Die Finanz-Zeitschrift „Cash“ befragt alle zwei Monate Finanzberater, welche Produkte denn von ihren Kunden nachgefragt werden und erstellt aus 40 verschiedenen Angeboten dann eine jeweilige Rangliste unter dem Motto „Welche Produkte sind denn gerade angesagt ?“
In der aktuellen Ausgabe rangieren auf den ersten beiden Plätzen (wen wundert das ?) Kapitalanlage-Immobilien und Erneuerbare-Energien-Fonds. Diese beiden Anlagekategorien bieten in der Tat, wenn Sie zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis eingekauft werden, einigermaßen gute Renditen bei begrenztem Risiko. Auch Rohstoff-Fonds und Energiefonds zählen auf den Plätzen 5 und 6 zu den Lieblingen der Anleger. Deutlich an Beliebtheit eingebüßt haben Aktienfonds, die in der aktuellen Rangliste von Platz 11 auf Platz 37 durchgereicht wurden. Aktien sind das einzige Wirtschaftsgut, das ich kenne, das bei fallenden Preisen keinen Kaufreflex beim Publikum auslöst.
Hier bin ich mir relativ sicher, dass bei etwas freundlicheren Kursen auch die Akzeptanz von Aktien bei potentiellen Neu-Anlegern wieder etwas größer wird. Dagegen rangieren in meinen Augen „exotische“ Produkte wie z.B. Waldfonds (Platz 12), Containerfonds (Platz 17) und Infrastrukturfonds (Platz 18) deutlich vor anderen Klassikern wie Geldmarktfonds, Immobilienfonds oder Rentenfonds.
Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn sich Otto Normalverbraucher mit Anlagen wie „Wald“ beschäftigt, dann macht mich das schon ein bißchen nachdenklich, ob in dieser Welt noch alles in Ordnung ist. Bei „Wald“ können die meisten der „Investoren“ das noch richtig schreiben und aussprechen, bei „Container“ und „Infrastruktur“ wird’s schon schwerer. Ob da jeder versteht, was mit seinem Geld in diesen Produkten genau passiert, wage ich zu bezweifeln. Jetzt könnte man natürlich provokativ sagen „und wer versteht denn momentan den Aktienmarkt ?“ Da fehlt selbst mir in der jetzigen Phase definitiv die Antwort, lediglich das Wörtchen „momentan“ gibt bei dieser fiktiven Frage die Hoffnung, dass die momentanen Turbulenzen nicht zu einem Dauerstatus mutieren. Mit den Aktien verhält es sich momentan, wie mit dem Hamburger Sportverein (HSV). Es kann nur aufwärts gehen und letztendlich hat es seit Bestehen der Bundesliga für den „Dauerbrenner“ immer für den Klassenerhalt gereicht. Und in guten Zeiten wurde auch schon mal die heutige Champions-League-Trophäe in den Athener Nachthimmel gereckt. Und nicht wenige Spieler haben die seinerzeitige Prämie 1983 dann in „Kapitalanlage-Immobilien“ investiert.
Interessant ist (neben der Beliebtheitsskala) auch die Auswertung, wieviel Prozent der Befragten die einzelnen Produkte auf einer Notenskale von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) bewerten. So vergibt jeder Dritte der Kapitalanlage-Immobilie die Note „sehr gut“. Ärzte und Profifussballer, die sich in den 80er Jahren mit sogenannten Bauherrenmodellen, im besten Fall die Finger verbrannt, aber auch in vielen Fällen ruiniert haben, waren wohl nicht unter den Interviewpartnern.
Eines zeigt diese Umfrage aber auf alle Fälle. Es geistert eine Unmenge von Kapital durch die Gegend, das angelegt werden will. Und eine alte Binsenweisheit lautet: Je niedriger die Zinsen sind, um so eher kommen die Anleger „auf dumme Gedanken“.
Eigentlich bin ich ja ein Freund von antizyklischem Handeln. Was bedeutet, das zu kaufen, was keiner haben will oder wie es in der original Frankfurter Börsensprache heisst: „unne kaafe – obbe gebbe !“ Für das Schlusslicht in der Rangliste gilt das allerdings nicht.
Das Tabellenende ziert mit dem letzten von insgesamt 40 Plätzen ein Produkt, das jeder Deutsche in mehrfacher Ausfertigung im Schrank stehen hat – die Kapital-Lebensversicherung – über 30% der Befragten vergab hier die Note 5 (sehr schlecht). Und auch hier gibt es eine Assoziation zum aktuellen Fussballgeschehen. Irgendwie erinnert mich ist die Lebensversicherung an Arminia Bielefeld. Vor zweieinhalb Jahren noch in der Bundesliga und jetzt abgeschlagen auf dem letzten Platz in der 3. Liga und noch dazu 27 Mio € Schulden an der Backe. Und den letzten Geschäftsführer mussten sie entlassen, weil er nachts um drei in einem Rotlicht-Etablissement randalierte und einen Polizeieinsatz herbei führte. Ich glaube, so was nennt man Auslaufmodell…