Archiv für 21 Juni 2010

Max Stillger’s WM Tagebuch: „Adieu, les Bleus“

21 Juni 2010

20 Spiele sind vorbei, die ersten Mannschaften der Gruppen A und B haben den 2. Spieltag hinter sich und für die „Équipe Tricolore“ ist das Turnier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach der Vorrunde beendet.

Neben dem Sieg der Schweizer über Spanien in der ersten Runde der Gruppe H (aber das werden die Spanier in den verbleibenden 2 Spielen noch richten) ist das die erste faustdicke Überraschung dieser Weltmeisterschaft.

Und in beiden Fällen liegt die Ursache beim Trainer. Über Ottmar Hitzfelds Qualitäten brauchen wir uns hier nicht groß auszulassen, die kennt jeder. Wobei die Schweizer mit jetzt 5 WM-Spielen in Folge ohne Gegentor über eine Abwehr verfügen, die alles andere als löchrig und definitiv dichter ist, als das zuletzt arg gerupfte Bankgeheimnis der Eidgenossen.

Die Franzosen dagegen haben mit Raymond Domenech einen  Teamchef, der in meinen Augen völlig zurecht, wohl von allen Trainern das schlechteste Standing in seinem Heimatland hat. Ich frage mich, was das Präsidium des französischen Fussballverbands „geritten hat“, diesen Mann nach der EM 2008 nicht nach Hause zu schicken. Stellen Sie sich mal vor: Die deutsche Mannschaft scheidet in der Vorrunde sang- und klanglos aus und der Yogi Löw sagt in der anschließenden Pressekonferenz: „Das ist mir alles relativ egal, heute ist ein schöner Tag und ich werde heut abend meine Freundin Katrin Müller-Hohenstein fragen, ob sie mich heiraten will“. So ist das sinngemäß bei den Franzosen 2008 abgelaufen. Und als Krönung des Ganzen hat er seine Freundin (eine Sportjournalistin) vorher noch einem seiner besten Spieler ausgespannt, den er dann anschließend nicht mehr aufgestellt hat. Ein absolutes „No-Go“ und deshalb tun mir die Franzosen da auch kein bißchen leid.

Die kurioseste Meldung der bisherigen WM kam aus Johannesburg, wo beim Spiel Holland – Dänemark 25 blonde Meisjes von Sicherheitskräften aus dem Stadion abgeführt wurden. Was hatten die gemacht ? Nichts, außer, daß sie mit orangefarbenen Shirts auf der Tribüne saßen. Ein Outfit, daß ja bei Holland-Spielen durchaus üblich ist. Die FIFA hatte allerdings Wind davon bekommen, daß die Mädels wohl von einer holländischen Brauerei gesponsert wurden, die dummerweise nicht „offizieller Fifa-Partner“ ist.

Meine Meinung hierzu: Die FIFA spielt sich im Umfeld der WM auf, wie die heilige Inquisition. Ich kann mich doch als Zuschauer in einem Stadion, wenn ich eine gültige Eintrittskarte habe, anziehen , wie ich will. Und wenn ich ein schönes T-Shirt habe, wo Pepsi-Cola drauf steht, können die mich nicht rausschmeissen nur weil der Konkurrent Coca-Cola offizieller Sponsor der Veranstaltung ist. Es wird höchste Zeit, daß da die nationalen Gerichtsbarkeiten den Vasallen vom „Kuvert-Seppi“, wie er von seinen Schweizer Landsleuten genannt wird, mal die Grenzen aufzeigen.

Seit Mittwoch befinde ich mich in Berlin und ich muss sagen: „Kein Vergleich zu 2006“. Hier und da sind in den Kneipen und Restaurants ein paar Fernseher aufgestellt, die dort wahrscheinlich im Normalfall nicht stehen, aber in der Stadt ist kaum etwas von der Stimmung zu spüren, wie sie im Jahr 2006 geherrscht hat. Aber vielleicht ändert sich das ja mit dem Spiel der deutschen Mannschaft am morgigen Freitag.

Zu guter Letzt eine Preisfrage nach dem Motto „Kleine Regelkunde mit Max“, die sich aufgrund der Tabellensituation in der Gruppe F ergibt. Dort stehen nach dem ersten Spieltag alle 4 Mannschaften mit einem Punkt und 1:1 Toren an der Tabellenspitze. Was passiert, wenn in dieser Gruppe auch die restlichen 4 Spiele unentschieden ausgehen und nach Abschluss der Vorrunde haben alle 4 Mannschaften 3 Punkte und 3:3 Tore ?

Wird dann noch kurzfristig ein Elfmeterschiessen unter allen Mannschaften durchgeführt oder gibt es einen Losentscheid ? Oder was ganz anderes ?

Auflösung in der nächsten Folge…

Lieber arbeiten als sparen

21 Juni 2010

Das Wichtigste vorweg: Die aktuelle WM-Kolumne finden Sie während der Südafrika-Festspielwochen im Internet unter www.limburgweilburgerleben.de

Hier etwas über die WM zu schreiben, bedeutet, dass das aktuelle Geschehen, während diese Zeilen (i.d.R. am Mittwoch) geschrieben werden längst von zig neuen Eindrücken (z.B. eines erneut glanzvollen Auftritts der deutschen Mannschaft gegen Serbien) überholt worden sind. Und die Wertung „erneut glanzvoller Auftritt“ wäre dann nichts anderes als ein Tipp.

Da Fussballprognosen ungleich schwerer sind als Börsenprognosen, lassen wir das an der Stelle lieber und widmen uns auch in den kommenden Wochen weiterhin aktuellen Themen aus der Wirtschaft.

Das Thema „Sparpaket“ wird in den kommenden Wochen die Schlagzeilen abseits des Fussballs beherrschen und ich wage die Vorhersage, dass da während der WM noch die eine oder andere Maßnahme beschlossen wird, in der Hoffnung, dass das dann viele nicht mitbekommen.

Worum geht es denn im Kern ?

Die Deutschland AG mit CEO (Chief Executive Officer: Ein aus dem englischen in der Wirtschaftssprache immer öfter verwendeter Begriff, was auf deutsch „Chef“ und auf italienisch „Cheffe“ heißt)  Angela Merkel an der Spitze weist folgende Kennzahlen auf:

Schulden:                 1,8 Billionen Euro

Kosten 2010:          320 Milliarden Euro

Guthaben:                nicht bekannt

Einnahmen 2010:   nicht bekannt

Wenn Sie als Normalsterblicher zu Ihrer Bank gehen und mit diesen Rahmendaten um einen Kredit bitten, werden Sie mit der Bemerkung „machen Sie erst mal Ihre Hausaufgaben und liefern uns detailliertere Informationen“ nach Hause geschickt.

Allerdings ist die Guthabenseite der Deutschland AG (Pensionsverpflichtungen ausgenommen) deutlich höher als die Schuldenseite.

Neben der kompletten Infrastruktur im Land (Straßen, Schienen, öffentliche Gebäude), hält der Bund ja auch eine Vielzahl von Firmenbeteiligungen. So halten Bund und KFW z.B. zusammen noch knapp 32% an der Dt. Telekom.

Am Kapitalmarkt ist jedoch in den letzten Wochen etwas ganz seltsames passiert.

Die Leute rissen sich darum dem Staat Geld zu leihen und  Bundesanleihen gingen weg wie warme Semmeln, was dazu führte, daß die Deutschland AG ihren Kreditnehmern aktuell keine 5% Zinsen zahlen muss, wie in früheren Zeiten, sondern aktuell nur knapp 1-2%, je nachdem wie lange der Kreditvertrag läuft.

Eine (Fachjargon) „Haushaltskonsolidierung“ bedeutet nichts anderes, daß Massnahmen eingeleitet werden müssen, die mittelfristig dazu führen, dass die Einnahmen größer sind, als die Ausgaben.

Das geht auf 2 Wegen: Entweder die Ausgaben kürzen oder die Einnahmen steigern.

Am besten von beidem etwas.

Da die Einnahmen in erster Linie Steuern sind und diese von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängen, kann es keine seriöse Vorhersage geben, wie hoch diese denn in 2010 ausfallen.

Deshalb konzentriert sich die Diskussion mehr auf das Thema „Ausgaben kürzen“, wobei das in meinen Augen zwar ebenfalls wichtig und notwendig ist, aber wer glaubt den ganzen Karren mit weniger Ausgaben aus dem Dreck zu ziehen, ist auf dem Holzweg.

Nicht zuletzt gibt es auch das geflügelte Wort „man kann sich auch totsparen“.

Außerdem bedeutet in dieser Situation „Sparen“, daß man den Leuten etwas wegnimmt und das führt nicht nur bei kleinen Kindern zu lautstarken Protesten.

Der Regisseur dieses Spiels (und das ist nun mal unsere Bundeskanzlerin) sollte den Augenmerk darauf legen. Wie kann ich mehr Steuern einnehmen ?.

Aber bevor Sie jetzt denken „Ist der Kerl verrückt geworden ? Wer zahlt denn gerne freiwillig mehr Steuern ?“…

…die Lösung liegt nicht darin die Steuersätze bei gleicher Leistung und gleichem Verdienst zu erhöhen.

Sondern die Lösung liegt darin, die Leute zu motivieren, daß jeder ein bißchen mehr macht,. Und da sind wir auch wieder in die Nähe des Fussballs, da gilt das nämlich auch.

Und da können sogar Steuersenkungen die richtige Maßnahme bzw. Motivation sein.

 30% von 100.000 sind nämlich mehr als 40% von 70.000. Wenn ich aber denen, die die Fahne hochhalten, immer mehr abnehme, und mancher sogar irgendwann sagt „Machs gut Deutschland“ dann gilt die Gleichung 0% von 500.000 ist genausoviel wie 0% von 0.

Diese Rechnung haben leider viele in diesem Land noch nicht verstanden.