CEO-Fraud (auf deutsch: den Chef bescheissen) lautet eine neue Masche des organisierten Betrugs. Hier geht es nicht darum mit dem „gelben“ Zettel einen „blauen“ Montag zu ergattern, sondern um ein ausgefuchstes System des Cyber-(Internet) Betrugs, wo nicht nur ich mich frage „in welcher Welt leben wir denn und wie kann so etwas überhaupt passieren ?“
Dass leider immer noch ältere Leute auf den mittlerweile wohl überall bekannten „Enkeltrick“, herein fallen, kann man ja noch mit Leichtsinn oder ersten Anzeichen von Demenz halbwegs erklären, aber dass sich Leute in Führungspositionen von Unternehmen dermaßen leicht „über den Kanthaken ziehen lassen“, dafür fehlt mir jedes Verständnis.
Worum geht es ?
Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt auf seiner Internetseite vor „CEO-Fraud“ mit folgenden Worten (auszugsweise):
„Beim CEO-Fraud geben sich Täter – nach Sammlung jeglicher Art von Information über das anzugreifende Unternehmen – beispielsweise als Geschäftsführer (CEO) des Unternehmens aus und veranlassen einen Unternehmensmitarbeiter zum Transfer eines größeren Geldbetrages ins Ausland. Die Täter nutzen hierfür Informationen, die Unternehmen in Wirtschaftsberichten, im Handelsregister, auf ihrer Homepage oder in Werbebroschüren veröffentlichen…Für die Täter sind beispielsweise E-Mail-Erreichbarkeiten von Interesse, da sie daraus die Systematik von Erreichbarkeiten herleiten. Soziale Netzwerke, in denen Mitarbeiter ihre Funktion und Tätigkeit oder persönliche Details preisgeben, stellen ebenfalls eine wichtige Informationsquelle dar… Die Täter nehmen mit dem „ausgeforschten“ Mitarbeiter Kontakt auf und geben sich als Leitende Angestellte, Geschäftsführer oder Handelspartner aus. Dabei fordern sie z.B. unter Hinweis auf eine angebliche Unternehmensübernahme oder angeblich geänderter Kontoverbindungen den Transfer eines größeren Geldbetrages auf Konten in China und Hong Kong, aber auch in osteuropäischen Staaten. Die Kontaktaufnahme erfolgt in der Regel über E-Mail oder Telefon, wobei E-Mail-Adressen verfälscht und Telefonnummern verschleiert werden.“
Altmeister und Ganoven Schreck Eduard „Ede“ Zimmermann, wird sich angesichts solcher ausgeklügelter Betrugsmaschen wohl im Grab umdrehen bzw. beim heiligen Petrus einen Urlaubsantrag mit der Begründung „die brauchen mich da nochmal kurz“ gestellt haben.
40 Millionen € im Nirwana
Beim börsennotierten Automobilzulieferer „Leoni“ (eine Branche, die es derzeit ohnehin nicht leicht hat) wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass das Unternehmen auf diese Weise um 40 (vierzig !) Millionen Euro geschädigt wurde. Und wohlgemerkt – bei diesem Unternehmen handelt es sich um keine Pommes-Bude, sondern um eine Firma mit knapp 75.000 Mitarbeitern, 4,5 Milliarden € Jahresumsatz und einem in 2015 ausgewiesenen Überschuss von 77 Mio €. Angesichts dieser Nachricht brach der Aktienkurs um 10% ein, in meinen Augen allerdings völlig zurecht. Eine solche Aktie fasse ich mit der Kneifzange nicht an. Als Anleger wie als Firmenchef sollte man nach einer wichtigen Devise handeln: Die Leute, denen ich (als Anleger) mein Geld anvertraue bzw. (als Chef) Zugang zu den Firmenkonten gewähre, müssen mit dem ihnen anvertrauten Kapital umgehen, als wäre es ihr eigenes Geld. Dann haben selbst ausgefuchste Betrüger keine Chance und „Ganoven-Ede“ kann weiter seinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Die „Pfeife“, die da bei Leoni „aufs Knöpje“ gedrückt hat, dürfte jedenfalls künftig viel Zeit haben. Diese Nummer toppt ja fast noch den Skandal bei der KFW, als ein Mitarbeiter Montags morgens noch 300 Mio € an Lehman Brothers überwiesen hatte, obwohl die ganze Welt wusste, dass die „Lehmänner“ in der Nacht zuvor Insolvenz angemeldet hatten.