„Max, was macht der DAX“ ? Zweifelsohne wird mir diese Frage in den letzten Wochen öfters gestellt, als in „ruhigen“ Zeiten. Und ich gebe zu, dass es noch nie so schwer war, wie in der aktuellen Situation, hierauf eine verlässliche Antwort zu geben. Zumindest, wenn der Fragesteller auf einen Zeithorizont von einem Jahr oder weniger abzielt. Es gibt sogar Stimmen, die sagen: „Im aktuellen Umfeld eine Börsenprognose abzugeben, ist schlichtweg unseriös.“
Schon der legendäre britische Staatsmann Winston Churchill sagte „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn Sie die Zukunft betreffen.“ Was aber kann man jemandem raten, der vor dem „Luxusproblem“ steht, Geld anzulegen. Zunächst gibt es 2 gravierende Trends, die in den letzten 10-20 Jahren zu beobachten sind. Zum einen sind die Zinsen auf ein Niveau gefallen, dass nahezu alle Experten noch vor 4-5 Jahren für unmöglich gehalten hätten. Bekam man Anfang der 90er Jahre für 100.000 DM, die man für 5 Jahre „sicher“ festlegen wollte, noch knapp 8% und damit 8.000 DM p.a. an Ertrag, so sind es heute gerade mal 1,5 %. Das bedeutet, wer von Geldvermögen leben muss, braucht heutzutage die fünffache (!) Summe um auf den gleichen „sicheren Ertrag“ zu kommen, als vor 20 Jahren. By the way: Dieses Tatsache kann man den ganzen „Dummschwätzern“ und „Brandstiftern“, die von einem schwachen Euro reden, schon mal vor die Nase halten. Vor 10 Jahren stand der EURO übrigens bei genau 0,90 US-Dollar, heute notiert die europäische Gemeinschaftswährung 50 % höher. Der zweite (und leider schmerzhafte) Trend ist der, dass die Aktienanleger mittlerweile vom dritten „Crash“ innerhalb von 10 Jahren „gebeutelt“ worden sind und per Saldo die letzten 12 Jahre mit leeren Händen da stehen. Und das Ganze, nachdem sich der DAX von 1990 – 1999 noch verfünffacht hatte. Kein Wunder, dass viele Anleger in einer solchen Situation die Börse eher als „Geisterbahn“ denn als „Achterbahn“ sehen. Hinzu kommt, dass viele Anleger sich mental immer an den Höchstkursen orientieren, aber vergessen, dass sie teilweise zu deutlich tieferen Kursen eingestiegen sind. (Nicht nur) in der aktuellen Situation kann von daher die Regel Nr. 1 nur lauten: Streuung !
Der Markt bietet neben Aktien und Festgeld jede Menge Alternativen. Von Unternehmensanleihen, Immobilien, Gold, Solaranlagen, Windräder, Schiffen bis hin zu exotischen Anlagen wie Rotwein, Oldtimern oder zeitgenössischer Kunst. Allerdings hat der Anleger bei vielen diesen Dingen (im Gegensatz zur Börse, wo jeden Tag ein Preis festgestellt wird) das Problem, dass es eine verdammt große Gefahr gibt, an den „Falschen“ zu geraten, d.h. einen überhöhten Preis zu zahlen. Der härteste Sachwert nützt wenig, wenn er mit 20% (und teilweise mehr) „weichen Kosten“ eingekauft wird. Vor diesem Schritt sollte der Anleger aber auch definieren, welcher Teil seines Vermögens eher kurzfristig und welcher Teil eher langfristig angelegt werden sollte. Beim kurzfristigen Teil spielt der Ertrag eher eine untergeordnete Rolle. Beim langfristigen Teil (durch den Zinseszins-Effekt) um so mehr.
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des DAX lohnt sich allemal. Am 1.Oktober 1951 stand der Index bei umgerechnet 65 Punkten, am 1. Oktober 1981 bei 495 Punkten und am 1. Oktober 2011 (bzw. aktuell) bei 5.500 Punkten. Eine Verzehnfachung in 30 Jahren entspricht einer Rendite von 8% p.a. Den Preis für diese Rendite, hat Börsen-Altmeister Andre Kostolany schon vor langer Zeit treffend beschrieben. „An der Börse gibt es Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld“. Man kann auch sagen: Heute ist Familientag. die Fahrt mit der Achterbahn gibt es zu einem stark ermäßigten Preis. Aber wer mitfährt braucht – wie im richtigen Leben – starke Nerven. Und zu einer Prognose lasse ich mich trotzdem hinreissen. Am 1.Oktober 2041 steht der DAX irgendwo zwischen 40.000 und 60.000 Punkten. Wetten nehme ich gerne an…