Vom legendären Automobilbauer Henry Ford stammt das tiefgreifende Zitat: „Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.“ Seit der Einführung des Privatfernsehens vor gut 30 Jahren, wird Werbung auch von vielen TV-Konsumenten als störend und lästig empfunden und auch ich denke sehr oft „Freunde, diese Kohle hättet Ihr Euch sparen können“, wenn der nächste nervige Werbeblock anläuft. Aber genauso, wie die Finanzbranche, vor der schwierigen Aufgabe steht, in Zeiten von Nullzinsen, die richtigen Produkte für Anleger zu entwickeln und zu pflegen, müssen sich auch die Werbeprofis ständig auf neues Konsumentenverhalten einstellen.
Der röhrende Hirsch
Für mich am besten und einprägsamsten macht das übrigens die Agentur der Autovermietungsfirma „Sixt“. Immer mit einem flotten Spruch bezogen auf ein aktuelles Ereignis. Als „Pate“ der kommerziellen Werbung hierzulande gilt allerdings Günter Mast. Der Eigentümer von „Jägermeister“ hatte im Jahr 1973 die geniale Idee auf den Trikots von Eintracht Braunschweig das Vereinslogo (ein Löwe) durch sein Markenzeichen (einen röhrenden Hirsch) zu drucken. Voraus ging ein in den Medien heftig diskutierter Streit mit dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) der heutzutage wahrscheinlich zwei Wochen lang in 28 Talkshows ausgiebig kommentiert worden wäre.
Damals argumentierte der DFB unter anderem mit den Worten: „Das hohe Gut Fußball sei fern von jedem Geld.“ Diesen Satz lasse ich mal unkommentiert stehen und wünsche Hermann Neuberger (dem damaligen DFB-Präsidenten), dass er weiterhin in Frieden ruht. Offene Fragen gibt es jedenfalls auch zu seiner Amtszeit jede Menge. Und die CFO’s der 18 Bundesligavereine (früher nannte man die „Kassierer“ oder „Schatzmeister“) freuten sich in der vergangenen Saison über insgesamt 231 Mio. € Einnahmen aus diesem Bereich (Quelle: www.fussball-geld.de). Doch Günter Mast hatte auch eine zweite revolutionäre Idee. Waren bis dato in den „Wochenschau-Filmen“ immer die „Deutsche Hausfrau“ oder „das HB-Männchen“ die Hauptdarsteller in den Werbeclips, verknüpfte Mast erstmals „reale Gesichter“ mit seinem Produkt. Die legendäre „Ich trinke Jägermeister, weil…“ Werbung dürfte jedem bekannt sein. Die ersten Werbebotschafter waren Mitarbeiter von Jägermeister und der damaligen Werbeagentur. Danach wurden Leute von der Straße geholt und auch der ein oder andere „Promi“ verpflichtet. Damit war der Begriff des „Testimonials“ geboren.
Sportler in der Finanzwerbung…
Der bekannteste „Testimonial“ in der Finanzbranche dürfte Basketball-Legende Dirk Nowitzki sein, der seit über 13 Jahren als „Gesicht“ für die deutsche Tochter „ING-DIBA“ des niederländischen Bankkonzerns ING auftritt. In der Investmentbranche wirbt Manuel Neuer seit ein paar Jahren für die AGI (die Fondstochter des Allianz-Konzerns). Wahrscheinlich haben sich die Werbeleute gedacht „der Mann steht für Sicherheit- das kommt bei unseren Kunden gut an“. Ich halte das allerdings für keine ideale Besetzung. Denn bei Manuel Neuer „steht die Null“, was ihn in seinem Job zum Weltmeister gemacht hat, aber in der heutigen Zeit ja genau das Problem für die meisten Sparer ist.
…und sonstige Vögel
Was sich allerdings die Initiatoren des „Patriarch Classic Dividende 4 Plus“ – Fonds dabei gedacht haben, ausgerechnet mit dem schrillen TV-Vogel Robert Geiss die Kampagne „Reich mit Geiss“ zu starten, lässt sich alleine durch den Genuss von einer (oder mehreren) Flaschen Jägermeister nicht erklären. Unter dem Motto „Null Zinsen nicht mit mir“ und „Mein Geld muss hart arbeiten“ wurde mit viel Ballyhoo im Frühjahr 2015 eine Kampagne gestartet, die kaum angelaufen, auch in der Fachpresse bereits „zerrissen“ wurde. Und nach anderthalb Jahren muss ich feststellen: Absolut zurecht !
Am Anfang habe ich noch gedacht – na ja, gar nicht so schlecht, wenn der sich mit Aktien beschäftigt und ein bißchen „Welle für den DAX“ macht. Allerdings war die Grundaussage „Null Zinsen“ schon falsch, denn bei einem Aktienprodukt geht es nicht um Zinsen, sondern um Dividenden und Kursgewinne. Und die sind alles andere als sicher, sondern unterliegen Schwankungen. Und das Allerwichtigste – „die Geduld“ – scheint unser Freund schon nach einem Jahr verloren zu haben.
Statt „Reich mit Geiss“ eher „Wo ist Geiss ?“
Nachdem „Rooobäärt“ bzw. sein Ghostwriter am Anfang noch nahezu täglich auf der eigens eingerichteten Homepage bzw. Facebook-Seite seinen Senf zur täglichen „Börsen-Bratwurst“ abgab, datiert der letzte Eintrag vom 13. November 2015 (!). Vielleicht liegt es auch daran , dass mit dem Fonds – trotz allen Bemühungen „nur“ ca. 20 Mio € eingesammelt wurden. Allen, die investiert sind, kann ich die beruhigende Antwort geben „der Fonds lebt wohl noch“ und es wird auch täglich ein Preis festgestellt. Die Wertentwicklung kann sich allerdings der momentanen Börsenlage nicht entziehen und per heute (12.09.2016) liegt der Fonds (seit Jahresanfang) mit 7% im Minus.
Seit seiner Auflage am 24.01.2014 liegt der Fonds allerding (danke der guten Börsenentwicklung bis April 2015) mit knapp 13% im Plus. Ich bin geneigt zu sagen: „Mensch Robbie, so schlecht ist das doch gar nicht ! Aber Du müsstest jetzt zum Einstieg trommeln und nicht faul auf Deiner Luxusjacht liegen ! Schließlich kaufen die Leute jetzt deutlich billiger als vor einem Jahr.“ Aber ich bezweifle, ob er die Botschaft überhaupt hören will bzw. verstehen kann. Die Anleger des Fonds genießen allerdings ein Privileg, dass jede Investmentanlage oder auch jede Aktie auszeichnet. Gekauft ist eine Anlage immer schnell. Aber wie werde ich sie wieder los ? Wenn es nicht mehr passt, genügt bei Aktien bzw. Investmentfonds ein Knopfdruck oder ein FAX und das Problem ist erledigt. Mancher Immobilienanleger (Leute glaubt mir, auch diese Zeiten kommen wieder) oder Investor eines geschlossenen Fonds würde sich das auch wünschen.
Für alle „Reich mit Geiss“-Anhänger bleibt zu hoffen, dass nicht irgendwann einer von Euch in einer Jägermeister-Anzeige erscheint. Frei nach dem Motto „Ich trinke Jägermeister, weil ich reich wie Geiss sein wollte.“ Ihr habt die Freiheit auf den Knopf zu drücken und Euch einen zu suchen, der sich auch in weniger guten Zeiten um Euer Geld kümmert.