Archiv für Januar 2012

Klingelingeling – hier kommt der Börsenmann

25 Januar 2012

„An der Börse wird nicht zum Einstieg geklingelt“ lautet eine alte Bauernregel.
Oder manchmal doch ?

Zumindest der in meinen Augen verlässlichste Indikator der letzten 15 Jahre hat in der vergangenen Woche „grünes Licht“ und damit vielleicht den Startschuss für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung an der deutschen Börse gegeben.

Es handelt sich dabei um den gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Börsentage. Schneidet die aktuelle Kurslinie diese Kurve von unten nach oben (so wie in der vergangenen Woche geschehen), konnte man in den letzten 15 Jahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den darauf folgenden 12-24 Monaten einen deutlichen Anstieg beim DAX mit zweistelligen Zuwachsraten verfolgen. Das Problem bei der ganzen Angelegenheit in den letzten 12 Jahren war, dass diese Gewinne, wenn man nicht verkauft hat, in einem der 3 Börsencrashs (2002, 2008 und 2011) zum Teil wieder aufgezehrt wurden. Aber noch viel schwerer als den richtigen Kauf-, ist es den richtigen Verkaufszeitpunkt zu finden.  Auch hier kann die 200 Tage-Durchschnittslinie hilfreich sein. Die in meinen Augen bessere Strategie ist es aber sich nicht in Kauf- und Verkaufsspielchen zu üben, sondern einen festen Anteil des Vermögens in Aktien anzulegen und dann das ganze Zeug einfach am besten 20 oder 30 Jahre liegen lassen. Auch wenn Ihnen aktuell fast jeder „Experte“ weismachen will, dass diese Regel nicht mehr in die heutige Zeit passt. Vor genau 20 Jahren (Ende Januar 1992) stand der DAX bei 1.687 Punkten. Das entspricht bei einem aktuellen Stand von 6.400 Punkten einem durchschnittlichen Anstieg von 6,9% p.a. Und vor genau 30 Jahren (Ende Januar 1982) stand der DAX bei 502 Punkten und wer damals gekauft hat, kann sich aktuell über 8,9% Rendite p.a. freuen. Angesichts der nach wie vor historisch niedrigen Zinsen, sollte jeder, der ein paar Groschen übrig hat, da ganz einfach mal drüber nachdenken. Für mich stellt der Aktienmarkt gerade in der heutigen Zeit eine absolut lohnenswerte Alternative dar. Nicht für das ganze Geld, aber für einen Teil davon. Die deutschen Unternehmen haben im Jahr 2011 so viel verdient, wie nie zuvor in der Geschichte und alle Indikatoren deuten darauf hinaus, dass sich dieser Trend auch in 2012 fortsetzt. Aber wer profitiert davon ? Fast 2/3 der Aktien der DAX Unternehmen befinden sich im Besitz von ausländischen Händen. Und der deutsche Anleger steckt sein Geld in Riester-Renten, Versicherungen und Bausparverträge. Ich frage mich schon seit Jahren: Warum wird dieser ganze Mist gekauft ? Wahrscheinlich, weil es der „Herr Kaiser“ sagt und man das ja schon immer so gemacht hat. Wenn man aber 1 und 1 zusammen zählen kann, kommt man relativ schnell zu der Erkenntnis, dass bei einem Zinsniveau von 1% und ganzen Heerscharen, die daran ja auch noch was verdienen wollen, für den Kunden am Ende mit viel Glück gerade mal der Betrag heraus kommen wird, den er in der Summe über die ganzen Jahre eingezahlt hat. Ich bin mal gespannt, wann die erste Versicherung die Hosen herunter lässt und sagt „Wir können den Garantiezins leider nicht mehr bezahlen, da wir uns mit italienischen und spanischen Staatsanleihen verspekuliert haben.“ Von dem Zeug haben Sie nämlich alle die Scheune bis zum Dach voll. Ich gehe jede Wette ein: Dieser Tag ist nicht mehr fern…

„Arme“ Ferrari-Fahrer und randvolle Gläser

20 Januar 2012

In der vergangenen Woche haben meine „liebsten Freunde“ S&P, Fitch und Moodys (auch bekannt unter ihrem Künstlernamen „Ratingagenturen“) die Keule ausgepackt. Traf es zunächst mit Frankreich, Österreich, Italien, Portugal, Spanien, Zypern, Malta, der Slowakei und Slowenien neun einzelne Länder der Eurozone, haben sich die Verantwortlichen wohl gedacht „warum denn halbe Sachen ?“ und dann einen Tag später gleich den kompletten Rettungsschirm „EFSF“ (European Financial Stability Facility – für alle, die’s genau wissen wollen) in seiner Bonität herabgestuft. Man ist geneigt zu sagen: Jetzt muss ja sogar das Rettungspaket gerettet werden ! Ein Glück, dass mittlerweile an den Kapitalmärkten Ruhe und Vernunft eingezogen ist und die hektischen Aktivitäten dieser Zauberlehrlinge zusehends von den Marktteilnehmern ignoriert – um nicht zu sagen: „belächelt“ – werden. Mittlerweile dürft auch der Letzte erkannt haben, welche Strategie denn hinter diesem „Spiel“ steht. In meinen Augen ist das Ganze eine gezielte Kampagne der USA von ihren eigenen Problemen abzulenken, den EURO gegenüber dem US-Dollar zu schwächen und innerhalb der Euro-Zone Neid und Misstrauen zu erzeugen. Flugs meldeten sich bereits am Tage der EFSF-Abstufung Stimmen aus Italien, die eine stärkere Beteiligung Deutschlands am Rettungsschirm forderten, da sich Deutschland ja ungleich günstiger am Kapitalmarkt refinanzieren könne.  Wenn man bedenkt, dass sich die Italiener jetzt bonitätsmäßig auf der gleichen Stufe wie Peru, Kolumbien oder Kasachstan befinden, ist es in der Tat Zeit für unsere Freunde südlich der Alpen, sich an die Arbeit zu machen. Und die erste Aufgabe ist es – wie immer – zunächst mal vor der eigenen Haustüre zu kehren bzw. den eigenen Stall auszumisten. Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer. Kurz nach Weihnachten fiel die italienische Steuerfahndung nahezu überfallartig im Nobel-Skiort  Cortina d’Ampezzo in den Dolomiten ein. Zunächst einmal wurden die Einkommensverhältnisse der Halter aller im Ort gesichteten Ferraris (immerhin knapp 250 Stück) überprüft. Und siehe da: Knapp ein Fünftel der „Ferraristi“ waren – zumindest steuertechnisch – bettelarme Leute. Wahrscheinlich waren die meisten von denen noch Bezieher von „Hartze quattro“. Jetzt dürfen sich diese Schmarotzer erst mal auf einige unangenehme Fragen der italienischen Fiskalbehörde gefasst machen, die diese Nummer hoffentlich gnadenlos durchzieht.  Als nächstes nahmen die Fahnder dann die Restaurants und Edel-Boutiquen unter die Lupe. Nachdem sich deren Anwesenheit wie ein Lauffeuer im Dorf rumgesprochen hatte, verzeichneten alle Geschäfte und Lokale in den darauf folgenden Tagen Umsätze, die das drei- bis vierfache der durchschnittlichen täglichen Einnahmen erreichten. Da war dann wohl ein paar Tage nichts mit „senza conto“. Umgangssprachlich kann man das mit einem „Geht doch !“ prämieren. Aber diese Nachrichten zeigen doch genau, wo die Problematik in Europa steckt. Wenn alle Staaten ihr Finanzwesen mit preußischer Disziplin durchorganisieren, sind die Staatshaushalte – auch die der Südländer – problemlos zu sanieren. Und die Leute müssen lernen, dass es auf der ganzen Welt keinen Pott gibt (auch wenn da „Staat“ drauf steht), wo man mehr herausholen kann, als man rein steckt. Aber es wird ein harter und schmerzlicher Prozess, das in die Köpfe der Leute hinein zu bekommen. Genauso wie man die Bevölkerung in Europa auf längere Lebensarbeitszeiten vorbereiten muss. Wie soll das denn selbst in Deutschland funktionieren, wenn im Jahr 2030 25% aller Bewohner über 65 Jahre alt sind ? Wenn die Leute dieses Bewusstsein entwickeln und leben, dann geht es Europa viel, viel besser als der „neuen Welt“. Wie bereits oben gesagt: In meinen Augen ist der EURO auf einem guten Weg, den Dollar als Weltleitwährung abzulösen. Das lässt sich z.B. ganz einfach feststellen, wenn man sich die Schwankungen des Gold- und des Ölpreises anschaut, die – historisch bedingt – weltweit in Dollar gehandelt werden, sich in ihren Preisschwankungen aber immer häufiger konträr zu den Schwankungen zwischen Euro und Dollar entwickeln. „Steigt der Dollar, fällt das Gold“ ist eine der wenigen Gesetzmäßigkeiten, auf die man sich in den verrückten Finanzmärkten in den letzten Jahren verlassen konnte. Und das ganze Gehabe der US-gesteuerten Ratingagenturen führt dazu, dass in Europa diskutiert wird, ob wir den EURO wieder aufgeben ? Die ganze Welt schüttelt den Kopf über die Europäer. Wir haben die beste Infrastruktur, die beste medizinische Versorgung, das beste Bildungswesen und müssen kein Hundefleisch essen, um satt zu werden. Und anstatt sich auf das zu konzentrieren, was uns stark macht, wird jeden Tag eine neue „Sau“ durchs Dorf getrieben, die ein Schild umhängen hat, wie schlecht doch alles ist und das alles noch viel schlimmer wird. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mir geht diese Stimmungsmache tierisch auf den Zeiger. Die Gläser bei uns sind randvoll, aber es wird gejammert, dass die ja so schwer zum Heben sind…

Die „entscheidenden“ Fragen in der Akte Wulff

11 Januar 2012

„Vorteilsnahme im Amt“ – diese „Versuchung“ beschäftigt die Menschen schon seit dem alten Testament. Und ein altes Bibelzitat lautet „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“. Wenn ich mir die momentanen Diskussionen um unseren Bundespräsidenten anschaue, denke ich mir manchmal: „Was muss es den Menschen in unserem Land doch gut gehen, wenn wir sonst keine Probleme haben.“ Einen Vorteil hat sich Christian Wulff mit seinem Darlehensgeschäft sicherlich nicht verschafft. Es ist nicht verboten sich von Freunden Geld zu leihen und der vermeintlich günstige Zinssatz von 2% für das Bankdarlehen, mit dem der Privat-Kredit abgelöst wurde, war nichts anderes als ein simpler „Euribor-Kredit“, den jeder, der ein geregeltes Einkommen hat, auch bei seiner Bank bekommen kann. Man muss nur danach fragen. Und man muss wissen, dass das ein variables Darlehen ist, wo sich der Zinssatz alle 3 Monate ändern kann und man möglicherweise auch irgendwann einmal 5-6% bezahlen muss. Dann nämlich, wenn die variablen Zinsen von derzeit 1% auf 4-5% steigen. Es sei denn, man schwenkt irgendwann von diesem Euribor-Darlehen auf ein Festzinsdarlehen um, und sichert sich die derzeit niedrigen Zinsen langfristig. Und dass man diese Konditionen zunächst telefonisch oder per e-Mail mit seiner Bank bespricht und der dazugehörige Vertrag dann erst einige Wochen später fixiert wird, ist ebenfalls Usus im Finanzierungsgeschäft. Als Profi kann ich hier nur sagen: Chapeau Herr Präsident ! Das war eine taktische Meisterleistung in Sachen Zinseinschätzung. Weniger glücklich ist allerdings sein Umgang mit den Medien und ich frage mich, warum er nicht gleich mit den voran gestellten Argumenten in die Offensive gegangen ist. Salamitaktik ist hier fehl am Platz. Oder will er etwa von den wirklich interessanten Fragen, die sich auftun, ablenken. Viel mehr als die Frage, welchen Vorteil sich Herr Wulff durch seine „Freunde“ verschafft hat und wo er u.U. umsonst beherbergt wurde, interessiert mich, welche Vorteile denn die „FREUNDE“ möglicherweise genossen haben. Sein privater Geldgeber residiert angeblich aus gesundheitlichen Gründen in der Schweiz. Wurde seine Steuerakte in Deutschland einfach geschlossen ? Wurde die Regelung der Wegzugsbesteuerung bei ihm angewendet ? Das sind doch die wirklich interessanten Fragen. Und wenn ich sehe, wie sich der smarte Ex-AWD Chef Carsten M. immer wieder in der Nähe von führenden Politikern positioniert, drängen sich auch ein paar Fragen auf, die dringender Erläuterung bedürfen. Warum werden denn ausgerechnet teure und unsinnige Versicherungsprodukte, von dessen Absatz insbesondere Leute wie er profitieren, steuerlich gefördert. Warum wird ein Bürokratiemonster wie die Riester-Rente installiert ? In erster Linie doch nur, damit die Vasallen von Maschmeyer & Co. mit dem Argument „Verschenken Sie keine staatliche Zulage“ eine Eintrittskarte haben, um unbedarfte Leute über den Tisch zu ziehen. Ich will an dieser Stelle ja noch nicht mal das Aktienfähnchen schwenken, aber warum ist der Beitrag zu einer Versicherung in bestimmten Fällen steuerlich abzugsfähig und der zu einem „normalen“ Banksparplan nicht ? Eine Logik erkenne ich in diesem Fall nicht. Außer der, dass die Versicherungsbranche wohl in ihrer politischen Lobbyarbeit weitaus erfolgreicher, vielleicht auch weil unverfrorener, vorgeht. Ein Schmierenstück der ganz besonderen Art spielte sich dieser Tage allerdings in der Schweiz ab. Der Notenbankchef musste dort abtreten, nachdem bekannt wurde, dass er ca. 3 Wochen bevor er eine drastische Abwertung des Schweizer Frankens gegen den Euro verkündete, mit einem kleinen „privaten Deal“ in der Größenordnung von 500.000 Franken eben genau auf dieses Ereignis gewettet hatte. Aber der Mann badete zunächst in Unschuld. Erstens unterliegen Devisengeschäfte – im Gegensatz zu Aktien – nicht den Insider-Richtlinien und zweitens habe nicht er, sondern seine Frau das Geschäft gemacht. Dass ich nicht lache ! Das wäre ja genauso, wenn „König Otto“ (Rehhagel) die Mannschaftsaufstellung ohne Rücksprache mit seiner Frau Beate gemacht hätte. Oder stellen Sie sich vor Frau Merkel antwortet ihrem Gatten beim Abendessen auf die Frage „na Schatzi, wie war’s denn heute beim Regieren?“ – „Oh, nichts besonderes, ich habe mich heute nur mit Nico (Sarkozy) auf eine Rettung Griechenlands verständigt. Nächste Woche geben wir das offiziell bekannt.“ Und der clevere Herr Sauer (so heisst unser „First Man“) hat dann nichts besseres zu tun, als am nächsten Tag für sein Depot noch schnell ein paar Griechenland-Anleihen zu ordern, die dann eine Woche später das Doppelte wert sind. Und was passiert in der Schweiz ? Der Bankangestellte, der das offen gelegt hat, wird wegen Verstosses gegen das Bankgeheimnis fristlos entlassen und noch dazu angeklagt. Für mich ist das ein wahrer Held ! Bei unseren Gesetzen schüttele ich ja schon manchmal den Kopf, aber meine lieben Schweizer Freunde – Seid Ihr sicher, daß das alles noch zeitgemäß ist, was Ihr da veranstaltet ? Für ein Bankgeheimnis, das Steuerhinterzieher und Insider-Kriminelle schützt, ist in der heutigen Welt definitiv kein Platz mehr.