Archiv für September 2011

Festgeld für 1% oder „Achterbahn“ Börse?

29 September 2011

„Max, was macht der DAX“ ? Zweifelsohne wird mir diese Frage in den letzten Wochen öfters gestellt, als in „ruhigen“ Zeiten. Und ich gebe zu, dass es noch nie so schwer war, wie in der aktuellen Situation, hierauf eine verlässliche Antwort zu geben. Zumindest, wenn der Fragesteller auf einen Zeithorizont von einem Jahr oder weniger abzielt. Es gibt sogar Stimmen, die sagen: „Im aktuellen Umfeld eine Börsenprognose abzugeben, ist schlichtweg unseriös.“

Schon der legendäre britische Staatsmann Winston Churchill sagte „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn Sie die Zukunft betreffen.“ Was aber kann man jemandem raten, der vor dem „Luxusproblem“ steht, Geld anzulegen. Zunächst gibt es 2 gravierende Trends, die in den letzten 10-20 Jahren zu beobachten sind. Zum einen sind die Zinsen auf ein Niveau gefallen, dass nahezu alle Experten noch vor 4-5 Jahren für unmöglich gehalten hätten. Bekam man Anfang der 90er Jahre für 100.000 DM, die man für 5 Jahre „sicher“ festlegen wollte, noch knapp 8% und damit 8.000 DM p.a. an Ertrag, so sind es heute gerade mal 1,5 %. Das bedeutet, wer von Geldvermögen leben muss, braucht heutzutage die fünffache (!) Summe um auf den gleichen „sicheren Ertrag“ zu kommen, als vor 20 Jahren. By the way: Dieses Tatsache kann man den  ganzen „Dummschwätzern“ und „Brandstiftern“, die von einem schwachen Euro reden, schon mal vor die Nase halten. Vor 10 Jahren stand der EURO übrigens bei genau 0,90 US-Dollar, heute notiert die europäische Gemeinschaftswährung 50 % höher. Der zweite (und leider schmerzhafte) Trend ist der, dass die Aktienanleger mittlerweile vom dritten „Crash“ innerhalb von 10 Jahren „gebeutelt“ worden sind und per Saldo die letzten 12 Jahre mit leeren Händen da stehen. Und das Ganze, nachdem sich der DAX von 1990 – 1999 noch verfünffacht hatte. Kein Wunder, dass viele Anleger in einer solchen Situation die Börse eher als „Geisterbahn“ denn als „Achterbahn“ sehen. Hinzu kommt, dass viele Anleger sich mental immer an den Höchstkursen orientieren, aber vergessen, dass sie teilweise zu deutlich tieferen Kursen eingestiegen sind. (Nicht nur) in der aktuellen Situation kann von daher die Regel Nr. 1 nur lauten: Streuung !

Der Markt bietet neben Aktien und Festgeld jede Menge Alternativen. Von Unternehmensanleihen, Immobilien, Gold, Solaranlagen, Windräder, Schiffen bis hin zu exotischen Anlagen wie Rotwein, Oldtimern oder zeitgenössischer Kunst. Allerdings hat der Anleger bei vielen diesen Dingen (im Gegensatz zur Börse, wo jeden Tag ein Preis festgestellt wird) das Problem, dass es eine verdammt große Gefahr gibt, an den „Falschen“ zu geraten, d.h. einen überhöhten Preis zu zahlen. Der härteste Sachwert nützt wenig, wenn er mit 20% (und teilweise mehr) „weichen Kosten“ eingekauft wird. Vor diesem Schritt sollte der Anleger aber auch definieren, welcher Teil seines Vermögens eher kurzfristig und welcher Teil eher langfristig angelegt werden sollte. Beim kurzfristigen Teil spielt der Ertrag eher eine untergeordnete Rolle. Beim langfristigen Teil (durch den Zinseszins-Effekt) um so mehr.

Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des DAX lohnt sich allemal. Am 1.Oktober 1951 stand der Index bei umgerechnet 65 Punkten, am 1. Oktober 1981 bei 495 Punkten und am 1. Oktober 2011 (bzw. aktuell) bei 5.500 Punkten. Eine Verzehnfachung in 30 Jahren entspricht einer Rendite von 8% p.a. Den Preis für diese Rendite, hat Börsen-Altmeister Andre Kostolany schon vor langer Zeit treffend beschrieben. „An der Börse gibt es Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld“. Man kann auch sagen: Heute ist Familientag. die Fahrt mit der Achterbahn gibt es zu einem stark ermäßigten Preis. Aber wer mitfährt braucht – wie im richtigen Leben – starke Nerven. Und zu einer Prognose lasse ich mich trotzdem hinreissen. Am 1.Oktober 2041 steht der DAX irgendwo zwischen 40.000 und 60.000 Punkten. Wetten nehme ich gerne an…

Piraten entern die Politik

21 September 2011

Als ich die erste Hochrechnung zu den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am vergangenen Sonntag gesehen habe, war mein erster Gedanke „Ist heute der 1. April ?“. Mit einem Stimmenanteil von gut 9% schaffte „Die Piratenpartei“ erstmals den Einzug in ein Landesparlament. Piratenpartei ? Für mich gehörten die immer in die Abteilung „Tierschutzpartei“, „Partei bibeltreuer Christen“ oder „Die Violetten“. Ein Blick auf das amtliche Endergebnis der Bundestagswahl 2009 zeigt allerdings einen ersten Trend. Die damals stärkste Partei (CDU) kam auf 11.828.277 gültige Zweit-Stimmen, während die Piratenpartei –nahezu unbemerkt- als größte der „unter 5%-Parteien“ mit 847.470 Stimmen fast 2% „Marktanteil“ hatte. Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg (Ende März 2011) erzielte die „Piratenpartei“ mit über 100.000 Stimmen fast die gleiche Stimmenanzahl wie die Linkspartei. Und in der Politik gilt nun mal auch wie für Sport- oder Gesangvereine der Grundsatz „Man muss sich um den Nachwuchs kümmern.“ Alle Analysen, die sich seit vergangenen Sonntag mit dieser Wahlüberraschung auseinandersetzen, sagen im Kern aus: Bei dieser Gruppierung handelt es sich um internetaffine Technikfreaks. Und deren Anteil ist bei den jungen, erstmals wahlberechtigten Bürgern, deutlich höher als bei denen, die biologisch bedingt dieses Mal nicht mehr wählen konnten. Wenn man sich das 26-seitige Grundsatzprogramm der Piratenpartei dann mal anschaut, merkt man sehr schnell, dass die Themen „Internet“ und “freier Zugang zu Informationen für alle Bürger“ die dominierenden Punkte sind. Wichtige Themen wie „Gesundheit“, „Wirtschaft“, „Steuern“ oder „Renten“ bleiben nahezu völlig außen vor. Die „Piraten“ haben kaum genügend Mitglieder, um alle Posten, die durch dieses überraschende Wahlergebnis geschaffen wurden, zu besetzen. Das alles sind für mich Anzeichen, dass die Bereitschaft „echte politische Arbeit“ abzuliefern bisher eher eine untergeordnete Rolle bei allen Beteiligten spielte und das ganze eher als eine Art „Protest-“ oder „Jux-Veranstaltung“ angesehen wurde. Aber eine Wahl ist kein „Sackhüpfen“ oder „Deutschland-sucht-den-Superstar-Wettbewerb.“ Fast jeder zehnte Wähler in Berlin hat gesagt „von dieser Truppe möchte ich regiert werden.“ Das ist ein handfester Wählerauftrag, genauso wie es die 1,8% Klatsche für die FDP in die andere Richtung war, was die Presse zu Schlagzeilen wie „Merkel regiert mit ‚Sonstigen‘ “ veranlasste.

Jetzt kann man zwar sagen „Dieses Ergebnis muss man nicht so ernst nehmen. Die haben viele aus Protest gewählt, weil Sie unzufrieden mit der politischen Arbeit in Deutschland sind. Außerdem gibt es gerade in Berlin ja auch ein ziemlich schräges Wahlpublikum, das muss man nicht auf die ganze Republik übertragen.“ Ich sehe das allerdings etwas anders. Das Wahlergebnis in Berlin war für die etablierten Parteien ein deutlicher Warnschuss, dass sich in der Außendarstellung der Politik etwas ändern muss. Und ein Herr Wowereit sollte alles andere als stolz auf sein Ergebnis von 28,3% sein. Schließlich haben ihn 71,7% nicht gewählt, von den 40% aller Wahlberechtigten, die gleich zu Hause geblieben sind, ganz zu schweigen. Für mich gab es bei dieser Wahl nach dem derzeitigen Stand nur Verlierer. Die Piratenpartei steht am Scheideweg. Schafft Sie die Entwicklung zu einer dauerhaften politischen Kraft ? Ich bin gespannt wie sich die Situation in Berlin weiter entwickelt und wie sich die Partei in den nächsten Wochen und Monaten dort präsentiert. In der Politik braucht jede Partei (auch die, die sagen: Alle müssen gleich sein) charismatische Führungspersönlichkeiten. Die sehe ich bei den „Piraten“ derzeit nicht. Aber auch die „Grünen“ haben vor 30 Jahren als Randgruppe angefangen, wo viele gedacht haben „das ist eine Modeerscheinung, das legt sich irgendwann wieder.“ Einen Vorteil haben die „Piraten“. Sie können sich in den kommenden Monaten komplett auf die „Baustelle“ Berlin konzentrieren. Außer einer Landtagswahl in Schleswig Holstein stehen in den kommenden 24 Monaten keine weiteren turnusmäßigen Wahlen auf dem Terminkalender. Diese Zeit sollten die Jungs nutzen, um sich inhaltlich auch zu den bisher vernachlässigten Themen zu positionieren. Und auch wenn gerade viele Jugendliche den Namen „cool“ finden. Vielleicht sollten die Verantwortlichen da auch mal über einen anderen „Vereinsnamen“ nachdenken. Dann könnt’s was werden…

P.S. Mit der heutigen 100. Ausgabe von Limburg-Weilburg-Erleben lasse ich es mir als Kolumnist nicht nehmen, allen Verantwortlichen und Mitarbeitern des Verlags zu diesem Jubiläum zu gratulieren. Ihr seid damit definitiv den Kinderschuhen „entwachsen“ und habt Euch in dieser Zeit am Markt etabliert. Weiter so und auf die nächsten 100 !

Licht und Schatten

15 September 2011

Im Schatten der momentan von vielen Seiten prognostizierten großen Wirtschaftskrise, die uns angeblich bevorsteht, gibt es definitiv auch ein paar Lichtblicke.

So sind die langfristigen Zinsen in Deutschland auf ein Niveau gefallen, das die letztjährigen Tiefststände noch deutlich unterbietet. 10-jährige Bundesanleihen rentierten Anfang der Woche gerade noch mit 1,9% p.a.  und wer dem Staat für 5 Jahre sein Geld zur Verfügung stellt, musste sich sogar mit 1,2% p.a. zufrieden geben. „Flucht in Sicherheit“ sagen die Experten dazu und die Schweizer Notenbank sah sich sogar gezwungen eine „Nullzinspolitik“ auf unbegrenzte Zeit auszurufen. Da die Kreditversorgung hierzulande  – insbesondere im Sparkassen und Volksbankensektor  –  nach wie vor intakt ist, bietet dieses Umfeld traumhafte Rahmenbedingungen für jeden Investor. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern (1990 nach der Maueröffnung), als die Zinsen für Baukredite knapp an der 10% Marke kratzten.  Mittlerweile zahlen Häuslebauer und Vermieter nur noch knapp ein Drittel an Zinsen. Da die Mieten sich nicht wesentlich verändert haben, sind Immobilieninvestitionen in einem solchen Umfeld deutlich attraktiver als vor 20 Jahren. Der größte Profiteur dieser ganzen Entwicklung sitzt in Berlin und heisst Wolfgang Schäuble. Bei geschätzten 2 Billionen € Staatsverschuldung muss er mit Zinskosten von knapp 40 Milliarden für das kommende Jahr kalkulieren. Lägen die Zinsen für Bundesanleihen bei der (früher als langfristiger Durchschnitt geltenden) Marke von 6%, wäre das mit 120 Milliarden der dreifache Betrag. Und hätten wir anstatt 2,5 Millionen vier Millionen Arbeitslose, würde das die Staatskasse mit weiteren 50 Milliarden belasten. Bei solchen Rahmenbedingungen würde kein Mensch in diesem Land über Transferleistungen in andere Länder diskutieren, sondern dann würde „Rente mit 75“, „Kürzung von Sozialleistungen“ und als Nachtisch  „Mehrwertsteuererhöhung“ auf dem Speisezettel stehen. Das sind nämlich genau die Sparpakete, die die Regierungsverantwortlichen der südeuropäischen Länder in der aktuellen Situation ihrem Volk beibringen müssen.

Aber auch in anderen Bereichen gibt es Profiteure. So befinden sich beispielsweise die Preise für Solarmodule im freien Fall und sind aktuell ca. 20% günstiger, als noch zu Jahresanfang zu haben. Da gleichzeitig auch die Zinsen drastisch gesunken sind und auch eine geplante Reduktion der Einspeisevergütung auf das kommende Jahr verschoben wurde, können Investoren in diesem Bereich mühelos und bei sehr eingeschränktem Risiko zweistellige Renditen einfahren. Hinzu kommt natürlich noch der Effekt, dass die Renditen von Festzinsanlagen, die ja in Konkurrenz zu solchen Investitionsmöglichkeiten stehen, gesunken sind. „Ein Investment, das über einen bestimmten Zeitraum 10% p.a. abwirft, ist bei einem Zinsniveau von 2% einfach mehr wert, als bei einem Zinsniveau von 6%.“ heisst es auf Deutsch, was Fachleute als „Opportunitätsgewinn“ bezeichnen.

Aber auch sogenannte „ Sachwerte“ wie Bilder, Oldtimer, Rotwein oder Ackerland sind in den letzten 12 Monaten deutlich im Preis gestiegen, genauso wie der „König aller Sachwerte“ in Form des Goldpreises. Wobei es bei vielen Investitionen dieser Art ohne eine gewisse Sachkenntnis bzw. ein qualifiziertes Netzwerk selbst in diesen Zeiten sehr schwer ist, echte Gewinne zu erzielen. Wenn ich als Investor an den „Falschen“ gerate und zu teuer einkaufe, kann sich ein vermeintlicher Gewinn sehr schnell in einen Verlust umwandeln. Beim Gold zumindest besteht diese Gefahr nicht, da sind die Preise – wie bei Aktien – transparent. Allerdings hat der Investor hier ein „Timing-Problem“. Die wichtigste Aufgabe, die ich bei einer erfolgreichen Geldanlage lösen muss, lautet nämlich:  Das zu kaufen, was steigen wird und nicht das zu kaufen, was gestiegen ist.

Wenn man sich die Kapitalströme anschaut, wird relativ schnell klar, das genau das die wenigsten Anleger beherzigen. Da stehen einfach die zwei starken Pfosten „Angst“ und „Gier“ im Weg.

Der „Sachwert“ Aktie führt momentan ein nie dagewesenes Eigenleben. Hier wird den Anlegern momentan vor allem ein Bonmot des legendären „Altmeisters“ André Kostolany anschaulich vor Augen geführt. „An der Börse kommen erst die Schmerzen und dann das Geld.“

So war es schon vor hundert Jahren und nie war dieser Spruch treffender als heute.

Wer hat die Kokosnuss geklaut?

8 September 2011

Vor ca. einem halben Jahr habe ich an dieser Stelle unter der Überschrift „Kaufe nur, was du verstehst“ über ein dubioses Finanzgeschäft der kommunalen Wasserwerke Leipzig mit der Schweizer Großbank UBS berichtet, das der Stadt Leipzig (als Träger der Wasserwerke) und damit auch dem Steuerzahler einen Schaden von knapp 300 Mio. € bescherte. Die Verantwortlichen sitzen mittlerweile in Haft, aber nicht, weil Sie sich für dieses Geschäft verantworten mussten, sondern weil Sie – was das Ganze noch unglaublicher macht – sich auch noch bestechen ließen. Dass dieses Geschäft kein Einzelfall ist, pfeifen die Spatzen schon länger von den Dächern. Bestechung ist zwar in fast allen Fällen nicht im Spiel, wohl aber eine gehörige Portion Dummheit, Unfähigkeit, Größenwahn und Gier, die die ein oder andere Kommune bzw. den ein oder anderen kommunalen Zweckbetrieb veranlasst haben, sich auf diverse Zinswetten und sonstige „Spielchen“ mit Banken einzulassen. Seit Ende vergangener Woche wissen wir über die Größenordnung dieser in Deutschland getätigten Geschäfte Bescheid. Wie das „Handelsblatt“ am 5.9.2011 unter der Überschrift „Zinswetten werden zum Milliardenrisiko“ berichtete, bestanden am 31.12.2010 Wetten zwischen Banken und Kommunen in einer Größenordnung von 63,7 Milliarden Euro. Laut Auskunft des zentralen Kreditausschusses (ZKA) handelt es sich insgesamt um 1.556 Verträge von Kommunen mit Banken und 1.104 Verträge von kommunalen Unternehmen bzw. Zweckverbänden mit Banken. Experten beziffern das Risiko aus diesen Verträgen auf eine Gesamtsumme von mehr als 20 Milliarden Euro, die – um es mal auf Deutsch zu sagen – gewählte Volksvertreter mal soeben am Kasinotisch verzockt haben. Da bleibt ja nur zu hoffen, dass die Gegenspieler nicht nur Schweizer Banken waren, sondern, dass sich auch ein paar einheimische Institute an der „Schlachtung“ dieser willkommenen Opferlämmer beteiligt haben, damit wenigstens ein Teil dieses Geldes wieder in Form von Steuereinnahmen in die Staatskasse zurück fließt. Was mich bei dieser ganzen Sache am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass die Leute, die diesen Schaden verursacht haben, mit keinen Cent zur Kasse gebeten werde. Wenn ich als Unternehmer oder auch als Privatperson eine falsche Entscheidung treffe, muss ich die finanziellen Konsequenzen hieraus zu 100% tragen. In der Politik ist das leider anders, hier gibt es nur die Konsequenz des „Abwählens“. Und nach dem Motto „die Affen rasen durch den Wald…“ fragt keiner nach den Schuldigen.  Viele der Dilettanten, die diese Verluste verursacht haben, werden sich wahrscheinlich noch denken „ Was soll’s, wenn wir den Griechen, Italienern und Portugiesen unsere Knete hinter her werfen, kommt’s doch auf die 20 Milliönchen nicht an, die ich meiner Heimatstadt da verbockt habe“.  So geht’s aber nicht ! Normalerweise gehören diese insgesamt 2.660 Verträge alle auf den Prüfstand und es muss herausgefunden werden, wer letztendlich in diesen Fällen verantwortlich war und diese Verantwortlichen müssen das auch am eigenen Portemonnaie spüren – und wenn es nur eine symbolische Kürzung der Pension ist. Wie sollen wir denn andernfalls nachfolgenden Generationen glaubwürdig einen sorgsamen Umgang mit Gemeinschaftseigentum vorleben ?

Wer jetzt denkt : „das ist doch alles weit weg von uns“ wurde in der Ausgabe vom 27. August der „Börsen-Zeitung“ eines Besseren belehrt. „Ein real existierender Landrat und seine „virtuellen“ Verluste“ lautet dort die Überschrift eines Artikels, aus dem hervorgeht, dass der benachbarte Rheingau-Taunus-Kreis bei Währungsspekulationen mit Fremdwährungsdarlehen (solche Geschäfte sind in der o.g. Statistik noch nicht mal enthalten) im vergangenen Jahr einen Verlust von 30 Mio € eingefahren hat. Mit der abenteuerlichen Begründung  „die Verluste treten ja erst ein, wenn wir die Kredite zurückzahlen und das können wir im Moment eh nicht“ wird der amtierende Landrat Burkhard Albers (SPD) im gleichen Artikel zitiert. In der Wirtschaftsprüfer-Schule gibt’s dafür eine „Setzen-Sechs“. Wer allerdings etwas tiefer in dieser Materie informiert ist, weiß, dass hier ein Teil dieses Problems „Erbmasse“ seines CDU-Vorgängers ist. Aber egal ob rot, schwarz oder grün. So sorglos kann ich vielleicht mit meinem eigenen Geld, aber nicht mit öffentlichen Mitteln umgehen. Wir brauchen in der Politik Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass nicht Politiker in die Wirtschaft wechseln, sondern auch fähige Wirtschaftsleute Anreize haben, in der Politik tätig zu werden. Dazu gehört als erste Maßnahme, dass die Gehälter der Leute in den verantwortlichen Positionen auch der Verantwortung, die diese Leute tragen, angepasst werden. Und dieses Gehalt darf es dann auch nur solange geben, wie die betreffende Person im Amt ist – ohne den ganzen „Versorgungs-Schnick-Schnack“ hinter her.  Wie wollen wir denn fähige Leute in verantwortungsvolle politische Positionen bringen, wenn der Bundeskanzler bzw. die Kanzlerin gerade mal so viel verdient, wie ein Ersatzspieler bei Energie Cottbus in der 2. Fussball-Bundesliga. Aber der verdient das Geld eben auch nur so lange, wie er spielt und bekommt keine Pension, sondern muss vorsorgen, d.h. von seinem Verdienst etwas sparen bzw. sich im Anschluss an seine Karriere einen anderen Job suchen. Warum sollte ein solches System nicht auch in der Politik funktionieren ?