Einer der größten Kritikpunkte, der der Finanzbranche in den letzten 3 Jahren vorgehalten wurde, ist die Tatsache, dass es viel zu viele Produkte auf dem Markt gibt, die für die Anleger zu kompliziert sind und bei denen oftmals auch die Bank-Berater selber nicht durchblicken. Welche Entwicklung muss denn genau eintreten, damit das „Deep-Tracker-Express-Reverse-Index-Zertifikat“ die versprochene Basisverzinsung bringt. Muss der Dax im Quadrat stärker steigen, als der Schweizer Franken dividiert durch die griechischen Importpreise fällt ? Ich gebe zu, auch mir fällt es da manchmal schwer den Überblick zu behalten.
Den Überblick verloren haben jedoch definitiv die „Zertifikate-Bastler“ meiner „Lieblingsbank“, deren Banner weithin sichtbar am Frankfurter Waldstadion prangt. Wie im Handelsblatt am vergangenen Dienstag zu lesen war, haben Sie jetzt ein Zertifikat auf den Markt gebracht, mit dem man auf den Untergang der eigenen Bank wetten kann. Je tiefer die Aktie der Commerzbank noch fällt, um so höher der Gewinn, den der Käufer dieses Papiers einstreicht. Spätestens jetzt sollten doch bei den Anlegern die Alarmsirenen losgehen. Gab es da nicht mal so eine Bank – Lehman oder wie hieß die noch ? Und wie war das denn bei denen mit den Zertifikaten ? Richtig ! Wertlos ausgebucht wurden Sie bei den meisten Leuten ! Alles schon wieder vergessen ? Stellen Sie sich mal vor, die Commerzbank-Aktie fällt wirklich auf 30 Cent, die Käufer dieses Papiers freuen sich über einen schönen Gewinn und müssen dann feststellen „Oh, derjenige, der mir den Gewinn auszahlen muss, ist ja pleite.“ Diese Leute tun mir, ehrlich gesagt, noch nicht mal leid.
In der gleichen Ausgabe des „Handelsblatt“ fand sich außerdem eine Auflistung der Banken, die momentan die höchsten Zinsen für Tagesgeld zahlen. Die Namen der Institute habe ich schon wieder vergessen, es war keine dabei, die ich auch nur im Ansatz gekannt habe. Aber anscheinend gibt es schon wieder genügend Leute, die verdrängt haben, dass vor 3 Jahren eine Bank namens „Kauphting-Bank“ diese Liste anführte. Bemerkenswert für mich war in dieser Woche auch die Meldung, dass die Banken mittlerweile die stärkste Vertriebsschiene für die deutsche Lebensversicherungsbranche darstellen. Mehr als 30% aller neu abgeschlossenen Verträge werden in Bankfilialen unterzeichnet. Ich lass das an dieser Stelle einfach mal unkommentiert stehen. Meine Meinung zu dieser Anlageform habe ich an dieser Stelle ja schon mehrfach kundgetan.
Aber nochmal zurück zur „Bank an Ihrer Seite“. Im Jahr 2005 noch eine stolze Bank mit einem Börsenwert von 20 Milliarden Euro, hat sich rund um die Commerzbank seitdem ein Trauerspiel abgespielt, das in der deutschen Wirtschaftsgeschichte seinesgleichen sucht. Nur durch massive Unterstützung des Staates, der der Bank 8 Milliarden Kapital zur Verfügung stellte, konnte im Jahr 2008 eine Pleite verhindert werden. Ob Subprime-Hypotheken, Griechenland oder notleidende Schiffskredite. Überall, wo es in den letzten Jahren etwas zu verlieren gab, stand die Commerzbank in der ersten Reihe. Umso mehr hat mich vor gut vier Wochen eine Meldung verwundert, wonach demjenigen, der in den letzten 10 Jahren zunächst als Vorstandsvorsitzender und aktuell als Aufsichtsratsvorsitzender hauptverantwortlich für dieses Debakel ist, vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier höchstpersönlich das Bundesverdienstkreuz medienwirksam um den Hals gehängt wurde. „In seiner Laudatio würdigte der Landesvater nicht nur das wirtschaftspolitische Engagement des Top-Managers, sondern auch dessen ehrenamtliche Tätigkeiten im bildungs- und sozialpolitischen Bereich“ hiess es in der Pressemitteilung.
Der zweite Halbsatz mag ja noch halbwegs als Argument gelten, aber was sich die für diese Auszeichnung Verantwortlichen dabei wohl gedacht haben, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Das für mich Peinliche, ja fast Skandalöse an dieser ganzen Nummer ist aber, dass der Klaus Peter Müller diese Auszeichnung auch noch annimmt !
Wenn er einen Hauch von Charakter hätte, hätte er gesagt „Herr Ministerpräsident, lassen Sie die Ehrung bitte mal stecken, da ist jetzt nicht die richtige Zeit für.“ Dann hätte er (nicht nur bei mir) nach langer Zeit wieder mal ein paar Pluspunkte gesammelt. Schade ! So wird aus einem Bundesverdienstkreuz ein Armutszeugnis.