Archiv für Mai 2010

Rettet das Rettungspaket

31 Mai 2010

Viele „Finanz-Experten“ gehen davon aus, dass die, durch die Finanzkrise verursachte, massive Kapitalzufuhr in die Wirtschaft früher oder später zu einer verstärkten Inflation führen wird. Als die europäische Union zuletzt auch noch ein Rettungspaket im Umfang von 750 Mio. € für Griechenland und alle künftig schwächelnden Mitgliedsstaaten aus dem Hut zauberte wurde das Thema „bevorstehender Niedergang des Euros“ von Maischberger über Beckmann bis hin zu Anne Will wie ein Wanderpokal durch die Crème de la Crème der deutschen Talkshow-Szene durchgereicht.

Durch die Bank zeichnen sich die Protagonisten dabei durch das Nachplappern von sachlich und fachlich nicht haltbaren Plattitüden aus.

Worum geht es denn eigentlich ?

Im Prinzip beruht die ganze Problematik auf einer Vertrauenskrise. Waren es im Jahr 2008 noch die Banken, denen niemand mehr Kredit geben wollte, sind wir im Jahr 2010 sozusagen einen Schritt weiter vor dem Abgrund, weil es jetzt bereits ganze Staaten sind, die angeblich nicht mehr kreditwürdig sind.

Solange immer noch ein stärkeres Glied in der Kette (Lehman – Commerzbank – Griechenland – Spanien – Italien – EU/Japan/USA) da ist, was dem schwächeren unter die Arme greifen kann, ist das alles lösbar. Kritisch wird es nur, wenn auf einmal die vermeintlichen „Retter“ selber Hilfe benötigen frei nach dem Motto: „Rettet das Rettungspaket“.

Wer kann denn der EU, Japan oder den USA helfen, wenn eines dieser Länder in die Bredouille gerät ? Die Antwort lautet ganz klar: Niemand ! Selbst die Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dürften da überfordert sein.

Aber soweit wird es nicht kommen. Die Finanzmärkte haben ein feines Gespür dafür, künftige Entwicklungen zu antizipieren. Die Zinsen für deutsche Bundeswertpapiere (meiner Meinung nach der solideste Schuldner, den die Euro-Zone zu bieten hat) sind in den letzten Wochen auf nie für möglich gehaltene Tiefststände gefallen. Gerade mal 0,5% p.a. muss unsere Angie auf den Tisch legen, um sich für 2 Jahre Futter (= Geld) am Kapitalmarkt zu borgen. Bei den Schnäppchenpreisen macht das „Retten“ doch richtig Spass, da könnten wir doch gleich noch die restlichen Mittelmeerstaaten mit den nötigen „Kapitalinfusionen“ versorgen.

Aber im Ernst: Mit Inflation hat das Ganze wenig (um nicht zu sagen „überhaupt nichts“) zu tun. Und wenn man sich einmal die Zahlen der wichtigsten Industrieländer in punkto „Verschuldung“ anschaut, stellt man fest, das Griechenland hier wirklich nicht das faule Ei darstellt, wie es momentan in der öffentlichen Meinung durch kommt.

Sowohl von den Kennzahlen „Verschuldung in % der jährlichen Wirtschaftsleistung“ als auch „Verschuldung pro Kopf der Bevölkerung“ weisen die USA bzw. Japan deutlich schlechtere Werte auf.

In Zahlen: Die Staatsverschuldung der USA liegt bei 10, die von Japan bei 5 und die von Deutschland bei 1,7 Billionen Euro. Die Verschuldung von Griechenland bei 270 Mrd. €, also gerade mal 2,7% vom Schuldenstand der USA. Da werden die Cowboys in Texas sich sagen „und deshalb macht Ihr Euch so einen Stress mit Eurem Euro ? Das werfen wir an einem Abend in die Music Box.“

Ich will das alles nicht schön reden bzw. verharmlosen aber man muss sich, bevor man über dieses Thema diskutiert, sachlich mit den Zahlen auseinandersetzen.

Und  bei 1,7 Billionen Euro Verschuldung in Deutschland muss man auch wissen, dass ein Großteil dieser Mittel für den Aufbau einer komplett neuen Infrastruktur in Ostdeutschland aufgewendet wurde. So ist z.B. nur das Autobahnnetz in Deutschland bei geschätzten 15 Mio € Baukosten pro KM (und insgesamt 12.000 KM) schon alleine 180 Mrd. € wert.

Wichtig ist es, dem Kapitalmarkt mittelfristig eine Perspektive aufzuzeigen, dass ein Land einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann und bei einem günstigen wirtschaftlichen Umfeld auch in der Lage ist, Schulden zurück zu zahlen.

Auch hierzu eine weitere „Bierdeckelrechnung“:

Beim momentanen Zinsniveau von ca. 2% „spart“ die Bundesregierung gegenüber dem durchschnittlichen Zinsniveau der letzten 20 Jahre (5%) pro Jahr 3% von 1,7 Bio an Zinsen = 51 Mrd. €. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass wir anstatt der befürchteten 5 Mio „nur“ 4 Mio Arbeitslose haben (d.h. anstatt 12 Mrd. Aufwand p.a. für 1 Mio Arbeitslose zahlen diese ja auch noch 10 Mrd. jedes Jahr in die Sozialkassen ein), kommen nochmal weitere 22 Mrd. dazu.

Das muss doch dafür reichen, um neben den umfangreichen „Rettungstätigkeiten“ auch noch ein bißchen von den Schulden abzuzahlen.

Und wie bereits mehrfach an dieser Stelle gesagt: Der Großteil der Pakete besteht aus Bürgschaften, die vielleicht niemals in Anspruch genommen werden.

Dass das Vertrauen der Investoren in die globale Wirtschaftsordnung noch vorhanden ist, zeigt die Entwicklung der Zinssätze nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA und (bereits seit mehr als 15 Jahren) in Japan.

Von daher können die „Retter des Rettungspakets“ vorerst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Und der Euro besitzt gute Chancen in der 2. Halbzeit des Jahres 2010 den Rückstand aus den vergangenen Monaten aufzuholen.

„Vollassi“ anstatt „Prinz“

25 Mai 2010

Noch 3 Wochen bis zum Beginn der Fussball-Weltmeisterschaft und so langsam wirft dieses Mega-Ereignis auch in der Medienberichterstattung seinen Schatten voraus.

Nachdem ich die Frage mittlerweile über 500 mal beantworten musste, jetzt sozusagen „offiziell“ an dieser Stelle:

„Nein, ich werde nicht nach Südafrika gehen, sondern das Turnier aus der Heimat verfolgen…“

…obwohl ich als bekennender Südafrika-Fan, der in den letzten 5 Jahren jedes Jahr mehrere Wochen in der Region Kapstadt verbracht hat, sicherlich ein prädestinierter WM-Tourist wäre.

Ausschlaggebend sind für mich 3 Gründe:

  • In Südafrika herrscht im Juni/Juli „Winter“, d.h. viel Regen, Wind und auch nachts teilweise Temperaturen um den Gefrierpunkt.
  • Im verhältnismäßig „sicheren“ südlichen Teil von Südafrika liegen mit Kapstadt, Port Elizabeth und Durban nur 3 von insgesamt 10 Spielorten.
  • Die Stimmung in Deutschland wird bei den zahlreichen „Publik-Viewing-Events“ sicher nicht die Euphorie wie bei der WM 2006 erreichen, es wird aber  die definitiv bessere Alternative sein, als in Johannesburg oder Nelspruit in einer Hotelbar zu sitzen (weil sich dort abends im Dunkeln kein Europäer auf die Strasse traut).

Südafrika ist nun mal kein England, Frankreich oder Italien, wo man sich in den größeren Städten relativ ungezwungen und frei bewegen kann, sondern hier gelten andere Regeln. Außerdem nervt mich das Vuvuzela-Getröte in den Stadien (da ziehe ich ein gepflegtes „You*ll never walk alone“ an der Anfield Road vor).

Bleiben wir beim Thema England:

Anfang dieser Woche erreichte alle deutschen Fußballfans die Schock-Meldung, dass der Kapitän der Nationalmannschaft Michael Ballack nach einem rüden und absichtlichen Foulspiel seines Gegenspielers im englischen „Cup-Final“ verletzungsbedingt auf die WM verzichten muss. Das ist ohne Zweifel ein harter Schlag für das deutsche Team und meiner Meinung nach sind die Chancen unserer Mannschaft auf ein gutes Abschneiden oder gar den Weltmeistertitel dadurch deutlich gesunken.

Auch wenn da teilweise kontrovers diskutiert wird: In den wichtigsten Spielen der letzten Jahre (und die habe ich fast alle live im Stadion gesehen) war er der Spieler, der auf dem Platz Verantwortung übernommen hat, in kritischen Situationen immer anspielbar war und auch jede Menge entscheidende Tore erzielt hat.

Zu verantworten hat diese Situation ein Mann (oder sagen wir besser) ein „Lümmel“ namens Kevin Prince Boateng.

In Berlin geboren und aufgewachsen hat er in den letzten Jahren kein Fettnäpfchen ausgelassen, um seinen Ruf als „Vollassi“ (um es in der ihm vertrauten Sprache auszudrücken) aufzupolieren.

Die Verantwortlichen von Hertha BSC haben sich bis ins Jahr 2007 vergebens bemüht dem Burschen Anstand und Disziplin beizubringen, bevor er für 8 Mio € nach England zu den Tottenham Hotspurs verkauft wurde. Für diesen Deal sollten Sie in Berlin dem Dieter Hoeness noch nachträglich die goldene Ehrennadel überreichen.

Normalerweise wird nach so einem brutalen Foul immer wieder die Diskussion geführt, den Verursacher so lange zu sperren, bis das „Opfer“ wieder spielfähig ist.

In diesem Fall habe ich einen besseren Vorschlag: „Ausbürgern !“

Der Kerl zieht es vor, für die Nationalmannschaft in Ghana (anstatt für Deutschland) zu spielen, käuft an einem Tag 3 Autos für 700.000 €, hat ein Steueraufkommen von 0,0 in Deutschland  und ist mit seiner Einstellung ein definitiver Kandidat für eine Hartz 4-Karriere, wenn es mit dem Fussballspielen mal nicht mehr so klappt. Spätestens dann wird er sich nämlich daran erinnern, dass seine Wurzeln eigentlich in Deutschland sind.

Und so einen dann noch mit unseren Steuergeldern durchfüttern ?

Das braucht kein Mensch in diesem Land !

Herr de Maizière übernehmen Sie…

Computer aus- und Hirn einschalten

17 Mai 2010

Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, hat sich am Donnerstag letzter Woche einer der größten Wirtschaftsskandale der Nachkriegszeit abgespielt. Die breiten Börsenindices in den USA (Dow Jones , S+P 500 und Nasdaq-Composite) brachen gegen 20:40 Uhr MESZ urplötzlich massiv ein und verloren in der Spitze 10% um dann in einer fulminanten Aufholjagd innerhalb einer Viertelstunde diesen Einbruch wieder nahezu wettzumachen.

Bei der bis heute andauernden Ursachenforschung konnte immer noch nicht abschließend geklärt werden, was denn jetzt der Auslöser für diese, in einer solchen Form noch nie dagewesene, Bewegung war.

Die FAZ titelte in Ihrer Ausgabe vom 8.5.2010 „Athen“ oder „Amateur“, was heißen soll: Vielleicht waren es die Bilder aus Griechenland, wo an diesem Tag die Stimmung eskalierte, die den Händlern Angst und Schrecken einjagte oder war es ein „fat finger“ auf gut deutsch ein Trottel, der den dicken Finger zu lange auf der Tastatur ließ und dadurch seiner Verkaufsorder 3 Nullen hinzufügte, was dann aus einer Million mal eben schnell 1 Milliarde werden ließ.

Aber im Grunde ist diese Art der Ursachenforschung egal. Entscheidend ist, dass die Ursache des ganzen Übels im Computerhandel liegt, d.h. bei dem Unterschreiten von bestimmten Kursmarken werden automatisch weitere Verkäufe ausgeführt, was die Kurse dann in der Regel noch weiter drückt.

Im Normalfall ist das so, dass irgendwann bei den Händlern der gesunde Menschenverstand einsetzt und ihnen sagt: „O.k. jetzt haben wir einen Kurseinbruch gehabt. Was hat sich denn eigentlich geändert ? Vielleicht sollte man die Chance nutzen und auf niedrigem Niveau ein paar Aktien einsammeln“ und auf diese Weise der Abschwung gebremst wird.

Was wir aber am vergangenen Donnerstag erlebt haben stellt alles bisher dagewesene in den Schatten und im Grunde ist es ein Armutszeugnis für alle an dieser Aktion Beteiligten, dass nicht irgendjemand gesagt hat: „Jetzt stellen wir diese verrückten Maschinen mal ab, holen tief Luft und überlegen mal, was wir hier eigentlich gerade veranstalten.“

Ein paar Beispiele gefällig ?

Der Tabakkonzern Philipp Morris (zu denen gehört z.B. Marlboro), rauschte innerhalb von Minuten von einem Kurs, der eigentlich monatelang stabil zwischen 40 und 50 US-Dollar lag, auf bis zu 2 Dollar ab. D.h. die Firma wurde um 20:30 Uhr mit 90 Mrd.US-Dollar bewertet und in der Zeit als ich in einem kleinen Vorspeisensalat etwas herumgestochert habe sank der Wert auf 4 Mrd US-Dollar um pünktlich mit der Anlieferung des Hauptgangs um 20:50 Uhr (ich glaube, es gab Spargel mit Wiener Schnitzel) wieder bei  80 Mrd. Euro zu stehen.

Oder die Firma Accenture, eine große amerikanische Unternehmensberatung:

Gestartet an diesem Tag bei 40 Dollar sank der Kurs auf sage und schreibe 0,01 Dollar ab, um am Ende des Tages wieder bei einem Kurs von 40 Dollar aus dem Markt zu gehen.

Und das alles spielt sich wohlgemerkt nicht auf dem örtlichen Vieh- und Krammarkt in Timbuktu, sondern an der Weltleitbörse „Wall Street“ ab, deren Kursentwicklung sämtliche Weltbörsen für den kommenden Tag inspiriert oder (je nach Kursentwicklung) lähmt.

Aber die Tatsache, dass gerade in New York so etwas passieren konnte, lässt auch die Entstehung der Immobilienkrise in den USA auf einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Anscheinend ist einem Großteil der Beteiligten die Gabe abhanden gekommen, Dinge kritisch zu hinterfragen und auf Plausibilität zu prüfen.

Ohne Zweifel ist der Computer in der heutigen Zeit in vielen Bereichen eine wertvolle Hilfe und der technische Fortschritt bringt dort immer leistungsfähigere und schnellere Maschinen hervor und gerade in der Finanzwelt oder auch in der Medizin ist der Computer nicht mehr wegzudenken. Und  wenn das Auto bockt, geht in der Regel auch keiner mehr mit dem Schraubenschlüssel an die Arbeit, sondern dann wird ein Laptop angeschlossen, um zu prüfen, in welchem Teil des Motors die Elektronik gestört ist.

Aber die Beteiligten dürfen sich nicht zum Sklaven der Maschine machen lassen.

Und gerade in solchen Situationen, wie am vergangenen Donnerstag, ist es (überlebens-) wichtig, den „Off-Knopf“ zu drücken und das Hirn einzuschalten.

Zumindest einige Börsianer dürften so schlau gewesen sein, den Löffel rauszuhalten, als es Brei regnete. Denn ein Kurs von 2 Dollar bei Philipp Morris bedeutet ja automatisch, daß es nicht nur einen Verkäufer zu diesem Preis, sondern auch einen Käufer gegeben hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der sich danach keine Marlboro, sondern was richtig dickes Braunes angesteckt hat…

Samariter, Spekulanten und Heuchler

10 Mai 2010

Angesichts der Bilder aus Athen, die uns in der vergangenen Woche erreichten, muss ich auch in dieser Ausgabe das Thema „Griechenland“ in den Vordergrund stellen.

Es gibt – wie bereits an dieser Stelle gesagt – keine Alternative zu der Strategie

a)    dem Land mit EU-Mitteln bzw. Garantien zu helfen und

b)    gleichzeitig diese Hilfe mit strengen Auflagen und Sparzwängen zu verbinden

Eine Pleite Griechenlands wäre der Super-Gau für die internationalen Finanzmärkte und hätte weitaus dramatischere Auswirkungen als die Lehman-Krise vor 2 Jahren.

Staatsanleihen zählen in der heutigen Zeit als letzte Bastion der Sicherheit und eine „Insolvenz“ des Staates Griechenland würde dazu führen, dass die Anlageklasse „Staatsanleihe“ künftig bei den Investoren in einem ganz anderen Licht stehen würde.

Ging man bisher davon aus, dass Staaten ihren Verpflichtungen nachkommen, würde in diesem Fall eine komplette Neubewertung aller weltweit ausgegebenen Staatsanleihen stattfinden.

Mit der höchstwahrscheinlichen Folge, dass alle Staaten weltweit höhere Zinsen für Ihre Anleihen zahlen müssten.

Bei einer aktuellen Staatsverschuldung von 1,8 Billionen € in Deutschland beträgt der Mehraufwand für 1% höhere Zinsen dann 18 Milliarden € (und zwar jedes Jahr !).

Da sind die 22 Mrd, die wir jetzt einmalig Richtung Akropolis überweisen, ein echtes „Schnäppchen“, zumal ich fest davon überzeugt bin, dass wir dieses Geld auch pünktlich (in 5 Jahren) samt Zinsen zurück erhalten werden.

Die Griechen werden die nötigen Reformen einleiten und umsetzen, weil das der Preis dafür ist, Hilfe von den europäischen Nachbarn zu erhalten.

Ein Abkoppeln aus der Euro-Zone und die Wiedereinführung der Drachme als lokale Währung würde zu einer sofortigen deutlichen Abwertung führen und auf Dauer würde der Lebensstandard der Bevölkerung noch deutlicher sinken, als es durch die jetzt angekündigten Reformen der Fall ist. Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerung das verstanden hat und der Rest kann sich gerne mal auf einer Studienfahrt nach Island davon überzeugen, wie es sich denn anfühlt, wenn sich die eigene Währung mal so eben gegen den Euro halbiert.

An eine Sanierung der griechischen Staatsfinanzen glaubt auch eine Gruppe von deutschen Wirtschaftsexperten, die sich am vergangenen Montag im Handelsblatt unter dem Motto „Deutschland hilft“ als Käufer griechischer Staatsanleihen „geoutet“ haben. Ganz vorne dabei der ehemalige Finanzminister Hans Eichel und der Ex-Manager von Werder Bremen Willi Lemke, der mit den Worten zitiert wird: „Als Akt der Solidarität werde ich heute eine Anleihe zeichnen. Ich will den Griechen noch ins Gesicht schauen können.“

Leute mir kommen gleich die Tränen !

Ein Hans Eichel, der noch vor anderthalb Jahren auf dem Höhepunkt der Finanzkrise durch Talkshows tingelte und die Vorzüge des Sparbuchs pries, spielt sich jetzt als Robin Hood der Hochfinanz auf ?

Ich stehe dazu, auch ich habe Anleihen gekauft. Aber in erster Linie weil ich sage 12% für eine Staatsanleihe, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei Fälligkeit zurückgezahlt wird, ist ein gutes Angebot für das mir anvertraute Geld. Ob da Griechenland, Spanien , Portugal oder Italien draufsteht ist zweitrangig.

Und ich fühle mich da nicht als böser Spekulant, sondern eher als Stabilisator im Markt, denn wenn ich nicht kaufe sinkt der Kurs der Anleihen mangels Nachfrage womöglich noch weiter, was gleichbedeutend damit ist, dass die Griechen dann noch höheren Zinsen zahlen müssen, damit ihnen jemand die Anleihen abkauft.

@HE und WL: Wenn Ihr glaubhaft den Samariter spielen wollt, dann spendet den Mehrertrag, den ihr im Vergleich zum Sparbuch erzielen werdet, an griechische Kindergärten oder Altersheime, die unter den jetzt verordneten Sparmassnahmen verstärkt leiden.

Ansonsten seid Ihr nur billige Heuchler, aber auch da gibt es noch eine Steigerung.

Wie die BILD-Zeitung berichtet besitzt der Ex-Chef der Pleite Bank „Hypo Real Estate“ Georg Funke, der für den größten Schaden verantwortlich ist, den je ein Manager in Deutschland angerichtet hat, doch allen Ernstes die Dreistigkeit eine monatliche lebenslange Rente in Höhe von 47.000 € vor Gericht einzuklagen.

Ich hoffe der für diesen Fall zuständige Richter verfügt über ein Mindestmass an gesundem Menschenverstand und spricht das richtige Urteil

Meine Meinung dazu:

Herr Funke sind Sie noch ganz dicht ? Sie sollten sich schämen !!!

In irgendeiner geschlossenen Anstalt in Deutschland wird ja wohl noch ein Platz für Sie frei sein…

König Otto muss es richten

3 Mai 2010

Erneut beherrschte das Thema „mögliche Zahlungsunfähigkeit von Griechenland“ in der vergangenen Woche die Schlagzeilen.

Im Blickfeld standen dabei die Einschätzungen der Rating-Agenturen, deren Urteil, in welche Stufe ein Schuldner eingeordnet wird, darüber entscheidet, zu welchen Konditionen ein Schuldner an den Kapitalmärkten Kredit bekommt. Die meisten Marktteilnehmer an der Börse starren wie das Kaninchen auf die Schlange, wenn aus der Richtung der Rating-Agenturen neue Nachrichten kommen und die hießen in den vergangenen Tagen fast täglich: „Herabstufung von Griechenland, und zuletzt auch Portugal und Spanien.“

Das Problem dabei: Wenn die Rating-Agenturen einen Schuldner (wie z.B. Griechenland) herabstufen, ist das Kind meistens schon in den Brunnen gefallen.

Vergleich Renditen Griechenland Portugal

Vergleich Renditen Griechenland Portugal

Böse Zungen behaupten: „Wenn es zu Zeiten der Titanic schon Rating-Agenturen gegeben hätte, hätten diese wohl auch eine Herabstufung vorgenommen. Allerdings wahrscheinlich erst dann, als das Wasser in den Maschinenraum lief.“

Hintergrund solcher Kritik ist die Tatsache, daß sämtliche Rating-Agenturen (Moody‘s, S & P, sowie Fitch) im Vorfeld der Finanzkrise 2008 in ihrer Rolle als „Frühwarnsystem“ kollektiv versagten.

Vielleicht sind die Herrschaften gerade deshalb in der aktuellen Situation umso eifriger, wenn es darum geht mögliche Zahlungsausfälle zu prophezeihen.

Im Falle „Griechenland“ haben diverse Herabstufungen in den letzten 8 Tagen dazu geführt, daß griechische Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 2 Jahren derzeit ca. 15% jährlichen Ertrag abwerfen.

Da muss man kein Mathematikstudium absolviert haben, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass 
a) die Griechen sich das in dieser Form nicht mehr lange leisten können und
b) für den risikofreudigen Anleger, das eine echte Gelegenheit zum Einstieg darstellt.

Die entscheidende Frage hierbei lautet: Kann die EU es zulassen, dass eines ihrer Mitgliedsländer seine Schulden nicht bedient ?

Meine Einschätzung hierzu: Nein, denn dadurch würde ein 2. Fall „Lehman Brothers“ zugelassen mit dem kleinen aber feinen Unterschied, daß es sich dieses Mal nicht um eine Bank, sondern um einen Staat handelt.

In diesem Fall gibt es nur ein Rezept:

Die Kreditwürdigkeit des Landes muss wieder hergestellt werden. Spätestens wenn die Griechen nächste Woche ihren traditionellen Generalstreik hinter sich haben, wird dort jemand gebraucht, der dem Volk die einfache Rechnung aufmacht:
 „Wir dürfen nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen.“

Notfalls muss der beste deutsche Export nach Griechenland in den letzten Jahren, der gelernte Anstreicher Otto R. auch das politische Zepter in die Hand nehmen und den Faulenzern dort Feuer unter dem Hintern machen.

Dass das griechische Volk in der Lage ist durchaus preußische Tugenden anzunehmen, hat er ja mit seinen Kickern im Jahr 2004 unter Beweis gestellt.

Mit Disziplin und einer klaren Strategie lässt sich auch dieses Land  aus der Krise heraus führen.

Dagegen spricht allerdings eine Theorie, die besagt, daß in der Euro-Zone eigentlich 2 grundverschiedene Mentalitäten aufeinander treffen.

Auf der einen Seite die hanseatisch-kaufmännisch geprägten Länder nördlich der Alpen und auf der anderen Seite die vom mediterranen „laissez-faire“ beeinflussten Südländer. Vieles spricht dafür, dass die nächste Zeit „schluss mit lustig“ bzw. mit „laissez-faire“ ist und sich auch in diesen Ländern ein gewisses Mass an Disziplin entwickeln muss, wollen diese Länder ihren Lebensstandard halten.

Im Finanzbereich wurde zuletzt der Begriff „PIGS“ für die Länder Portugal, Italien,  Griechenland und Spanien geprägt.

Wenn wir schon bei den Tieren sind…

… der wöchentlich von der Deutsche Börse AG ermittelte „Bull-Bear-Index“, der das Verhältnis von Optimisten zu Pessimisten misst, wies am vergangenen Mittwoch den höchsten Anteil von Pessimisten seit Beginn der Aufzeichnungen auf.

Vielleicht sollte man (gegen die vorherrschende Meinung) dann lieber ein paar solide Aktien, anstelle von griechischen Staatsanleihen kaufen…