Viele „Finanz-Experten“ gehen davon aus, dass die, durch die Finanzkrise verursachte, massive Kapitalzufuhr in die Wirtschaft früher oder später zu einer verstärkten Inflation führen wird. Als die europäische Union zuletzt auch noch ein Rettungspaket im Umfang von 750 Mio. € für Griechenland und alle künftig schwächelnden Mitgliedsstaaten aus dem Hut zauberte wurde das Thema „bevorstehender Niedergang des Euros“ von Maischberger über Beckmann bis hin zu Anne Will wie ein Wanderpokal durch die Crème de la Crème der deutschen Talkshow-Szene durchgereicht.
Durch die Bank zeichnen sich die Protagonisten dabei durch das Nachplappern von sachlich und fachlich nicht haltbaren Plattitüden aus.
Worum geht es denn eigentlich ?
Im Prinzip beruht die ganze Problematik auf einer Vertrauenskrise. Waren es im Jahr 2008 noch die Banken, denen niemand mehr Kredit geben wollte, sind wir im Jahr 2010 sozusagen einen Schritt weiter vor dem Abgrund, weil es jetzt bereits ganze Staaten sind, die angeblich nicht mehr kreditwürdig sind.
Solange immer noch ein stärkeres Glied in der Kette (Lehman – Commerzbank – Griechenland – Spanien – Italien – EU/Japan/USA) da ist, was dem schwächeren unter die Arme greifen kann, ist das alles lösbar. Kritisch wird es nur, wenn auf einmal die vermeintlichen „Retter“ selber Hilfe benötigen frei nach dem Motto: „Rettet das Rettungspaket“.
Wer kann denn der EU, Japan oder den USA helfen, wenn eines dieser Länder in die Bredouille gerät ? Die Antwort lautet ganz klar: Niemand ! Selbst die Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dürften da überfordert sein.
Aber soweit wird es nicht kommen. Die Finanzmärkte haben ein feines Gespür dafür, künftige Entwicklungen zu antizipieren. Die Zinsen für deutsche Bundeswertpapiere (meiner Meinung nach der solideste Schuldner, den die Euro-Zone zu bieten hat) sind in den letzten Wochen auf nie für möglich gehaltene Tiefststände gefallen. Gerade mal 0,5% p.a. muss unsere Angie auf den Tisch legen, um sich für 2 Jahre Futter (= Geld) am Kapitalmarkt zu borgen. Bei den Schnäppchenpreisen macht das „Retten“ doch richtig Spass, da könnten wir doch gleich noch die restlichen Mittelmeerstaaten mit den nötigen „Kapitalinfusionen“ versorgen.
Aber im Ernst: Mit Inflation hat das Ganze wenig (um nicht zu sagen „überhaupt nichts“) zu tun. Und wenn man sich einmal die Zahlen der wichtigsten Industrieländer in punkto „Verschuldung“ anschaut, stellt man fest, das Griechenland hier wirklich nicht das faule Ei darstellt, wie es momentan in der öffentlichen Meinung durch kommt.
Sowohl von den Kennzahlen „Verschuldung in % der jährlichen Wirtschaftsleistung“ als auch „Verschuldung pro Kopf der Bevölkerung“ weisen die USA bzw. Japan deutlich schlechtere Werte auf.
In Zahlen: Die Staatsverschuldung der USA liegt bei 10, die von Japan bei 5 und die von Deutschland bei 1,7 Billionen Euro. Die Verschuldung von Griechenland bei 270 Mrd. €, also gerade mal 2,7% vom Schuldenstand der USA. Da werden die Cowboys in Texas sich sagen „und deshalb macht Ihr Euch so einen Stress mit Eurem Euro ? Das werfen wir an einem Abend in die Music Box.“
Ich will das alles nicht schön reden bzw. verharmlosen aber man muss sich, bevor man über dieses Thema diskutiert, sachlich mit den Zahlen auseinandersetzen.
Und bei 1,7 Billionen Euro Verschuldung in Deutschland muss man auch wissen, dass ein Großteil dieser Mittel für den Aufbau einer komplett neuen Infrastruktur in Ostdeutschland aufgewendet wurde. So ist z.B. nur das Autobahnnetz in Deutschland bei geschätzten 15 Mio € Baukosten pro KM (und insgesamt 12.000 KM) schon alleine 180 Mrd. € wert.
Wichtig ist es, dem Kapitalmarkt mittelfristig eine Perspektive aufzuzeigen, dass ein Land einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann und bei einem günstigen wirtschaftlichen Umfeld auch in der Lage ist, Schulden zurück zu zahlen.
Auch hierzu eine weitere „Bierdeckelrechnung“:
Beim momentanen Zinsniveau von ca. 2% „spart“ die Bundesregierung gegenüber dem durchschnittlichen Zinsniveau der letzten 20 Jahre (5%) pro Jahr 3% von 1,7 Bio an Zinsen = 51 Mrd. €. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass wir anstatt der befürchteten 5 Mio „nur“ 4 Mio Arbeitslose haben (d.h. anstatt 12 Mrd. Aufwand p.a. für 1 Mio Arbeitslose zahlen diese ja auch noch 10 Mrd. jedes Jahr in die Sozialkassen ein), kommen nochmal weitere 22 Mrd. dazu.
Das muss doch dafür reichen, um neben den umfangreichen „Rettungstätigkeiten“ auch noch ein bißchen von den Schulden abzuzahlen.
Und wie bereits mehrfach an dieser Stelle gesagt: Der Großteil der Pakete besteht aus Bürgschaften, die vielleicht niemals in Anspruch genommen werden.
Dass das Vertrauen der Investoren in die globale Wirtschaftsordnung noch vorhanden ist, zeigt die Entwicklung der Zinssätze nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA und (bereits seit mehr als 15 Jahren) in Japan.
Von daher können die „Retter des Rettungspakets“ vorerst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Und der Euro besitzt gute Chancen in der 2. Halbzeit des Jahres 2010 den Rückstand aus den vergangenen Monaten aufzuholen.