Archiv für März 2016

Tag der Aktie

24 März 2016

Gab es früher lediglich die kirchlichen Feiertage (z.B. Karfreitag, Ostermontag, Fronleichnam und den „dicken Mittwoch“), hat sich in den letzten Jahren eine inflationäre Tendenz durchgesetzt, jedem Tag ein Motto zu geben.

So wird beispielsweise am ersten Freitag im August der Tag des Bieres gefeiert und am 18. Februar ist der Tag der Weintrinker. Die Freunde des Martinis ehren ihr Getränk am 19. Juni. Ob geschüttelt oder gerührt ist in dem Fall egal.

Am vergangenen Mittwoch, 16. März, wurde neben dem „national hickup day“ (Tag des Schluckaufs) auch der „Tag der Aktie“ gefeiert. Vielleicht sollten die Initiatoren des „national roller coaster day“ (dem Tag der Achterbahn) am 16. August über eine Verlegung dieses Termins ebenfalls auf den 16. März nachdenken – das würde eher passen. Für den Tag des Schluckaufs bieten sich ja genügend Alternativen an.  Die Aktionäre haben nämlich in den letzten 12 Monaten ein rasantes Auf und Ab hinter sich. Mitte April 2015 notierte der DAX noch auf einem Rekordhoch von  12.374 Punkten. Im August ging es dann runter bis auf 9.200, im November stand der Index dann wieder bei 11.400, um im Februar 2016 ein Tief bei 8.500 Punkten zu markieren. Pünktlich zum Ehrentag am 16. März kratzte er dann wieder an der Marke von 10.000 Punkten. Diese Schwankungen auszuhalten ist der Preis dafür, dass die Aktie langfristig allen anderen Anlageformen überlegen ist. Der einzige Unterschied heute im Vergleich zu früher: Früher dauerte die Achterbahnfahrt fünf Jahre oder länger – heute wird die gleiche Strecke in einem Jahr absolviert. Aber – auch das ist klar – bedeutet Aktie  nicht gleich Aktie. Wer vor 10 Jahren zum Beispiel Apple-Aktien gekauft hat (für die jüngeren Leser: Damals gab es weder iPhone, noch iPad), hat sein Kapital bis heute (inclusive Dividenden) verzwanzigfacht. Der Pechvogel dagegen, der in den letzten 10 Jahren auf die Energieversorger E.ON oder RWE gesetzt hat, besitzt nur noch 10-20 Prozent seines eingesetzten Betrags. Ganz zu schweigen von der Commerzbank. Hier hätte der Anleger sich besser anstatt der Aktie einen Kasten Bier gekauft und leer getrunken. Das Flaschenpfand wäre heute mehr wert als die Aktie dieses „Saftladens“. Sorry liebe Commerzbänker, das ist nicht nur meine Meinung. Von 30 Euro auf 80 Cent ist eine “reife Leistung“ und da muss man sich auch mal Kritik anhören. Die Aktionäre tun mir hier noch nicht mal leid. Denn sie haben es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft, die Verantwortlichen aus Ihren Ämtern zu jagen. Immer wieder haben die Aktionäre auf der Hautversammlung Vorstand und Aufsichtsrat entlastet und wieder ins Amt gewählt. Nach dem Besuch dieser Veranstaltung im Jahr 2009 (wo ich mich eher in eine Karnevalsveranstaltung – bei uns heisst das „Kappensitzung“ – wähnte), hab ich mich zu Kursen von 6 € – Gott sei Dank – aus dieser Nummer verabschiedet. Größter Einzelaktionär der Commerzbank ist mit knapp 15 Prozent übrigens der Bund. Aktuell mit einem Minus von mehr als 80 Prozent gegenüber dem Einstandskurs.

Die genannten Beispiele zeigen: Wie im Sport und auch bei Wahlen gibt es an der Börse Gewinner und Verlierer. Und den alten Spruch von Sepp Herberger „Die Leute gehen zum Fußball, weil sie vorher nicht wissen, wie das Spiel ausgeht“ kann man auch auf die Börse münzen. Die „richtigen“ Aktien herauszufiltern ist harte Arbeit und es gehört definitiv auch eine Portion Glück dazu. Die beiden Herren „Hätt ich“ und „Wenn ich“ sind ständige Begleiter der Investoren. Dabei ist es ganz einfach: Ein breiter Korb von Aktien bietet eine entsprechende Risikostreuung und gleichzeitige Absicherung. Die nackten Zahlen des „Deutschen Aktienindex“ (DAX) sprechen für sich.

Seit seiner Auflage am 1. Januar 1988 bei einem Stand von 1.000 Punkten haben sich die Kurse der 30 DAX-Aktien im Schnitt bis heute – also in etwas mehr als 28 Jahren – verzehnfacht. Das entspricht einem Wertzuwachs von exakt 8,5 Prozent pro Jahr. Aber, wenn man etwas genauer hinschaut, gliedern sich diese 28 Jahre in 2 Phasen. Zwölf fette Jahre (von 1988 – 1999), in denen der Index im Schnitt um 15 Prozent pro Jahr zulegte. Seit dem Jahr 2000 lieferten DAX-Aktien im Schnitt jedoch nur magere 3 Prozent Ertrag pro Jahr.

Der Optimist sagt: „Da geht was – da ist Nachholbedarf – Aktien sind im langfristigen Vergleich günstig“.

Der Pessimist geht am letzten Werktag im Oktober zur Bank und hofft auf einen Kugelschreiber und ein Bilderbuch für die Enkel. Am letzten Werktag im Oktober ist der „Weltspartag“ – oder sollte man diesen Tag vielleicht umbenennen in „Tag der verpassten Chancen“ ?

Der amerikanische Humorist William Rogers sagte einmal. „Die Chance klopft öfter an als man meint, aber meistens ist niemand zu Hause.“ – eine schöne Umschreibung für die Börsenmüdigkeit der deutschen Bevölkerung (nur knapp 10% nutzen die Chancen, die eine Anlage in Aktien oder Aktienfonds bietet).

Apropos Streuung, auch hier liefert der Sport ein anschauliches Beispiel. Sie nehmen sich einen Trainer, der für Sie die richtigen Aktien „aufstellt“. Und wie im richtigen Leben können Sie diesen bei dauerhafter Erfolglosigkeit mit täglicher Kündigungsfrist entlassen. Investieren mit Investmentfonds heisst die Zauberformel.

Das Gute am Aktienmarkt ist, dass dieser nicht nur am „Tag der Aktie“, sondern an allen Werktagen geöffnet ist. Und auf jeder Volksbank oder Sparkasse gibt es gut ausgebildete Trainer, die sie an die Hand nehmen. Außerdem gibt es in Deutschland 40.622 (Stand 31.12.2014) registrierte Finanzvermittler, die Sie bei der Auswahl von über 11.900 verschiedenen Investmentfonds beraten dürfen. Dort den Richtigen zu finden ist mindestens genauso schwer, wie auf eigene Faust die richtigen Aktien oder den richtigen Fonds heraus zu filtern. Sich hier auf den Weg zu machen ist aber eine gute Alternative gegen die derzeitige Null-Zins-Politik.

Der richtige Mann am richtigen Platz

17 März 2016

Seit vergangenem Donnerstag dürfte es auch der letzte in unserem Land mitbekommen haben: Der Zins ist abgeschafft. Mario Draghi , der Präsident der europäischen Zentralbank (EZB), verkündete, dass der Leitzins von 0,05 Prozent auf 0,0 Prozent gesenkt wird. Die Fach- aber auch die Boulevardpresse stürzte sich auf diese Nachricht wie ein Rudel Geier auf ein verendetes Rind in der Wüste. Dabei gab es eigentlich nichts wirklich Neues zu vermelden. Ob die Leitzinsen jetzt bei 0,0 Prozent, 0,1 Prozent oder 1,5 Prozent stehen, macht keinen großen Unterschied. Und darüber, dass der Zins faktisch auf dem Friedhof liegt, wird auch nicht erst seit vergangenem Donnerstag, sondern schon seit ein bis zwei Jahren diskutiert.

Was mich wundert, ist die teilweise massive Kritik am Vorgehen der EZB. Im Grunde hat sie doch gar keine andere Wahl. Und viele der Kritiker, die in das große Horn derer blasen, die sich höhere Zinsen wünschen, sollten mal zu Ende denken, was das denn eigentlich bedeutet. Eine alte Grundregel, die in meiner Studienzeit vor 30 Jahren jeder Wirtschaftsstudent, egal ob BWL (Betriebswirtschaft, mit der kleinen Brille) oder VWL (Volkswirtschaft, mit dem Blick fürs Ganze), in der ersten Vorlesung gelernt hat, lautete: „Niedrige Zinsen stimulieren die Konjunktur.“ Und wenn es die Konjunktur „zu doll trieb“ war die Zinspolitik DAS MITTEL, um mit Erhöhungen auf die Bremse zu treten. Wer in der Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung (Anfang der 90er Jahre) ein Haus baute, wird sich erinnern, dass Baufinanzierungsgespräche mit der Bank damals nach dem Motto abliefen „Wollt Ihr 9,0 Prozent für zehn Jahre fest, oder lieber 9,75 Prozent variabel?“. Lediglich Mitarbeiter der damaligen Hoechst AG konnten sich bei Ihrer Pensionskasse zum seinerzeitigen Superzins von 6,5 Prozent refinanzieren. Deshalb sollten alle, die noch mit der Tilgung des eigenen Häuschens beschäftigt sind, dem Herrn Draghi einen Dankesbrief schicken, anstatt auf ihn zu schimpfen. Den gleichen Rat kann ich vielen Arbeitnehmern geben, indem ich sage: „Schaut mal auf Eure Lohnsteuerkarte, wo ihr beschäftigt seid und überlegt, ob das Geschäftsmodell Eures Arbeitgebers auch mit einem Zinsniveau von 5 Prozent noch funktioniert?“. In der Bauindustrie, in der Automobilindustrie oder auch in der gesamten Energiewirtschaft (sowohl bei erneuerbaren Energien als auch bei den konventionellen Trägern) würden dann die Lichter ausgehen. Und – last but not least – die Mutter aller Bierdeckel-Rechnungen: Zwei Billionen Euro Staatsverschuldung kosten den Bund bei 0,1 Prozent Zinsen gerade mal zwei Milliarden Zinsen pro Jahr.  Bei einem Zinsniveau von vier Prozent wären das 80 Milliarden. Wo soll denn die Differenz von 78 Milliarden herkommen ?

Allen Haushaltsexperten in der Politik muss man allerdings ins Stammbuch schreiben: „Schaut zu, dass ihr ausgeglichene Etats produziert (und auch einhaltet!), und dass am Ende des Jahres auch noch ein paar Euros in der Kasse sind, um die Nettoverschuldung zurück fahren zu können“. Wenn nicht jetzt, wann dann ? Wir haben nämlich – dank des Euros – die paradoxe Situation, dass wir in Deutschland eine Konjunkturlage haben, die im Vergleich zu früheren Zeiten eigentlich ein deutlich höheres Zinsniveau rechtfertigt. Das hat für die Staatskasse nämlich neben den niedrigen Zinsen auch den weiteren Vorteil, dass die Steuereinnahmen sprudeln.  In den südlichen Euro-Ländern dagegen schwächelt die Wirtschaft nach wie vor. Und da der Euro so konzipiert ist, dass die EZB als „Hüter des Zinses“ nicht unterschiedliche Leitzinsen für jedes Land festlegen kann, bestimmt das schwächste Glied in der Kette, wo die Reise hingeht.

Aber „Nullzinsen“ sind ja kein rein europäisches Phänomen. Auch in den USA und in Japan liegen die Leitzinsen nahezu bei null, in Japan sogar schon seit fast 20 Jahren. Als reinen Populismus empfinde ich das immer wieder „aufgewärmte“ Argument, „der Sparer wird enteignet“. Das ist genauso falsch, wie die Aussage „es lohnt sich nicht mehr zu sparen“. Man muss nur anders „sparen“. Und man muss berücksichtigen, dass wir momentan ja auch so gut wie keine Inflation haben. Deshalb gilt auch für den „altmodischen Sparer“: Lieber 0 Prozent Zinsen und keine Inflation, als 5 Prozent Zinsen, die man versteuern muss und 3,5 Prozent Inflation. Apropos Inflation: Normalerweise scheuen Sparer und auch Notenbanken diesen Begriff wie der Teufel das Weihwasser. Jetzt auf einmal werden aber rückläufige Inflationsraten als negatives Zeichen interpretiert. Das versteh wer will – ich jedenfalls nicht. Von einer klassischen Deflation, die Anfang der 30er Jahre im letzten Jahrhundert die große Weltwirtschaftskrise ausgelöst hat, sind wir jedenfalls weit entfernt. Getoppt wird dieser ganze Unsinn noch von den Wirtschaftsexperten, die den Verfall des Ölpreises als Gefahr für die Weltwirtschaft sehen. Da hört man dann das Argument: „Den Scheichs geht die Kohle aus, die stehen dann unter Umständen nicht mehr für die Rettung von in Not geratenen Unternehmen zur Verfügung.“ Also ich bin lieber „Retter“, als dass ich mich retten lasse. Und es ist ein schönes Gefühl, an der Tanksäule (zumindest phasenweise) zu sehen, dass der Anzeiger der Füllmenge schneller zählt, als der Zeiger, der den Preis der Tankfüllung anzeigt. Das Geld, das die Leute beim Tanken sparen, steht für anderweitige Konsumzwecke zur Verfügung – für mich ist die Ölpreisentwicklung ein Segen und ein Konjunkturprogramm vom Feinsten. Und für in Not geratene Ölscheichs werden wir wohl noch ein Plätzchen in irgendeiner Unterkunft frei haben. Aber zurück zum Kernproblem: Wie geht man am besten mit der Situation um, dass es keinen risikolosen Zins mehr gibt? Was sind die Alternativen? Aktien, Immobilien oder lieber Gold? In den 90er Jahren wäre es am besten gewesen, sein ganzes Geld in Aktien zu stecken (der DAX ist vom Jahr 1990 bis zum Jahr 2000 um 500 Prozent gestiegen). Dann kamen von 2000 bis 2011 „goldene Zeiten“ für das Edelmetall (ebenfalls  +500% – in Euro gerechnet) und seit 2011 ist nach 20 Jahren Flaute auch der Immobilienmarkt in Deutschland „angesprungen“. Der Blick in den Rückspiegel hilft uns hier aber nur bedingt. Und Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen (sagte schon Winston Churchill). Mein Rat: Machen Sie ihren persönlichen Gemischtwarenladen auf – von jedem etwas. Und noch was: Im „Tante-Emma-Laden“ ist es zwangsläufig etwas teurer, als im Online-Portal. Aber dafür kann ich die „Tante Emma“ fragen, wenn ich ein Problem habe. Mit der „Tante“ im Call-Center ist das ungleich schwerer. Gute Finanzberatung hat ihren Preis ! – wie im übrigen alles andere auch.

Mit viel Getöse…

10 März 2016

Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den sogenannten Freshfields-Report. Insgesamt 42 Anwälte der Kanzlei Freshfields, Bruckhaus, Deringer hatten in fünfmonatiger Detailarbeit versucht, die dubiosen Zahlungsvorgänge rund um die Vergabe der WM 2006 transparent zu machen. Ob der Versuch gelungen ist?

Um sich ein annähernd objektives Urteil bilden zu können, muss man sich durch die insgesamt 360 Seiten des Berichts „kämpfen“. Im Gegensatz zu vielen „Talkern“, die zu diesem Thema in den vergangenen Tagen ihren Senf dazu gegeben haben, habe ich dies getan.

Angesichts des brisanten Themas hätte man getreu Wilhelm Busch erwarten können „Rums, da geht die Pfeife los – mit Getöse schrecklich groß.“ Aber im Gegensatz zur Story um Lehrer Lämpel entpuppt sich der Freshfields-Report wohl eher als „laues Lüftchen“.

Es geht schon damit los, dass man gleich zu Beginn klarstellt: Wir können nicht für Vollständigkeit garantieren, da ein Ordner, in dem es um die FIFA-Vorgänge im Jahr 2000 geht, allem Anschein nach im Juni 2015 ausgeliehen und nicht mehr gefunden werden konnte. Darüber hinaus waren einzelne Dateien mit Passwörtern geschützt, deren Entschlüsselung bis heute nicht möglich war.

Und zu guter Letzt steht wörtlich im Bericht: „Von Interesse hätten auch Unterlagen sein können, welche die Staatsanwaltschaft in den Privaträumen von Wolfgang Niersbach, Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger sicherstellte und die wir nicht einsehen konnten.“ Übrigens neben 100 weiteren Aktenordnern, die die Staatsanwaltschaft am 3. November bei einer Razzia in den Räumen des DFB sicherstellte. Also meine Herren jetzt mal im Ernst: Was wollt ihr denn untersuchen und was wollt ihr vor allen Dingen denn aufklären, wenn Euch die gesamten Beweismittel fehlen ? Ich habe da schon so viel Vertrauen in die Staatsanwaltschaft, dass die – wenn die schon die Bude in der Otto-Fleck-Schneise, sowie die Privathäuser der 3 o.g. Herren untersuchen – auch die richtigen Aktenordner mitgenommen haben.

 

Unter diesen Voraussetzungen überhaupt ein Mandat anzunehmen, setzt schon ein gehöriges Maß an Selbstbewusstsein oder eine mangelnde Auslastung des Personals voraus. Ich hätte auch für jeden Verständnis, der sagt: „Räumt erst mal euren Stall auf und stellt uns dann gescheite und vor allem vollständige Unterlagen zur Verfügung. Dann beginnen wir mit unserer Arbeit“.

Grenzwertig ist es auch aus meiner Sicht, warum denn ohne Zeitdruck dieser Bericht unbedingt am 4. März veröffentlicht werden musste, obwohl die Antworten auf ganz entscheidende Fragen noch ausstanden. Teilweise auch, weil den entsprechenden Protagonisten (zum Beispiel Scheich Bin Hammam) erst am 3. März (!), also einen Tag vor Veröffentlichung, die Fragen übermittelt wurden.

Mit deutscher Gründlichkeit wird dann untersucht, was die Messdiener (in diesem Fall der DFB) mit dem Klingelbeutel-Geld (in diesem Fall 6,7 Millionen Euro) angestellt haben. Die wirklich interessante Frage, die aber nur am Rande in diesem Bericht aufgegriffen wird, ist doch, welchen Geschäften der Bischof (in der bescheidenen Residenz) oder die Herrschaften im Vatikan nachgehen. Wenn ich zum Beispiel lese, dass die FIFA die Fernsehrechte an den Weltmeisterschaften 2002 und 2006, die einen Wert von mindestens 2 Milliarden Euro hatten, für läppische 150 Millionen Euro verkauft hatte, ist das doch eine ganz andere Hausnummer. Und wenn man dann noch etwas tiefer in die Zusammenhänge eintaucht, wie denn diese Vergabe gelaufen ist und welche Hintermänner da alles profitiert haben…da müssen sich einige Herren verdammt warm anziehen. Und darunter befinden sich ein paar ganz bekannte Gesichter.

Auch im Bereich „Ticketing“ und „Accomodation“, also das ganze Geschäft mit Pauschalreisen, Eintrittskarten und Hotelkontingenten rund um die WM, werden im Freshfields-Report mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Aber davon wird in den ganzen Kommentaren interessanterweise kaum Notiz genommen.

Aber im Gegensatz zu den hiesigen Medien, die sich darüber aufregen, wie das Geld in den Klingelbeutel (und möglicherweise auch wieder heraus) gekommen ist, kümmert sich um dieses Thema ja schon (glücklicherweise) das FBI und die amerikanische Justiz.

Übrigens: Geschlagene eineinhalb Seiten befasst sich der Bericht auch damit, ob denn jetzt der DFB, der DFB-Förderverein oder doch über Umwege der damalige Rechteverwerter, die Kirch-Gruppe, eine Spende von 20.000 Dollar für die Restaurierung der Orgel in der Hanover Methodist Church in Port of Spain (dem Heimatort von Jack Warner) geleistet hat. Ich tippe mal, dass es (Nomen est Omen) die Kirch-Gruppe war. Immerhin ist auch Theo Zwanziger zitiert mit der Anmerkung, die Orgel sei ein wertvolles Musikinstrument und ein wunderschöner Teil des Kulturerbes der gesamten Karibik.

Aber so langweilig es für mich war, sich durch die ganzen Informationen zu kämpfen, um so erstaunlicher tragen die Forderungen des „hochkorrupten“ Jack Warner phasenweise zur Erheiterung bei. Aber mit zunehmender Lesedauer stieg bei mir auch das Verlangen, hinter das Wort „hochkorrupt“ bei diesem Typen auch noch die allseits beliebte, mit dem Buchstaben „A“ beginnende, Umschreibung einer Körperöffnung hinzuzufügen. Der FC Bayern sah sich im Jahr 2000 genötigt, diesen Kerl samt seiner Frau zu seinem 100-jährigen Vereinsjubiläum für vier Tage nach München einzuladen. In der Spesenrechnung über knapp 45.000 DM findet sich ein Beleg über 581,71 DM „Barauslagen“. Unter anderem für einen Regenschirm und Kniestrümpfe für Warners Ehefrau. Selbst diese Auslagen hat er sich unverschämterweise auch noch erstatten lassen. Das „Sahnehäubchen“ der Forderungen war dann der Auftrag, 30.000 Fähnchen für Trinidad & Tobago auf Kosten des DFB drucken zu lassen. Im Gesamtpaket enthalten auch dann nochmal vier First-Class-Flüge aus der Karibik nach Deutschland und zurück, um die ganzen Sachen (inklusive 1.000 Eintrittskarten für WM-Spiele) abzuholen. Mr. Obama – Please do this job ! Ihr habt den Bin Laden in einer Nacht-und Nebel-Aktion in Pakistan aus einem Haus raus geholt, da werdet Ihr diesen Burschen doch auf seiner Karibik-Insel dingfest machen können. Das ist eine Aufgabe für die Marines im 1. Ausbildungsjahr.

Aber bei den Herrschaften vom DFB saß in vielen Fällen das Geld ebenfalls locker. So leistete sich beispielsweise die Dresdner Bank, bei der sagenumwobenen Überweisung in Höhe von 6,7 Millionen Euro (an wen auch immer) unfassbare 5.025 Euro Bearbeitungsgebühren zu kassieren. Ich kenne ein paar Unternehmer, die ebenfalls solche Summen bewegen. Die hätten den Bankdirektor in einem solchen Fall garantiert ausnahmslos am Schlawittchen gepackt.

Ach so – fast hätte ich es vergessen: Gekostet hat die ganze Untersuchung den DFB eine Million Euro. Aber bei den Summen, die einem da um die Ohren fliegen, kommt es nun ja auch wirklich nicht mehr drauf an.

Fortsetzung möglich…

Er ist wieder da!

4 März 2016

Liebe Leser, nachdem „Neues aus dem Tower“ zum letzten Mal im Februar 2013 in gedruckter Form erschienen ist, recke ich heute nach dem Motto „Er ist wieder da !“ meinen Kopf ins Bild und meine Gedanken aufs Papier und hoffe, dass die meisten sich darüber freuen und nicht denken „oh Gott, erspar uns doch den Kerl mit seinem Müll, den er schreibt.“ Kerle, kerle:  Was waren das für Themen in den letzten 3 Jahren, die da uns vorbei gerauscht sind. Im Sommer 2014 bin ich in einem Interview für ein Wirtschaftsmagazin gefragt worden „Wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen?“

Meine Antwort damals: „Da gibt es viele. Auf dem Treppchen ganz oben steht aktuell Sepp Blatter, gefolgt von Franz-Peter Tebartz-van Elst und Klaus-Peter Müller, unter dessen Führung die Commerzbank-Aktie den Weg von 25 Euro auf einen Euro gegangen ist.“

Nun, die beiden ersten sind nicht mehr da und beim letztgenannten sage ich nur, jeder ist für etwas gut, und selbst wenn er nur als schlechtes Beispielt dient. Die Entwicklung der Commerzbank lehrt uns jedenfalls seit Sommer 2014, dass eine Aktie, auch wenn sie tief gefallen ist, sich auch dann immer noch halbieren kann. Aber zur FIFA und zur katholischen Kirche wäre mir sicher auch das ein oder andere eingefallen. Sicherlich auch zum Thema „Uli Hoeness“. Ich persönlich freue mich für ihn, dass er diese schwierige Phase hinter sich gebracht hat. Er hat seine Strafe aufrecht verbüsst und auch er hätte in den vergangenen drei Jahren sicherlich zu dem ein oder anderen verbalen Rundumschlag ausgeholt, hat sich aber verständlicherweise konsequent zurück gehalten. Dann der ganze Zirkus beim DFB mit der Diskussion, um die 6,7 Millionen EURO, mit denen angeblich die WM 2006 gekauft wurde. Mein Gott, wenn es so war, war es halt so ! Wichtig für mich ist in dem Zusammenhang nur, dass sich keiner der Beteiligten persönlich bereichert hat. Ansonsten waren die 6,7 Millionen, angesichts der ganzen korrupten Drecksäcke, die zum damaligen Abstimmungszeitpunkt im FIFA-Exekutiv-Komitee saßen, ein echtes Schnäppchen und eine Meisterleistung vom Franz, dass er das für so kleines Geld hingekriegt hat – das ist meine Meinung zu dem Thema. Die einzigen Fehler haben sie beim DFB gemacht,

  1. Dass das Schmiergeld nicht richtig verbucht wurde (wer auch immer im Jahr 2000 dafür zuständig war) und
  2. Wolfgang Niersbach, der (2015 als alles hochkochte) ein katastrophales Krisenmanagement betrieben hat. Aber er hat mit dem Verlust des Präsidentenamtes seine persönliche Höchststrafe kassiert.

Auch in der Wirtschaft gab es jede Menge Themen. DAX-Höhenflug 2015 und (vorübergehender ?) Absturz im noch jungen Jahr 2016. Konsequente Nullzinspolitik der EZB unter Mario Draghi. Meine Meinung hier: Der richtige Mann am richtigen Platz ! (dazu in einer der nächsten Ausgaben mehr).

VW-Abgasskandal, Ölpreisentwicklung und mit Prokon und Infinus zwei handfeste Anlageskandale.

Anlageskandale wird es auch in Zukunft immer wieder geben, weil es immer noch viel zu viele Leute gibt, die nicht realisiert haben, dass es keinen risikolosen Zins mehr gibt und auf Anlageversprechen herein fallen, die von vorneherein (und hinten raus erst recht) nicht zu halten sind. Ein altes afghanisches Sprichwort sagt dazu: „Die Mutter der Dummheit ist immer schwanger“. Hier werden wir auch in den kommenden Jahren reichlich „Futter zum kommentieren“ vorfinden.

Dann wäre da auch z.B. das Thema „cum-ex-Geschäfte“, eine äußerst delikate Kombination aus gierigen Banken, unfähigen Politikern und knallharten, skrupellosen Geschäftemachern. Alleine hierüber würde es sich lohnen ein Buch zu schreiben. Unglaublich, dass es drei Finanzminister (Eichel, Steinbrück und auch Schäuble) in über 10 Jahren nicht geschafft haben, diesem Selbstbedienungsladen die gesetzliche (und damit aus Sicht aller Beteiligten) legale Grundlage zu entziehen.  Wirtschaftliche Kompetenz in der Politik ? In diesem Punkt komplette Fehlanzeige !

Und – last but not least – das große Thema „Flüchtlinge, Asylpolitik, Zuwanderung“. Auch hier gibt es jede Menge Diskussions-Stoff. Nicht  nur rückblickend, sondern auch in der Zukunft, weil eines jetzt schon fest steht: „Weniger werden es nicht werden“

Ich persönlich freue mich, dass es mit der „Limburger Zeitung“ (wieder) los geht. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses „Projekt“ auf Dauer seinen festen Platz in der heimischen Medien-Landschaft finden wird.