„Volltreffer zur WM, 3,25% für 7 Jahre, begrenztes Kontingent, Angebot gültig bis zum Finale.“ Diese Anzeige blinkte mir letzte Woche in einer regionalen Tageszeitung entgegen und auf den ersten Blick dachte ich „Jo is denn heut scho Weihnachten“.
Angesichts eines Zinsniveaus von knapp 2,5% für Bundesanleihen mit gleicher Laufzeit ist 0,75% mehr (pro Jahr) auf den ersten Blick zwar absolut gesehen nicht viel, aber in Relation zum insgesamt niedrigen Zinsniveau ist das ein gutes Drittel mehr.
Da aber meine Oma mir schon immer gesagt hat, „Bub, es wird nix verschenkt auf der Welt“ ist mir bei näherem Hinsehen, dann ein keines Sternchen in der Anzeige aufgefallen, was dann – gekoppelt mit den aktuellen Temperaturen – zu der Erkenntnis geführt hat, dass wir momentan von Weihnachten doch relativ weit entfernt sind.
Im Kleingedruckten steht dann nämlich sinngemäß „Das Kapital des Anlegers wird im Falle der Insolvenz der Bank/Sparkasse erst nach Befriedigung aller nicht nachrangigen Gläubiger zurückerstattet.“
Ich will hier auf keinem Fall den Teufel an die Wand malen und ich bin fest davon überzeugt, daß wir in den nächsten 20-30 Jahren nicht mehr in die Situation, wie am 5. Oktober 2008 kommen, als unsere Bundeskanzlerin mit Schweißperlen auf der Stirn neben einem leichenblassen Finanzminister vor zahlreichen Fernsehkameras die legendären Worte aussprach: „Herr Steinbrück und ich sind heute hierher gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß Ihre Sparguthaben sicher sind und die Bundesregierung sich dafür verbürgt.“
Aber wenn es dann doch so kommen sollte (und die Leute, die in der heutigen Zeit ein Festgeld für 0,8% machen, bzw. 5-jährige Bundesanleihen für 2% Rendite p.a. kaufen, sind ja gerade von dieser Angst getrieben), dann lohnt es sich mal nachzuschauen, wie sich denn diese „Nachrangpapiere“ in der Krisenzeit verhalten haben. Diese Art von Anlagen sind nämlich nicht neu, sondern die hat es schon immer gegeben und die waren in der Regel mit einem leicht höheren Zins ausgestattet als erstrangige Anleihen.
Im Prinzip ist das genauso wie bei einer Baufinanzierung, wo Sie auch im 2. Rang einen höheren Zins bezahlen müssen, als wenn Sie den 1. Rang als Sicherheit anbieten können.
Um es kurz und schmerzlich zu machen: Papiere dieser Art haben sich im 4. Quartal 2008 teilweise im Kurs mehr als halbiert.
Was aber in Einzelfällen zu beobachten und in meinen Augen noch viel bemerkenswerter ist, ist die Tatsache, dass viele dieser Papiere bei weitem noch nicht wieder den Kurs erreicht haben, bei dem mit der Lehman-Pleite 2008 die weltweite Vertrauenskrise anfing.
Der Anlage-Profi findet heute auf dem Kurszettel Hunderte von „Nachranganleihen“, die er über die Börse kaufen kann und die im Einzelfall Renditen von 5-6% p.a. (oder bei „Banken 2.Klasse“ sogar noch mehr) abwerfen.
Und mit diesem Hintergrund sind die 3,25% p.a dann eben kein „Schnäppchen“ sondern der Anleger stellt sich dann auf eine Stufe mit unserem Altinternationalen Horst Szymaniak, der in den 60er Jahren seine Gehaltsforderungen nach dem Motto definierte: „ein Drittel mehr reicht mir nicht, ich will ein Viertel.“
Deshalb gibt es heute die Berufsgruppe „Spielerberater“ und auch der Kapital-Anleger ist gut beraten sich nicht auf das erstbeste Angebot zu stürzen, sondern auch einen Blick auf den Text unter dem Sternchen zu werfen.
Oder aber er sucht sich genau wie der Fußballprofi einen guten Berater, der für ihn den Markt sondiert. Dass der definitiv leichter zu finden ist, als ein guter Spielerberater steht für mich außer Zweifel.
Da sich die Mehrzahl der Deutschen aber derzeit eher für Handy-Tarife, als für Kapital-Anlagen interessiert (nachzulesen in einer aktuell veröffentlichen Studie einer großen Investmentgesellschaft), wird es auch in der Zukunft leider immer wieder Fälle geben, wo sich die Erwartungen des Anlegers (mangels Wissen) nicht erfüllen werden. Die Zeiten, wo es „sichere“ 3-4% bei jederzeitiger Verfügbarkeit gab, sind (per Stand heute) jedenfalls vorbei. Das muss jeder (notfalls zwischen 2 Telefonaten)
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