Archiv für August 2016

Nepper, Schlepper, Buchhalter-Fänger

25 August 2016

CEO-Fraud (auf deutsch: den Chef bescheissen) lautet eine neue Masche des organisierten Betrugs. Hier geht es nicht darum mit dem „gelben“ Zettel einen „blauen“ Montag zu ergattern, sondern um ein ausgefuchstes System des Cyber-(Internet) Betrugs, wo nicht nur ich mich frage „in welcher Welt leben wir denn und wie kann so etwas überhaupt passieren ?“

Dass leider immer noch ältere Leute auf den mittlerweile wohl überall bekannten „Enkeltrick“,  herein fallen, kann man ja noch mit Leichtsinn oder ersten Anzeichen von Demenz halbwegs erklären, aber dass sich Leute in Führungspositionen von Unternehmen dermaßen leicht „über den Kanthaken ziehen lassen“, dafür fehlt mir jedes Verständnis.

Worum geht es ?

Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt auf seiner Internetseite vor „CEO-Fraud“ mit folgenden Worten (auszugsweise):

Beim CEO-Fraud geben sich Täter – nach Sammlung jeglicher Art von Information über das anzugreifende Unternehmen – beispielsweise als Geschäftsführer (CEO) des Unternehmens aus und veranlassen einen Unternehmensmitarbeiter zum Transfer eines größeren Geldbetrages ins Ausland. Die Täter nutzen hierfür Informationen, die Unternehmen in Wirtschaftsberichten, im Handelsregister, auf ihrer Homepage oder in Werbebroschüren veröffentlichen…Für die Täter sind beispielsweise E-Mail-Erreichbarkeiten von Interesse, da sie daraus die Systematik von Erreichbarkeiten herleiten. Soziale Netzwerke, in denen Mitarbeiter ihre Funktion und Tätigkeit oder persönliche Details preisgeben, stellen ebenfalls eine wichtige Informationsquelle dar… Die Täter nehmen mit dem „ausgeforschten“ Mitarbeiter Kontakt auf und geben sich als Leitende Angestellte, Geschäftsführer oder Handelspartner aus. Dabei fordern sie z.B. unter Hinweis auf eine angebliche Unternehmensübernahme oder angeblich geänderter Kontoverbindungen den Transfer eines größeren Geldbetrages auf Konten in China und Hong Kong, aber auch in osteuropäischen Staaten. Die Kontaktaufnahme erfolgt in der Regel über E-Mail oder Telefon, wobei E-Mail-Adressen verfälscht und Telefonnummern verschleiert werden.

Altmeister und Ganoven Schreck Eduard „Ede“ Zimmermann, wird sich angesichts solcher ausgeklügelter Betrugsmaschen wohl im Grab umdrehen bzw. beim heiligen Petrus einen Urlaubsantrag mit der Begründung „die brauchen mich da nochmal kurz“ gestellt haben.

40 Millionen € im Nirwana

Beim börsennotierten Automobilzulieferer „Leoni“ (eine Branche, die es derzeit ohnehin nicht leicht hat) wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass das Unternehmen auf diese Weise um 40 (vierzig !) Millionen Euro geschädigt wurde. Und wohlgemerkt – bei diesem Unternehmen handelt es sich um keine Pommes-Bude, sondern um eine Firma mit knapp 75.000 Mitarbeitern,  4,5 Milliarden € Jahresumsatz und einem in 2015 ausgewiesenen Überschuss von 77 Mio €. Angesichts dieser Nachricht brach der Aktienkurs um 10% ein, in meinen Augen allerdings völlig zurecht. Eine solche Aktie fasse ich mit der Kneifzange nicht an. Als Anleger wie als Firmenchef sollte man nach einer wichtigen Devise handeln: Die Leute, denen ich (als Anleger) mein Geld anvertraue bzw. (als Chef) Zugang zu den Firmenkonten gewähre, müssen mit dem ihnen anvertrauten Kapital umgehen, als wäre es ihr eigenes Geld. Dann haben selbst ausgefuchste Betrüger keine Chance und „Ganoven-Ede“ kann weiter seinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Die „Pfeife“, die da bei Leoni „aufs Knöpje“ gedrückt hat, dürfte jedenfalls künftig viel Zeit haben. Diese Nummer toppt ja fast noch den Skandal bei der KFW, als ein Mitarbeiter Montags morgens noch 300 Mio € an Lehman Brothers überwiesen hatte, obwohl die ganze Welt wusste, dass die „Lehmänner“ in der Nacht zuvor Insolvenz angemeldet hatten.

Das muss man sportlich sehen !

18 August 2016

Die Worte in der Übersicht sind ja mittlerweile zu einem „geflügelten Zitat“ in der Umgangssprache mutiert. In seiner ursprünglichen Form galt dieses Zitat als Musterbeispiel, dass man mit Niederlagen (nicht nur im Sport) „sportlich fair“ umgehen sollte. Und gleichzeitig nicht mit dem Übel hadern, sondern den Blick nach vorne auf die nächsten anstehenden Aufgaben werfen sollte.

Und zum gepflegten sportlichen Umgang gehört auch das sogenannte „Shakehands“, der Handschlag mit dem sich Sieger und Verlierer von der Bühne verabschieden. Bei den olympischen Spielen in Rio gab es in der vergangenen Woche eine viel diskutierte Szene als der ägyptische Judoka Islam El Shehaby seinem israelischen Kontrahenten Or Sasson eben diesen Handschlag verweigerte. In diesen Vorgang wurde natürlich alles Mögliche rein interpretiert. Fakt ist: Auch wenn Israelis und Ägypter nicht die besten Freunde sind, ist ein solches Verhalten absolut inakzeptabel und kontraproduktiv zur olympischen Grundidee und gehört in irgendeiner Form sanktioniert. Aber es gibt sicherlich auch Stimmen, die die Meinung vertreten: Es gibt Fußballer, die schlagen im Spiel um sich und sehen nur „Gelb“, warum sollte man den denn bestrafen. Aber der gravierende Unterschied liegt darin, dass das eine im Eifer des Gefechts passiert, der verweigerte Handschlag aber erst dann, wenn das Licht im Prinzip ausgeknipst ist und sich die Adrenalin-Zufuhr schon eher in einen Adrenalin-Abtransport gewandelt hat.

Handschlag unter Ehrenmännern

Der sogenannte „Handschlag“ galt aber auch jahrelang als Zeichen der Einigung unter „Ehrenmännern“. Dass dem nicht mehr so ist, musste dieser Tage ein guter Freund von mir erfahren, dem ein per Handschlag besiegeltes Geschäft von der Gegenseite mit den Worten „Das musst Du sportlich sehen“ nach ein paar Tagen wieder gecancelt wurde. Und das gerade in Zeiten, wo halb Deutschland sich darüber aufregt, ob ein „rein vom Gesetz her Vorbestrafter“ wieder eine der wichtigsten Funktionen im deutschen Fussball besetzen kann. Ich sage klar: Er darf das, er kann das und er muss es auch tun ! Ich gehöre bekanntermaßen nicht zur Bayern-Fraktion, aber ich finde es gut und richtig, dass der Uli Hoeness sich wieder an die Spitze des Vereins setzt. Er hat für seinen Fehler die Höchststrafe bezahlt und jeder, der sich über ihn das Maul zerreisst, sollte wissen, dass das einer der letzten Manager in Deutschland war, bei dem der Handschlag noch gezählt hat. Und ich bin mir sicher, dass das auch künftig weiter der Fall sein wird. Und ich freue mich auch schon darauf, dass er seine Stimme erhebt und Dinge kritisiert, die schief laufen. Er hat in meinen Augen das Recht dazu.

Kunden“verarsche“ bei Sky

Gewaltig schief läuft es gerade beim Pay-TV.  Im Zuge der Neuvergabe der Rechte hat Sky Sports künftig nicht mehr die englische Premier-League im Angebot. Hier muss der Kunde, genau wie für die spanische, italienische und französische Liga in Zukunft monatlich ein separates Abo abschließen. Der Preis für das Sky-Abo bleibt aber – trotz des deutlich abgespeckten Angebots – gleich. Auch das nennt man in der Umgangssprache mittlerweile „sportlich“, da hier eine gewisse Schmerzgrenze erreicht ist. Aber ich bin mir sicher: Nicht wenige Kunden werden sich von „Sky“ mit den Worten „hier ist meine Kündigung – das müsst ihr sportlich sehen“ verabschieden. Diese Leute kann ich allerdings im Gegensatz zu den Vögeln, bei denen der Handschlag nichts mehr zählt, verstehen.

Grande Gary

Ganz große Pluspunkte bei mir gesammelt hat in dieser Woche Gary Lineker. Der ehemalige englische Nationalspieler (u.a. Torschützenkönig bei der WM 1986 in Mexiko) moderiert mittlerweile die wöchentliche BBC-Fussballshow. Für den Fall das Leicester City (übrigens sein Heimatverein) Meister wird, hat er letztes Jahr im Februar versprochen, dass er die Sendung in Unterhosen moderiert. Und Gary hat nicht nur Ahnung vom Fussball („22 Leute laufen dem Ball hinterher und am Ende gewinnen die Deutschen“) – nein, er ist auch ein absoluter Ehrenmann ! Hier der Beweis:

http://www.welt.de/sport/article157659546/Hier-moderiert-Gary-Lineker-in-Unterhose.html

Ein kurzsichtiges Urteil !

11 August 2016

Mit Urteil vom 4. August 2016 hat das Landgericht Hamburg unter dem Aktenzeichen  „321 O 10/16“ die Hamburger Sparkasse verurteilt, einem Kunden, der dort vor 8 Jahren einen Darlehensvertrag über 380.000 € abgeschlossen hat, wegen einer „fehlerhaften Formulierung in der Widerrufsbelehrung“ einen Schadensersatz in Höhe von insgesamt 68.500 € zu zahlen.

Der Anwalt des Klägers lässt sich in einer Pressemitteilung mit den Worten feiern: „Jetzt müssen sich die Hamburger Sparkasse und alle bisher noch nicht vergleichsbereiten Sparkassen warm anziehen“,

Viele werden jetzt denken, „endlich mal einer, der es den raffgierigen Bankern gezeigt hat !“

Ich sehe das komplett anders.

Dieser Fall ist ein Musterbeispiel für die sich immer mehr verbreitende Mentalität in unserem Land nach dem Motto: „Wenn’s läuft wird der Gewinn eingesteckt und wenn’s net läuft wird geklagt!“ In diesem Fall hatte der Kläger vor 8 Jahren ein Darlehen zu einem Fest-Zinssatz von 5,25% über 10 Jahre abgeschlossen. Auch wenn sich viele da nicht mehr daran erinnern können: Das war zum damaligen  Zeitpunkt (2008) ein marktgängiger Zinssatz und der heutige Kläger hat mit Sicherheit damals die Bank mit dem Gefühl verlassen „da hab ich mir ja jetzt noch schnell einen guten Zinssatz gesichert, bevor die Zinsen weiter steigen“.

Dass infolge der Finanzkrise dann die Zinsen für Darlehen mit 10-jähriger Laufzeit von 5,25% auf bis zu 1% sinken, konnte zu diesem Zeitpunkt kein Mensch vorhersehen. Ebensowenig wie man vorhersehen konnte, dass Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die Zinsen für solche Kredite durch die Öffnung der Grenzen im Osten relativ schnell von 7% auf 9% anstiegen. Ich gehe jede Wette ein: Wäre die Problemetik „falsche Widerrufsbelehrung“ zu diesem Zeitpunkt aufgetreten, hätte der Kläger die „Füße still gehalten“ und sich still und leise über sein „günstiges Darlehen“ in Höhe von 7% gefreut, während alle anderen, die dann zwei Jahre später Kapitalbedarf hatten, 9% bezahlen mussten. Und jetzt auf einer falschen Formulierung der Widerrufsbelehrung rumzuhacken ist in meinen Augen „übelstes Schmarotzertum“. Der Komplex „Widerrufsbelehrung“ war im Jahr 2008 zudem nur wenigen Finanzierungsspezialisten überhaupt bekannt.

Wasch mich, aber mach mich nicht nass

Der Kläger war ein Arzt, also jemand dem man durchaus zutrauen kann, das Kleingedruckte in einem Formular nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen. Er hätte doch genauso gut sein Darlehen zu variablen Zinsen abschließen können, dann würde er von der jetzigen Niedrigzinsphase profitieren. Aber das Risiko dann möglicherweise steigender Zinsen einzugehen wollte der „Quacksalber“ damals offensichtlich nicht. Um am 30.05.2015 – also gut sieben Jahre nach Vertragsunterzeichnung – sagt er dann „och, das wollte ich doch damals gar nicht so…“ Dazu fällt mir nur der alte Nassauer Grundsatz ein „Bloose uns Mähl im Maul behalle, gieht net !“. Diesem „Prozesshansel“ geht es einzig und alleine darum die Verantwortung für seine damalige wirtschaftliche Fehlentscheidung, nämlich einen Zehn-Jahres-Vertrag mit 5,25% Zinsen zu unterschreiben, auf andere abzuwälzen. Und „andere“ sind in diesem Fall wir alle, da nämlich die Folgen eines solches Urteil logischerweise nicht der „heilige Geist“ trägt, sondern alle Sparkassen-Kunden, da die dadurch entstanden Kosten umgelegt werden müssen. Und der Itzehoer SV 09 muss sich für die Beflockung der nächsten Trainingsanzüge einen neuen Werbepartner suchen, weil das dann die ersten Maßnahmen sein werden, an denen die Sparkasse sparen muss. Von künftigen Restriktionen bzw. Schwierigkeiten bei der Vergabe von Darlehen (hier hat uns die EU ja bereits mit der neuen Immobilienkredit-Richtline ein schönes Ei ins Nest gelegt) ganz zu schweigen. Demnächst wohl auch ein Thema an dieser Stelle.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eu-regulierung-die-neue-immobilienkredit-richtlinie-hilft-niemandem-1.2996443

Die Banken stehen in der heutigen Zeit ja in vielen Fällen in der Kritik: Aber in diesem Punkt muss ich das Kreditgewerbe ausdrücklich auch einmal in Schutz nehmen. Es gibt viele Bereiche, wo die Banken (aber weniger Volksbanken und Sparkassen) zurecht in der Kritik stehen. In diesem Fall geht es aber nicht um die klassische Falschberatung, wo einem sicherheitsorientiertem Kunden ein risikobehaftetes Produkt verkauft wurde, sondern einzig und allein um die Verschaffung eines persönlichen und ich sage das nochmal „NICHT VERDIENTEN“ Vorteils.

Auch der Anwalt und der Richter geben kein gutes Bild ab

In meinen Augen gehört es auch zur Pflicht eines Anwalts einem Mandanten ggf. auch einmal von einer Klage abzuraten. Auch wenn er diesen Fall für seinen Mandanten sogar gewonnen hat. Unter dem Strich hat er allen Bankkunden hier einen Bärendienst erwiesen. Die meisten wissen es nur noch nicht. Aber wir haben halt leider auch viel zu viele Advokaten in unserem Land, weshalb solche Prozesse überhaupt geführt werden. Ich habe in der vergangenen Woche sogar von einem Fall Kenntnis erhalten, wo ein Kunde seine Bank verklagt hat, obwohl er durch positive Währungseffekte weniger Geld an die Bank zurück gezahlt hat, als er ursprünglich aufgenommen hatte. Aber Hauptsache die Widerrufsbelehrung war falsch !

Zur „sportlichen Leistung“ des Richters in diesem Fall sage ich lieber nichts, sondern halte mich lieber an das Motto von Jürgen Klopp, der sich nach einem „verpfiffenen Spiel“ einmal mit den Worten „wenn ich alles sage, was ich denke, werde ich ein Leben lang gesperrt“ diplomatisch geäußert hat. Nur soviel: Beim Salomon ist dieser Richter nicht in die Lehre gegangen und Weitsicht sieht anders aus.

Und an den „Gewinner“ dieses Prozesses richte ich meine Abschlussworte: Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe Sie benötigen niemals mehr in ihrem Leben einen Kredit bzw. eine Bank. Und wenn Sie Ihr Geld anlegen wollen: Bei mir können Sie leider nicht Kunde werden. Auf solche Leute wie sie kann ich – Gott sei Dank – verzichten.

Mutti – ich hab Angst !

3 August 2016

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Das gilt nicht nur für das Anlegerverhalten in schwierigen Zeiten, sondern für viele Bereiche im täglichen Leben. Und die Verwandten der Angst, „Bruder Leichtsinn“ und „Schwester Sorglos“, sind an der Börse und im normalen Leben genauso gefährlich wie das Gegenteil der Angst, die Gier,. Aber das, was sich in den vergangenen zwei Wochen in unserem Land ereignet hat, ging an den wenigsten spurlos vorbei. Ich versuche das einmal mit einer kleinen Geschichte zu beschreiben:

Ein böser Traum

Sie befinden sich mit einer Gruppe auf einem freien Feld als plötzlich ein Gewitter aufzieht. Das Gefährliche und im Grunde auch Gemeine an Gewittern ist, dass man nie weiss, wann und wo genau der nächste Blitz einschlägt. Und jeder von uns ist, wenn es donnert, gerne an einem sicheren Ort, von dem aus man dieses Naturschauspiel entspannt beobachten kann. Jetzt hat aber in unmittelbarer Nachbarschaft und in immer kürzeren Abständen der Blitz eingeschlagen und die Menschenmenge, in der Sie sich auf dem freien Feld befinden, wird zusehends nervöser und ängstlicher. Da entdecken Sie eine Holzhütte. Ein Mann winkt Ihnen zu. Aber bei näherem Hinsehen stellen Sie fest, dass der Blitz wohl vor kurzem gleich dreimal in diese Hütte eingeschlagen hat und ein Blitzschutz offensichtlich nicht vorhanden ist. Der Mann, der sich mit den Worten „kommt rein in Sicherheit, ich bin der Horst“ vorgestellt hat, wirkt außerdem sehr nervös und gibt Ihnen nicht das Gefühl der Geborgenheit. Die Meute zieht weiter und am Horizont erscheint eine Feldscheune.“Alle fürchten Donner“ steht dort ist greller Leuchtreklame. Mit jedem krachenden Schlag des nahenden Gewitters entfernen sich mehrere Personen aus der Gruppe und laufen in die Feldscheune. Kleine Kinder in der Gruppe fangen an zu weinen und rufen „wo ist meine Mama ? Ich will zu meiner Mama !“ Sie hören eine Stimme „Wir schaffen das“ – dann werden Sie wach…

Die Realität

So in etwa lässt sich die politische Gemengelage derzeit beschreiben. Vier Anschläge innerhalb einer Woche, davon zwei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von illegal eingereisten IS-Sympathisanten verübt, verunsichern einen Großteil der Bevölkerung. Eine „abgetauchte“ Kanzlerin, die dann nach einer Woche lapidar verkündet „Wir befinden uns im Krieg mit der IS“ sorgt für alles andere, als das Gefühl zu vermitteln, dass sie die ganze Situation im Griff hat. Das Problem mit der IS besteht doch genau darin, dass sich dieses „Dreckspack“ mittlerweile auf der ganzen Welt verteilt hat. Kein Mensch weiß wo genau und insbesondere in Deutschland haben wir keinen Überblick mehr, wer hier alles in den letzten 12 Monaten auch mit bösen Absichten ins Land gespült wurde. Der letzte Anschlag in Frankreich, als einem 86-jährigen Priester in einem kleinen Dorf während eines Gottesdienstes die Kehle durchgeschnitten wurde, dürfte auch dem letzten Pazifisten klar gemacht haben, dass wir es hier mit einer neuen Dimension der Gewalt zu tun haben.

Nur zur Klarstellung: Die Überschrift „ich habe Angst“ gilt nicht für mich ! Und ein alter Grundsatz lautet: „Eigentum verpflichtet !“ Die im weltweiten Vergleich überdurchschnittliche Lebensqualität in Deutschland bzw. unseren Nachbarländern verpflichtet uns auch in Not geratenen Menschen zu helfen. Aber wir können nicht die ganze Welt retten ! Und wer in unser Land kommt, hat gefälligst unsere Regeln zu akzeptieren. Genauso wie ich die Regeln eines fremden Landes akzeptiere, wenn ich dort bin. Was Frau Merkel total unterschätzt hat, ist die Signalwirkung ihres Handelns im vergangenen Jahr. In der heutigen Welt, wo zwar nicht jeder einen Ausweis, aber 99,9% der Menschen ein Mobiltelefon dabei haben, werden Erfahrungen und Eindrücke binnen Sekunden in die ganze Welt transportiert. Und dann machen sich die drei zu Hause verbliebenen Brüder des Flüchtlings eben auch auf den Weg. Der Herausgeber des „Handelsblatt“ Gabor Steingart hat das Problem der Kanzlerin bereits im November des vergangenen Jahres in meinen Augen sehr treffend in einem Kommentar beschrieben:

Handelsblatt-Kommentar vom 03.11.2015

Die Flüchtlinge strömen, aber die drei Regierungsparteien CDU, CSU und SPD können sich nicht zusammenraufen…Deutschland wird derzeit von einer Koalition der Unwilligen regiert. Vor allem der Druck auf Merkel war nie höher als zur Zeit. In dem zwischen CDU und CSU verabredeten Positionspapier verweigert die CDU-Vorsitzende Höchstgrenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen. Man fühlt sich an die Halsstarrigkeit einer Maggie Thatcher erinnert, die trotz wachsender Arbeitslosigkeit ihre Liberalisierungspolitik im Oktober 1980 auf dem Parteitag der Tories mit den denkwürdigen Worten verteidigte: „I have only one thing to say: You turn [U-Turn] if you want to. The lady’s not for turning.“ Thatchers Durchhaltewillen wurde belohnt. Die Arbeitslosenzahl sank, die Zeit arbeitete für sie. Im Falle Merkels steht anderes zu befürchten: Die Flüchtlingszahl steigt, der Unmut auch, die Zeit arbeitet gegen sie. Wenn man am frühen Morgen der Kanzlerin zu einem raten darf, dann wohl zum U-Turn, der Kehrtwende. Oder sie schreibt Neuwahlen aus. Denn für das, was sie derzeit tut, besitzt sie zwar die exekutive Macht, aber kein politisches Mandat.

Neuwahlen sind angebracht

Insbesondere dem letzten Satz ist nichts hinzuzufügen. Da können vorgezogene Neuwahlen nur der einzig logische Schritt sein. Das Problem dabei für Merkel: Wenn der „Onkel Horst“ schlau ist, tritt er nicht nur mit der Bayern-Auswahl, sondern mit der Nationalmannschaft an. Nicht wenige aus der „Alle fürchten Donner“-Scheune, werden sich dann trotz fehlendem Blitzschutz in seine Hütte begeben. Und für die verbleibenden Merkel-Getreuen wird es nicht für die Meisterschaft (sprich: den weiteren Regierungsauftrag) reichen.