durch sein Markenzeichen (einen röhrenden Hirsch) zu drucken. Voraus ging ein in den Medien heftig diskutierter Streit mit dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) der heutzutage wahrscheinlich zwei Wochen lang in 28 Talkshows ausgiebig kommentiert worden wäre.

Damals argumentierte der DFB unter anderem mit den Worten: „Das hohe Gut Fußball sei fern von jedem Geld.“ Diesen Satz lasse ich mal unkommentiert stehen und wünsche Hermann Neuberger (dem damaligen DFB-Präsidenten), dass er weiterhin in Frieden ruht. Offene Fragen gibt es jedenfalls auch zu seiner Amtszeit jede Menge. Und die CFO’s der 18 Bundesligavereine (früher nannte man die „Kassierer“ oder „Schatzmeister“) freuten sich in der vergangenen Saison über insgesamt 231 Mio. € Einnahmen aus diesem Bereich (Quelle: www.fussball-geld.de). Doch Günter Mast hatte auch eine zweite revolutionäre Idee. Waren bis dato in den „Wochenschau-Filmen“ immer die „Deutsche Hausfrau“ oder „das HB-Männchen“ die Hauptdarsteller in den Werbeclips, verknüpfte Mast erstmals „reale Gesichter“ mit seinem Produkt. Die legendäre „Ich trinke Jägermeister, weil…“ Werbung dürfte jedem bekannt sein. Die ersten Werbebotschafter waren Mitarbeiter von Jägermeister und der damaligen Werbeagentur. Danach wurden Leute von der Straße geholt und auch der ein oder andere „Promi“ verpflichtet. Damit war der Begriff des „Testimonials“ geboren.

Sportler in der Finanzwerbung…

Der bekannteste „Testimonial“ in der Finanzbranche dürfte Basketball-Legende Dirk Nowitzki sein, der seit über 13 Jahren als „Gesicht“ für die deutsche Tochter „ING-DIBA“ des niederländischen Bankkonzerns ING auftritt. In der Investmentbranche wirbt Manuel Neuer seit ein paar Jahren für die AGI (die Fondstochter des Allianz-Konzerns). Wahrscheinlich haben sich die Werbeleute gedacht „der Mann steht für Sicherheit- das kommt bei unseren Kunden gut an“. Ich halte das allerdings für keine ideale Besetzung. Denn bei Manuel Neuer „steht die Null“, was ihn in seinem Job zum Weltmeister gemacht hat, aber in der heutigen Zeit ja genau das Problem für die meisten Sparer ist.

…und sonstige Vögel

Was sich allerdings die Initiatoren des „Patriarch Classic Dividende 4 Plus“ – Fonds dabei gedacht haben, ausgerechnet mit dem schrillen TV-Vogel Robert Geiss die Kampagne „Reich mit Geiss“ zu starten, lässt sich alleine durch den Genuss von einer (oder mehreren) Flaschen Jägermeister nicht erklären. Unter dem Motto „Null Zinsen nicht mit mir“ und „Mein Geld muss hart arbeiten“ wurde mit viel Ballyhoo im Frühjahr 2015 eine Kampagne gestartet, die kaum angelaufen, auch in der Fachpresse bereits „zerrissen“ wurde. Und nach anderthalb Jahren muss ich feststellen: Absolut zurecht !

Am Anfang habe ich noch gedacht – na ja, gar nicht so schlecht, wenn der sich mit Aktien beschäftigt und ein bißchen „Welle für den DAX“ macht. Allerdings war die Grundaussage „Null Zinsen“ schon falsch, denn bei einem Aktienprodukt geht es nicht um Zinsen, sondern um Dividenden und Kursgewinne. Und die sind alles andere als sicher, sondern unterliegen Schwankungen. Und das Allerwichtigste – „die Geduld“ – scheint unser Freund schon nach einem Jahr verloren zu haben.

Statt „Reich mit Geiss“ eher „Wo ist Geiss ?“

Nachdem „Rooobäärt“ bzw. sein Ghostwriter am Anfang noch nahezu täglich auf der eigens eingerichteten Homepage bzw. Facebook-Seite seinen Senf zur täglichen „Börsen-Bratwurst“ abgab, datiert der letzte Eintrag vom 13. November 2015 (!). Vielleicht liegt es auch daran , dass mit dem Fonds – trotz allen Bemühungen „nur“ ca. 20 Mio € eingesammelt wurden. Allen, die investiert sind, kann ich die beruhigende Antwort geben „der Fonds lebt wohl noch“ und es wird auch täglich ein Preis festgestellt. Die Wertentwicklung kann sich allerdings der momentanen Börsenlage nicht entziehen und per heute (12.09.2016) liegt der Fonds (seit Jahresanfang) mit 7% im Minus.

Seit seiner Auflage am 24.01.2014 liegt der Fonds allerding  (danke der guten Börsenentwicklung bis April 2015) mit knapp 13% im Plus. Ich bin geneigt zu sagen: „Mensch Robbie, so schlecht ist das doch gar nicht ! Aber Du müsstest jetzt zum Einstieg trommeln und nicht faul auf Deiner Luxusjacht liegen ! Schließlich kaufen die Leute jetzt deutlich billiger als vor einem Jahr.“ Aber ich bezweifle, ob er die Botschaft überhaupt hören will bzw. verstehen kann. Die Anleger des Fonds genießen allerdings ein Privileg, dass jede Investmentanlage oder auch jede Aktie auszeichnet. Gekauft ist eine Anlage immer schnell. Aber wie werde ich sie wieder los ? Wenn es nicht mehr passt, genügt bei Aktien bzw. Investmentfonds ein Knopfdruck oder ein FAX und das Problem ist erledigt. Mancher Immobilienanleger (Leute glaubt mir, auch diese Zeiten kommen wieder) oder Investor eines geschlossenen Fonds würde sich das auch wünschen.

Für alle „Reich mit Geiss“-Anhänger bleibt zu hoffen, dass nicht irgendwann einer von Euch in einer Jägermeister-Anzeige erscheint. Frei nach dem Motto „Ich trinke Jägermeister, weil ich reich wie Geiss sein wollte.“ Ihr habt die Freiheit auf den Knopf zu drücken und Euch einen zu suchen, der sich auch in weniger guten Zeiten um Euer Geld kümmert.

Kehrt vor Eurer eigenen Tür !

8 September 2016

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen die Mitglieder des WM-Organisationskomitees 2006 eingeleitet hat. Gleichzeitig sollen mehrere Hausdurchsuchungen stattgefunden haben. In Altendiez, dem Wohnort des ehemaligen DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger, einem der vier Betroffenen, wurden allerdings keine Autos mit Schweizer Kennzeichen gesichtet. Meine Meinung zu diesem ganzen Thema habe ich an dieser Stelle schon mehrmals geäußert. Dass sich jetzt ausgerechnet die Schweizer Bundesanwaltschaft genötigt sieht Ermittlungen aufzunehmen, setzt diesem Fass allerdings die Krone auf.

Ein Rückblick

Für alle, die nicht so tief im Thema „WM-Vergabe 2006“ drin sind, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse: Im Juni 2000 wurde in Zürich über die Vergabe der Fussball-WM 2006 entschieden. Hauptkonkurrent neben dem Bewerber „Deutschland“ war Südafrika. Die Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt, traf das 24-köpfige FIFA-Exekutivkomitee, eine Ansammlung von Funktionären, wo eigentlich auch bereits zu diesem Zeitpunkt jeder wusste, dass hier die Weltauswahl in Sachen „Korruption“ am Start war. Angeführt vom damaligen FIFA Chef Josef, genannt auch „Kuvert-Sepp“, Blatter, dessen Stimme bei einem Patt doppelt gezählt hätte. Blatter hatte im Vorfeld der Wahl bereits öffentlich angekündigt für Südafrika zu votieren. Dazu kam es aber nicht, weil der neuseeländische Vertreter Jack Dempsey aus bis heute ungeklärten Gründen, nicht bei der Wahl anwesend war. So konnten nur 21 Vertreter abstimmen und die Wahl ging 12:11 für Deutschland aus. Das ganze Land lag sich damals jubelnd in den Armen. Darauf komme ich später nochmal zurück. Wir erlebten dann 6 Jahre später eine fantastische WM und es entstand, auch wenn das einigen grünen Nachwuchspolitikern nicht passt, so etwas wie ein neues Nationalgefühl der Deutschen. Neben der Erinnerung an vier „geile Wochen“ bleibt aber auch eine Infrastruktur in Form der modernsten Stadien in der Welt, die wir seit der WM in unserem Land haben.

Was wird eigentlich gesucht ?

10 Jahre später wird in den Unterlagen „gewühlt“, weil eine Zahlung von lächerlichen 6,7 Mio Euro (wenn man bedenkt, um welche Summe es bei so einer WM geht) nicht erklärt werden kann. Was mich bei der ganzen Sache wundert ist, dass die „angebliche Bestechungszahlung“ ja erst im Jahr 2002 geflossen ist, also zwei Jahre nach der Abstimmung über die WM-Vergabe. Haben sich die „ehrenwerten“ Herrn Jack Warner (Trinidad & Tobago) , Mohamed bin Hammam (Katar), Julio Grondona (Argentinien) oder Nicolas Leoz (Paraquay) etwa mit dem Handschlag vom Kaiser zufrieden gegeben ? Nach dem Motto „Hebt‘s erstmal die Hand und danach schaun mer mal…?“ Wie ja auch im Nachhinein bekannt wurde, forderte der völlig durchgeknallte Leoz vom damaligen Mitkonkurrenten England, den dortigen FA-Cup (den ältesten Pokalwettbewerb der Welt) in „Leoz-Cup“ umzubenennen. Wenn es die Beteiligten vom DFB unter Führung von Franz Beckenbauer für lächerliche zehn Millionen Franken (die meisten Gauner dieser Welt rechnen in Franken), was zum damaligen Zeitpunkt 6,7 Mio Euro waren, geschafft haben, aus dieser Löwenhöhle den Skalp „WM 2006“ heraus zu holen, gehört denen das Bundesverdienstkreuz verliehen und nicht die Steuerfahndung auf den Hals gehetzt !

Der größte „Schwarzgeld-Puff“ der Welt

Zur Schweizer Bundesanwaltschaft kann ich nur sagen: Kehrt erst mal vor Eurer eigenen Tür und mistet endlich Euren „Schwarzgeld-Puff“ aus. Bei der FIFA wurde die Mannschaft (in erster Linie auf Druck der USA) bereits ausgewechselt, obwohl mich der neue Mann an der Spitze (warum ist das eigentlich schon wieder ein Schweizer ?) noch nicht überzeugt hat. Wenn irgendwo auf der Welt ein Diktator gestürzt wird, führen die Spuren in der Regel zu einem der „diskreten“ Geldhäuser nach Zürich oder Genf. Nach dem zweiten Weltkrieg hat die Schweiz sich mit der Strategie „Lassen Sie Ihr Schwarzgeld diskret bei uns verwalten. Sie zahlen zwar bei uns etwas höhere Gebühren, aber dafür melden wir der Steuer nichts“ einen unermeßlichen Reichtum erarbeitet und sich vom Armenhaus der „Kuhbauern“, an denen durch den fehlenden Zugang zu den Weltmeeren der Handel vorbei lief, zu einem der wohlhabensten Länder der Erde entwickelt. Ich will nicht wissen, wie viele „diskrete“ Konten von Kunden, die plötzlich verstorben sind und sich niemand mehr bei der Bank gemeldet hat, in den letzten 60 Jahren von UBS, Credit Suisse, Julius Bär und Co. eingesackt wurden. Und der gesamte deutsche Mittelstand, der von diesen „Gaunern in Nadelstreifen“ 60 Jahre lang abzockt wurde, bekam vor zwei, drei Jahren kommentarlos den Stuhl vor die Tür gestellt, als sich der Wind gedreht hatte und Steuerhinterziehung kein „Kavaliersdelikt“ mehr war. Jetzt faseln die Schweizer Geldhäuser etwas von „Weißgeld-Strategie“, aber von den Russen, den Afrikanern oder Asiaten wird’s weiter gern genommen. Für mich endgültig zur Bananenrepublik wurden meine Schweizer „Freunde“ als im Jahr 2011die Frau des Notenbank-Präsidenten, unmittelbar vor einer wichtigen Entscheidung der Geldhüter eben mal kurz ein Devisengeschäft abschließt, was dann zwei Tage später einen siebenstelligen Gewinn abwirft. Und der Kerl ist noch nicht mal freiwillig zurück getreten, als das bekannt wurde. P.S. übrigens hat er jetzt eine neue Lebensgefährtin – die Witwe von Robert Louis Dreyfuss (falls ihnen der Name bekannt vorkommen sollte). Der Anwalt von Theo Zwanziger, Hans –Jörg Metz hat deshalb in meinen Augen völlig richtig den ganzen Sachverhalt im vornehmen Juristen-Deutsch zusammen gefasst und zum Gegenschlag ausgeholt

„Die Verfahrenseinleitung ist rechtswidrig und verletzt meinen Mandanten in seiner Ehre und seinen Rechten. Wir werden deshalb in der kommenden Woche Strafanzeigen gegen die Schweizer Ermittler sowohl bei der dortigen Bundesanwaltschaft als auch bei den deutschen Strafverfolgungsbehörden stellen“, kündigte Zwanzigers Anwalt Hans-Jörg Metz am Freitag in einer Mitteilung an.

Für mich ist das beschämend, wie unser Land mit Franz Beckenbauer, Horst R.Schmidt, Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger umgeht. Auch wenn da nicht alles 100% war, wie es nach heutigen „Compliance-Richtlinien“ hätte laufen sollen, zählt doch das Ergebnis unter dem Strich. Das gleiche kann man übrigens auch zu dem Thema bzw. dem Verantwortlichen sagen, der 1989 dafür gesorgt hat, dass sich unser Land erstmals seit dem Krieg wieder in den Armen gelegen hat. Was sind dagegen dann ein paar Euros oder DM-Mark nicht korrekt verbuchte Parteispenden. Bei Helmut Kohl hat das Wort noch gezählt. Da kann sich jeder aussuchen, was ihm lieber ist.

Olympiasieger oder ins Dschungelcamp ?

1 September 2016

„In einem Land, in dem ein Olympiasieger 20.000 € Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000 € sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern.“ Mit diesen Worten kommentierte der ehemalige Schwimmweltmeister und Weltrekordler über die 100 Meter Lagen-Strecke Markus Deibler seine Sicht der Dinge zur Medaillenausbeute der deutschen Olympioniken in Rio. Für mich „das Zitat“ der gerade zu Ende gegangenen Spiele. Nun – mit insgesamt 42 Medaillen (davon 17 Goldmedaillen) erzielte des „Team Deutschland“ am Ende noch ein recht passables Ergebnis. Vor vier Jahren in London waren es 44 Medaillen aber die deutsche Nationalhymne (zu Ehren des Olympiasiegers) erklang an der Themse nur insgesamt elfmal. 54% Steigerung von 2012 bis 2016 bei den Goldmedaillen. Da hält selbst der deutsche Aktienindex (DAX) nicht mit, der vom 13.08.2012 bis zum 22.08.2016 „nur“ um 52% zulegen konnte.

Aber die kurze Betrachtung hat – wie im wahren Leben auch – ihre Tücken. Bei der letzten „Heim-Olympiade“ 1972 in München konnte Gesamt-Deutschland (damals starteten ja die BRD und die DDR jeweils mit eigenen Teams insgesamt 106 (!) Medaillen (davon 33 in „Gold“) bejubeln. Und in München gab es insgesamt nur 195 Entscheidungen, während es 2016 in Rio de Janeiro insgesamt 306 Wettbewerbe gab.

Sporthilfe: Ein Tropfen auf den heissen Stein

Max Stillger gemeinsam mit Moritz Fürste und Stefan Saliger (M.) beim „Erfahrungsaustausch im Runden Eck“

Max Stillger gemeinsam mit Moritz Fürste und Stefan Saliger (M.) beim „Erfahrungsaustausch im Runden Eck“

Deshalb sollten die Worte von Markus Deibler sehr wohl hinterfragt werden und nachdenklich machen. Bereits vor zwei Jahren sorgte er mit einer spektakulären Entscheidung für Aufsehen. Auf dem Zenit seiner Laufbahn beendete er mit 24 Jahren seine Karriere um fortan (sie lesen richtig !) in Hamburg eine Eisdiele zu betreiben. Neben fehlender sportlicher Motivation („ich habe keine Lust mehr morgens um 6 Uhr ins Becken zu steigen und jeden Tag 8 Stunden zu trainieren“) waren damals sicherlich auch finanzielle Aspekte Gründe für den überraschenden Rückzug vom Leistungssport.  Die Stiftung „Deutsche Sporthilfe“ fördert aktuell 3.800 Athleten in allen Sportarten von der Leichtathletik bis hin zur rhythmischen Sportgymnastik. Hierzu stand im Jahr 2015 ein Betrag in Höhe von ca. 13 Mio € zur Verfügung. Das ist ein Jahresgehalt für insgesamt 3.800 Athleten für das die Herren Messi & Co. sich gerade einmal warm laufen. Ein Weltmeister erhält von der Sporthilfe 800 € im Monat und schafft man es in die Elite-Förderung liegt der Höchstbetrag bei 1.500 € im Monat. Ohne private Sponsoren, die die Athleten sich in der Regel selber suchen müssen, kommt da kaum jemand über die Runden. Das Ganze noch gepaart mit einem völlig aus dem Ruder gelaufenen, total überreguliertem Doping-Kontroll-System (an das sich übrigens außer in Deutschland kaum jemand hält) sorgt in vielen Fällen für Demotivation, die dann wie im Fall Deibler auch manchmal zur Resignation führt.

Spagat zwischen Sportkarriere und Beruf

Für mich sind all diese jungen Sportler Helden und nicht wenige von Ihnen ziehen aus einer erfolgreichen Sportkarriere auch die Disziplin und Zielstrebigkeit, um im Anschluss an Ihre Karriere beruflich einen erfolgreichen Weg einzuschlagen. Übrigens ganz im Gegensatz zu vielen hochbezahlten Fußballern. Hier gibt es mit der „Sepp Herberger Stiftung“ eine Institution, die den ein oder anderen Ex-Nationalspieler vor dem völligen Absturz nach der Karriere aufgefangen hat. Einer, der mit Sicherheit seinen Weg gehen wird, ist der Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft Moritz Fürste. Mit seiner Hockey-Akademie machte er am vergangen Wochenende in Limburg Station. Über 90 Kinder und Jugendliche des LHC profitierten von den Erfahrungen des 290-fachen Nationalspielers, zweimaligen Olympiasiegers und Bronzemedaillengewinners von Rio. Ich traf am Freitagabend – zufällig in der Altstadt-Kultkneipe „Rundes Eck“ – einen völlig bescheidenen und sympathisch auftretenden jungen Mann und hatte das Glück mich mit ihm kurz auszutauschen.
Um den Jungen brauchen wir uns – im Gegensatz zu manchem Dschungelkönig – keine Gedanken zu machen.

Auch wenn es für eine Goldmedaille nur 20.000 € Prämie gibt, haben unsere Sportler einen Vorteil. Bei Ihnen steht das Geld für Anlagezwecke zur Verfügung, während bei den Dschungelcamp-Teilnehmern die Prämie in der Regel an den Insolvenzverwalter geht. Und die Burschen sind ja alle noch jung und können aus der Prämie noch was machen.

Ein kleiner Rückblick gefällig:

1972 stand der DAX bei 576 Punkten. Heute sind wir mit knapp über 10.000 Punkten beim 18-fachen Wert, was einer Entwicklung von 6,8% p.a. entspricht. Während der 14-tägigen Olympiade schwankte das Kursbarometer zwischen 568 und 578 Punkten. Am 05. September, dem Tag des Attentats von palästinensischen Terroristen, gab es immerhin eine Tagesschwankung von zwei (!) Punkten. Hätten Klaus Wolfermann, Ulrike Meyfarth oder Heide Rosendahl damals 40.000 DM Prämie bekommen und das Geld einigermaßen gescheit angelegt, wäre daraus bis heute eine dreiviertel Million in der alten Währung geworden.  Damals gab es allerdings nur den Materialwert der Goldmedaille als Prämie. Und die o.g. wurden zu Legenden – was wiederum mit Geld nicht zu bezahlen ist.