Wenn man sich die Entwicklung des Wetters im laufenden Monat anschaut, könnte man auf den Gedanken kommen, dass sich der gute Petrus von den derzeitigen Kapriolen, die auf den Kapitalmärkten herrschen, hat anstecken lassen und die Knöpfe „Regen“ und „Sonne“ wohl weitgehend – zumindestens bei der Wettermaschine für Deutschland – verwechselt hat.
So verzeichnen wir den trockensten November seit Aufzeichnung der Wetterdaten und der gute Axl Rose kann sich bei seinem nächsten Konzert einen anderen Titel für seine Ballade einfallen lassen. Die Wetterkapriolen betrachte ich aber seit einigen Jahren unter einem ganz anderem Aspekt. Seitdem wir gelernt haben, daß „Sonne und Wind keine Rechnung schicken“ (das Zitat stammt von dem ehemaligen Politik-Frontmann der ARD Franz Alt) werden die Wetterverhältnisse auch von zahlreichen Investoren, die sich Windräder oder Solaranlagen angeschafft haben, aufmerksam verfolgt. Seit „Fukushima“ und dem in diesem Zusammenhang von der Bundesregierung beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie hat sich insbesondere in Hessen eine 180° Wendung in den Aussagen von in der Verantwortung stehenden Politikern zur Akzeptanz von Windrädern vollzogen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Gemeindevertretung in Hessen beschließt Vorrangflächen für Windkraftanlagen auszuweisen. Die Befürworter schwärmen von Gewerbesteuer- und Pachteinnahmen, die dadurch in die Gemeindekassen fließen und oftmals wird – weil es so schön ist – das „virtuelle“ Geld gleich schon verplant. Und damit alle was davon haben, sollen die Leute mit „Bürgerwindrädern“ an den neuen Energieerzeugungsmaschinen beteiligt werden Doch „Grau teurer Freund ist alle Theorie“ sagte schon Mephisto in Goethes Faust und die alte Dortmunder Fussball-Legende Adi Preissler garnierte das Ganze mit dem Zusatz „Entscheidend is auffem Platz !“ Die Realität für Windkraftinvestoren sieht (nicht nur) in diesem Jahr leider anders aus. Ich kenne kein einziges Projekt, das in den vergangenen 10 Jahren auch nur annähernd seine Planzahlen erreicht hat. Die IWR-Windertragsindex, der das Windaufkommen misst, lag im Jahr 2010 bei knapp 75% der Durchschnittserträge der letzten 10 Jahre. Und im Jahr 2011 sieht es leider (kein Wunder bei dem November-Wetter) auch nicht besser aus. Deshalb liebe Gemeinderechner: Macht bei Euren Kalkulationen lieber mal einen ordentlichen Sicherheitsabschlag. Bei manchen Projekten werden die Verpächter im kommenden Jahr froh sein, wenn die „Windmüller“ nach Abzug Ihrer Zins- und Tilgungsleistungen noch in der Lage sind, ihren Pachtverpflichtungen nachzukommen. Von Gewerbesteuerzahlungen (die ja nur anfallen, wenn auch ein Gewinn gemacht wird) ganz zu schweigen. Und den geplanten „Bürgerwindrädern“ sehe ich mit höchst gemischten Gefühlen entgegen, wenn man nur mal bedenkt, mit welcher „Begeisterung“ die Leute sich momentan um Aktien reißen. So ein „Bürgerwindrad“ ist nämlich alles andere als ein sicherer Sparbrief mit 5% Zinsen, sondern eine unternehmerische Beteiligung mit allen Chancen und Risiken, die so ein Investment bietet. Aber die ganze Entwicklung hat nicht nur Schattenseiten. Die Grundlagen für die Planung der zahlreichen Anlagen, die in den kommenden Jahren in Hessen entstehen sollen, werden sicherlich konservativer ausgerichtet sein, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Und mit einer Vergütung von knapp 9 Cent pro Kilowattstunde (KWH) erzeugtem Strom, ist die Windkraft diejenige Anlageform, die den Verbraucher am wenigsten belastet. Windkraft wird in ein paar Jahren definitiv auch ohne Einspeisegesetz rentabel sein, weil die Strompreise dann oberhalb der derzeitigen Vergütung von 9 Cent pro KWH liegen werden. Das lässt mich im Übrigen auch bei bestehenden Wind-Investments trotz schlechter Ertragszahlen relativ entspannt aus dem Fenster schauen. Aber man darf den entscheidenden Grundsatz niemals vergessen: Das beste Windrad nützt nichts, wenn es am falschen Platz steht. Ich wundere mich täglich, wo überall in unserer Gegend jetzt auf einmal Windräder gebaut werden sollen, wo doch ein simpler Blick auf die Karte zeigt, dass es mit der Windhäufigkeit an vielen Plätzen nicht weit her ist. So lang die Gesichter derzeit bei den Windkraftinvestoren sind, so breit fühlt sich momentan das Grinsen bei allen Investoren im Solarbereich an. Trotz eines mehr oder weniger mäßigen Sommers liefern Solaranlagen auch in diesem Jahr wieder überdurchschnittliche Erträge ab. Allerdings muss man hierbei ganz klar sagen: Ohne ein Einspeisegesetz, dass den Solarstromerzeugern ca. 30 Cent pro KWH produziertem Strom garantiert (also das 3-fache wie bei der Windkraft), würde keine einzige Solaranlage in Deutschland rentabel sein. Das Zusammenspiel zwischen Wind- und Solarinvestoren zeigt aber in sehr anschaulicher Form ein Erfolgsrezept, dass Investoren in der heutigen Zeit um so mehr beachten sollten. Genauso wie man früher (was auch heute noch gilt) bei Immobilien gesagt hat: Lage ! Lage ! Lage!, gilt in der heutigen Zeit (wo nichts mehr sicher ist und alles in Frage gestellt wird) für den Anleger der Grundsatz: Streuung ! Streuung ! Streuung !