Archiv für Oktober 2016

Hoffentlich gesunder Menschenverstand!

27 Oktober 2016

Wer mich kennt, weiss, dass ich immer gerne mit einer großen Tasche ungelesener Zeitungen auf Reisen gehe. Es heisst zwar: „Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern“ – aber manchmal findet man – insbesondere in Wirtschaftszeitungen, durchaus lesenswerte und interessante Artikel. Diese sind entweder zeitlos, oder man kann Prognosen von „Experten“ gleich auf deren Werthaltigkeit prüfen. So geriet mir letzte Woche auf einer Reise nach Lissabon die Ausgabe des „Handelsblatt“ vom Montag, den 19. September in die Finger, die bedingt durch den Besuch der Elzer Kirmes am gleichen Tag, den Weg in den Reisestapel der ungelesenen Exemplare gefunden hatte.

Mit großem Interesse habe ich dort unter der Überschrift „Illiquidität ist für uns kein Risiko“ ein Interview mit Andreas Lindner verfolgt. Wenn Ihnen der Name nichts sagt, der Mann ist verantwortlich für die 280 Milliarden Euro Kapitalanlagen , die die Allianz verwaltet. Wenn Ihnen der Name „Allianz“ nichts sagt, oder Sie keine Geschäftsbeziehung zu dieser Versicherung unterhalten ist alles gut und sie können die Zeitung beiseite legen. Falls nicht sollten Sie weiter lesen…

Zinsloses Risiko anstatt risikoloser Zins

Andreas Lindner hat keine leichte Aufgabe, was in der heutigen Zeit für alle Vermögensverwalter gilt. Aber als Verantwortlicher einer Versicherung schleppt er den Rucksack mit sich, dass er nur (geschätzte) 85-90 €  zur Verfügung hat, aus denen seine Kunden RISIKOLOSE 100 € + X erwarten. 10-15% beträgt nämlich die Kostenquote, die auf einen Versicherungsvertrag entfällt und die nicht zu Anlagezwecken zur Verfügung steht. Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, wie denn Versicherungen dazu kommen, Ihren Kunden (in Altverträgen) teilweise immer noch 4% Zins pro Jahr zu garantieren.  Da lohnt es sich doch mal einen Blick darauf zu werfen, wie denn die Allianz das ihr anvertraute Kapital investiert.

Ein Drittel (33%) liegen in Staatsanleihen von Industrieländern und weitere 23% in Pfandbriefen. Damit liegt mehr als die Hälfte des Kapitals, nämlich genau 56% in vermeintlich risikolosen, aber in der heutigen Zeit leider auch ZINSlosen Papieren. Und mit „vermeintlich risikolos“ wissen Profis, was ich meine. Wenn die Zinsen um 2 Prozentpunkte steigen, stehen hier zweistellige Verluste von 10% und mehr auf der Uhr.

Der nächste große Posten sind mit 23% Anleihen von Schwellenländern und Unternehmensanleihen. Das macht Sinn, kann man doch hier z.B. bei südafrikanischen oder brasilianischen Anleihen auch in der heutigen Zeit noch Jahresrenditen von 10% und mehr in der jeweiligen Landeswährung erzielen. Allerdings schwanken Rand bzw. Real durchaus um ein vielfaches dieses Ertrags, sodass man hier nicht von risikolosen Anlagen sprechen kann.

Zu wenig in Aktien

Knapp 8% liegen in Aktien – meine Meinung dazu dürfte Sie nicht überraschen: Ausbaufähig ! Damit haben wir 87% des Kapitals abgearbeitet. 56%, die in den „Man-kann-nur-verlieren“- Anlageklassen „Staatsanleihen“ und „Pfandbriefe“ liegen, bringen bestenfalls 0,00% Ertrag und 31% sind Schwankungen ausgesetzt, dürften aber auf lange Sicht zwischen 5-6% p.a. abwerfen. Bleibt die Frage: Was ist mit dem Rest ? Und da haben sich mir die Nackenhaare gesträubt. 2% z.B. liegen in „Infrastruktureigenkapital-Anlagen“. Was das genau sind, verrät er im O-Ton: „Hierbei handelt es sich um Gaspipelines in Norwegen und Tschechien, oder Parkuhrlizenzen in Chicago. Da rechnen wir mit Renditen von 6-8% pro Jahr.“ Außerdem wird in erneuerbare Energien und Gewerbeimmobilien investiert. Bei erneuerbaren Energien rechnen die Herren von der Allianz mit 5-6% Rendite. Wir fassen in diesem Bereich nichts unter 10% auch nur mit der Kneifzange an. Jetzt weiss ich auch, warum wir bei den Kaufverhandlungen für Windräder oder Solaranlagen in den letzten 2 Jahren das Nachsehen hatten, weil teilweise Mitbewerber (wie z.B. die Allianz) bis zu 10% höhere Kaufpreise geboten haben. Aber da gibt es halt den Unterschied: Bei denen ist es Geld „von annern Leut“…

Stupid German Money

Mein Fazit lautet: Die Allianz hat keine Chance dauerhaft 2-3 % Rendite zu erwirtschaften. Und das braucht man auf Sicht von 10 Jahren, um zumindest die derzeitigen Prognosen zu garantieren. Auf der Suche nach Ertrag wird vor nichts Halt gemacht und das ist für das Geschäftsmodell der Allianz, das auf Vertrauen und Sicherheit fusst, extrem gefährlich. Wer bei erneuerbaren Energien mit 5-6% Rendite rechnet, steuert sehenden Auges in Schwierigkeiten, da hier in der Regel – im Gegensatz zu einer Immobilie – nach 20 Jahren kaum ein Restwert vorhanden ist. Und wenn mit der Finanzierung von Parkuhrlizenzen in Chicago 8% p.a. zu verdienen sind, frage ich mich, warum die Erben Al Capones dieses Geschäft nicht selber betreiben. In Chigaco werden sie sagen „thanks for stupid german money“.  Aber all diese kritischen Fragen gelten nicht nur für die Allianz, sondern auch für alle anderen Versicherungsunternehmen, die Ihren Kunden hier noch eine heile Welt vorgaukeln. Es gibt in Deutschland insgesamt 91 Millionen Versicherungsverträge in die jedes Jahr fast 100 Milliarden Euro eingezahlt werden.

Solange frisches Geld fliesst, ist auch Illiquidität in der Tat kein Problem. Aber wehe der Geldfluss ebbt ab. Dann möchte ich nicht in der Haut von Andreas Lindner stecken. Wobei er für ein Asset sicher leicht einen Käufer finden wird. Die Allianz hat nämlich im Jahr 2014 für geschätzte 110 Mio Euro 8,33% an der nicht börsennotierten FC Bayern München AG übernommen. Da wird sich heute auch ein Käufer finden, der 20% mehr dafür zahlt. Die Aktie von Borussia Dortmund ist jedenfalls in den vergangen 12 Monaten um 50% und in den vergangenen  sechs Jahren sogar um 500% gestiegen (es soll ja auch Vermögensverwalter geben, die dort investiert sind…). Allerdings machen diese 110 Mio. Euro des FC Bayern- Investments gerade mal 0,005 Prozent der gesamten Allianz-Kapitalanlagen aus.

Der fairere Weg für alle Versicherungsgesellschaften wäre, sich aus der Welt der Kapitalanlagen zu verabschieden, anstatt den Kunden das Gefühl vorzugaukeln, man könne hier noch eine sichere Rendite erwirtschaften. Wer über einen halbwegs gesunden Menschenverstand verfügt, sieht auf den ersten Blick, dass es mit dieser Strategie nicht funktioniert. Und sich dann auf das Geschäft konzentrieren, was man kann. „VERSICHERN“. Da gibt es auch genug zu tun !

Es muss erst weh tun !

20 Oktober 2016

In der vergangenen Woche war es soweit. Nach der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee wagte sich auch die Volksbank Stendal in Mecklenburg-Vorpommern aus der Deckung. Auch hier müssen – wie bei den Kollegen in Bayern – Kunden, die mehr als 100.000 € Guthaben auf dem Konto haben, 0,4% p.a. „Strafzinsen“ zahlen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Investmenthaus Flossbach von Storch in Zusammenarbeit mit der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im März diesen Jahres durchgeführt hat.

Unter dem Thema „Negativzinsen, Konsum- und Sparverhalten“ wurde ein repräsentativer Querschnitt von 500 Personen befragt, ob und wie sie denn ihr Anlageverhalten verändern würrden, wenn sie denn persönlich von Negativzinsen betroffen wären. Zusätzlich flossen die Antworten von 100 „HNWI“s in die Umfrage ein. „HNWI“ heisst „High Net-Work Individuals“ oder auf Nassauer Platt: „Leut, die richtisch Geld honn“

Das Ergebnis überrascht keineswegs:

44% der Befragten würde die Bank wechseln. Ich gehe davon aus, dass dieser Trend allen verantwortlichen Vorständen der deutschen Kreditinstitute bekannt ist. Deshalb zieren und winden sich ja die Institute flächendeckend Negativzinsen einzuführen, da keiner das Risiko eingehen will, die Hälfte seiner Kunden zu verlieren.

Was aber, wenn diese Option für den Kunden nicht mehr greift, weil, z.B. auf Anordnung von oben, alle Banken verpflichtet werden, Negativzinsen einzuführen. Die Option „Bank-Hopping“ greift dann nicht mehr.

„Tatort Weltsparen“

Ich finde es ohnehin fragwürdig, dass mittlerweile Webseiten wie www.weltsparen.de wieder in aller Munde sind. Aktuell (15.10.2016) bietet die „Banco BNI“ aus Portugal hier mit 0,71% p.a. den höchsten Zinssatz für Tagesgeld. Es ist gerade mal acht Jahre her, da gab es eine isländische Bank namens „Kaupthing“, die in der Gunst der deutschen „Hosenträger-und-Gürtel“-Anleger ganz vorne stand – mehr muss ich dazu nicht sagen. Und wenn’s knallt hilft der Münchner Tatort-Kommissar Miroslav Nemec, der auf der Website der „Weltsparer“ als Testimonial wirbt, den Anlegern genauso wenig wie Manfred Krug den Telekom-Aktionären geholfen hat. Übrigens war der auch mal Tatort-Kommissar…

Hier der Link zur Umfrage:

http://www.fvs-ri.com/files/16.05.09_negativzinsen_und_helikoptergeld_1.pdf

Nahezu die Hälfte aller Befragten würde das Konto plündern und sich den Kontostand in Form von Bargeld auszahlen lassen. Selbst bei der Option, dass nicht alle Banken Negativzinsen verlangen, würden das 27,5% der Befragten in Erwägung ziehen.

Hier könnten die Institute in Gmund und Stendal ja demnächst mal über Ihre Erfahrungen berichten. Die Finanzaufsicht wird das sicherlich mit höchstem Interesse verfolgen.

Knapp 10% der Bankkunden sind dankbar und lassen alles mit sich machen – selbst Negativzinsen werden treu und brav bezahlt !

Für mich gibt es eine Zahl, die Mut macht. Knapp 40% der Befragten würden Ihr Geld anderweitig anlegen. Da bleibt nur die Frage: Wird dann für Immobilien in den Ballungszentren anstatt der 40-fachen, demnächst die 50-fache Jahresmiete als Preis gezahlt oder gibt es tatsächlich noch den einen oder anderen Sparer, der dann auch die Vorzüge eines unterbewerteten Aktienmarktes entdeckt ? Immerhin plant mehr als die Hälfte (von den o.g. 40%) im Falle von Negativzinsen ihr Geld in Aktien oder Investment-Fonds anzulegen.

Wehe, ich muss dafür bezahlen !

Eine zukunftsträchtige Anlage dürften auf alle Fälle Aktien der börsennotierten Hersteller von Tresoren sein. Und das Ergebnis der Umfrage bestätigt eines: Der deutsche Sparer ist genügsam und gibt sich auch mit Null-Zinsen zufrieden. Aber wehe er muss dafür bezahlen, dann steht uns eine Revolution in Sachen „Anlegerverhalten“ bevor.

Aber bei aller Hoffnung auf neue Kunden für die Fondsbranche. Was passiert, wenn die Hälfte aller Leute Sparbüchern bzw. Tagesgeldkonten plündert ? Je länger ich da länger drüber nachdenke, geht es mir da wie Matze Knoop alias Reiner Calmund auf dem Anrufbeantworter von Franz Beckenbauer (ganz am Ende):

„Wart e mal: Wenn de Hälfte von de Leutchen de Kohle abhebt, kann allet andere machen, wat et will, dann ist unsere System im Eimer.“

Übrigens: Am 28.10 ist „Weltspartag“. Zeitgemäß wäre es auch hier, langsam mal über eine alternative Namensgebung (z.B. Welt-Anleger-Tag oder Welt-Fonds-Tag) nachzudenken,

Die Zeit ist (mit oder ohne Negativzinsen) reif dafür !

es-muss-erst-weh-tun

Die größte Finanz-Blase aller Zeiten !

13 Oktober 2016

Nahezu jede Woche findet man in der Fachpresse Publikationen zum Thema. „Wie legen die Deutschen ihr Geld an.“ Und so, als wäre die Welt immer noch die gleiche, wie vor 5,10 oder 20 Jahren stehen „Zinsprodukte“ wie Sparbuch, Termingeld, Bausparverträge oder Versicherungen ganz weit oben in der Gunst der Anleger. Der Grund liegt vermutlich darin, dass man bei Zinsprodukten – im Gegensatz zu Aktien – bereits zu Beginn des Anlage-Zeitraums genau weiß, was hinten raus kommt.

Was viele Sparer aber anscheinend immer noch nicht realisiert haben, ist, dass bei Zinsanlagen in der heutigen Welt die „Null“ steht, d.h. im besten Fall bekomme ich bei Verträgen, die ich heute neu abschließe, mein eingezahltes Geld zurück.

„Aber Hauptsache nix verlieren“, denken sich wohl die Meisten, die momentan so handeln. Dass es aber auch bei „Zinsprodukten“ zwei Risikokomponenten gibt, wissen die wenigsten.

Bonitätsrisiko

Bei einem „Zinsprodukt“ gibt es immer einen Schuldner (Bank, Staat oder ein Unternehmen) dem der Sparer sein Geld anvertraut. Die Vergangenheit lehrt uns, dass selbst bei Banken (Lehman Brothers, Hypo Alpe Adria) oder auch Staaten (Griechenland, Argentinien, Österreich) nicht immer sicher ist, dass man sein investiertes Geld auch zurück bekommt.

Im Sektor „Unternehmensanleihen“ haben gerade in den letzten Monaten Anleihezeichner der Firmen KTG Agrar, Steilmann oder German Pellets die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass es auch hier Pleiten geben kann. „Default“ (auf deutsch: Ausfall) heisst dieses Wort, dass Anleihe-Investoren hassen, wie die Pest. Für mich allerdings unverständlich, dass die Verantwortlichen für diese drei Pleiten im Gesamtvolumen von knapp einer Milliarde Euro sich anscheinend immer noch auf freiem Fuss bewegen und bei jeder Gelegenheit betonen „das schwierige Marktumfeld“ sei ja schuld. Schuld waren für mich die Verantwortlichen in den drei Firmen, die auf zu großem Fuss gelebt haben und dies anscheinend immer noch tun.

Zinsänderungsrisiko

Das Bewusstsein für das Zinsänderungsrisiko ist in vielen Köpfen anscheinend nicht verankert. Wahrscheinlich deshalb, weil die Zinsen in den letzten 30 Jahren nur eine Richtung kannten, nämlich nach unten. Jetzt sind wir aber bei „0“ angelangt. Auch wenn die EZB mittlerweile von den Banken Minuszinsen verlangt glaube ich nicht, dass sich dieser Trend auf breiter Front durchsetzen wird. Deshalb gilt es umso mehr zu beachten: Während ich bei einem Zinssatz von 3% noch eine Chance habe, 30% Zusatzertrag (mit einem zehnjährigen Zinspapier) zu verdienen, wenn die Zinsen auf „0“ fallen, habe ich bei einem Zinssatz von 0% mit dem gleichen Papier das Risiko 30% Kursverlust zu erleiden, wenn die Zinsen auf 3% steigen. Wenn ich dann lese, dass der ehemalige Arbeitsminister Walter Riester für das nach ihm benannte Konstrukt im Handelsblatt mit den Worten wirbt „Die Zinsen werden auch wieder steigen“, kann ich dazu nur sagen: „Walter, Du warst ein guter Fliesenleger, aber von Geldanlagen hast Du leider keine Ahnung !“

Für die Zukunft gibt es drei Szenarien:

Szenario Eintrittswahrscheinlichkeit
1. Zinsen fallen weiter auf -2 % bis -4 % 5%
2. Zinsen steigen auf 2 % bis 4 % 5%
3. Zinsen bleiben dauerhaft niedrig bei 0-2% 90%

 

Ich bin mir relativ sicher, dass im Fall 2, wenn die Zinsen steigen, unser jetziges Finanzsystem in die Luft fliegen wird. Gegen diese Blase, die sich in den letzten fünf Jahren am Zinsmarkt aufgebläht hat, sind alle bisherigen Kursübertreibungen kleine Luftballons

Da will kein Politiker oder Notenbanker als „Totengräber“ in die Geschichte eingehen, deshalb wird das aus meiner Sicht auch nicht passieren.

Im realitätsnahen Szenario 3 empfiehlt sich eine Anlageform, die momentan noch nicht so richtig den Weg in die Köpfe der Sparer gefunden hat, auch weil die Bewertung dieser Anlageklasse (im Gegensatz zu Immobilien) sich noch nicht dem niedrigen Zinsniveau angepasst hat. Aber genau das ist der ein Grund mehr, jetzt darüber nachzudenken. Und was soll das sein ? Solide Standardaktien, die man z.B. über einen Investmentfonds ab 50 € monatlich kaufen kann !

Eine monatliche Einzahlung in dieser Höhe (50 €) in den ältesten deutschen Aktienfonds „Fondak“, der im Jahr 1950 von der Commerzbank ins Leben gerufen wurde (ja, früher hatte diese Bank auch mal richtig gute Ideen), hätte bis heute (Stand 10.10.2016) bei insgesamt 39.600 € Einzahlung einen Gesamtwert von 2.138.147 € erreicht. Macht für alle, die es genau wissen wollen (unter Berücksichtigung aller Kosten) 9,09% Rendite p.a. Und das alles bei dem gleichen Risiko, das in der heutigen Welt auch ein „Zinsanleger“ eingeht. Bleibt nur ein Problem: Durch die zunehmende Regulierung der Anlageberatung lohnt es sich für viele Anbieter nicht mehr, solche Sparpläne anzubieten. Aber wie immer im Leben: Ausnahmen bestätigen die Regel !

Hotte mach et !

6 Oktober 2016

Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18. September lieferte bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns im kommenden September auf Bundesebene bevorsteht. Konnte man bisher beim ersten Blick auf die Hochrechnung sofort erkennen, wer denn künftig das Land regiert, waren bei der Berlin-Wahl, schon mathematische Grundkenntnisse vonnöten, um die mögliche Regierungskoalition zu erkennen. Das Ganze natürlich garniert mit den üblichen Spekulationen nach dem Motto „wer kann mit wem“. In Zahlen sah das Ganze so aus: Die insgesamt 160 Sitze verteilen sich auf SPD (38), CDU (31), LINKE (27), GRÜNE (27), AFD (25) und FDP (12). Die Piratenpartei, die in 2011 noch 15 Mandate gewonnen hatte, flog mit 1,7% hochkant aus dem Parlament und machte zuletzt nur noch durch einen skurillen Mord eines ihrer Abgeordneten Schlagzeilen.

Lautete die Lösung früher immer, wenn sich keine vernünftige Mehrheit finden ließ, „große Koalition“ der beiden Volksparteien CDU und SPD, so greift dieses Modell in Berlin nicht, da beide nur auf 69 Sitze kommen und damit 12 Sitze zur absoluten Mehrheit fehlen.

1949-1989 schon vergessen ?

Naheliegend wäre es die FDP oder die Grünen mit ins Boot zu nehmen. Bei allen anderen Kombinationen müssen wir dann die Samthandschuhe ausziehen und Tacheles reden. Was mir persönlich wirklich gegen den Strich geht, ist die Radikalisierung der AFD. Wenn – wie in Berlin – 15% der Wähler sich für eine Partei entscheiden, muss man das Ernst nehmen und darf das nicht in eine rechtsradikale Ecke stellen. Die „Linke“ wird ja auch ernst genommen, obwohl es sich (für die jüngeren Leser und alle, die es vergessen haben) hier um die Nachfolgeorganisation der „Sozialistischen Einheitspartei Deutschland“ (SED) handelt, die über 40 Jahre lang unter Mißachtung aller demokratischen Rechte unsere Landsleute in der ehemaligen „DDR“ geknechtet, gefoltert und eingesperrt hat.

Da aber knapp 16% der Wähler sich für diese Partei entschieden haben, darf man auch diese nicht in die linksradikale Ecke stellen. Vielmehr müssen sich die etablierten Parteien in der „Mitte“ fragen, was denn knapp ein Drittel der Bürger an den rechten und linken Rand treibt. Das Ganze mit dem Wort „Unzufriedenheit“ zu erklären, ist meiner Meinung nach nicht ausreichend. Es wird in allen Gesellschaftsformen, egal ob Kommunismus oder Kapitalismus immer unzufriedene Menschen geben und an der Unzufriedenheit ist in den meisten Fällen nicht das politische Umfeld schuld. Warum 16% der Wähler die Linkspartei wählen, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären – bei der AFD dagegen ist in meinen Augen die Erklärung für die wachsende Zustimmung mit zwei Worten gesagt: „Angela Merkel“.

Für mich wirkt die Bundeskanzlerin in den letzten 12 Monaten alles andere als souverän. Und damit verliert sie auch zusehends das Vertrauen ihrer „Stammkundschaft“. Und hier unterscheidet sich die Politik keinen Deut gegenüber dem Finanzwesen. „Vertrauen ist der Anfang von allem“ lautete in den 90er Jahren der Werbeslogan der Deutschen Bank. Man ist sowohl bei der Deutschen Bank als auch bei Angela Merkel geneigt zu sagen: „mangelndes Vertrauen ist der Anfang vom Ende“.

Wo ist die starke Stimme ?

Ich vermisse bei beiden die starke Stimme, die sich erhebt und auch mal die positiven Fakten auf den Tisch legt. Wir stehen in Deutschland dank der Niedrigzinspolitik wirtschaftlich so gut da wie noch nie. Wir haben im Prinzip „Vollbeschäftigung“ und die Unternehmen fahren Rekordgewinne ein. Aber leider haben wir in der Politik so gut wie keine Unternehmer mehr. Und unsere größte Bank zieht bei einer Strafandrohung aus den USA den Schwanz ein. Wer hat denn 2007/2008 die Schrottpapiere in die ganze Welt geliefert ? Wenn die Deutsche Bank jetzt 14 (oder nach der letzten Wasserstandsmeldung 5) Milliarden Dollar zahlen soll, warum steht bei uns keiner auf und fordert von den Amerikanern (JP Morgan, Goldman Sachs und Konsorten) nicht mal mindestens den doppelten Betrag ? Wie viele Geschädigte gab es denn in Deutschland mit Lehman Brothers-Dreckspapieren ? Ist das alles schon vergessen ?  Der Weg der Deutschen Bank zurück zu alter Stärke wird beschwerlich, obwohl ein aktueller Börsenwert von gerade mal 16 Milliarden Euro – unter Freunden – einfach nur lächerlich ist. Im Vergleich zur Deutsche Bank bewertet die Börse das Unternehmen „Facebook“ aktuell mit dem 20-fachen Wert. Hierzu fällt mir außer dem Kostolany-Zitat „An der Börse stellt sich immer die Frage, ob es mehr Idioten als Papiere oder mehr Papiere als Idioten gibt“ nichts mehr ein. Für die „Merkel-Getreuen“ Reste der CDU dagegen ist die Lösung ganz einfach. Holt den Seehofer ins Boot und lasst die CSU bundesweit antreten ! Dann haben wir es im politischen Alltag zwar immer noch mit der Linkspartei zu tun, aber die 10% „Protestwähler“, die der CDU den Rücken gekehrt haben, finden eine neue politische Heimat. Sowohl für die Union als auch für die Deutsche Bank brennt noch eine Kerze von Oscar Wilde „Am Ende ist alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende !“