Archiv für Juni 2010

Max Stillger’s WM Tagebuch „Der Blutdruck steigt…“

22 Juni 2010

Nachdem jetzt alle Mannschaften 2 Spiele absolviert haben, stehen wir vor einer inflationären Zahl von sogenannten „Schicksalsspielen“.

Die deutsche Mannschaft, der nur ein Sieg gegen Ghana das Weiterkommen (ohne fremde Hilfe) beschert, befindet sich in allerbester Gesellschaft.

Italien, England, Spanien stehen ebenso unter Zugzwang und der „Sauhaufen“ Frankreich ist selbst bei einem Sieg gegen Südafrika, darauf angewiesen, daß sich Mexiko und Uruguay nicht zu einem „Friedenspakt“ verabreden.

Lediglich die Brasilianer, Argentinier und Holländer können es etwas gemächlich angehen lassen, wobei dann aber spätestens ab dem Achtelfinale auch bei denen „Schluss mit lustig“ ist, weil dann werden alle Karten neu gemischt.

Und es wäre nicht das erste Mal, dass dann ein Team Weltmeister wird, was sich mühsam durch die Vorrunde gequält hat.

Der große Verlierer der ersten beiden Runden sind die afrikanischen Mannschaften. Kamerun definitiv ausgeschieden, Südafrika, Nigeria und die Elfenbeinküste sind nach menschlichem Ermessen ebenfalls draußen und auch Algerien hat von allen Teams in seiner Gruppe die schlechteste Ausgangsposition.

Bleibt Ghana, aber auch da bin ich überzeugt, daß die „Black Stars“ am Mittwochabend ihre Koffer packen können.

Für zahlreichen Diskussionsstoff sorgen wieder einmal die Schiedsrichter.

Bei allem Verständnis für Entwicklungshilfe im Fussball. Aber wir befinden uns hier nicht auf einem Bürgerturnier, sondern bei einer Fussball-Weltmeisterschaft und da müssen gerade in der verantwortungsvollen Position des Referees die Besten der Besten ran. Nur damit die „Kontinentalquote“ stimmt, tauchen dann auf einmal „Schwarzkittel“ von den Seychellen, aus Usbekistan, Malaysia oder aus Saudi-Arabien auf.

14 gelbe und 1 Rote Karte in 2 Spielen eines gewissen Herrn Khalil Ibrahim Al Ghamdi sprechen eine Sprache für sich. Da wird er nur noch von Senor Alberto Undiano Mallenco (sie wissen schon, der aus dem Serbien-Spiel) übertroffen, der es auf 9 mal gelb und 1mal Gelb-Rot in nur einem Spiel brachte.

Durch wildes Kartenwedeln verschaffe ich mir bei einem „abgewichsten“ Profi aus der Premier-League, Bundesliga oder der Primera Division(die wir ja in fast jedem Team finden) keinen Respekt.

Der ehemalige Weltschiedsrichter Markus Merk hat dieser Tage in einem Interview harte Kritik am Auswahlverfahren der FIFA geübt. In meinen Augen völlig zurecht, aber wieder einmal stösst dieser gut gemeinte Ansatz bei den Verantwortlichen auf taube Ohren.

Der Schiedsrichter-Obmann der FIFA, José María García-Aranda wird zitiert: „Wir haben bisher exzellente Schiedsrichterleistungen gesehen“.

Herr Garcia-Aranda, da bin ich froh, daß wenigstens Sie uns mit Ihrem genialen Sehvermögen als Schiedsrichter erspart bleiben.

Das ist halt die alte Krankheit der „schwarzen Zunft“. Selbstkritik ist für diese Spezies genauso weit weg, wie für den Teufel das Weihwasser.

Nicht dass Sie mich falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Schiedsrichter, aber ich erlaube mir schlechte Schiris auch mal zu kritisieren. Und das Problem bei der ganzen Sache ist, daß die größten „Pfeifen“ auch meistens in Puncto Arroganz ganz weit vorne dabei sind. Und das sorgt dann bei allen Beteiligten (Spieler, Trainer, Zuschauer) oftmals für einen ungesund hohen Blutdruck.

Vor lauter „Schenne auf die Schiris“ hätte ich jetzt fast die Lösung der Quizfrage aus der letzte Folge vergessen.

Es wird gelost. Hoffentlich dann mit einem guten Notar an der Trommel.

Zum Schluss die Achtelfinal-Tipps, da geht die WM nämlich erst richtig los

Mexiko – Südkorea

Uruguay – Argentinien

England – Serbien

Deutschland – Slowenien

Holland – Italien

Paraguay – Dänemark

Brasilien – Schweiz

Portugal – Spanien

20 Spiele sind vorbei, die ersten Mannschaften der Gruppen A und B haben den 2. Spieltag hinter sich und für die „Équipe Tricolore“ ist das Turnier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach der Vorrunde beendet.

Neben dem Sieg der Schweizer über Spanien in der ersten Runde der Gruppe H (aber das werden die Spanier in den verbleibenden 2 Spielen noch richten) ist das die erste faustdicke Überraschung dieser Weltmeisterschaft.

Und in beiden Fällen liegt die Ursache beim Trainer. Über Ottmar Hitzfelds Qualitäten brauchen wir uns hier nicht groß auszulassen, die kennt jeder. Wobei die Schweizer mit jetzt 5 WM-Spielen in Folge ohne Gegentor über eine Abwehr verfügen, die alles andere als löchrig und definitiv dichter ist, als das zuletzt arg gerupfte Bankgeheimnis der Eidgenossen.

Die Franzosen dagegen haben mit Raymond Domenech einen  Teamchef, der in meinen Augen völlig zurecht, wohl von allen Trainern das schlechteste Standing in seinem Heimatland hat. Ich frage mich, was das Präsidium des französischen Fussballverbands „geritten hat“, diesen Mann nach der EM 2008 nicht nach Hause zu schicken. Stellen Sie sich mal vor: Die deutsche Mannschaft scheidet in der Vorrunde sang- und klanglos aus und der Yogi Löw sagt in der anschließenden Pressekonferenz: „Das ist mir alles relativ egal, heute ist ein schöner Tag und ich werde heut abend meine Freundin Katrin Müller-Hohenstein fragen, ob sie mich heiraten will“. So ist das sinngemäß bei den Franzosen 2008 abgelaufen. Und als Krönung des Ganzen hat er seine Freundin (eine Sportjournalistin) vorher noch einem seiner besten Spieler ausgespannt, den er dann anschließend nicht mehr aufgestellt hat. Ein absolutes „No-Go“ und deshalb tun mir die Franzosen da auch kein bißchen leid.

Die kurioseste Meldung der bisherigen WM kam aus Johannesburg, wo beim Spiel Holland – Dänemark 25 blonde Meisjes von Sicherheitskräften aus dem Stadion abgeführt wurden. Was hatten die gemacht ? Nichts, außer, daß sie mit orangefarbenen Shirts auf der Tribüne saßen. Ein Outfit, daß ja bei Holland-Spielen durchaus üblich ist. Die FIFA hatte allerdings Wind davon bekommen, daß die Mädels wohl von einer holländischen Brauerei gesponsert wurden, die dummerweise nicht „offizieller Fifa-Partner“ ist.

Meine Meinung hierzu: Die FIFA spielt sich im Umfeld der WM auf, wie die heilige Inquisition. Ich kann mich doch als Zuschauer in einem Stadion, wenn ich eine gültige Eintrittskarte habe, anziehen , wie ich will. Und wenn ich ein schönes T-Shirt habe, wo Pepsi-Cola drauf steht, können die mich nicht rausschmeissen nur weil der Konkurrent Coca-Cola offizieller Sponsor der Veranstaltung ist. Es wird höchste Zeit, daß da die nationalen Gerichtsbarkeiten den Vasallen vom „Kuvert-Seppi“, wie er von seinen Schweizer Landsleuten genannt wird, mal die Grenzen aufzeigen.

Seit Mittwoch befinde ich mich in Berlin und ich muss sagen: „Kein Vergleich zu 2006“. Hier und da sind in den Kneipen und Restaurants ein paar Fernseher aufgestellt, die dort wahrscheinlich im Normalfall nicht stehen, aber in der Stadt ist kaum etwas von der Stimmung zu spüren, wie sie im Jahr 2006 geherrscht hat. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Spiel der deutschen Mannschaft am morgigen Freitag.

Zu guter Letzt eine Preisfrage nach dem Motto „Kleine Regelkunde mit Max“, die sich aufgrund der Tabellensituation in der Gruppe F ergibt. Dort stehen nach dem ersten Spieltag alle 4 Mannschaften mit einem Punkt und 1:1 Toren an der Tabellenspitze. Was passiert, wenn in dieser Gruppe auch die restlichen 4 Spiele unentschieden ausgehen und nach Abschluss der Vorrunde haben alle 4 Mannschaften 3 Punkte und 3:3 Tore ?

Wird dann noch kurzfristig ein Elfmeterschiessen unter allen Mannschaften durchgeführt oder gibt es einen Losentscheid ? Oder was ganz anderes ?

Auflösung in der nächsten Folge…

Max Stillger’s WM Tagebuch: „Adieu, les Bleus“

21 Juni 2010

20 Spiele sind vorbei, die ersten Mannschaften der Gruppen A und B haben den 2. Spieltag hinter sich und für die „Équipe Tricolore“ ist das Turnier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach der Vorrunde beendet.

Neben dem Sieg der Schweizer über Spanien in der ersten Runde der Gruppe H (aber das werden die Spanier in den verbleibenden 2 Spielen noch richten) ist das die erste faustdicke Überraschung dieser Weltmeisterschaft.

Und in beiden Fällen liegt die Ursache beim Trainer. Über Ottmar Hitzfelds Qualitäten brauchen wir uns hier nicht groß auszulassen, die kennt jeder. Wobei die Schweizer mit jetzt 5 WM-Spielen in Folge ohne Gegentor über eine Abwehr verfügen, die alles andere als löchrig und definitiv dichter ist, als das zuletzt arg gerupfte Bankgeheimnis der Eidgenossen.

Die Franzosen dagegen haben mit Raymond Domenech einen  Teamchef, der in meinen Augen völlig zurecht, wohl von allen Trainern das schlechteste Standing in seinem Heimatland hat. Ich frage mich, was das Präsidium des französischen Fussballverbands „geritten hat“, diesen Mann nach der EM 2008 nicht nach Hause zu schicken. Stellen Sie sich mal vor: Die deutsche Mannschaft scheidet in der Vorrunde sang- und klanglos aus und der Yogi Löw sagt in der anschließenden Pressekonferenz: „Das ist mir alles relativ egal, heute ist ein schöner Tag und ich werde heut abend meine Freundin Katrin Müller-Hohenstein fragen, ob sie mich heiraten will“. So ist das sinngemäß bei den Franzosen 2008 abgelaufen. Und als Krönung des Ganzen hat er seine Freundin (eine Sportjournalistin) vorher noch einem seiner besten Spieler ausgespannt, den er dann anschließend nicht mehr aufgestellt hat. Ein absolutes „No-Go“ und deshalb tun mir die Franzosen da auch kein bißchen leid.

Die kurioseste Meldung der bisherigen WM kam aus Johannesburg, wo beim Spiel Holland – Dänemark 25 blonde Meisjes von Sicherheitskräften aus dem Stadion abgeführt wurden. Was hatten die gemacht ? Nichts, außer, daß sie mit orangefarbenen Shirts auf der Tribüne saßen. Ein Outfit, daß ja bei Holland-Spielen durchaus üblich ist. Die FIFA hatte allerdings Wind davon bekommen, daß die Mädels wohl von einer holländischen Brauerei gesponsert wurden, die dummerweise nicht „offizieller Fifa-Partner“ ist.

Meine Meinung hierzu: Die FIFA spielt sich im Umfeld der WM auf, wie die heilige Inquisition. Ich kann mich doch als Zuschauer in einem Stadion, wenn ich eine gültige Eintrittskarte habe, anziehen , wie ich will. Und wenn ich ein schönes T-Shirt habe, wo Pepsi-Cola drauf steht, können die mich nicht rausschmeissen nur weil der Konkurrent Coca-Cola offizieller Sponsor der Veranstaltung ist. Es wird höchste Zeit, daß da die nationalen Gerichtsbarkeiten den Vasallen vom „Kuvert-Seppi“, wie er von seinen Schweizer Landsleuten genannt wird, mal die Grenzen aufzeigen.

Seit Mittwoch befinde ich mich in Berlin und ich muss sagen: „Kein Vergleich zu 2006“. Hier und da sind in den Kneipen und Restaurants ein paar Fernseher aufgestellt, die dort wahrscheinlich im Normalfall nicht stehen, aber in der Stadt ist kaum etwas von der Stimmung zu spüren, wie sie im Jahr 2006 geherrscht hat. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Spiel der deutschen Mannschaft am morgigen Freitag.

Zu guter Letzt eine Preisfrage nach dem Motto „Kleine Regelkunde mit Max“, die sich aufgrund der Tabellensituation in der Gruppe F ergibt. Dort stehen nach dem ersten Spieltag alle 4 Mannschaften mit einem Punkt und 1:1 Toren an der Tabellenspitze. Was passiert, wenn in dieser Gruppe auch die restlichen 4 Spiele unentschieden ausgehen und nach Abschluss der Vorrunde haben alle 4 Mannschaften 3 Punkte und 3:3 Tore ?

Wird dann noch kurzfristig ein Elfmeterschiessen unter allen Mannschaften durchgeführt oder gibt es einen Losentscheid ? Oder was ganz anderes ?

Auflösung in der nächsten Folge…

Lieber arbeiten als sparen

21 Juni 2010

Das Wichtigste vorweg: Die aktuelle WM-Kolumne finden Sie während der Südafrika-Festspielwochen im Internet unter www.limburgweilburgerleben.de

Hier etwas über die WM zu schreiben, bedeutet, dass das aktuelle Geschehen, während diese Zeilen (i.d.R. am Mittwoch) geschrieben werden längst von zig neuen Eindrücken (z.B. eines erneut glanzvollen Auftritts der deutschen Mannschaft gegen Serbien) überholt worden sind. Und die Wertung „erneut glanzvoller Auftritt“ wäre dann nichts anderes als ein Tipp.

Da Fussballprognosen ungleich schwerer sind als Börsenprognosen, lassen wir das an der Stelle lieber und widmen uns auch in den kommenden Wochen weiterhin aktuellen Themen aus der Wirtschaft.

Das Thema „Sparpaket“ wird in den kommenden Wochen die Schlagzeilen abseits des Fussballs beherrschen und ich wage die Vorhersage, dass da während der WM noch die eine oder andere Maßnahme beschlossen wird, in der Hoffnung, dass das dann viele nicht mitbekommen.

Worum geht es denn im Kern ?

Die Deutschland AG mit CEO (Chief Executive Officer: Ein aus dem englischen in der Wirtschaftssprache immer öfter verwendeter Begriff, was auf deutsch „Chef“ und auf italienisch „Cheffe“ heißt)  Angela Merkel an der Spitze weist folgende Kennzahlen auf:

Schulden:                 1,8 Billionen Euro

Kosten 2010:          320 Milliarden Euro

Guthaben:                nicht bekannt

Einnahmen 2010:   nicht bekannt

Wenn Sie als Normalsterblicher zu Ihrer Bank gehen und mit diesen Rahmendaten um einen Kredit bitten, werden Sie mit der Bemerkung „machen Sie erst mal Ihre Hausaufgaben und liefern uns detailliertere Informationen“ nach Hause geschickt.

Allerdings ist die Guthabenseite der Deutschland AG (Pensionsverpflichtungen ausgenommen) deutlich höher als die Schuldenseite.

Neben der kompletten Infrastruktur im Land (Straßen, Schienen, öffentliche Gebäude), hält der Bund ja auch eine Vielzahl von Firmenbeteiligungen. So halten Bund und KFW z.B. zusammen noch knapp 32% an der Dt. Telekom.

Am Kapitalmarkt ist jedoch in den letzten Wochen etwas ganz seltsames passiert.

Die Leute rissen sich darum dem Staat Geld zu leihen und  Bundesanleihen gingen weg wie warme Semmeln, was dazu führte, daß die Deutschland AG ihren Kreditnehmern aktuell keine 5% Zinsen zahlen muss, wie in früheren Zeiten, sondern aktuell nur knapp 1-2%, je nachdem wie lange der Kreditvertrag läuft.

Eine (Fachjargon) „Haushaltskonsolidierung“ bedeutet nichts anderes, daß Massnahmen eingeleitet werden müssen, die mittelfristig dazu führen, dass die Einnahmen größer sind, als die Ausgaben.

Das geht auf 2 Wegen: Entweder die Ausgaben kürzen oder die Einnahmen steigern.

Am besten von beidem etwas.

Da die Einnahmen in erster Linie Steuern sind und diese von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängen, kann es keine seriöse Vorhersage geben, wie hoch diese denn in 2010 ausfallen.

Deshalb konzentriert sich die Diskussion mehr auf das Thema „Ausgaben kürzen“, wobei das in meinen Augen zwar ebenfalls wichtig und notwendig ist, aber wer glaubt den ganzen Karren mit weniger Ausgaben aus dem Dreck zu ziehen, ist auf dem Holzweg.

Nicht zuletzt gibt es auch das geflügelte Wort „man kann sich auch totsparen“.

Außerdem bedeutet in dieser Situation „Sparen“, daß man den Leuten etwas wegnimmt und das führt nicht nur bei kleinen Kindern zu lautstarken Protesten.

Der Regisseur dieses Spiels (und das ist nun mal unsere Bundeskanzlerin) sollte den Augenmerk darauf legen. Wie kann ich mehr Steuern einnehmen ?.

Aber bevor Sie jetzt denken „Ist der Kerl verrückt geworden ? Wer zahlt denn gerne freiwillig mehr Steuern ?“…

…die Lösung liegt nicht darin die Steuersätze bei gleicher Leistung und gleichem Verdienst zu erhöhen.

Sondern die Lösung liegt darin, die Leute zu motivieren, daß jeder ein bißchen mehr macht,. Und da sind wir auch wieder in die Nähe des Fussballs, da gilt das nämlich auch.

Und da können sogar Steuersenkungen die richtige Maßnahme bzw. Motivation sein.

 30% von 100.000 sind nämlich mehr als 40% von 70.000. Wenn ich aber denen, die die Fahne hochhalten, immer mehr abnehme, und mancher sogar irgendwann sagt „Machs gut Deutschland“ dann gilt die Gleichung 0% von 500.000 ist genausoviel wie 0% von 0.

Diese Rechnung haben leider viele in diesem Land noch nicht verstanden.

Max Stillger’s WM Tagebuch: „Greenkeeper und No-vuzelas“

14 Juni 2010

Die ersten 8 Spiele sind rum, die Hälfte der 32 Mannschaften hat ihren 1. Auftritt bei der 19. Fussball-WM hinter sich. Auf eine 100% überzeugende Vorstellung der vermeintlichen Favoriten aus diesem Kreis (Argentinien, England, Frankreich oder Deutschland) haben wir freilich vergebens gewartet.

So sah es zumindest am Sonntag-Nachmittag während des „Klassikers“ Algerien vs. Slowenien aus und ich bin mir sicher, daß ich nicht der einzige Kommentator war, der bereits auf diese Art und Weise „vorgearbeitet“ hatte.

Was dann die deutsche Mannschaft am Sonntagabend gegen Australien ablieferte war schon allererste Sahne und katapultierte die junge Truppe von Yogi Löw aus dem Stand in eine Favoritenrolle. Die Australier können sich bei unserem Bundestrainer bedanken, denn ohne die Einwechslung von Gomez (welchen Narren hat der nur an dem gefressen ?) hätte es noch eine viel deutlichere Packung gegeben. Der überragende Mann war für mich der junge Ur-Bayer Thomas Müller und auch da greife ich mir an den Kopf, wenn ich im nachhinein lesen muss „es war eine äußerst knappe Entscheidung ob er oder Trochowski von Beginn an spielt“.

Ein optischer Leckerbissen war mit Sicherheit der falsche Einwurf des nigerianischen Verteidigers Chidi Odiah, wobei ich mich nicht daran erinnern kann etwas ähnliches in den letzten 10 Jahren im Profi-Fussball gesehen zu haben.

Die für mich spektakulärste Aktion war zweifelsohne der Ausgleich der US-Boys gegen England als Torwart Robert Green ein harmloses Schüßchen durch die “Hosenträger“ gleiten und gleichzeitig die Stimmung in den britischen Pubs gefrieren ließ. Für so ein Gegen-Tor wirst Du normalerweise in der Kreisliga ans Kreuz genagelt und aus Deinem Heimatort „ausgebürgert“.

England und seine Torhüter, eine unendliche Geschichte, die auch dieses Mal wohl noch für reichlich Schlagzeilen sorgen wird. Eigentlich müsste Uli Hoeness hier aktiv werden und diesen  Fliegenfänger als „Green-Keeper“ für die Allianz-Arena verpflichten.

Das 2. „Highlight“ aus meiner Sicht spielte sich neben dem Spielfeld ab. In einem auf dem Internetportal www.sport1.de veröffentlichten Interview sprach sich DFB-Boss Theo Zwanziger gegen die Kritik an dem nervtötenden Vuvuzela-Getröte aus.

„Wenn man sich positiv auf diese für europäische Ohren etwas ungewohnten Geräusche einlässt, kann das sogar ein Spass sein“ wird Zwanziger zitiert.

Ich glaube, daß die ganze Vuvuzela-Thematik noch für einige Diskussionen bei dieser WM sorgen wird und ich befürchte, daß unser Präsident da mit seiner Meinung relativ alleine steht. Vielleicht gibt es vereinzelt noch ein paar Esotoriker im Land, die aus gelebtem Toleranzverständnis das ebenso sehen, aber die haben dann wahrscheinlich noch nie gegen einen Ball getreten haben, geschweige denn jemals ein Stadion von innen gesehen.

Mir jedenfalls geht das Getröte auf den Sack !

Max Stillger’s WM Tagebuch: „ Jetzt geht’s los“

14 Juni 2010

„Vielleicht erleben wir ja ein südafrikanisches Wintermärchen“ titelt der „Kicker“ in seinem WM 2010-Sonderheft.

Für mich ist diese WM, was das Abschneiden der deutschen Mannschaft betrifft ein „Buch mit 7 Siegeln“ oder um es konkret auszudrücken:

Von einem Ausscheiden in der Vorrunde bis hin zum Erreichen des Finales ist alles möglich.

Im letzten Spiel vor der Abreise in der Frankfurter Commerzbank-Arena gegen Bosnien hat die deutsche Mannschaft zumindestens in der 2. Halbzeit eine überzeugende Vorstellung geboten. Allerdings darf man das nicht überbewerten, da der Gegner offensichtliche Konditionsprobleme hatte, was auch nicht verwunderlich war, da sich die meisten Spieler schon seit mehr als 2 Wochen im Urlaub befanden

Außerdem sind Freunschaftsspiele keine Pflichtspiele und wenn es um Punkte oder sogar (ab dem Achtelfinale) um „alles oder nichts“ geht, lastet ein ganz anderer Druck auf den Schultern der Spieler. In der Vergangenheit war die Eigenschaft unter Druck 100% des Leistungsvermögens abzurufen genau das, was deutsche Mannschaften bei vergangenen Weltmeisterschaftsturnieren ausgezeichnet hat

Einen Preis hat unsere Truppe jedenfalls (wenn auch unfreiwillig) bereits gewonnen:

Das Trikot der deutschen Mannschaft wurden zum schönsten Jersey aller WM-Teilnehmer gewählt, aber bevor sich im Land die ersten Autokorsos bilden, hat unsere „Lichtgestalt“ Franz B. mit dem Spruch „Was nützt dir das schönste Trikot, wenn Du die Spiele nicht gewinnst“ die Fans gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

Ich bin sehr gespannt welche Szenen das übliche Resümee auf das Turnier prägen werden. Ein Part fehlt aber (wie schon bei der letzten WM). Die DFB-Elf hat nämlich darauf verzichtet ihre Sangeskünste unter Beweis zu stellen.

„Fussball ist unser Leben“ (1974), „Buenos Dias Argentina (1978), „Mexico mi amor“ (1986) und „Wir sind schon auf dem Brenner“ (1990) waren sicherlich keine musikalischen Leckerbissen, aber haben die Fans schon lange vor dem WM-Start in die nötige Stimmung versetzt und dürfen heute eigentlich in keinem Rückblick fehlen.

Die allgemeine wirtschaftliche Lage mit den ständigen Diskussionen um das (vermeintliche) „Schreckgespenst“ der Inflation handeln wir ja während der WM weiterhin in der Rubrik „Neues aus dem Tower“ ab, aber im Zusammenhang mit der anstehenden Fussball-WM gibt es in 2 Bereichen definitiv inflationäre Tendenzen

(frei nach dem Motto: Herr Trichet, übernehmen Sie).

Das fängt an mit den unzähligen Einladungen zu Tippspielen jeder Art, wobei fehlende Konsequenz auch mal eine Offerte abzusagen, leicht dazu führen kann, dass man bei den zahlreich abgegeben Tipps auch leicht den Überblick verlieren kann.

Außerdem ist es sehr erstaunlich wie viele Banken sich die Mühe machen und teilweise 50-seitige Analysen anfertigen um nach angeblich selbst entwickelten Berechnungen den kommenden Weltmeister zu präsentieren. Meine Meinung hierzu:

  1. Jungs habt Ihr nichts besseres zu tun ?

 

  1. Die Fussball-Prognosen sind genauso wertvoll, wie die meisten Eurer Wirtschaftsprognosen

 

Bis Sonntag abend haben wir jedenfalls die ersten 8 Spiele (von insgesamt 64) gesehen und die Hälfte der Mannschaften hat dann ihren 1. Auftritt hinter sich.

Dann werden wir an dieser Stelle ein erstes Zwischen-Fazit ziehen.

Gary Linekers zeitlose Erkenntnis

14 Juni 2010

Wenn Sie diese Zeilen lesen, rollt er endlich wieder. Der „Jabulani“, so die Bezeichnung des „offiziellen“ WM-Balls, der exklusiv von einer großen deutschen Sportartikelfirma hergestellt wurde. Überhaupt sind deutsche Unternehmen, was das Equipment bei der Fussball-WM betrifft, ganz vorne dabei. Vom Ball über Trikots, Schuhe, ja sogar die Pfeifen der Schiris und die Fähnchen der Linienrichter – alles deutsche Wertarbeit „made in Germany“.

Wobei in den nächsten 4 Wochen neben dem Ball auch der „Rubel“ weiter rollt, was heißt, dass das Wirtschafts- und Börsengeschehen auch in den nächsten 4 Wochen unbeeindruckt von „König Fußball“ weiter seinen Lauf nimmt.

Blicken wir einfach mal 4 Jahre zurück…

Am 9.Juni 2006, dem Beginn der WM in Deutschland, stand der DAX bei 5.464 Punkten und am 9.Juli 2006 als die Italiener den Welt-Pokal mit über die Alpen nahmen (si, si: wir haben Euch den Cup mal für 4 Jahre ausgeliehen…) , notierte der DAX bei 5.681 Zählern.

Macht immerhin ein Plus von 4% über einen Zeitraum von einem Monat.

Der sicherheitsorientierte Anleger, der sein Geld in Zinspapieren anlegt, benötigt in der heutigen Zeit knapp 3 Jahre, um auf dieses Ergebnis zu kommen.

Die Zinsentwicklung oder besser gesagt der aktuelle Trend, der die Zinsen in Richtung 0% fallen lässt, bereitet in der Tat manchem Anleger schlaflose Nächte.

In einer Kolumne im „Handelsblatt“ wurden in der vergangenen Woche sogar die Aktivisten von „Greenpeace“ zur Tat aufgefordert, gegen das Aussterben der Rasse „Zinsen“ Maßnahmen zu ergreifen.

Wie im Fussball benötigt man auch am Kapitalmarkt in der heutigen Zeit eine andere Taktik, um zum Erfolg zu kommen, als es noch vor 10 Jahren der Fall war.

Ganz wichtig: Streuung !

Auch der künftige Weltmeister wird keine 11 Stürmer auf dem Platz haben, sondern die richtige Mischung aus Kreativspielern und Zerstörern. Man braucht u.a. 2-3 gute Linksfüssler, einen Spezialisten für die Standardsituationen, einen „Knipser“ (nicht den Rotwein aus der Pfalz, sondern einen, der die Bude trifft J) und einen guten Torwart.

Genauso ist es mit dem persönlichen Anlagemix:

Gar nichts in Aktien ist genauso schlecht, wie alles in Aktien.

Aber ein bißchen in Aktien oder in einem guten Aktienfonds, garniert mit einer Beteiligung an regenerativen Energien wie beispielsweise Solar- oder Windkraftanlagen und (quasi als Inflationsschutz) flankiert von einem soliden Immobilieninvestment z.B. im Bereich „altersgerechtes Wohnen“ und einem Grundmaß an Liquidität ist eine Mischung, die der heutigen Situation gerecht wird, und bei der das niedrige Zinsniveau nicht als Belastung wirkt, sondern als Chance genutzt wird.

Festzinsprodukte wie z.B. Sparbriefe oder Lebensversicherungen kommen aktuell daher wie ein „Libero“, d.h. dafür ist in der heutigen Anlage-Welt eigentlich kein Platz mehr.

Und wenn Sie nach dem Spiel Bilanz ziehen, werden Sie feststellen, dass es überragende Spieler gegeben hat und welche, die enttäuscht haben und die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Aber welche das sind weiß man – wie im Fussball – immer erst hinterher.

Entscheidend kann u.U. auch sein, während des Spiel ein glückliches Händchen bei den Auswechslungen zu haben.

Übrigens: Der Euro pendelte während der WM 2006 relativ lustlos um die Marke von 1,27 $ herum und „kein Schwein“ hat sich dafür interessiert.

Was auch keiner mehr weiß: Während der WM 2006 wurde von der großen Koalition die damalige Gesundheitsreform durch die Instanzen „gepeitscht“ und in der allgemeinen „schwarz-rot-geilen“ Euphorie und Jubelstimmung haben die Gewerkschaften und Sozialverbände damals völlig vergessen, dagegen zu protestieren.

Unsere Bundeskanzlerin scheint unseren Jungs in diesem Jahr nicht so viel zuzutrauen, sonst hätte Sie nicht bereits in der vergangenen Woche (ohne große (Zeit-)Not) ein viel diskutiertes Sparpaket verkündet. (Mehr dazu in der nächsten Ausgabe)

Ich wünsche Ihnen spannende WM-Wochen und hoffe, dass unser alter englischer Freund Gary Lineker (Torschützenkönig der WM 1986) mit seinem legendären Spruch Recht behält:

„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.“)

What’s the matter, Horst ?

7 Juni 2010

Nachdem ab Samstagabend nach dem ersten deutschen Sieg seit 28 Jahren beim Grand Prix d’Eurovision in weiten Teilen des Landes eine Stimmung herrschte, als hätten Yogis Buben schon den WM-Titel geholt, war es am Montagmittag gegen 14 Uhr schlagartig mit der Feierstunde vorbei.

Über die Nachrichtenticker lief die Meldung, daß unser Bundespräsident Horst Köhler mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt.

Was dann allerdings als Begründung nachgeschoben wurde, hat mich doch ein wenig irritiert. Ein in den Medien teilweise falsch interpretiertes Interview zum deutschen Afghanistan-Einsatz und die darauf einsetzende Kritik des politischen Gegners veranlasst den ersten Mann im Staat den „Bettel hinzuschmeissen“ ?

Auch wenn die Wortgefechte zwischen politischen Gegnern gelegentlich „unter der Gürtellinie“ ausgetragen werden und da zwar manchmal Kalkül, oft aber nur Show dahinter steckt, ist es doch meistens so, dass sich die handelnden Personen abseits der Bühne (an der Tränke) die Hand geben und letztendlich auch dann, wenn Kameras, Mikros und Diktiergeräte ausgeschaltet sind, einen vernünftigen Umgangston miteinander pflegen.

In diesem Fall geht es auch nicht darum, daß der Vorsitzende des Kaninchenzuchtvereins Osterode von einem bierseligen Versammlungsmitglied unsachlich kritisiert wurde und dann vielleicht verärgert sagt: „Macht doch Euren Kram alleine“.

Das Amt des Bundespräsidenten gibt man doch nicht so „mir nichts, Dir nichts“ wegen ein paar Krakeelern und Schmierfinken auf !

Gerade in der Position als erster Mann (bzw. erste Frau) im Staat muss der Amtsinhaber doch in einer solchen Situation ein gewisses Mass an Stärke, Rückgrat und Souveränität zeigen und versuchen auch mit Kritikern sachlich zu diskutieren.

Auch wenn es manchmal schwerfällt, frei nach dem Motto „Diskutiere nicht mit einem Ahnungslosen, denn dann musst Du Dich auf sein Niveau herablassen und da schlägt er Dich mit seiner Erfahrung.“

Man muss sich einmal überlegen:

Wie soll denn ein Grundschullehrer seinen Schülern klarmachen, dass der Bundespräsident, obwohl er keine Lust mehr hat in seinem Job zu arbeiten, keinerlei finanzielle Einbussen hinnehmen muss. Sein Gehalt, sowie Privilegien wie Dienstwagen und Sekretärin behält er nämlich bis an sein Lebensende.

Nicht, dass ich ihm das nicht gönnen würde, aber gerade in der heutigen Zeit, wo von allen Bürgern Einschnitte verlangt werden, würde ein Zeichen nach dem Motto „ich verzichte auf einen Teil meiner Pension, schließlich habe ich meinen Dienst ja auch freiwillig quittiert“, dem Menschen Horst Köhler sicherlich viele Sympathiepunkte bringen.

Oder steckt da mehr dahinter ?

Dann haben alle Bürger ein Anrecht darauf die Wahrheit zu erfahren.

Horst Köhler war ja bekanntermaßen vor seiner Zeit als Bundespräsident geschäftsführender Direktor beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und gilt als anerkannter Wirtschaftsexperte. Vor dieser Zeit war er als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und als Präsident des Sparkassen- und Giroverbands tätig.

Nachdem ja bereits vor ein paar Jahren der CDU Wirtschaftsexperte Friedrich Merz, und zuletzt der hessische Ministerpräsident Roland Koch ihren Rückzug aus der Politik verkündet haben, geht jetzt mit Köhler der CDU der dritte führende Wirtschaftsmann verloren.

Gerade in der heutigen Zeit, wo von der Politik weitreichende Entscheidungen im Hinblick auf die Bekämpfung der Finanz- und Vertrauenskrise an den Kapitalmärkten verlangt werden, benötigen wir handelnde Personen mit ökonomischen Weitblick und einem gewissen wirtschaftlichem Grundwissen in den Schlüsselpositionen.

Mit dem, was die meisten Volksvertreter so in Wort und Schrift von sich geben (Forderung nach Transaktionssteuer – „Notfalls muss Deutschland das alleine durchziehen“; „Legt den bösen Spekulanten die Fesseln an“; „Wiedereinführung der D-Mark“) werden die grundlegenden Probleme nämlich nicht gelöst.

Haben die Herren Merz, Koch und Köhler vor den vor ihnen liegenden Aufgaben kapituliert ? Ich hoffe nicht…