Am Samstag ist es anlässlich des Jahreswechsels wieder soweit. Auf zahlreichen Fernsehkanälen läuft der Kult-Sketch „Dinner for one“, wo sich der arme Butler „James“ von der altehrwürdigen „Miss Sophie“ zu einem legendären – heute würde man sagen – „Koma-Saufen“ hinreißen lässt.
Die Hardcore-Fans können sich diesen „Klassiker“ zwischen 14:55 Uhr (im Hessischen Rundfunk) und 3:00 Uhr (im Südwestfunk) nahezu 12 Stunden nonstop auf insgesamt 20 verschiedenen Kanälen anschauen, inclusive einer hessischen und sogar einer schweizerischen Version. Spätestens dann sollte man die Mutter aller Quizfragen beantworten können, die da lautet: „Wie heißen die 4 fiktiven Gäste von Miss Sophie ?“ Hätten Sie’s gewusst ? a) Sir Toby, b) Admiral von Schneider, c) Mister Pommeroy und d) Mister Winterbottom.
Während das Drehbuch des „Dinner for one“ immer die gleiche Geschichte schreibt, ist die Zeit um den Jahreswechsel auch Hochkonjunktur für alle „Wahrsager“ und „Propheten“, die sich bemühen Prognosen zu allen möglichen Sachgebieten für das kommende Jahr abzugeben. Was die Vorhersagen der Experten aus dem Bankensektor zu DAX, Euro, Dollar und Dow Jones vor einem Jahr betrifft, kann man heute getrost sagen „Same procedure as every year“ – leider wieder daneben gelegen. Ich nehme mich selbst – zumindest für das Jahr 2011 – da nicht aus. Denn das, was sich seit Ende Juli 2011 an den Kapitalmärkten abgespielt hat, hat wirklich keiner der Akteure so richtig auf dem Schirm gehabt. Dementsprechend ist auch die Verunsicherung zu spüren, wenn man heute Kapitalmarktexperten zu Wirtschaftsthemen befragt. Niemals sei es so schwer gewesen, die zukünftige Entwicklung von Börse und Wirtschaft zu beurteilen, lese und höre ich immer wieder. Wird der Euro überleben ? Bekommen die Staaten die Verschuldung in den Griff ? Diese zentralen Fragen werden uns wohl auch weit in das Jahr 2012 hinein begleiten. Und es gibt nicht wenige, die sich schlicht den geforderten Prognosen mit der Begründung verweigern „in der heutigen Zeit sei es unseriös überhaupt Prognosen abzugeben“. Für mich steht allerdings eines fest: Wer keine Meinung hat, gehört von vorherein zu den Verlieren. Und da stehe ich im Jahr 2012 erst recht ganz klar auf der Seite der Aktien. Es war noch nie ein Fehler in unsicheren Zeiten (und nicht nur dann !) darauf zu schauen, wie sich denn die ganz Großen dieser Welt in der aktuellen Situation verhalten. US-Investmentlegende Warren Buffet hat vor drei Jahren im Herbst 2008 in einem Interview in der New York Times in einem Satz treffend seine Strategie formuliert.
„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Getreu diesem Grundsatz hat er sich damals, als die Anleger in Scharen aus dem Aktienmarkt geflüchtet sind, an der weltgrößten Investmentbank Goldman Sachs beteiligt. Und nach genau dem gleichen Schema hat er in den vergangenen Monaten eine große Beteiligung an dem Computerriesen IBM erworben. Legendär im Übrigen auch sein Dialog mit Goldman Sachs Chef Lloyd Blankfein, als es darum ging ein Darlehen, das Buffet der Bank gewährt hatte, zurück zu zahlen. „Wir werden diesem Kerl (und der „Kerl“ war wohl Ausdruck höchsten Respekts) sein Geld in Penny-Münzen zurück zahlen.“ „Kein Problem“ entgegnete dieser „aber die Zinsen laufen so lange, bis ich mit dem Zählen fertig bin.“
Allen, die es lieber mit Zahlen als mit Texten zu tun haben, empfehle ich zum Jahreswechsel einen Blick auf das jährlich vom Deutschen Aktieninstitut entwickelte „DAI-Rendite-Dreieck“ zu werfen.
Hier kann man relativ überschaubar erkennen, dass gerade die Investition in Aktien von großen Unternehmen, trotz der momentan widrigen Umstände auf ganz lange Sicht a) sicher und b) rentabel war. Über einen Zeitraum von 25-30 Jahren konnte selbst der dämlichste Investor, wenn er einfach nur gekauft und das Zeug hat liegen lassen, IMMER Renditen von mindestens 5% p.a., erzielen. Und wenn er kein Pech hatte und auch noch Glück hinzukam (die „Kobra“ läßt grüßen…) konnten es auch 10% p.a. und mehr sein.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen “guten Rutsch”. Und für das kommende Jahr den Mut, gierig zu sein. Mein Motto lautet getreu dem Grundsatz in der obersten Textzeile „Well, I’ll do my very best.“