„Schlechte Noten für Bankberatung“ titelten mehrere Zeitungen in der vergangenen Woche als die Stiftung Warentest zum „gefühlten 27. Mal“ in den vergangenen 2 Jahren die Qualität der Bankberatung unter die Lupe nahm.
Mit der Nassauischen Sparkasse und der Voba Mittelhessen befanden sich auch 2 Institute aus der Region unter den Prügelknaben, denen das Ergebnis mit der Note „mangelhaft“ um die Ohren geschlagen wurde.
Bevor sich jedoch beim Rest Schadenfreude breit macht, sollten sich alle Beteiligten mal Gedanken darüber machen, warum solche Tests überhaupt durchgeführt werden und welche Interessen dahinter stecken.
In meinen Augen verdienen die Tester selbst die Note 6. Ich halte es für äußerst unfair und unseriös, wenn Ergebnisse aus solchen „Tests“ in derart reißerischer Aufmachung nicht nur den Weg in die Fachpresse, sondern auch in die „normalen“ Tageszeitungen finden.
Wie auch im Sport, gibt es in jeder „Bank-Mannschaft“ gute und schlechte Spieler und es findet sich auch in jedem Team ein Rüpel, der den Gegner (in diesem Fall den Kunden) abgrätscht. Aufgrund einer Umfrage zu beurteilen, die Bank X berät gut und die Bank Y berät schlecht, hängt doch in erster Linie davon ab, an welchen Mitarbeiter man gerät und dann zählt natürlich auch noch dessen Tagesform.
Ich will das hier auf gar keinem Fall schönreden, aber unser Finanzsystem benötigt nicht nur besser ausgebildete Berater, sondern auch besser vorbereitete Kunden. Wie bereits mehrfach an dieser Stelle erläutert, fehlt den meisten Anlegern die Fähigkeit die eigene Position im Dreieck „Sicherheit-Liquidität-Rendite“ zu definieren. Da kann dann auch der beste Berater nichts ausrichten und da helfen auch keine Anlageprotokolle und sonstigen Schikanen, die sich irgendwelche Politiker im Verbraucherschutzministerium fernab von jeglicher Realität ständig neu ausdenken.
Die Initiative des „Bundesverbands Investment und Asset Management“ (BVI) in den Schulen für mehr Aufklärung im Bereich „Finanzwissen“ zu sorgen ist sicherlich ein begrüßenswerter Schritt in die richtige Richtung.
Intensive Aufklärungsarbeit ist insbesondere bei der weit vorherrschenden Meinung nötig, dass Finanzberatung in Deutschland nichts kostet. Gibt es in diesem Land etwa einen Friseur, der Ihnen kostenlos die Haare schneidet oder eine Autowerkstatt, die Ihnen umsonst das Auto repariert ?
Im Finanzsektor ist es so, daß sich dieser Bereich traditionell über Provisionen finanziert. Insgesamt gibt es 4 verschiedene Modelle, die man am Markt findet.
a) Der Berater erhält einen gewissen Prozentsatz (0,5% – 2%) des angelegten Vermögens p.a.
b) Der Berater erhält einen gewissen Prozentsatz (0,5% – 5%) des angelegten Vermögens einmalig.
c) Der Berater erhält einen prozentualen Anteil (5-20%) am Gewinn, den der Anleger macht.
In der Praxis findet man oft auch eine Kombination dieser 3 Modelle.
Am weitesten verbreitet sind allerdings sogenannte „gezillmerte“ Modelle (benannt nach dem deutschen Mathematiker August Zillmer), wo der Kunde sich verpflichtet einen monatlichen Sparbetrag über 10,20 oder gar 30 Jahre einzuzahlen und die Provision dann auf das sogenannte „Sparziel“ in einer Summe zu Beginn vergütet wird. In meinen Augen ist diese ganze „gezillmerte Scheiße“ ein Hauptgrund für die kollektive Fehlberatung die Verbraucherschützer im Finanzsektor immer wieder anprangern
Ein Verbot von „gezillmerten“ Produkten würde meiner Meinung nach eine erhebliche Qualitätsverbesserung der Anlageberatung nach sich ziehen.
Das Problem dabei ist nur, dass sich dann 50% aller Finanzberater einen neuen Job suchen müssen und 50% der Bankfilialen schließen müssen, weil Sie zu wenig Kapital verwalten um mit den unter a) – c) genannten Vergütungssystemen ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Aber vielleicht sind es auch genau diese 50%, die der Markt eigentlich nicht braucht…
…und die Stiftung Warentest kann sich dann in aller Ruhe ihrem ursprünglichen Kerngeschäft (Kühlschränke, Fahrräder und Bleistifte ) widmen.