Archiv für Juli 2010

„Zillmer in den Zoo“

29 Juli 2010

„Schlechte Noten für Bankberatung“ titelten mehrere Zeitungen in der vergangenen Woche als die Stiftung Warentest zum „gefühlten 27. Mal“ in den vergangenen 2 Jahren die Qualität der Bankberatung unter die Lupe nahm.

Mit der Nassauischen Sparkasse und der Voba Mittelhessen befanden sich auch 2 Institute aus der Region unter den Prügelknaben, denen das Ergebnis mit der Note „mangelhaft“ um die Ohren geschlagen wurde.

Bevor sich jedoch beim Rest Schadenfreude breit macht, sollten sich alle Beteiligten mal Gedanken darüber machen, warum solche Tests überhaupt durchgeführt werden und welche Interessen dahinter stecken.

In meinen Augen verdienen die Tester selbst die Note 6. Ich halte es für äußerst unfair und unseriös, wenn Ergebnisse aus solchen „Tests“ in derart reißerischer Aufmachung nicht nur den Weg in die Fachpresse, sondern auch in die „normalen“ Tageszeitungen finden.

Wie auch im Sport, gibt es in jeder „Bank-Mannschaft“ gute und schlechte Spieler und es findet sich auch in jedem Team ein Rüpel, der den Gegner (in diesem Fall den Kunden) abgrätscht. Aufgrund einer Umfrage zu beurteilen, die Bank X berät gut und die Bank Y  berät schlecht, hängt doch in erster Linie davon ab, an welchen Mitarbeiter man gerät und dann zählt natürlich auch noch dessen Tagesform.

Ich will das hier auf gar keinem Fall schönreden, aber unser Finanzsystem benötigt nicht nur besser ausgebildete Berater, sondern auch besser vorbereitete Kunden.  Wie bereits mehrfach an dieser Stelle erläutert, fehlt den meisten Anlegern die Fähigkeit die eigene Position im Dreieck „Sicherheit-Liquidität-Rendite“ zu definieren. Da kann dann auch der beste Berater nichts ausrichten und da helfen auch keine Anlageprotokolle und sonstigen Schikanen, die sich irgendwelche Politiker im Verbraucherschutzministerium fernab von jeglicher Realität ständig neu ausdenken.

Die Initiative des „Bundesverbands Investment und Asset Management“  (BVI) in den Schulen für mehr Aufklärung im Bereich „Finanzwissen“ zu sorgen ist sicherlich ein begrüßenswerter Schritt in die richtige Richtung.

Intensive Aufklärungsarbeit ist insbesondere bei der weit vorherrschenden Meinung nötig, dass Finanzberatung in Deutschland nichts kostet. Gibt es in diesem Land etwa einen Friseur, der Ihnen kostenlos die Haare schneidet oder eine Autowerkstatt, die Ihnen umsonst das Auto repariert ?

Im Finanzsektor ist es so, daß sich dieser Bereich traditionell über Provisionen finanziert. Insgesamt gibt es 4 verschiedene Modelle, die man am Markt findet.

a)    Der Berater erhält einen gewissen Prozentsatz (0,5% – 2%) des angelegten Vermögens p.a.

b)    Der Berater erhält einen gewissen Prozentsatz (0,5% –  5%) des angelegten Vermögens einmalig.

c)    Der Berater erhält einen prozentualen Anteil (5-20%) am Gewinn, den der Anleger macht.

In der Praxis findet man oft auch eine Kombination dieser 3 Modelle.

Am weitesten verbreitet sind allerdings sogenannte „gezillmerte“ Modelle (benannt nach dem deutschen Mathematiker August Zillmer), wo der Kunde sich verpflichtet einen monatlichen Sparbetrag über 10,20 oder gar 30 Jahre einzuzahlen und die Provision dann auf das sogenannte „Sparziel“ in einer Summe zu Beginn vergütet wird. In meinen Augen ist diese ganze „gezillmerte Scheiße“ ein Hauptgrund für die kollektive Fehlberatung die Verbraucherschützer im Finanzsektor immer wieder anprangern

Ein Verbot von „gezillmerten“ Produkten würde meiner Meinung nach eine erhebliche Qualitätsverbesserung der Anlageberatung nach sich ziehen.

Das Problem dabei ist nur, dass sich dann 50% aller Finanzberater einen neuen Job suchen müssen und 50% der Bankfilialen schließen müssen, weil Sie zu wenig Kapital verwalten um mit den unter a) – c) genannten Vergütungssystemen ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Aber vielleicht sind es auch genau diese 50%, die der Markt eigentlich nicht braucht…

…und die Stiftung Warentest kann sich dann in aller Ruhe ihrem ursprünglichen Kerngeschäft (Kühlschränke, Fahrräder und Bleistifte ) widmen.

Wohin mit „Paul“? Börse oder Casino?

19 Juli 2010

Nachdem das „Tintenfisch-Orakel“ namens „Paul“ auch bei den beiden letzten WM-Spielen den richtigen Sieger vorhergesagt oder besser gesagt, die richtige Muschel aufgegessen hatte, stürzte dies den englischen Statistik-Professor David Spiegelhalter von der altehrwürdigen Universität in Cambridge in tiefe Depression.

„Diese Krake ist dabei mein Lebenswerk zu zerstören“ wird der Zahlenexperte in der „Times“ zitiert. Aber mal ganz der Reihe nach:

Die Wahrscheinlichkeit von 8 Spielen in Folge den Sieger richtig vorherzusagen liegt mathematisch exakt bei 0,39%, d.h. durchschnittlich schafft man das in knapp 4 von 1.000 Versuchen. Auch wenn man gar keine Ahnung vom Fussball hat, wovon man im Fall „Paul“ – seine Fans mögen mir das verzeihen – allerdings zu 100% von ausgehen kann.

Wenn man allerdings die theoretische Möglichkeit des Remis noch einpreist, wird die Wahrscheinlichkeit 8 Treffer hintereinander zu erzielen, deutlich nach unten korrigiert.

Von den insgesamt 64 WM-Spielen stand es bei 17 Spielen nach 90 Minuten unentschieden, d.h. knapp 26% oder mehr als jedes 4. Spiel fand (zumindestens in den Gruppenspielen) keinen Sieger. Berücksichtigt man diesen Faktor noch bei der Trefferwahrscheinlichkeit sinkt diese auf 0,034%, d.h. in 10.000 Fällen passiert das 3-4 Mal.

Das ist dann in der Tat ein sensationelles, aber eben kein unmögliches Ergebnis und schon gar kein Grund sich als Statistik-Professor einen neuen Job zu suchen.

Und letztendlich ist die Einpreisung einer niedrigen, aber dennoch möglichen Wahrscheinlichkeit, der Grund dafür, daß wir alle möglichst einer geregelten Arbeit nachgehen sollten, denn sonst könnte man ja mit der alten „Ich setz auf Schwarz und wenn Rot kommt, verdopple ich meinen Einsatz“-Taktik sämtliche Casinos dieser Welt sprengen.

Wie sagte schon der legendäre Trainerfuchs Sepp Herberger: „Die Leute gehen zum Fussball, weil Sie nicht wissen, wie es ausgeht.“ und jeden Tag gibt es auf der ganzen Welt zig Leute, die desillusioniert ein Casino verlassen, weil die Serie gegen Sie einfach so lange gedauert hat, bis der letzte Schein auf dem Spieltisch lag.

Aber ich kann dem Statistik-Professor aus dem Mutterland des Fussballs auch etwas Positives mit auf den Weg geben. Sein Job ist nämlich für Leute, die sich mit Geldanlagen beschäftigen, Gold wert. „Paul“ hat nämlich im Prinzip bei jedem Tipp „alles oder nichts“ gespielt, eine Strategie, die bei einer vernünftigen Geldanlage nichts zu suchen hat.

Wenn ich nämlich 100% verloren habe, habe ich sämtliche Gewinnchancen für immer und ewig hinter mir gelassen und selbst bei 50% Verlust braucht man schon eine Verdopplung seines Kapitals, um den ursprünglichen Einsatz wieder zu erreichen.

Bei allem was sich abseits von Festzinsanlagen bewegt (und da gibt es leider derzeit nur Minizinsen), ist die richtige Analyse von Eintrittswahrscheinlichkeiten der Schlüssel zum Erfolg.

Was ist besser ? 90%-ige Wahrscheinlichkeit 6% Ertrag im Jahr zu erzielen oder mit einer 100%-igen Wahrscheinlichkeit sich mit 2% p.a zufrieden zu geben, oder lieber eine 20%-ige Wahrscheinlichkeit 15% p.a. zu erzielen aber gleichzeitig eine 15%-ige Wahrscheinlichkeit des Totalverlusts ?

Die richtige Balance aus Chance und Risiko zu finden, ist in der heutigen Zeit, auch für sogenannte „Finanzexperten“ manchmal gar nicht so leicht. Aber die Wahrscheinlichkeitsrechnung hilft dabei, weil Sie vor falschen Emotionen wie Angst und Gier schützt. Gerade, wenn man sich der heutigen Zeit Anlageergebnisse der letzten 10 Jahre anschaut. Mit Gold konnte man 15% p.a. verdienen, mit DAX-Aktien hat man 1% p.a. draufgelegt. Ist es per Stand heute eine gute Idee Gold zu kaufen ?

Bevor wir jetzt den „Paul“ belästigen und ihn zwischen DAX und Gold entscheiden lassen…das letzte Mal hatten Aktien solche schlechten 10 Jahres-Werte im Sommer 1982. Vielleicht weiß ja der ein oder andere noch, was danach passiert ist…

Deutschland ist (Export)-Weltmeister

12 Juli 2010

Die Schlacht ist geschlagen oder wie es der legendäre deutsche Rundfunkreporter Herbert Zimmermann kurz und treffend ins Mikrofon schrie „Aus, aus, aus. Das Spiel ist aus“ Allerdings fehlte dieses Mal (leider) der Zusatz „Deutschland ist Weltmeister“ oder zu mindestens im Finale.

Unterlegen gegen eine spanische Mannschaft, die von allen Experten als der verdiente Sieger gesehen wurde. Für mich bleiben danach vor allem 2 Fragen offen:

  1. Wie wäre das Spiel mit Müller (und Ballack) gelaufen ? (Die gleiche Frage haben wir uns ja schon vor 4 Jahren mit der Personalie „Frings“ gestellt) und
  2. Wie haben es die Spanier geschafft, dass sich der Spieler „Gomez“ unerkannt mit einem weißen Trikot auf die deutsche Bank schmuggeln konnte ?

Zu allem Übel hat unser Bundestrainer den dann auch noch eingewechselt,  sodaß wir in der letzten Viertelstunde praktisch 10 gegen 12 spielen mussten.

Im Gegensatz zu den „Hurra-Spielen“ gegen England und Argentinien war das Spiel gegen Spanien wohl eher nur für Taktik-Freaks ein optischer Leckerbissen. Das sieht man aber leider nur aus dem Blickwinkel hinter dem Tor und nicht (wie im TV), wenn man auf Höhe der Mittellinie sitzt. Die obligatorische Telefonkonferenz mit diversen Experten zur Halbzeit (unter anderem war da auch Reporter-Legende „Töppi“ zugeschaltet) brachte unisono die Erkenntnis „Wer den ersten Fehler macht, verliert das Spiel“. Und so war‘s dann auch.

Jetzt heißt es Espana gegen Oranje und die holländischen Kinder werden froh sein, daß der Kelch des möglichen Endspielgegners Deutschland an ihnen vorbei gegangen ist. Sie wissen ja sicherlich, warum die heute so etwa 40-jährigen  Holländer alle so lange Ohren haben…

Für uns ist die WM jedenfalls vorbei (im Spiel um Platz 3 geht’s nur noch um die „Ananas“) und wir können uns wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen.

Am 20. August spielt Bayern gegen Wolfsburg und einen Tag später folgen die Duelle HSV-Schalke, Hannover-Eintracht und Gladbach gegen den „Club“ J

Das Leben geht auch nach der WM weiter und da sehen die Perspektiven für Deutschland deutlich besser aus als für Spanien. Die in dieser Woche veröffentlichten Exportzahlen der deutschen Wirtschaft, die im WM-Trubel kaum jemand zur Notiz genommen hat, sprechen eine deutliche Sprache.

Ein Plus von 9,2% gegenüber dem Vormonat und ein deutliches Plus von 28% gegenüber dem Mai 2009 zeigen eindrucksvoll, daß die zuletzt gesehene Euro-Schwäche nicht nur Nachteile hat. Gepaart mit den immer noch sehr, sehr niedrigen Zinsen haben wir eine historische Chance die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und damit auch den öffentlichen Kassen die dringend geforderte Entlastung zu bieten.

Die Rechnung ist ganz einfach: 500.000 Arbeitslose kosten den Staat bei durchschnittlich 1.200 € monatlicher Zuwendung 600 Mio € monatlich, macht 7,2 Mrd € pro Jahr. Das ist aber nur die halbe Miete. Haben diese 500.000 Leute nämlich einen Job und verdienen im Durchschnitt geschätzte 30.000 € brutto pro Jahr, hat der Staat nicht nur 7,2 Milliarden Unterstützung gespart, sondern erhält obendrein auch noch jeweils 3 Mrd. € von Arbeitnehmern und Arbeitgebern für die Sozialkassen. Und ein paar Steuern, müssen die neuen Mitglieder, die wir dann unter den Erwerbstätigen begrüßen dürfen, ja auch noch bezahlen.

Wir müssen uns definitiv mit dieser Art von Berechnungen auseinandersetzen, weil wir nicht mehr aus dem Pott herausholen können, als drin ist. Und wenn sich einige unserer südlichen Nachbarn ein Beispiel an der taktischen Disziplin der spanischen Fussballer nehmen, dann sollte die „Lokomotive“ Deutschland dazu in der Lage sein, den EU-Zug  wieder in die richtige Spur zu bringen.

Um nochmal zurück auf den Fussball zu kommen: Wenn ich mir die Alters-Struktur der deutschen Mannschaft so anschaue, dann kommt unsere große Zeit in 4 Jahren.

Dann feiern wir den WM-Titel nicht am Kap, sondern an der Copacabana. Und mit einem DAX von 12.000 Punkten im Rücken lässt sich das Feiern dann auch viel entspannter angehen…

Max Stillger’s WM Tagebuch

6 Juli 2010

„Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“ definierte einst Andi „Heintje“ Möller seine Zukunftspläne. Abgewandelt auf die weiteren Pläne der deutschen Mannschaft in dieser Woche kann das Motto nur lauten „Uruguay oder Holland, egal die hauen wir weg“. Und die einzigen vor denen wir Angst haben müssen (sie wissen schon: Die mit die blaue Trikots) haben sich schon nach der Vorrunde verabschiedet.

Auch die Wettbüros haben die deutsche Mannschaft mittlerweile zum Favoriten erkoren.

Bei einem Auszahlungskurs von 100 € für den Weltmeister muss man für Deutschland 38 €, für Holland und Spanien jeweils 25 € und für Uruguay 12 € auf den Tisch des Hauses legen.

Mit insgesamt 8 erzielten Toren und 2 deutlichen Siegen gegen die (vermeintlichen) Mit- oder Geheimfavoriten aus England und Argentinien hat die deutsche Elf in der Tat 2 Duftmarken gesetzt, die der verbleibenden Konkurrenz in diesem Turnier deutlichen Respekt eingeflösst haben.

"Fussballexperten" aus dem Kreis Limburg beim WM-Endspiel 2002: Deutschland-Brasilien

"Fussballexperten" aus dem Kreis Limburg beim WM-Endspiel 2002: Deutschland-Brasilien

Für eine Fortsetzung dieses „Laufs“ spricht auch die Tatsache, daß wir uns mit der 0:1 Niederlage gegen Serbien auch schon das obligatorische „Gurkenspiel“ abgeholt haben, das jede Mannschaft im Verlauf eines solchen Turniers abliefert.

Dann wird sich nach dem Halbfinale wohl hoffentlich die bereits letzte Woche gestellte Frage erneut wiederholen: „Geht’s jetzt runter nach Südafrika ?“

Dazu muss der Leser natürlich wissen, daß es bereits vor 8 Jahren 4 positiv „bekloppte“ Fussballexperten aus dem Kreis Limburg gab, die zum damaligen WM-Endspiel Deutschland-Brasilien mal eben schnell für ein Wochenende rüber nach Tokio gejettet sind. Obwohl wir den Marketing-Chef der Bitburger Brauerei mit am Start hatten, ging dann bereits auf dem Hinflug mitten über Sibirien der Biervorrat an Bord zu Ende. Weitere Auskünfte werden nur auf Anfrage erteilt…auf alle Fälle ein grandioses Erlebnis.

Aber die beigefügten Bilder zeigen, dass die Beteiligten bis zum Anpfiff des großen Spiels dann wieder im Vollbesitz Ihrer geistigen und körperlichen Kräfte waren 🙂

"Fussballexperten" aus dem Kreis Limburg beim WM-Endspiel 2002: Deutschland-Brasilien

"Fussballexperten" aus dem Kreis Limburg beim WM-Endspiel 2002: Deutschland-Brasilien

Für alle Daheimgebliebenen bleibt natürlich die Möglichkeit sich an einem der „Public-Viewing“ Standorte in die nötige WM-Stimmung zu versetzen.

Insbesondere die aktuelle Wettersituation bietet da optimale Voraussetzungen für 2 Mega-Parties im Zentrum von Limburg.

Da müssen wir uns in Johannesburg am Sonntag sicherlich dicker anziehen…

Ein Drittel mehr oder ein Viertel weniger?

5 Juli 2010

„Volltreffer zur WM, 3,25% für 7 Jahre, begrenztes Kontingent, Angebot gültig bis zum Finale.“ Diese Anzeige blinkte mir letzte Woche in einer regionalen Tageszeitung entgegen und auf den ersten Blick dachte ich „Jo is denn heut scho Weihnachten“.

Angesichts eines Zinsniveaus von knapp 2,5% für Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit ist 0,75% mehr (pro Jahr) auf den ersten Blick zwar absolut gesehen nicht viel, aber in Relation zum insgesamt niedrigen Zinsniveau ist das ein gutes Drittel mehr.

Da aber meine Oma mir schon immer gesagt hat, „Bub, es wird nix verschenkt auf der Welt“ ist mir bei näherem Hinsehen, dann ein keines Sternchen in der Anzeige aufgefallen, was dann – gekoppelt mit den aktuellen Temperaturen – zu der Erkenntnis geführt hat, dass wir momentan von Weihnachten doch relativ weit entfernt sind.

Im Kleingedruckten steht dann nämlich sinngemäß „Das Kapital des Anlegers wird im Falle der Insolvenz der Bank/Sparkasse erst nach Befriedigung aller nicht nachrangigen Gläubiger zurückerstattet.“

Ich will hier auf keinem Fall den Teufel an die Wand malen und ich bin fest davon überzeugt, daß wir in den nächsten 20-30 Jahren nicht mehr in die Situation, wie am 5. Oktober 2008 kommen, als unsere Bundeskanzlerin mit Schweißperlen auf der Stirn neben einem leichenblassen Finanzminister vor zahlreichen Fernsehkameras die legendären Worte aussprach: „Herr Steinbrück und ich sind heute hierher gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß Ihre Sparguthaben sicher sind und die Bundesregierung sich dafür verbürgt.“

Aber wenn es dann doch so kommen sollte (und die Leute, die in der heutigen Zeit ein Festgeld für 0,8% machen, bzw. 5-jährige Bundesanleihen für 2% Rendite p.a. kaufen, sind ja gerade von dieser Angst getrieben), dann lohnt es sich mal nachzuschauen, wie sich denn diese „Nachrangpapiere“ in der Krisenzeit verhalten haben. Diese Art von Anlagen sind nämlich nicht neu, sondern die hat es schon immer gegeben und die waren in der Regel mit einem leicht höheren Zins ausgestattet als erstrangige Anleihen.

Im Prinzip ist das genauso wie bei einer Baufinanzierung, wo Sie auch im 2. Rang einen höheren Zins bezahlen müssen, als wenn Sie den 1. Rang als Sicherheit anbieten können.

Um es kurz und schmerzlich zu machen: Papiere dieser Art haben sich im 4. Quartal 2008 teilweise im Kurs mehr als halbiert.

Was aber in Einzelfällen zu beobachten und in meinen Augen noch viel bemerkenswerter ist, ist die Tatsache, dass viele dieser Papiere bei weitem noch nicht wieder den Kurs erreicht haben, bei dem mit der Lehman-Pleite 2008 die weltweite Vertrauenskrise anfing.

Der Anlage-Profi findet heute auf dem Kurszettel Hunderte von „Nachranganleihen“, die er über die Börse kaufen kann und die im Einzelfall Renditen von 5-6% p.a. (oder bei „Banken 2.Klasse“ sogar noch mehr) abwerfen.

Und mit diesem Hintergrund sind die 3,25% p.a dann eben kein „Schnäppchen“ sondern der Anleger stellt sich dann auf eine Stufe mit unserem Altinternationalen Horst Szymaniak, der in den 60er Jahren seine Gehaltsforderungen nach dem Motto definierte: „ein Drittel mehr reicht mir nicht, ich will ein Viertel.“

Deshalb gibt es heute die Berufsgruppe „Spielerberater“ und auch der Kapital-Anleger ist gut beraten sich nicht auf das erstbeste Angebot zu stürzen, sondern auch einen Blick auf den Text unter dem Sternchen zu werfen.

Oder aber er sucht sich genau wie der Fußballprofi einen guten Berater, der für ihn den Markt sondiert. Dass der definitiv leichter zu finden ist, als ein guter Spielerberater steht für mich außer Zweifel.

Da sich die Mehrzahl der Deutschen aber derzeit eher für Handy-Tarife, als für Kapital-Anlagen interessiert (nachzulesen in einer aktuell veröffentlichen Studie einer großen Investmentgesellschaft), wird es auch in der Zukunft leider immer wieder Fälle geben, wo sich die Erwartungen des Anlegers (mangels Wissen) nicht erfüllen werden. Die Zeiten, wo es „sichere“ 3-4% bei jederzeitiger Verfügbarkeit gab, sind (per Stand heute) jedenfalls vorbei. Das muss jeder (notfalls zwischen 2 Telefonaten)

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Max Stillger’s WM Tagebuch „Kapstadt oder Limburg ?“

3 Juli 2010

Mit den „gefühlten Endspielen“ Brasilien – Holland und Deutschland – Argentinien geht die WM an diesem Wochenende mit den Viertelfinalspielen in die ganz heiße Phase.

Die Situation „heiße Phase“ stellt natürlich gleichzeitig die wenigen Edelfans aus der Region Limburg vor die Frage: „Machen wir runter oder schauen wir uns das Spiel in heimatlichen Gefilden an ?“.

Nachdem sich die Wetterbedingungen hier endlich mal dem Kalender angepasst haben (für Samstag zeigt das i-Phone in Limburg 35° an) fällt es natürlich umso schwerer sich von hier in den südafrikanischen „Winter“ zu verabschieden.

Auf der anderen Seite lockt natürlich der Spielort Kapstadt (neben Sydney die einzige Metropole der südlichen Halbkugel mit mediterranem Flair, wo die Amtssprache Englisch ist) und es wäre sicherlich reizvoll einen deutschen Sieg gegen die Gauchos anschließend in den Kneipen an der Waterfront bzw. im Herzen von Kapstadt in der Long-Street zu feiern.

Ein letzter Blick heute nacht auf die Flugangebote läßt dann das Pendel zugunsten von Limburg ausschlagen. Immer noch 3.000 € für ein Flugticket, was normalerweise für 600 € zu haben ist…da kann die Entscheidung nur lauten: Bei aller Euphorie treten wir zur Seite. Wir sind zwar fußballverrückt, aber nicht geisteskrank !

Verrückt war aber definitiv das, was sich am vergangenen Sonntag in Bloemfontaine beim Achtelfinale zwischen Deutschland und England abgespielt hat.

44 Jahre lang prallen Bälle von der Latte ins Feld zurück oder springen von der Unterkante ins Tor. Und dann wiederholt sich ausgerechnet beim Spiel der damaligen Gegner England und Deutschland die Szene dahingehend, daß der Ball, allen physikalischen Gegebenheiten zum Trotz von der Latte senkrecht Richtung Torlinie abprallt. Im Gegensatz zur WM 1966 sind die technischen Hilfsmittel heute so ausgereift, daß man spätestens in der ersten Wiederholung sehen konnte „Der Ball war klar drin.“

Aber das nutzte den Engländern nichts und die unanfechtbare Tatsachenentscheidung von Schiedsrichter Larionda aus Uruguay lautete „weiterspielen, kein Tor !“ Und genauso wie 1966 (Tor und der Ball war nicht drin) heißt es jetzt in abgewandelter Fom kein Tor, aber jeder – außer dem Schiri – hat gesehen, dass der Ball drin war.

Aber macht nichts, dann sind wir jetzt halt Quitt mit den Engländern und (müßig darüber zu diskutieren) das, was der Ball jetzt „mehr drin war, als er es 1966 nicht war“, waren schlichtweg Zinsen für die vergangen 44 Jahre.