Archiv für 14 Juni 2010

Max Stillger’s WM Tagebuch: „Greenkeeper und No-vuzelas“

14 Juni 2010

Die ersten 8 Spiele sind rum, die Hälfte der 32 Mannschaften hat ihren 1. Auftritt bei der 19. Fussball-WM hinter sich. Auf eine 100% überzeugende Vorstellung der vermeintlichen Favoriten aus diesem Kreis (Argentinien, England, Frankreich oder Deutschland) haben wir freilich vergebens gewartet.

So sah es zumindest am Sonntag-Nachmittag während des „Klassikers“ Algerien vs. Slowenien aus und ich bin mir sicher, daß ich nicht der einzige Kommentator war, der bereits auf diese Art und Weise „vorgearbeitet“ hatte.

Was dann die deutsche Mannschaft am Sonntagabend gegen Australien ablieferte war schon allererste Sahne und katapultierte die junge Truppe von Yogi Löw aus dem Stand in eine Favoritenrolle. Die Australier können sich bei unserem Bundestrainer bedanken, denn ohne die Einwechslung von Gomez (welchen Narren hat der nur an dem gefressen ?) hätte es noch eine viel deutlichere Packung gegeben. Der überragende Mann war für mich der junge Ur-Bayer Thomas Müller und auch da greife ich mir an den Kopf, wenn ich im nachhinein lesen muss „es war eine äußerst knappe Entscheidung ob er oder Trochowski von Beginn an spielt“.

Ein optischer Leckerbissen war mit Sicherheit der falsche Einwurf des nigerianischen Verteidigers Chidi Odiah, wobei ich mich nicht daran erinnern kann etwas ähnliches in den letzten 10 Jahren im Profi-Fussball gesehen zu haben.

Die für mich spektakulärste Aktion war zweifelsohne der Ausgleich der US-Boys gegen England als Torwart Robert Green ein harmloses Schüßchen durch die “Hosenträger“ gleiten und gleichzeitig die Stimmung in den britischen Pubs gefrieren ließ. Für so ein Gegen-Tor wirst Du normalerweise in der Kreisliga ans Kreuz genagelt und aus Deinem Heimatort „ausgebürgert“.

England und seine Torhüter, eine unendliche Geschichte, die auch dieses Mal wohl noch für reichlich Schlagzeilen sorgen wird. Eigentlich müsste Uli Hoeness hier aktiv werden und diesen  Fliegenfänger als „Green-Keeper“ für die Allianz-Arena verpflichten.

Das 2. „Highlight“ aus meiner Sicht spielte sich neben dem Spielfeld ab. In einem auf dem Internetportal www.sport1.de veröffentlichten Interview sprach sich DFB-Boss Theo Zwanziger gegen die Kritik an dem nervtötenden Vuvuzela-Getröte aus.

„Wenn man sich positiv auf diese für europäische Ohren etwas ungewohnten Geräusche einlässt, kann das sogar ein Spass sein“ wird Zwanziger zitiert.

Ich glaube, daß die ganze Vuvuzela-Thematik noch für einige Diskussionen bei dieser WM sorgen wird und ich befürchte, daß unser Präsident da mit seiner Meinung relativ alleine steht. Vielleicht gibt es vereinzelt noch ein paar Esotoriker im Land, die aus gelebtem Toleranzverständnis das ebenso sehen, aber die haben dann wahrscheinlich noch nie gegen einen Ball getreten haben, geschweige denn jemals ein Stadion von innen gesehen.

Mir jedenfalls geht das Getröte auf den Sack !

Max Stillger’s WM Tagebuch: „ Jetzt geht’s los“

14 Juni 2010

„Vielleicht erleben wir ja ein südafrikanisches Wintermärchen“ titelt der „Kicker“ in seinem WM 2010-Sonderheft.

Für mich ist diese WM, was das Abschneiden der deutschen Mannschaft betrifft ein „Buch mit 7 Siegeln“ oder um es konkret auszudrücken:

Von einem Ausscheiden in der Vorrunde bis hin zum Erreichen des Finales ist alles möglich.

Im letzten Spiel vor der Abreise in der Frankfurter Commerzbank-Arena gegen Bosnien hat die deutsche Mannschaft zumindestens in der 2. Halbzeit eine überzeugende Vorstellung geboten. Allerdings darf man das nicht überbewerten, da der Gegner offensichtliche Konditionsprobleme hatte, was auch nicht verwunderlich war, da sich die meisten Spieler schon seit mehr als 2 Wochen im Urlaub befanden

Außerdem sind Freunschaftsspiele keine Pflichtspiele und wenn es um Punkte oder sogar (ab dem Achtelfinale) um „alles oder nichts“ geht, lastet ein ganz anderer Druck auf den Schultern der Spieler. In der Vergangenheit war die Eigenschaft unter Druck 100% des Leistungsvermögens abzurufen genau das, was deutsche Mannschaften bei vergangenen Weltmeisterschaftsturnieren ausgezeichnet hat

Einen Preis hat unsere Truppe jedenfalls (wenn auch unfreiwillig) bereits gewonnen:

Das Trikot der deutschen Mannschaft wurden zum schönsten Jersey aller WM-Teilnehmer gewählt, aber bevor sich im Land die ersten Autokorsos bilden, hat unsere „Lichtgestalt“ Franz B. mit dem Spruch „Was nützt dir das schönste Trikot, wenn Du die Spiele nicht gewinnst“ die Fans gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

Ich bin sehr gespannt welche Szenen das übliche Resümee auf das Turnier prägen werden. Ein Part fehlt aber (wie schon bei der letzten WM). Die DFB-Elf hat nämlich darauf verzichtet ihre Sangeskünste unter Beweis zu stellen.

„Fussball ist unser Leben“ (1974), „Buenos Dias Argentina (1978), „Mexico mi amor“ (1986) und „Wir sind schon auf dem Brenner“ (1990) waren sicherlich keine musikalischen Leckerbissen, aber haben die Fans schon lange vor dem WM-Start in die nötige Stimmung versetzt und dürfen heute eigentlich in keinem Rückblick fehlen.

Die allgemeine wirtschaftliche Lage mit den ständigen Diskussionen um das (vermeintliche) „Schreckgespenst“ der Inflation handeln wir ja während der WM weiterhin in der Rubrik „Neues aus dem Tower“ ab, aber im Zusammenhang mit der anstehenden Fussball-WM gibt es in 2 Bereichen definitiv inflationäre Tendenzen

(frei nach dem Motto: Herr Trichet, übernehmen Sie).

Das fängt an mit den unzähligen Einladungen zu Tippspielen jeder Art, wobei fehlende Konsequenz auch mal eine Offerte abzusagen, leicht dazu führen kann, dass man bei den zahlreich abgegeben Tipps auch leicht den Überblick verlieren kann.

Außerdem ist es sehr erstaunlich wie viele Banken sich die Mühe machen und teilweise 50-seitige Analysen anfertigen um nach angeblich selbst entwickelten Berechnungen den kommenden Weltmeister zu präsentieren. Meine Meinung hierzu:

  1. Jungs habt Ihr nichts besseres zu tun ?

 

  1. Die Fussball-Prognosen sind genauso wertvoll, wie die meisten Eurer Wirtschaftsprognosen

 

Bis Sonntag abend haben wir jedenfalls die ersten 8 Spiele (von insgesamt 64) gesehen und die Hälfte der Mannschaften hat dann ihren 1. Auftritt hinter sich.

Dann werden wir an dieser Stelle ein erstes Zwischen-Fazit ziehen.

Gary Linekers zeitlose Erkenntnis

14 Juni 2010

Wenn Sie diese Zeilen lesen, rollt er endlich wieder. Der „Jabulani“, so die Bezeichnung des „offiziellen“ WM-Balls, der exklusiv von einer großen deutschen Sportartikelfirma hergestellt wurde. Überhaupt sind deutsche Unternehmen, was das Equipment bei der Fussball-WM betrifft, ganz vorne dabei. Vom Ball über Trikots, Schuhe, ja sogar die Pfeifen der Schiris und die Fähnchen der Linienrichter – alles deutsche Wertarbeit „made in Germany“.

Wobei in den nächsten 4 Wochen neben dem Ball auch der „Rubel“ weiter rollt, was heißt, dass das Wirtschafts- und Börsengeschehen auch in den nächsten 4 Wochen unbeeindruckt von „König Fußball“ weiter seinen Lauf nimmt.

Blicken wir einfach mal 4 Jahre zurück…

Am 9.Juni 2006, dem Beginn der WM in Deutschland, stand der DAX bei 5.464 Punkten und am 9.Juli 2006 als die Italiener den Welt-Pokal mit über die Alpen nahmen (si, si: wir haben Euch den Cup mal für 4 Jahre ausgeliehen…) , notierte der DAX bei 5.681 Zählern.

Macht immerhin ein Plus von 4% über einen Zeitraum von einem Monat.

Der sicherheitsorientierte Anleger, der sein Geld in Zinspapieren anlegt, benötigt in der heutigen Zeit knapp 3 Jahre, um auf dieses Ergebnis zu kommen.

Die Zinsentwicklung oder besser gesagt der aktuelle Trend, der die Zinsen in Richtung 0% fallen lässt, bereitet in der Tat manchem Anleger schlaflose Nächte.

In einer Kolumne im „Handelsblatt“ wurden in der vergangenen Woche sogar die Aktivisten von „Greenpeace“ zur Tat aufgefordert, gegen das Aussterben der Rasse „Zinsen“ Maßnahmen zu ergreifen.

Wie im Fussball benötigt man auch am Kapitalmarkt in der heutigen Zeit eine andere Taktik, um zum Erfolg zu kommen, als es noch vor 10 Jahren der Fall war.

Ganz wichtig: Streuung !

Auch der künftige Weltmeister wird keine 11 Stürmer auf dem Platz haben, sondern die richtige Mischung aus Kreativspielern und Zerstörern. Man braucht u.a. 2-3 gute Linksfüssler, einen Spezialisten für die Standardsituationen, einen „Knipser“ (nicht den Rotwein aus der Pfalz, sondern einen, der die Bude trifft J) und einen guten Torwart.

Genauso ist es mit dem persönlichen Anlagemix:

Gar nichts in Aktien ist genauso schlecht, wie alles in Aktien.

Aber ein bißchen in Aktien oder in einem guten Aktienfonds, garniert mit einer Beteiligung an regenerativen Energien wie beispielsweise Solar- oder Windkraftanlagen und (quasi als Inflationsschutz) flankiert von einem soliden Immobilieninvestment z.B. im Bereich „altersgerechtes Wohnen“ und einem Grundmaß an Liquidität ist eine Mischung, die der heutigen Situation gerecht wird, und bei der das niedrige Zinsniveau nicht als Belastung wirkt, sondern als Chance genutzt wird.

Festzinsprodukte wie z.B. Sparbriefe oder Lebensversicherungen kommen aktuell daher wie ein „Libero“, d.h. dafür ist in der heutigen Anlage-Welt eigentlich kein Platz mehr.

Und wenn Sie nach dem Spiel Bilanz ziehen, werden Sie feststellen, dass es überragende Spieler gegeben hat und welche, die enttäuscht haben und die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Aber welche das sind weiß man – wie im Fussball – immer erst hinterher.

Entscheidend kann u.U. auch sein, während des Spiel ein glückliches Händchen bei den Auswechslungen zu haben.

Übrigens: Der Euro pendelte während der WM 2006 relativ lustlos um die Marke von 1,27 $ herum und „kein Schwein“ hat sich dafür interessiert.

Was auch keiner mehr weiß: Während der WM 2006 wurde von der großen Koalition die damalige Gesundheitsreform durch die Instanzen „gepeitscht“ und in der allgemeinen „schwarz-rot-geilen“ Euphorie und Jubelstimmung haben die Gewerkschaften und Sozialverbände damals völlig vergessen, dagegen zu protestieren.

Unsere Bundeskanzlerin scheint unseren Jungs in diesem Jahr nicht so viel zuzutrauen, sonst hätte Sie nicht bereits in der vergangenen Woche (ohne große (Zeit-)Not) ein viel diskutiertes Sparpaket verkündet. (Mehr dazu in der nächsten Ausgabe)

Ich wünsche Ihnen spannende WM-Wochen und hoffe, dass unser alter englischer Freund Gary Lineker (Torschützenkönig der WM 1986) mit seinem legendären Spruch Recht behält:

„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.“)