Lieber arbeiten als sparen

21 Juni 2010 von Max Kommentieren »

Das Wichtigste vorweg: Die aktuelle WM-Kolumne finden Sie während der Südafrika-Festspielwochen im Internet unter www.limburgweilburgerleben.de

Hier etwas über die WM zu schreiben, bedeutet, dass das aktuelle Geschehen, während diese Zeilen (i.d.R. am Mittwoch) geschrieben werden längst von zig neuen Eindrücken (z.B. eines erneut glanzvollen Auftritts der deutschen Mannschaft gegen Serbien) überholt worden sind. Und die Wertung „erneut glanzvoller Auftritt“ wäre dann nichts anderes als ein Tipp.

Da Fussballprognosen ungleich schwerer sind als Börsenprognosen, lassen wir das an der Stelle lieber und widmen uns auch in den kommenden Wochen weiterhin aktuellen Themen aus der Wirtschaft.

Das Thema „Sparpaket“ wird in den kommenden Wochen die Schlagzeilen abseits des Fussballs beherrschen und ich wage die Vorhersage, dass da während der WM noch die eine oder andere Maßnahme beschlossen wird, in der Hoffnung, dass das dann viele nicht mitbekommen.

Worum geht es denn im Kern ?

Die Deutschland AG mit CEO (Chief Executive Officer: Ein aus dem englischen in der Wirtschaftssprache immer öfter verwendeter Begriff, was auf deutsch „Chef“ und auf italienisch „Cheffe“ heißt)  Angela Merkel an der Spitze weist folgende Kennzahlen auf:

Schulden:                 1,8 Billionen Euro

Kosten 2010:          320 Milliarden Euro

Guthaben:                nicht bekannt

Einnahmen 2010:   nicht bekannt

Wenn Sie als Normalsterblicher zu Ihrer Bank gehen und mit diesen Rahmendaten um einen Kredit bitten, werden Sie mit der Bemerkung „machen Sie erst mal Ihre Hausaufgaben und liefern uns detailliertere Informationen“ nach Hause geschickt.

Allerdings ist die Guthabenseite der Deutschland AG (Pensionsverpflichtungen ausgenommen) deutlich höher als die Schuldenseite.

Neben der kompletten Infrastruktur im Land (Straßen, Schienen, öffentliche Gebäude), hält der Bund ja auch eine Vielzahl von Firmenbeteiligungen. So halten Bund und KFW z.B. zusammen noch knapp 32% an der Dt. Telekom.

Am Kapitalmarkt ist jedoch in den letzten Wochen etwas ganz seltsames passiert.

Die Leute rissen sich darum dem Staat Geld zu leihen und  Bundesanleihen gingen weg wie warme Semmeln, was dazu führte, daß die Deutschland AG ihren Kreditnehmern aktuell keine 5% Zinsen zahlen muss, wie in früheren Zeiten, sondern aktuell nur knapp 1-2%, je nachdem wie lange der Kreditvertrag läuft.

Eine (Fachjargon) „Haushaltskonsolidierung“ bedeutet nichts anderes, daß Massnahmen eingeleitet werden müssen, die mittelfristig dazu führen, dass die Einnahmen größer sind, als die Ausgaben.

Das geht auf 2 Wegen: Entweder die Ausgaben kürzen oder die Einnahmen steigern.

Am besten von beidem etwas.

Da die Einnahmen in erster Linie Steuern sind und diese von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängen, kann es keine seriöse Vorhersage geben, wie hoch diese denn in 2010 ausfallen.

Deshalb konzentriert sich die Diskussion mehr auf das Thema „Ausgaben kürzen“, wobei das in meinen Augen zwar ebenfalls wichtig und notwendig ist, aber wer glaubt den ganzen Karren mit weniger Ausgaben aus dem Dreck zu ziehen, ist auf dem Holzweg.

Nicht zuletzt gibt es auch das geflügelte Wort „man kann sich auch totsparen“.

Außerdem bedeutet in dieser Situation „Sparen“, daß man den Leuten etwas wegnimmt und das führt nicht nur bei kleinen Kindern zu lautstarken Protesten.

Der Regisseur dieses Spiels (und das ist nun mal unsere Bundeskanzlerin) sollte den Augenmerk darauf legen. Wie kann ich mehr Steuern einnehmen ?.

Aber bevor Sie jetzt denken „Ist der Kerl verrückt geworden ? Wer zahlt denn gerne freiwillig mehr Steuern ?“…

…die Lösung liegt nicht darin die Steuersätze bei gleicher Leistung und gleichem Verdienst zu erhöhen.

Sondern die Lösung liegt darin, die Leute zu motivieren, daß jeder ein bißchen mehr macht,. Und da sind wir auch wieder in die Nähe des Fussballs, da gilt das nämlich auch.

Und da können sogar Steuersenkungen die richtige Maßnahme bzw. Motivation sein.

 30% von 100.000 sind nämlich mehr als 40% von 70.000. Wenn ich aber denen, die die Fahne hochhalten, immer mehr abnehme, und mancher sogar irgendwann sagt „Machs gut Deutschland“ dann gilt die Gleichung 0% von 500.000 ist genausoviel wie 0% von 0.

Diese Rechnung haben leider viele in diesem Land noch nicht verstanden.