Archiv für November 2011

Bundesverdienstkreuz oder Armutszeugnis?

30 November 2011

Einer der größten Kritikpunkte, der der Finanzbranche in den letzten 3 Jahren vorgehalten wurde, ist die Tatsache, dass es viel zu viele Produkte auf dem Markt gibt, die für die Anleger zu kompliziert sind und bei denen oftmals auch die Bank-Berater selber nicht durchblicken. Welche Entwicklung muss denn genau eintreten, damit das „Deep-Tracker-Express-Reverse-Index-Zertifikat“  die versprochene Basisverzinsung bringt. Muss der Dax im Quadrat stärker steigen, als der Schweizer Franken dividiert durch die griechischen Importpreise fällt ? Ich gebe zu, auch mir fällt es da manchmal schwer den Überblick zu behalten.

Den Überblick verloren haben jedoch definitiv die „Zertifikate-Bastler“ meiner „Lieblingsbank“, deren Banner weithin sichtbar am Frankfurter Waldstadion prangt. Wie im Handelsblatt am vergangenen Dienstag zu lesen war, haben Sie jetzt ein Zertifikat auf den Markt gebracht, mit dem man auf den Untergang der eigenen Bank wetten kann. Je tiefer die Aktie der Commerzbank noch fällt, um so höher der Gewinn, den der Käufer dieses Papiers einstreicht. Spätestens jetzt sollten doch bei den Anlegern die Alarmsirenen losgehen. Gab es da nicht mal so eine Bank – Lehman oder wie hieß die noch ? Und wie war das denn bei denen mit den Zertifikaten ? Richtig !  Wertlos ausgebucht wurden Sie bei den meisten Leuten ! Alles schon wieder vergessen ? Stellen Sie sich mal vor, die Commerzbank-Aktie fällt wirklich auf 30 Cent, die Käufer dieses Papiers freuen sich über einen schönen Gewinn und müssen dann feststellen „Oh, derjenige, der mir den Gewinn auszahlen muss, ist ja pleite.“ Diese Leute tun mir, ehrlich gesagt, noch nicht mal leid.

In der gleichen Ausgabe des „Handelsblatt“ fand sich außerdem eine Auflistung der Banken, die momentan die höchsten Zinsen für Tagesgeld zahlen. Die Namen der Institute habe ich schon wieder vergessen, es war keine dabei, die ich auch nur im Ansatz gekannt habe. Aber anscheinend gibt es schon wieder genügend Leute, die verdrängt haben, dass vor 3 Jahren eine Bank namens „Kauphting-Bank“ diese Liste anführte. Bemerkenswert für mich war in dieser Woche auch die Meldung, dass die Banken mittlerweile die stärkste Vertriebsschiene für die deutsche Lebensversicherungsbranche darstellen. Mehr als 30% aller neu abgeschlossenen Verträge werden in Bankfilialen unterzeichnet. Ich lass das an dieser Stelle einfach mal unkommentiert  stehen. Meine Meinung zu dieser Anlageform habe ich an dieser Stelle ja schon mehrfach kundgetan.

Aber nochmal zurück zur „Bank an Ihrer Seite“. Im Jahr 2005 noch eine stolze Bank mit einem Börsenwert von 20 Milliarden Euro, hat sich rund um die Commerzbank seitdem ein Trauerspiel abgespielt, das in der deutschen Wirtschaftsgeschichte seinesgleichen sucht. Nur durch massive Unterstützung des Staates, der der Bank 8 Milliarden Kapital zur Verfügung stellte, konnte im Jahr 2008 eine Pleite verhindert werden. Ob Subprime-Hypotheken, Griechenland oder notleidende Schiffskredite. Überall, wo es in den letzten Jahren etwas zu verlieren gab, stand die Commerzbank in der ersten Reihe. Umso mehr hat mich vor gut vier Wochen eine Meldung verwundert, wonach demjenigen, der in den letzten 10 Jahren zunächst als Vorstandsvorsitzender und aktuell als Aufsichtsratsvorsitzender hauptverantwortlich für dieses Debakel ist, vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier höchstpersönlich das Bundesverdienstkreuz medienwirksam um den Hals gehängt wurde. „In seiner Laudatio würdigte der Landesvater nicht nur das wirtschaftspolitische Engagement des Top-Managers, sondern auch dessen ehrenamtliche Tätigkeiten im bildungs- und sozialpolitischen Bereich“ hiess es in der Pressemitteilung.

Der zweite Halbsatz mag ja noch halbwegs als Argument gelten, aber was sich die für diese Auszeichnung Verantwortlichen dabei wohl gedacht haben, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Das für mich Peinliche, ja fast Skandalöse an dieser ganzen Nummer ist aber, dass der Klaus Peter Müller diese Auszeichnung auch noch annimmt !

Wenn er einen Hauch von Charakter hätte, hätte er gesagt „Herr Ministerpräsident, lassen Sie die Ehrung bitte mal stecken, da ist jetzt nicht die richtige Zeit für.“ Dann hätte er (nicht nur bei mir) nach langer Zeit wieder mal ein paar Pluspunkte gesammelt. Schade ! So wird aus einem Bundesverdienstkreuz ein Armutszeugnis.

„November Rain“ oder „Let the Sunshine in“ ?

23 November 2011

Wenn man sich die Entwicklung des Wetters im laufenden Monat anschaut, könnte man auf den Gedanken kommen, dass sich der gute Petrus von den derzeitigen Kapriolen, die auf den Kapitalmärkten herrschen, hat anstecken lassen und die Knöpfe „Regen“ und „Sonne“ wohl weitgehend – zumindestens bei der Wettermaschine für Deutschland – verwechselt hat.

So verzeichnen wir den trockensten November seit Aufzeichnung der Wetterdaten und der gute Axl Rose kann sich bei seinem nächsten Konzert einen anderen Titel für seine Ballade einfallen lassen. Die Wetterkapriolen betrachte ich aber seit einigen Jahren unter einem ganz anderem Aspekt. Seitdem wir gelernt haben, daß „Sonne und Wind keine Rechnung schicken“ (das Zitat stammt von dem ehemaligen Politik-Frontmann der ARD Franz Alt) werden die Wetterverhältnisse auch von zahlreichen Investoren, die sich Windräder oder Solaranlagen angeschafft haben, aufmerksam verfolgt. Seit „Fukushima“ und dem in diesem Zusammenhang von der Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie hat sich insbesondere in Hessen eine 180° Wendung in den Aussagen von in der Verantwortung stehenden Politikern zur Akzeptanz von Windrädern  vollzogen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Gemeindevertretung in Hessen beschließt Vorrangflächen für Windkraftanlagen auszuweisen. Die Befürworter schwärmen von Gewerbesteuer- und Pachteinnahmen, die dadurch in die Gemeindekassen fließen und oftmals wird – weil es so schön ist – das „virtuelle“ Geld gleich schon verplant. Und damit alle was davon haben, sollen die Leute mit „Bürgerwindrädern“ an den neuen Energieerzeugungsmaschinen beteiligt werden  Doch „Grau teurer Freund ist alle Theorie“ sagte schon Mephisto in Goethes Faust und die alte Dortmunder Fussball-Legende Adi Preissler  garnierte das Ganze mit dem Zusatz „Entscheidend is auffem Platz !“ Die Realität für Windkraftinvestoren sieht (nicht nur) in diesem Jahr leider anders aus. Ich kenne kein einziges Projekt, das in den vergangenen 10 Jahren auch nur annähernd seine Planzahlen erreicht hat. Die IWR-Windertragsindex, der das Windaufkommen misst, lag im Jahr 2010 bei knapp 75% der Durchschnittserträge der letzten 10 Jahre. Und im Jahr 2011 sieht es leider (kein Wunder bei dem November-Wetter) auch nicht besser aus. Deshalb liebe Gemeinderechner: Macht bei Euren Kalkulationen lieber mal einen ordentlichen Sicherheitsabschlag. Bei manchen Projekten werden die Verpächter im kommenden Jahr froh sein, wenn die „Windmüller“ nach Abzug Ihrer Zins- und Tilgungsleistungen noch in der Lage sind, ihren Pachtverpflichtungen nachzukommen. Von Gewerbesteuerzahlungen (die ja nur anfallen, wenn auch ein Gewinn gemacht wird) ganz zu schweigen. Und den geplanten „Bürgerwindrädern“ sehe ich mit höchst gemischten Gefühlen entgegen, wenn man nur mal bedenkt, mit welcher „Begeisterung“ die Leute sich momentan um Aktien reißen. So ein „Bürgerwindrad“ ist nämlich alles andere als ein sicherer Sparbrief mit 5% Zinsen, sondern eine unternehmerische Beteiligung mit allen Chancen und Risiken, die so ein Investment bietet. Aber die ganze Entwicklung hat nicht nur Schattenseiten. Die Grundlagen für die Planung der zahlreichen Anlagen, die in den kommenden Jahren in Hessen entstehen sollen, werden sicherlich konservativer ausgerichtet sein, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Und mit einer Vergütung von knapp 9 Cent pro Kilowattstunde (KWH) erzeugtem Strom, ist die Windkraft diejenige Anlageform, die den Verbraucher am wenigsten belastet. Windkraft wird in ein paar Jahren definitiv auch ohne Einspeisegesetz rentabel sein, weil die Strompreise dann oberhalb der derzeitigen Vergütung von 9 Cent pro KWH liegen werden. Das lässt mich im Übrigen auch bei bestehenden Wind-Investments trotz schlechter Ertragszahlen relativ entspannt aus dem Fenster schauen.  Aber man darf den entscheidenden Grundsatz niemals vergessen: Das beste Windrad nützt nichts, wenn es am falschen Platz steht. Ich wundere mich täglich, wo überall in unserer Gegend jetzt auf einmal Windräder gebaut werden sollen, wo doch ein simpler Blick auf die Karte zeigt, dass es mit der Windhäufigkeit an vielen Plätzen nicht weit her ist. So lang die Gesichter derzeit bei den Windkraftinvestoren sind, so breit fühlt sich momentan das Grinsen bei allen Investoren im Solarbereich an. Trotz eines mehr oder weniger mäßigen Sommers liefern Solaranlagen auch in diesem Jahr wieder überdurchschnittliche Erträge ab. Allerdings muss man hierbei ganz klar sagen: Ohne ein Einspeisegesetz, dass den Solarstromerzeugern ca. 30 Cent pro KWH produziertem Strom garantiert (also das 3-fache wie bei der Windkraft), würde keine einzige Solaranlage in Deutschland rentabel sein. Das Zusammenspiel zwischen Wind- und Solarinvestoren zeigt aber in sehr anschaulicher Form ein Erfolgsrezept, dass Investoren in der heutigen Zeit um so mehr beachten sollten. Genauso wie man früher (was auch heute noch gilt) bei Immobilien gesagt hat: Lage ! Lage ! Lage!, gilt in der heutigen Zeit (wo nichts mehr sicher ist und alles in Frage gestellt wird) für den Anleger der Grundsatz: Streuung ! Streuung ! Streuung !

 

Signore Berlusconi: Il gioco è finito

10 November 2011

Aus, aus, aus – Das Spiel ist aus ! Mit diesen Worten beendete Herbert Zimmermann 1954 seine legendäre Radio-Live Übertragung vom WM Finale zwischen Deutschland und Ungarn im Berner Wankdorf-Stadion. Wenn man sich die politische Situation in Italien anschaut, ist die oben genannte Übersetzung ins italienische eigentlich das einzige und letzte verbleibende Mittel, was man diesem „Politkasper“ Silvio Berlusconi noch mit auf den Weg geben kann.

Griechenland war ja von der Größe her für die „Berufs-Retter“ noch zu bewältigen, aber wenn sich die finanzielle Situation der italienischen Staatskasse in die gleiche Richtung entwickelt, wie bei den Griechen, dann ist das eine ganz andere Dimension und ich wage dann ernsthaft zu bezweifeln, ob die Rest-Europäer das dann stemmen können. Immerhin haben sich heute (Mittwoch, wo diese Zeilen geschrieben werden) die Zinsen für10-jährige italienische Staatsanleihen um sage und schreibe einen ganzen Prozentpunkt (von 6,5% auf 7,5%) erhöht. Zum Vergleich: Deutschland muss für die gleiche Laufzeit am Kapitalmarkt lediglich 1,75% und damit nur knapp 1/5 der Zinsen zahlen. Aber es gab schon genügend Beispiele in der Vergangenheit, wo einem das Wasser bis zum Hals stand und als es fertig war, wurden zwei Leichen aus dem Wasser gezogen. Derjenige, der zum Retten ins Wasser gesprungen war, kam dann mit um. Aber noch ist es nicht soweit: Es wird allerdings höchste Zeit, daß der innenpolitische Druck in Italien so stark wird, dass dieses norditalienische Pedant der „ehrenwerten Familie“ (die normalerweise den Süden Italiens „regiert“) aus dem Amt gejagt wird. Freiwillig wird der nie zurück treten. Ich weiß nicht wie es in der italienischen Verfassung geregelt ist, aber bei uns schwört der Regierungschef und jeder Minister einen Amtseid, in dem es heisst: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“ Und da, wo die Welt noch in Ordnung ist, folgt dann der Zusatz „So wahr mir Gott helfe.“ Im Falle Berlusconi hat der alte Schürzenjäger alleine an einem einzigen Tag durch sein Festkleben am Präsidentensessel jetzt mal die Zinskosten für sein Land um 18 Milliarden pro Jahr verteuert. Wenn das mal kein Schaden ist ! Ich frage mich „warum tut der sich diesen Stress denn überhaupt an ?“ Er hat es zwar durch zahlreiche kosmetische Operationen versucht zu vertuschen, aber der Kalender zeigt an: Der Mann ist 75 Jahre alt. Und hier und da eine kleine Bunga-Bunga-Party zu feiern, macht wahrscheinlich mehr Spass als jeden Tag 16-18 Stunden Krisenmanagement  für die Republik Italien zu betreiben. Ein Grund könnte natürlich die Immunität sein, die er als Regierungschef geniesst, immerhin hat er in den vergangenen Jahren über 100 Verfahren unbeschadet überstanden. Und wenn er dann doch mal auch nachgewiesen bekam, dass er gegen ein Gesetz verstoßen hat, hat er seine Wurstmacher (pardon: Justiz) so gut im Griff gehabt, dass dann die Gesetze so geändert wurden, dass alles wieder im grünen Bereich war. Eigentlich in der heutigen Zeit unvorstellbar ! Der Mann hat genügend Geld, hält sich wie viele Unternehmer einen kleinen Fussballverein als Spielzeug (immerhin war der AC Mailand 18-mal italienischer Meister und gewann insgesamt 7-mal die europäische Königsklasse) und nennt auch ein kleines Medienimperium mit Fernsehsendern und Zeitungen sein Eigen. Aber wir befinden uns in der größten Herausforderung für Wirtschaft und Politik seit dem 2. Weltkrieg und die Kapitalmärkte sprechen dem guten Silvio B. schlichtweg nicht mehr das Vertrauen aus, Italien aus der Krise zu führen. Und deshalb gibt’s nur eine Konsequenz: Politiker treten zurück, bei ihm kann man das ja als „abdanken“ formulieren, das trifft wohl eher den Punkt. Und wenn er nicht will, dann sollte man ihm das mal am Beispiel seines geliebten AC Mailand deutlich machen. Dann heisst es allerdings nicht „Abdankung“, sondern „Rausschmiss“. Da befindet er sich dann mit Arrigo Sacchi und Fabio Capello, denen er beide in der Vergangenheit den Stuhl vor die Tür gesetzt hat, in bester Gesellschaft.

HRE: „Hier rechnen Exoten“ oder „Hosen runter, endlich !“

3 November 2011

Manchmal ist das Leben als Wochenkolumnist schon schwer, insbesondere wenn man morgens noch keine richtigen Ideen und Themen „auf dem Schirm hat“, aber gleichzeitig den Druck spürt, dass man spätestens am Abend etwas „Brauchbares“ abliefern muss. In dieser Woche ist das anders, da gab es gleich mehrere „Steilvorlagen“.

Die sogenannte „Bad Bank“ der Hypo Real Estate lieferte Anfang dieser Woche eine schier  unglaubliche Schlagzeile. Die Buchhalter der Bank haben sich in den letzten beiden Jahren um glatte 55 Milliarden verrechnet. Da der Bund ja für alle Eskapaden dieses Ladens haftet, und es ausnahmsweise in diesem Fall nicht um mehr, sondern weniger Schulden ging, kann Deutschland diesen Betrag als außerordentliche Einnahme verbuchen. Mit 55 Milliarden (wohlgemerkt nicht Millionen) kann man schon einiges anstellen. Die 300 Millionen, die die KFW seinerzeit an die insolvente Lehman-Bank überwiesen hat, sind dagegen ja „Peanuts“. Dieser Betrag reicht aus, um die Zinslast des Bundes für seine Verbindlichkeiten von knapp 2 Billionen Euro für ein Jahr komplett abzudecken. Oder man überweist ein halbes Jahr lang jeden Tag 300 Millionen ins „Nirwana“. Aber bei aller Freude, mir macht das Angst. Welche Pfeifen sitzen denn da, jonglieren mit diesen unvorstellbaren Summen und sind noch zu blöd, um in einer Excel-Tabelle richtig mit den Funktionen „Subtrahieren“ und „Addieren“ umzugehen ? Im Endeffekt können wir ja noch froh sein, dass diese Schulbuben nicht „Multiplizieren“ und „Dividieren“ verwechselt haben, die hätten ja das ganze Finanzsystem in die Luft jagen können. Das eigentlich Schlimme dabei ist, dass die jetzt Verantwortlichen ja erst nach dem ganzen Desaster um die Hypo Real Estate im Jahr 2008 sozusagen als „Aufräumer“ in die jetzigen Positionen gelangt sind. Aber vor allem: Über welche Beträge reden wir denn hier ? Hier geht’s ja nicht um die Kegelkasse von der „Lustigen Acht“ in Wanne-Eickel. By the way, in jedem Kegelclub würde der Kassierer mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt werden, wenn er eine solche „Leistung“ abliefern würde. Eines zeigt dieser Fall ganz klar: In dem ganzen Laden sitzen nur „Fachidioten“, wo jeder nur ein kleines Rädchen im Getriebe überwacht. Aber es gibt keinen, der mit einem gesunden Menschenverstand die Gesamtsituation überwacht. Stellen Sie sich mal vor ein Franck Ribery legt ein Dribbling über den halben Platz hin und haut den Ball an dem verdutzten Manuel Neuer vorbei ins Netz. Und der Fitnesstrainer des FC Bayern sagt dann: „Meine Aufgabe ist es, seine Schnelligkeit und Beweglichkeit zu schulen. Ihm zu sagen, dass der Ball eigentlich ins andere Tor gehört, dafür bin ich nicht zuständig.“ Aber genau das sind doch elementare Aufgaben von Vorstand, Aufsichtsrat und vor allem den Heerscharen von Wirtschaftsprüfern, die zwar wahrscheinlich allesamt „dicke“ Rechnungen geschrieben haben, aber im Endeffekt gnadenlos versagt haben. Eigentlich fehlt bei dieser Komödie nur noch, dass die Verantwortlichen wegen diesem unerwarteten Geldsegen noch einen Bonus fordern…

…und jetzt noch ein paar Worte zu meinen „griechischen Freunden“. Ich weiß nicht wie viele Gipfeltreffen in den vergangenen 12 Monaten wegen Euch einberufen wurden. Ich habe Sie nicht gezählt. Zumindestens wurde letzten Mittwoch in Brüssel der große Befreiungsschlag in der Schuldenkrise verkündet. Jetzt verkündet Euer Präsident, er will eine Volksabstimmung durchführen, ob das von den Geldgebern geforderte Reformpaket auch von der Bevölkerung angenommen wird.

Ich war immer der Meinung, wenn man bei Euch mal ein bißchen Ordnung rein bringt, kriegen wir die Probleme gelöst. 8 Milliarden Euro Rentenzahlung an Tote, 250 Milliarden Euro auf Schweizer Konten von griechischen Steuerbetrügern. Es gab genügend Ansatzpunkte. Aber wenn Ihr nicht wollt, dann fragt doch einfach Eure türkischen Nachbarn, ob die nicht vielleicht mit Euch eine Währungsunion bilden wollen. Ich vermute aber in diesem Zusammenhang ein ganz anderes Problem.

Das Problem heißt CDS, auf „Deutsch“: Credit Default Swaps. Die sogenannten Kreditausfallversicherungen, die bei einer Pleite Griechenlands fällig werden, könnten ungeahnte Turbulenzen an den Finanzmärkten auslösen, wenn eine „offizielle“ Pleite Griechenlands festgestellt wird und die Versicherungssummen ausgezahlt werden müssen. Mit den Brüsseler Beschlüssen vom vergangenen Mittwoch wäre das Problem gelöst gewesen. Kein Mensch weiß aber, wer alles diese CDS im Besitz hat. Es gibt Stimmen, die sagen, dass insbesondere vermögende Griechen massiv in diese Papiere investiert haben, d.h. ein großes Interesse an der Pleite des eigenen Landes haben. Wir brauchen hier definitiv mehr Transparenz, wer welche Interessen am Kapitalmarkt verfolgt. Es wird Zeit, dass hier die Hosen runter gelassen werden…