Archiv für August 2011

Der „kleine“ Unterschied

31 August 2011

Neben den üblichen Wechselspielchen zum Ende der Transferperiode am 31. August, wurde (nicht nur) die Fussballwelt in den vergangenen Tagen wieder einmal durch eine Bucherscheinung kräftig durcheinandergewirbelt. War es vor einem Jahr der SPD-Politiker Thilo Sarrazin, so geriet nun ein kleiner Mann aus München in den Mittelpunkt des Interesses. Der Kapitän der deutschen Fussball-Nationalmannschaft Philipp Lahm sorgte mit der Veröffentlichung seiner Autobiographie mit dem Titel „Der feine Unterschied“ für Diskussionen auf allen Nachrichtenkanälen. Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang – unabhängig vom Inhalt des Buches – die Frage: Warum fühlt sich ein 27-jähriger Bub berufen, eine Autobiographie zu schreiben ? Wenn ein Franz Beckenbauer, Uwe Seeler oder Günter Netzer seine Lebensgeschichte aufschreibt, dann ist das nachvollziehbar, aber in diesem Fall ? Eine namentlich nicht genannte Limburger Fußball-Koryphäe kommentierte das Ganze in meinen Augen treffend mit den Worten „ Der hot jo noch kaa Hoor um Sack unn schreibt sei Lebensgeschicht – der soll ordentlich Fussball spille, unn kaa Bicher schreibe !“ Finanzielle Gründe dürften es jedenfalls nicht gewesen sein, die den kleinen Philipp zu diesem Schritt bewogen haben. Auch wenn ihn der eine oder andere Trainer bzw. Mitspieler in den letzten Jahren geärgert hat, dann wäre er gut beraten gewesen, solche Dinge nicht in der Öffentlichkeit, sondern unter 4 Augen zu klären. Fußballer sind da ziemlich nachtragend. Mir geht es bei diesem Thema ähnlich wie bei der ganzen Börsensituation in den letzten 4 Wochen – Ich verstehe das nicht ! In der Fußball-Geschichte findet man immer wieder vergleichbare Fälle, in denen sich sogenannte „Führungsspieler“ links und rechts vom grünen Rasen in anderen Disziplinen zu profilieren versuchten. Nicht immer sind diese Versuche gut ausgegangen. Die Kölner Torwartlegende Harald „Toni“ Schumacher sorgte mit seinem Buch „Anpfiff“ im  Jahr 1987 sogar für den „Abpfiff“ seiner persönlichen Karriere. Die war nämlich nach dem Erscheinen dieses Buches (zumindest in der Nationalmannschaft) schlagartig zu Ende. Aber es gibt auch positive Beispiele. Legendär und unerreichbar auch hier der Auftritt unserer „Lichtgestalt“ Franz B., der Mitte der 60er Jahre mit seinem Hit „Gute Freunde kann niemand trennen“ auch als Schlagersänger eine gute Figur machte. Und „Disco-Günter“ Netzer fungierte in den 70er Jahren nebenbei sehr erfolgreich als Geschäftsführer des Gladbacher Kult-Schuppens „Lovers Lane“. Gab es in den 70er und 80er Jahren noch zu jeder Weltmeisterschaft eine Gesangsdarbietung der DFB-Elf (die Fans erinnern sich sicherlich noch an Melodien wie „Fussball ist unser Leben“ oder „Buenos Dias Argentina“) bin ich sicherlich nicht der einzige, der froh ist, dass wir in der heutigen Zeit von solchen Dingen verschont bleiben. Ich persönlich glaube, dass sich Philipp Lahm mit dieser Aktion völlig ohne Not eine Riesen-Baustelle geschaffen hat, die ihn noch einige Zeit beschäftigen wird. Gerade in der heutigen Zeit, wo solche Aktionen von den Medien dankbar aufgenommen werden und in allen möglichen Facetten durchleuchtet und  analysiert werden. Die ersten Reaktionen der Betroffenen haben so auch nicht lange auf sich warten lassen. Und die fallen durch die Bank nicht unbedingt positiv aus.

Der ebenfalls von Philipp Lahm gescholtene Ex-Teamchef Rudi Völler hat das Ganze passend kommentiert: „Auf dem Platz Weltklasse, außerhalb Kreisklasse“ – das ist der kleine, aber feine Unterschied. Ich werde mir jedenfalls die 19,95 € sparen, und mir kein Buch kaufen, das die Welt nicht braucht . „Geht’s raus und spielt‘s Fussball“ hat Franz Beckenbauer einmal seiner Mannschaft in der Halbzeitpause mit auf den Weg gegeben. Man könnte das auch noch um den Hinweis ergänzen „und überlasst das Schreiben, denen die’s können“…

Wenn nicht jetzt, wann dann ?

26 August 2011

„Gewinnmaschine Deutschland – Erstmals in der Nachkriegsgeschichte sind deutsche Konzerne wie Volkswagen, Lufthansa oder BASF profitabler als ihre weltweiten Wettbewerber. Das Geheimnis des Erfolgs: aggressives Kostenmanagement und boomende Exportmärkte.“ So lautete die Schlagzeile einer Handelsblatt-Ausgabe, die mir diese Woche beim Aufräumen in die Hände gefallen ist.
Auf der 2-seitigen Ausarbeitung, die sich im Innenteil unter dem Motto „Konzerne auf Erfolgskurs“ mit diesem Thema auseinandersetzt, nehmen zahlreiche Experten zu der Frage Stellung: „Warum honoriert der DAX diese deutsche Erfolgsgeschichte nicht ?“. Der Geschäftsführer der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) Marc Tüngler sagt hierzu „Deutsche Aktien wurden in der Wirtschaftskrise 2008 ganz besonders stark abgestraft. Seit 2009 haben sich die Kurse zwar wieder verdoppelt, aber das spiegelt noch nicht die enormen Gewinn- und Margenverbesserungen der deutschen Konzerne wider. Insoweit gibt es für deutsche Aktien noch Potential. Die Unternehmen haben jedenfalls Ihre Hausaufgaben gemacht.“ Dies alles nachzulesen nicht in einer Handelsblatt-Ausgabe aus den 90er Jahren, sondern konkret am Dienstag, den 26. Juli 2011, also genau vor einem Monat. Für alle, die sich nicht so intensiv mit Zahlen beschäftigen: Der DAX stand an diesem Tag bei 7.350 Punkten. Exakt 4 Wochen später steht das deutsche Kursbarometer bei 5.500 Punkten, d.h. genau 25% der Börsenbewertung sind mal so – mir nichts, Dir nichts – ausradiert worden. Die Börse des alten kranken „Uncle Sam“ (auch bekannt als Dow-Jones-Index) hat übrigens im gleichen Zeitraum mit 11% weniger als die Hälfte dessen verloren, obwohl der „S & P Rating-Doktor“ den Daumen gesenkt hat. Außer einer wachsenden Angst vor einer Abschwächung der Konjunktur gibt es in den letzten 4 Wochen keine richtig neuen Erkenntnisse. Wenn man aber die Konjunktur-Zahlen mal richtig interpretiert, ist das eine völlig normale Entwicklung.
Wie haben mit 5% Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im Jahr 2009 den stärksten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen gehabt. Im Jahr 2010 mit 3,5% und in diesem Jahr mit voraussichtlich knapp 3% wurde diese Scharte dann ausgewetzt. Dass das in diesem Tempo nicht weitergeht, sondern auch mal wiedereine Phase eingeläutet wird, wo die Wachstumsraten etwas schwächer werden, ist doch ein völlig normaler Vorgang. Was mir allerdings momentan Sorgen macht, ist die zusehends aufkommende „Anti-EURO“-Stimmung, die von einigen Politikern geschürt wird. Ich habe das an dieser Stelle schon mehr als einmal gesagt: Nicht trotz, sondern wegen der Einführung des EURO steht Deutschland momentan wirtschaftlich so solide da. Und die Politiker sollten sich hüten hier mit wahltaktischen Argumenten und „Stammtisch-Parolen“ Öl ins Feuer zu gießen. Die vorrangige Aufgabe der Politik muss darin liegen, in diesem Umfeld zunächst mal für ausgeglichene Haushalte zu sorgen, getreu dem Motto der „Höhner“ : „Wenn nicht jetzt, wann dann ?“ Ich empfehle jedem Politiker, sich einmal etwas näher mit der Geschichte des Unternehmens „Volkswagen AG“ in den letzten 25 Jahren zu befassen. Anfang der 90er Jahre (als der Laden wie ein Staatsbetrieb geführt wurde) fast pleite, wurde innerhalb von 20 Jahren aus diesem Unternehmen eines der profitabelsten der Welt. Warum ? Weil dort endlich mal nach kaufmännischen und nicht nach politischen Grundsätzen gehandelt wurde.
Ich komme aber nochmal zurück auf die Berichterstattung vom 26. Juli. „Deutschen Anlegern fehlt der Mut und das Vertrauen in die Aktie als Anlageform, obwohl Sie langfristig die höchsten Renditen abwirft“ so der eingangs zitierte DSW-Geschäftsführer. Ich glaube, dass mittlerweile drei Crashs (Kursrückgänge von 25% und mehr) in den letzten 10 Jahren da sicherlich Ihre Spuren hinterlassen haben. Auf der anderen Seite mache ich persönlich in diesen Tagen die positive Erfahrung, dass die Leute, die aktuell Aktien bzw. Aktienfonds halten, sehr besonnen und ruhig mit der aktuellen Situation umgehen, was im Übrigen auch die einzig richtige Strategie ist. Ein letztes Zitat: „Viele Deutsche reagieren erstaunt, wenn Sie hören, dass die großen DAX-Werte mittlerweile mehrheitlich Ausländern gehören. Dass Interesse an diesen Firmen ist also sehr wohl vorhanden. Doch der nächste Schritt, der Kauf von Aktien bleibt leider aus.“ Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen – außer, dass mir bei diesem Punkt ebenfalls die Melodie der „Höhner“ in den Ohren klingt – Wenn nicht jetzt, wann dann ? Es gibt ein Drittel mehr fürs gleiche Geld…

Europa braucht Schmieröl und Vertrauen

18 August 2011

Es ist ein trüber Tag in Griechenland (Italien, Portugal oder Spanien könnte es auch sein); es regnet und alle Straßen sind wie leer gefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und alle leben auf Pump.
Da fährt ein deutsches Touristenpaar durch die Stadt und hält bei einem kleinen Hotel. Der Herr sagt dem Eigentümer, dass er sich gerne die Zimmer anschauen möchte, um vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten und legt als Kaution einen 100 Euro Schein auf den Tresen.
Der Hotelier gibt ihm einige Schlüssel und dann geht’s los:
Kaum ist der Besucher die Treppe hinauf, nimmt der Hotelbesitzer den Geldschein, rennt zu seinem Nachbarn, dem Metzger, und bezahlt seine Schulden. Der Metzger nimmt die 100 €, läuft die Straße runter und bezahlt den Bauern. Der Bauer nimmt die 100 € und bezahlt seine Rechnung beim Genossenschaftslager. Der Mann dort nimmt den 100 € Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung. Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem Wirt einige Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte. Die Hure rennt zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung . Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tresen.
In diesem Moment kommt der Reisende die Treppe herunter, nimmt seinen Geldschein und meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt und er verlässt die Stadt…

…und die Moral von der Geschichte ? Ohne gegenseitiges Vertrauen wären der Hotelier, der Metzger, der Bauer, der Mann vom Genossenschaftslager, der Wirt und selbst die Hure insolvent.

Mit dieser bildhaften Geschichte ist (nicht nur) die derzeitige Situation an den Kapitalmärkten sehr einfach und verständlich dargestellt. Man braucht Schmieröl (in Form von Liquidität) um die ganze Wirtschaft am Laufen zu halten. Und – was fast noch wichtiger ist – es muss Vertrauen unter Geschäftspartnern da sein, dass offene Rechnungen auch bezahlt werden. Das „Schmieröl“ liefern momentan die Notenbanken dieser Welt, allen voran die US-Notenbank (FED) und die europäische Zentralbank (EZB). Beim Vertrauen sieht es momentan leider so aus, dass im Gegensatz zu der o.g. Handlungskette, einige Länder wie z.B. Griechenland, Portugal, Spanien und auch Italien durch jahrelange Misswirtschaft in den letzten Monaten einen rapiden Vertrauensverlust erlitten haben. Im Klartext heisst das: Diese Länder müssen deutlich höhere Zinsen für Ihre Schulden zahlen, als beispielsweise Deutschland, das nach wie vor in der Gunst der Anleger, die auf Sicherheit bedacht sind, ganz weit oben steht. Damit sind wir aber bei der Grundsatzfrage, die momentan die Gemüter erhitzt. Soll Deutschland für die schwachen Länder in der Eurozone die Hand ins Feuer halten oder nicht ? Für mich ist die Lage in dieser Frage eindeutig: Die ganzen Sprüche vom „geeinten Europa“ können wir vergessen, wenn dieses Problem nicht gemeinschaftlich nach dem Motto „der Starke hilft dem Schwachen“ angepackt wird. Das darf allerdings nicht heißen, daß in der „Knoblauchzone“ – wie die mediterranen Länder auch scherzhaft genannt werden – so weitergewurschtelt wird, wie bisher. Dort müssen in Sachen Haushaltsdisziplin preußische Tugenden einziehen. Die Einführung von sog. „Eurobonds“, d.h. alle Länder der Eurozone haften für die Rückzahlung, ist in einer Grundversion (z.B. für die ersten 60% der jeweiligen Staatsschulden) die einzige Medizin, die in der aktuellen Situation hilft und die den derzeitigen gezielten Attacken einiger Spekulanten gegen einzelne Länder der Eurozone Einhalt gebietet. Der Preis für die „schützende Hand“ muss für diese Länder dann die Aufgabe gewisser Souveränitäten an die EU sein, die bisher in nationaler Hand liegen. Wenn Griechenland nicht in der Lage ist ein effizientes Steuersystem aufzubauen, dann muss diese Aufgabe in den Verantwortungsbereich der EU übertragen werden. Das Risiko stark steigender Zinsen für Gesamteuropa durch die Einführung von „Euro-Bonds“ sehe ich hierbei nicht, da letztendlich bei einer gemeinsamen Haftung die Bonität des stärksten und nicht die des schwächsten Mitglieds maßgebend ist. Und letztendlich sollten wir uns auch mal vor Augen halten, dass gerade Deutschland in erheblichem Maße von der Euro-Einführung profitiert. Für die deutsche Export-Industrie sind fest fixierte Wechselkurse mit den Handelspartnern z.B. in Frankreich, Spanien, Italien und den restlichen Ländern der Eurozone ein Segen und die Basis für das derzeitige Konjunkturhoch, das in Deutschland herrscht. Ein Paradebeispiel für die Synergien, die der Wettbewerb auf europäischer Ebene bietet findet sich einmal mehr im Sport. Man stelle sich das Fussball-Business mal ohne Champions-League oder Europa-League vor. Deshalb brauchen wir ein starkes Europa und wir müssen bereit sein den Preis dafür zu bezahlen. Mit der geplanten „europäischen Wirtschaftsregierung“ wurde diese Woche ein in meinen Augen längst überfälliger Schritt gemacht. Aber viele kleine und große Schritte müssen noch folgen.

Bier für 9,99 € oder neue Zähne für einen Sack Kartoffeln ?

11 August 2011

Ein verurteilter Kindermörder erhält von einem deutschen Gericht „Schmerzensgeld“ zugesprochen. Das wichtigste Kleidungs-Accessoire in den vergangenen Wochen war der Regenschirm und seit ca. 14 Tagen sieht die Welt einen Börsen-Crash, der vom Tempo und Verlauf her gesehen, alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Richter, Wetter und Börsianer – sind die denn alle verrückt geworden oder was ist da los ? Zu dem ersten Thema gibt es eigentlich gar nichts zu sagen – außer dass es mich sprachlos macht. Zum Wetter habe ich auch eine klare Meinung: Man muss es nehmen, wie es ist. Man kann sich darüber ärgern, aber dadurch wird es auch nicht besser. Alle möglichen Diskussionen über den Klimawandel und die zunehmende Erderwärmung sind zumindestens momentan in die Randspalten der Zeitungen verdrängt worden, wenn man denn überhaupt noch etwas zu diesem Thema liest. Dafür überschlagen sich die Titelseiten mit den Kommentaren zur Börsensituation. Angesichts eines Kursverfalls von knapp über 20% in nur 11 Börsentagen (Stand Mittwoch, 10. August) drängt sich natürlich die Frage auf. „Was ist der Grund für diese Entwicklung ?“ und gleichzeitig beschäftigen sich viele Anleger mit der Frage „Wie reagiere ich denn jetzt ?“.

Fangen wir mal mit der ersten Frage an: Grund für die Börsenturbulenzen in den vergangenen 14 Tagen sind verstärkt aufkommende Befürchtungen, dass verschiedene Länder (allen voran die „üblichen Verdächtigen“ Griechenland und Portugal) Ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können. Jetzt tauchen in dieser Liste aber plötzlich auch Namen wie Italien, die USA und zuletzt auch Frankreich auf. Viele Börsianer befürchten, dass diese Länder jetzt durch Sparmassnahmen die Weltkonjunktur bremsen. Und so gab es in den vergangenen 2 Wochen mehr Verkäufer als Käufer, was letztendlich den entscheidenden Faktor für die Kursentwicklung darstellt . Und an der Börse gilt (wie übrigens auch im richtigen Leben): „Der Fall vollzieht sich immer schneller als der Aufstieg.“ Aber letztendlich haben wir es ja hier mit Unternehmensbewertungen zu tun und irgendwann sind diese Bewertungen dann so attraktiv, dass es plötzlich wieder mehr Käufer als Verkäufer gibt und dann läuft das ganze Spiel in die andere Richtung. Die spannende Frage ist „Wann ?“. War es 2008 das fehlende Vertrauen in die Bankenwelt, so ist es im aktuellen Fall das fehlende Vertrauen in die Politik. Und genau wie im Jahr 2008 – als viele Schwarzseher bereits das Ende des derzeitigen Wirtschaftssystems verkündeten – wird auch dieses Mal am Ende des Spuks das Fazit frei nach dem alten Kölner Grundsatz „et hätt noch immer jot jejange“ lauten. Das mal als Überleitung zur Frage 2 „Wie reagiere ich denn jetzt ?“ Ich persönlich kann jedem, der, sei es durch den Besitz von Aktien oder Fonds, momentan zu den „Gebeutelten“ zählt, nur sagen: Schauen Sie in solchen Phasen am besten nicht mehr hin und blenden Sie die Beschäftigung mit den Börsen weitgehend aus. Es sei denn, Sie sagen sich „Momentan gibt es ja richtige Sonderangebote – ich kriege ja das Pfund Kaffee, das vor 2 Wochen noch 5 € gekostet hat, jetzt in der gleichen Qualität für 3,50 €. Und die Kiste Bier ist ja auch von 20 € auf 13,99 € runter gesetzt. Da lad ich mir doch mal ein paar Kisten in den Einkaufswagen.“ Nichts anderes spielt sich momentan an der Börse ab. Nur geht es da nicht um Kaffee und Bitburger, sondern um Daimler, Siemens oder E.ON. Und sie dürfen sich nicht ärgern, wenn der Kaffee in 4 Wochen nur noch 2,50 € kostet und das Bier für 9,99 € pro Kiste „verramscht“ wird. Dann laden Sie Ihren Einkaufswagen eben ein weiteres Mal voll. Übrigens gibt es ein ganz einfaches Mittel diese Strategie an der Börse anzuwenden: Das Zauberwort heisst „Aktien-Sparplan“. Für solche Investoren sind Entwicklungen wie die momentane ein wahrer Segen, bieten Sie solchen hartgesottenen Sparern doch die Möglichkeit auch wieder mal günstig ein paar Anteile einzusammeln.

Eine Strategie, über die man durchaus mal nachdenken sollte. Vor allem wenn man noch 20 Jahre oder mehr seines Erwerbslebens vor sich hat. Laut Berechnungen des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) konnte man mit einem Sparplan in deutsche Aktien in den vergangenen 30 Jahren eine Rendite von über 7% p.a. erzielen.

Wer natürlich glaubt, unser Wirtschaftssystem entwickelt sich wieder zum Tauschhandel, wo ich den Zahnarztbesuch dann mit einem Sack Kartoffeln bezahle, für den bin ich ein schlechter Ratgeber, da ich nicht an dieses Szenario glaube.

Dass sich auf der Welt gewisse Dinge ändern müssen, wissen wir erst nicht seit 14 Tagen, sondern schon länger. Mehr dazu in der nächsten Woche…