Archiv für Oktober 2011

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten…

26 Oktober 2011

Am vergangenen Wochenende hat sich eine Partei, die in der letzten Forsa-Umfrage immerhin bundesweit auf 8% aller Wählerstimmen kommt, ein neues Grundsatzprogramm verordnet.

Ein paar Kostproben gefällig ?

Als erstes ist mir die Forderung nach der „30 Stunden-Woche und Rente mit 60“ ins Auge gefallen. Wie hoch soll diese Rente dann sein ? Zum Leben kann das für die meisten dann definitiv nicht reichen. Mathematisches Grundwissen scheint nicht zu den Kernkompetenzen derer zu gehören, die eine solche Forderung aufstellen. Lesen die denn keine Zeitung und bekommen die nicht mit, was derzeit gerade in der Welt passiert. Dass eine sparsame Haushaltsführung künftig auch für Staaten wie Deutschland, die USA oder Japan unabdingbar ist, um an den Anleihemärkten dieser Welt eine Refinanzierung zu einigermaßen akzeptablen Zinssätzen vornehmen zu können, scheint dort nicht angekommen zu sein. Wir können es uns ja anscheinend leisten, könnte man denken. Aber das ist definitiv eine Milchmädchenrechnung. Und die Beachtung der alten Kaufmannsregel „niemals mehr ausgeben, als einnehmen.“ wird dabei völlig ignoriert. Natürlich gibt es Leute, die aufgrund von Krankheit oder harter körperlicher Beanspruchung mit 60 in den Ruhestand gehen müssen. Aber das ist in unserem Land die Minderheit. Die Mehrheit der heute 25-50 jährigen, kann sich schon mal darauf einstellen, dass die Sieben vor dem Komma steht, wenn Sie irgendwann in den Ruhestand gehen. Und in meinen Augen ist es die verdammte Pflicht der Politik (und das gilt für jegliche Coleur) den Menschen die Wahrheit zu sagen, anstatt hier mit utopischen Wunschvorstellungen falsche Erwartungen zu schüren. Aber ehrlich gesagt wundert mich das in diesem Fall gar nicht – was soll man denn von den Erben der 40 Jahre „sehr erfolgreichen Planwirtschaft“ denn anderes erwarten. Wer glaubt, das Ganze wird dann durch die Gewinne der verstaatlichten Banken finanziert, befindet sich auf dem Holzweg. Wir haben in Deutschland ja aktuell ein Musterbeispiel dafür, welchen Ertrag eine verstaatlichte Bank abwirft. Vielleicht verfolgt ja der ein oder andere Leser den Aktienkurs der Commerzbank. Nachdem der Staat dort bei einem Aktienkurs von knapp 6 € einstiegen ist, hat sich der Kurs bis zum heutigen Tag auf knapp 1,50 € geviertelt. Mal abgesehen davon, dass ich es für einen der größten Skandale in der deutschen Wirtschaftsgeschichte halte, dass die Hauptverantwortlichen für dieses Desaster (vor 4 Jahren stand der Kurs noch bei 30 Euro) weiter fröhlich pfeifend durch die Gegend laufen, wird bei diesem Trauerspiel den Anlegern (und damit auch dem Staat) geradezu lehrbuchhaft die alte Börsenregel: „Eine Aktie kann noch so tief stehen, sie kann sich immer noch halbieren“ schmerzhaft vor Augen geführt. Und wohin das Vorgaukeln eines „Schlaraffenlands für alle“ in einer Zeit führt, wo fast die Hälfte der Weltbevölkerung mit weniger als 2 Euro pro Tag auskommen muss, kann sich jeder ausmalen. Aber mit Zäunen und Mauern kennen sich die Parteigenossen im Gegensatz zum kaufmännischen Rechnen ja gut aus. Allerdings brauchen wir diese Bauwerke – im Gegensatz zu früheren Zeiten – künftig dafür, dass keiner mehr rein kommt.

Die logische Konsequenz dieser Politik gipfelt dann in der Forderung nach völliger Freigabe aller Drogen. In der heutigen digitalen Welt sind ja die von den Lesern direkt hinter einen Artikel ins Netz eingestellten Kommentare oftmals interessanter als die Meldung selbst. „Was haben die denn vorher  geraucht, als die das beschlossen haben.“ oder „Die sind ja auch nur zugedröhnt zu ertragen.“ sind nur zwei dieser Kommentare, die ich einfach mal kommentarlos stehen lasse.

Eines noch zum Thema „Glaubwürdigkeit“: Ein ehemaliges Vorstandsmitglied dieser Gruppe hat am 15.Juni 1961 in einer Pressekonferenz den – in der Überschrift zitierten- legendären Satz gesprochen. Wie es ausgegangen ist, wissen wir alle…

Demonstranten vor der falschen Tür

19 Oktober 2011

Seit vielen Jahrzehnten lässt sich beobachten, dass Trends, die in den USA entwickelt werden, nach und nach auch in Europa Einzug halten. So verwundert es auf den ersten Blick auch nicht, dass eine Protestbewegung, die eine Handvoll Aktivisten unter dem Namen „occupy wall street !“ (auf Deutsch: Besetzt die Wall Street !) vor einigen Wochen in New York gestartet haben,  jetzt auch einen Ableger in Deutschland hat. Die Demonstranten, die momentan vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt campieren, sind in der aktuellen Zeit der Schuldenkrise und Bankenschelte natürlich ein „gefundenes Fressen“ für jede Fernsehkamera.  Wenn ich allerdings die Statements dieser Leute höre, die sie in die ihnen vorgehaltenen Mikrofone sprechen, dann glaube ich, dass hier viele dem olympischen Gedanken „dabei sein ist alles“ frönen. Hauptsache wir demonstrieren mal – gegen was können wir uns ja immer noch überlegen.  Aber erst mal der Reihe nach. Die Situation in Amerika unterscheidet sich grundsätzlich von der in Europa (insbesondere in Deutschland). In den USA haben hundertausende Hausbesitzer ihre Immobilie verloren und aufgrund der durch die Finanzkrise ausgelösten Wirtschaftskrise haben ebenso tausende von Menschen ihren Job verloren. Da kann ich nachvollziehen, dass aus der „Main Street“ (Otto Normalverbraucher bzw. Realwirtschaft) Proteste gegen die „Wall Street“ (Finanzwelt) laut werden.

Ohne Zweifel haben Banken – insbesondere die amerikanischen Institute einen großen Anteil an der Krise, die seit dem Jahr 2008 über den Finanzmärkten schwebt. Bedingt durch niedrige Zinsen, entwickelte sich der US-Immobilienmarkt , dahingehend, dass nahezu jeder US-Bürger, der bis drei zählen konnte, eine Immobilie aufgeschwatzt bekam. Die US-Banken waren clever genug die Hypotheken, mit denen dieses Spiel finanziert war, in die ganze Welt zu verkaufen und – das ist der eigentliche Skandal – die „hochgelobten“ Ratingagenturen Moody’s, Fitch, und S & P klebten noch ein AAA-Rating an die ganzen Kreditpakete dran. Von daher wären diese 3 Verbrecherbanden für mich die erste Adresse, wo es was zu protestieren gibt. Als die Blase platzte, brauchten dann Banken auf der ganzen Welt staatliche Garantien, da sie ansonsten pleite gegangen wären und die Pleite einer größeren „systemrelevanten Bank“ das ganze Finanzsystem in nicht abzusehende Turbulenzen gestürzt hätte. Hier kann ich die Wut auf die heimischen Banken ansatzweise nachvollziehen, dass keiner der Verantwortlichen in den Instituten, die diesen „US-Hypothekenschrott gekauft haben, wirklich für seine Fehler zur Rechenschaft gezogen wurde. In Deutschland betrifft das die IKB, Hypo Real Estate, Commerzbank, sowie einige Landesbanken. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe ist, dass ständig auf die Deutsche Bank eingeprügelt wird. Das ist nahezu die einzige Großbank in Europa, die ohne Staatshilfe durch die Krise gekommen ist. Für mich ist „Joe“ Ackermann einer der wenigen, wo man sagen kann „der hat seinen Laden im Griff“. Dass der Deutschen Bank vorgeworfen wird, nicht immer im Interesse des Kunden zu handeln…Ihr lieben Leute, träumt weiter von der heilen Welt. Das ganze Bankgeschäft, das gilt aber auch für Volksbanken und Sparkassen, ist auf Profit ausgelegt und das ist nun mal im Wirtschaftsleben auch in anderen Bereichen genauso. Ein heimischer Sparkassenvorstand hat das mal treffend mit der Aussage auf den Punkt gebracht „Wir gehen nicht arbeiten, damit wir fort von zu Hause sind.“ Der große Vorteil für den Kunden (sei es Anleger oder Kreditnehmer) liegt doch darin, dass er nicht dazu gezwungen wird bestimmte Geschäfte mit der Bank A oder B abzuschließen, und dass zwischen den zahlreichen Instituten am Markt eine gesunder Wettbewerb herrscht. Das Kernproblem der derzeitigen „atmosphärischen Spannungen“ zwischen den Banken und dem Rest der Welt  liegt meiner Meinung nach einfach darin, dass viele Finanzprodukte für die Leute auf der „Main Street“ viel zu kompliziert gestrickt sind, aber trotzdem gekauft werden.  „Macht die Produkte einfacher“ und „kauft nur das, was Ihr versteht“ – das sind die einfachen Ratschläge, die beide Seiten befolgen sollten. Aber nochmal zurück zu den Demonstranten. Mit der europäischen Zentralbank habt Ihr Euch definitiv die falsche Adresse für Eure Proteste ausgesucht. Die aktuelle Schuldenkrise wurde nicht durch die Banken verursacht, sondern durch die Politik. Die Banken geraten nur deshalb in Schwierigkeiten, weil Sie im Vertrauen auf die Rückzahlung einigen Ländern (wie z.B. Griechenland) Geld geliehen haben, was Sie möglichweise jetzt nicht zurück bekommen. Das gilt im übrigen nicht nur für Banken, sondern auch für Versicherungen, die das Problem allerdings momentan noch „unter Verschluss“ halten. Die einstmals „bombensichere“ Anlageform „Staatsanleihe“ kann erstmals seit dem Krieg nicht mehr in die Kategorie „mündelsicher“ eingeordnet werden, sondern unterliegt den gleichen Schwankungen wie eine Aktie. Wenn ich bei einem Staat nicht mehr auf die Rückzahlung meines Kapitals vertrauen kann, wem dann ? Also liebe Demonstranten vor der EZB: Malt Euch Plakate, wo in allen Sprachen drauf steht „Weniger ausgeben als einnehmen !“ und teilt Euch auf: 10 Mann nach Athen, 10 Mann nach Rom, 10 Mann nach Madrid und der Rest nach Berlin.

Dann seid Ihr am richtigen Platz…

Slowakische Weisheiten

12 Oktober 2011

Die (vorläufige) Verweigerung des slowakischen Parlaments der Ausweitung des Euro-Rettungsschirms zuzustimmen (EFSF) zuzustimmen, hat am vergangenen Dienstag die Schlagzeilen rund um das „Euro-Chaos“ weiter angeheizt.

Auf den ersten Blick könnte man denken „Slowakei ? Was machen die denn da für einen Stress ? Die sollen froh sein, dass sie beim Euro überhaupt mitmachen dürfen !“. Schließlich sind die Nachbarländer Tschechien, Polen und Ungarn zwar EU-Mitglied, dort wird aber immer noch in Kronen, Zloty und Forint bezahlt.

In einem bemerkenswerten Kommentar, der im Vorfeld der Abstimmung über die Presse lanciert wurde,  lieferte der slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik in seinem Internet-Blog (http://richardsulik.blog.de/2011/09/27/slowakei-efsf-stimmen-11925443) einleuchtende Argumente: „Nicht nur, dass wir schlechte Infrastruktur besitzen und die niedrigsten Gehälter (800 € im Monatsdurchschnitt) haben, wir müssen auch noch die höchsten Garantien (gemessen am Durchschnittsgehalt) ausstellen, damit Griechenland seinen Rentnern das Vierfache der slowakischen Rente auszahlen kann, Irland seine 12,5 prozentige Einkommenssteuer behalten kann und Italien seinen Abgeordneten 15 Tausend Euro monatlich zahlen kann. In diesem Zusammenhang von Solidarität (z.B. von Solidarität der Slowakei mit wesentlich reicherem Italien) zu sprechen, ist einfach pervers.“

Und dann kommt die ebenfalls sehr interessante rhetorische Frage „Warum haben die „Architekten“ des Rettungsschirms denn bei der Einrichtung 90% Zustimmung aller Euro -Länder gefordert, die Ausweitung soll aber jetzt einstimmig, d.h. mit 100% Zustimmung erfolgen ? Wir wollen doch nichts blockieren“ so der Parlamentschef weiter „aber wir können das unserem Volk nicht vermitteln. Wäre nur eine Zustimmung von 90% erforderlich, könnten wir ohne Probleme dann ein symbolisches Zeichen setzen.“

Liebe Slowaken, Ihr habt recht ! Im Zusammenhang mit der ganzen Euro- und insbesondere Griechenland-Diskussion gehen mir drei Dinge auf den Zeiger. Zum einen die Uneinsichtigkeit in Griechenland, wo man ständig nur Berichte über Demonstrationen sieht und ich den Eindruck habe, dass sich dort nichts, aber auch gar nichts zum Besseren wendet. Ich habe das an dieser Stelle bereits gesagt: Wenn die Griechen nicht in der Lage sind Ihre Probleme selber zu lösen, dann muss der Preis für finanzielle Hilfen sein, Souveränitäten abzugeben. Insbesondere im Aufbau eines effizienten Steuersystems kann die EU da professionelle Hilfe leisten. Wenn ich lese, dass das Vermögen griechischer Staatsbürger auf Schweizer Konten in etwa der Höhe der ganzen Staatsverschuldung entspricht, dann können doch nicht Gläubiger auf der ganzen Welt einem Schuldenschnitt zustimmen und diese „Gaukler“ lachen sich ins Fäustchen. Da wird es doch wohl irgendeinen unzufriedenen UBS- oder Credit-Suisse-Mitarbeiter geben, der mal eine kleine CD brennt und die in Brüssel auf dem Wochenmarkt anbietet. Das zweite Problem ist die Unentschlossenheit der Politik.

„Geschwätzt worn“ ist genug, es müssen konkrete Taten folgen. Und wenn wir über eine erneute Verstaatlichung von Banken reden (über den üblichen Verdächtigen wie z.B. Commerzbank oder Royal Bank of Scotland kreisen schon wieder die Geier und die belgische Dexia-Bank hat bereits die weisse Fahne gehisst), dann müssen die ganzen „Blinden“ in den Chefetagen, anstatt mit einem goldenen Handschlag nach Hause geschickt zu werden, auch mal die Erfahrung machen, wie denn so ein Gerichtssaal von innen – und zwar von der Anklagebank aus – ausschaut.

Ein altes Sprichwort lautet „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Man kann sicherlich darüber diskutieren, ob der Beitritt zur Euro-Zone für das ein oder andere Land nicht zu früh kam. Auf der anderen Seite sichert aber nur eine gemeinsame Währung in Verbindung mit einer eng abgestimmten gemeinsamen Zins- und Wirtschaftspolitik die Zukunft Europas. Ein Auseinanderbrechen  der EURO-Zone wäre ein gewaltiger Rückschritt für den gesamten europäischen Raum. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben gegenüber den Europäern ohne Zweifel den Vorteil, dass es dort schon seit Generationen eine politische Union – und was noch viel wichtiger ist – eine gemeinsame Sprache gibt. Aber auch Sie haben ihr „Griechenland“, das dort allerdings „Kalifornien“ heisst. Der „Golden-State“ geistert seit Jahren schon am Rande der Pleite herum, eine Diskussion über einen Ausschluss aus dem Dollar-Verbund ist aber hier so weit entfernt, wie die FDP von der absoluten Mehrheit.

Vielleicht hat der  „Warnschuss“ aus der Slowakei ja jetzt zumindest das politische Denken in Europa beschleunigt. Es wird Zeit…

P.S. Am Mittwoch hat das slowakische Parlament, dann in einem 2. Abstimmungsversuch der Ausweitung des ESFS zugestimmt – für mich keine wirkliche Überraschung .

 

Dauerbrenner und Auslaufmodelle

5 Oktober 2011

Die Finanz-Zeitschrift „Cash“ befragt alle zwei Monate Finanzberater, welche Produkte denn von ihren Kunden nachgefragt werden und erstellt aus 40 verschiedenen Angeboten dann eine jeweilige Rangliste unter dem Motto „Welche Produkte sind denn gerade angesagt ?“

In der aktuellen Ausgabe rangieren auf den ersten beiden Plätzen (wen wundert das ?) Kapitalanlage-Immobilien und Erneuerbare-Energien-Fonds.  Diese beiden Anlagekategorien bieten in der Tat, wenn Sie zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis eingekauft werden, einigermaßen gute Renditen bei begrenztem Risiko. Auch Rohstoff-Fonds und Energiefonds zählen auf den Plätzen 5 und 6 zu den Lieblingen der Anleger. Deutlich an Beliebtheit eingebüßt haben Aktienfonds, die in der aktuellen Rangliste von Platz 11 auf Platz 37 durchgereicht wurden. Aktien sind das einzige Wirtschaftsgut, das ich kenne, das bei fallenden Preisen keinen Kaufreflex beim Publikum auslöst.

Hier bin ich mir relativ sicher, dass bei etwas freundlicheren Kursen auch die Akzeptanz von Aktien bei potentiellen Neu-Anlegern wieder etwas größer wird. Dagegen rangieren in meinen Augen „exotische“ Produkte wie z.B. Waldfonds (Platz 12), Containerfonds (Platz 17) und Infrastrukturfonds (Platz 18) deutlich vor anderen Klassikern wie Geldmarktfonds, Immobilienfonds oder Rentenfonds.

Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn sich Otto Normalverbraucher mit Anlagen wie „Wald“ beschäftigt, dann macht mich das schon ein bißchen nachdenklich, ob in dieser Welt noch alles in Ordnung ist. Bei „Wald“ können die meisten der „Investoren“ das noch richtig schreiben und aussprechen, bei „Container“ und „Infrastruktur“ wird’s schon schwerer. Ob da jeder versteht, was mit seinem Geld in diesen Produkten genau passiert, wage ich zu bezweifeln. Jetzt könnte man natürlich provokativ sagen „und wer versteht denn momentan den Aktienmarkt ?“ Da fehlt selbst mir in der jetzigen Phase definitiv die Antwort, lediglich das Wörtchen „momentan“ gibt bei dieser fiktiven Frage die Hoffnung, dass die momentanen Turbulenzen nicht zu einem Dauerstatus mutieren. Mit den Aktien verhält es sich momentan, wie mit dem Hamburger Sportverein (HSV). Es kann nur aufwärts gehen und letztendlich hat es seit Bestehen der Bundesliga für den „Dauerbrenner“ immer für den Klassenerhalt gereicht. Und in guten Zeiten wurde auch schon mal die heutige Champions-League-Trophäe in den Athener Nachthimmel gereckt. Und nicht wenige Spieler haben die seinerzeitige Prämie 1983 dann in „Kapitalanlage-Immobilien“ investiert.

Interessant ist (neben der Beliebtheitsskala) auch die Auswertung, wieviel Prozent der Befragten die einzelnen Produkte auf einer Notenskale von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) bewerten. So vergibt jeder Dritte der Kapitalanlage-Immobilie die Note „sehr gut“. Ärzte und Profifussballer, die sich in den 80er Jahren mit sogenannten Bauherrenmodellen, im besten Fall die Finger verbrannt, aber auch in vielen Fällen ruiniert haben, waren wohl nicht unter den Interviewpartnern.

Eines zeigt diese Umfrage aber auf alle Fälle. Es geistert eine Unmenge von Kapital durch die Gegend, das angelegt werden will. Und eine alte Binsenweisheit lautet: Je niedriger die Zinsen sind, um so eher kommen die Anleger „auf dumme  Gedanken“.

Eigentlich bin ich ja ein Freund von antizyklischem Handeln. Was bedeutet, das zu kaufen, was keiner haben will oder wie es in der original Frankfurter Börsensprache heisst:  „unne kaafe – obbe gebbe !“ Für das Schlusslicht in der Rangliste gilt das allerdings nicht.

Das Tabellenende ziert mit dem letzten von insgesamt 40 Plätzen ein Produkt, das jeder Deutsche in mehrfacher Ausfertigung im Schrank stehen hat – die Kapital-Lebensversicherung – über 30% der Befragten vergab hier die Note 5 (sehr schlecht). Und auch hier gibt es eine Assoziation zum aktuellen Fussballgeschehen. Irgendwie erinnert  mich ist die Lebensversicherung an Arminia Bielefeld. Vor zweieinhalb Jahren noch in der Bundesliga und jetzt abgeschlagen auf dem letzten Platz in der 3. Liga und noch dazu 27 Mio € Schulden an der Backe. Und den letzten Geschäftsführer mussten sie entlassen, weil er nachts um drei in einem Rotlicht-Etablissement randalierte und einen Polizeieinsatz herbei führte. Ich glaube, so was nennt man Auslaufmodell…