Archiv für 12 Juli 2010

Deutschland ist (Export)-Weltmeister

12 Juli 2010

Die Schlacht ist geschlagen oder wie es der legendäre deutsche Rundfunkreporter Herbert Zimmermann kurz und treffend ins Mikrofon schrie „Aus, aus, aus. Das Spiel ist aus“ Allerdings fehlte dieses Mal (leider) der Zusatz „Deutschland ist Weltmeister“ oder zu mindestens im Finale.

Unterlegen gegen eine spanische Mannschaft, die von allen Experten als der verdiente Sieger gesehen wurde. Für mich bleiben danach vor allem 2 Fragen offen:

  1. Wie wäre das Spiel mit Müller (und Ballack) gelaufen ? (Die gleiche Frage haben wir uns ja schon vor 4 Jahren mit der Personalie „Frings“ gestellt) und
  2. Wie haben es die Spanier geschafft, dass sich der Spieler „Gomez“ unerkannt mit einem weißen Trikot auf die deutsche Bank schmuggeln konnte ?

Zu allem Übel hat unser Bundestrainer den dann auch noch eingewechselt,  sodaß wir in der letzten Viertelstunde praktisch 10 gegen 12 spielen mussten.

Im Gegensatz zu den „Hurra-Spielen“ gegen England und Argentinien war das Spiel gegen Spanien wohl eher nur für Taktik-Freaks ein optischer Leckerbissen. Das sieht man aber leider nur aus dem Blickwinkel hinter dem Tor und nicht (wie im TV), wenn man auf Höhe der Mittellinie sitzt. Die obligatorische Telefonkonferenz mit diversen Experten zur Halbzeit (unter anderem war da auch Reporter-Legende „Töppi“ zugeschaltet) brachte unisono die Erkenntnis „Wer den ersten Fehler macht, verliert das Spiel“. Und so war‘s dann auch.

Jetzt heißt es Espana gegen Oranje und die holländischen Kinder werden froh sein, daß der Kelch des möglichen Endspielgegners Deutschland an ihnen vorbei gegangen ist. Sie wissen ja sicherlich, warum die heute so etwa 40-jährigen  Holländer alle so lange Ohren haben…

Für uns ist die WM jedenfalls vorbei (im Spiel um Platz 3 geht’s nur noch um die „Ananas“) und wir können uns wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen.

Am 20. August spielt Bayern gegen Wolfsburg und einen Tag später folgen die Duelle HSV-Schalke, Hannover-Eintracht und Gladbach gegen den „Club“ J

Das Leben geht auch nach der WM weiter und da sehen die Perspektiven für Deutschland deutlich besser aus als für Spanien. Die in dieser Woche veröffentlichten Exportzahlen der deutschen Wirtschaft, die im WM-Trubel kaum jemand zur Notiz genommen hat, sprechen eine deutliche Sprache.

Ein Plus von 9,2% gegenüber dem Vormonat und ein deutliches Plus von 28% gegenüber dem Mai 2009 zeigen eindrucksvoll, daß die zuletzt gesehene Euro-Schwäche nicht nur Nachteile hat. Gepaart mit den immer noch sehr, sehr niedrigen Zinsen haben wir eine historische Chance die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und damit auch den öffentlichen Kassen die dringend geforderte Entlastung zu bieten.

Die Rechnung ist ganz einfach: 500.000 Arbeitslose kosten den Staat bei durchschnittlich 1.200 € monatlicher Zuwendung 600 Mio € monatlich, macht 7,2 Mrd € pro Jahr. Das ist aber nur die halbe Miete. Haben diese 500.000 Leute nämlich einen Job und verdienen im Durchschnitt geschätzte 30.000 € brutto pro Jahr, hat der Staat nicht nur 7,2 Milliarden Unterstützung gespart, sondern erhält obendrein auch noch jeweils 3 Mrd. € von Arbeitnehmern und Arbeitgebern für die Sozialkassen. Und ein paar Steuern, müssen die neuen Mitglieder, die wir dann unter den Erwerbstätigen begrüßen dürfen, ja auch noch bezahlen.

Wir müssen uns definitiv mit dieser Art von Berechnungen auseinandersetzen, weil wir nicht mehr aus dem Pott herausholen können, als drin ist. Und wenn sich einige unserer südlichen Nachbarn ein Beispiel an der taktischen Disziplin der spanischen Fussballer nehmen, dann sollte die „Lokomotive“ Deutschland dazu in der Lage sein, den EU-Zug  wieder in die richtige Spur zu bringen.

Um nochmal zurück auf den Fussball zu kommen: Wenn ich mir die Alters-Struktur der deutschen Mannschaft so anschaue, dann kommt unsere große Zeit in 4 Jahren.

Dann feiern wir den WM-Titel nicht am Kap, sondern an der Copacabana. Und mit einem DAX von 12.000 Punkten im Rücken lässt sich das Feiern dann auch viel entspannter angehen…