Im Schatten der momentan von vielen Seiten prognostizierten großen Wirtschaftskrise, die uns angeblich bevorsteht, gibt es definitiv auch ein paar Lichtblicke.
So sind die langfristigen Zinsen in Deutschland auf ein Niveau gefallen, das die letztjährigen Tiefststände noch deutlich unterbietet. 10-jährige Bundesanleihen rentierten Anfang der Woche gerade noch mit 1,9% p.a. und wer dem Staat für 5 Jahre sein Geld zur Verfügung stellt, musste sich sogar mit 1,2% p.a. zufrieden geben. „Flucht in Sicherheit“ sagen die Experten dazu und die Schweizer Notenbank sah sich sogar gezwungen eine „Nullzinspolitik“ auf unbegrenzte Zeit auszurufen. Da die Kreditversorgung hierzulande – insbesondere im Sparkassen und Volksbankensektor – nach wie vor intakt ist, bietet dieses Umfeld traumhafte Rahmenbedingungen für jeden Investor. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern (1990 nach der Maueröffnung), als die Zinsen für Baukredite knapp an der 10% Marke kratzten. Mittlerweile zahlen Häuslebauer und Vermieter nur noch knapp ein Drittel an Zinsen. Da die Mieten sich nicht wesentlich verändert haben, sind Immobilieninvestitionen in einem solchen Umfeld deutlich attraktiver als vor 20 Jahren. Der größte Profiteur dieser ganzen Entwicklung sitzt in Berlin und heisst Wolfgang Schäuble. Bei geschätzten 2 Billionen € Staatsverschuldung muss er mit Zinskosten von knapp 40 Milliarden für das kommende Jahr kalkulieren. Lägen die Zinsen für Bundesanleihen bei der (früher als langfristiger Durchschnitt geltenden) Marke von 6%, wäre das mit 120 Milliarden der dreifache Betrag. Und hätten wir anstatt 2,5 Millionen vier Millionen Arbeitslose, würde das die Staatskasse mit weiteren 50 Milliarden belasten. Bei solchen Rahmenbedingungen würde kein Mensch in diesem Land über Transferleistungen in andere Länder diskutieren, sondern dann würde „Rente mit 75“, „Kürzung von Sozialleistungen“ und als Nachtisch „Mehrwertsteuererhöhung“ auf dem Speisezettel stehen. Das sind nämlich genau die Sparpakete, die die Regierungsverantwortlichen der südeuropäischen Länder in der aktuellen Situation ihrem Volk beibringen müssen.
Aber auch in anderen Bereichen gibt es Profiteure. So befinden sich beispielsweise die Preise für Solarmodule im freien Fall und sind aktuell ca. 20% günstiger, als noch zu Jahresanfang zu haben. Da gleichzeitig auch die Zinsen drastisch gesunken sind und auch eine geplante Reduktion der Einspeisevergütung auf das kommende Jahr verschoben wurde, können Investoren in diesem Bereich mühelos und bei sehr eingeschränktem Risiko zweistellige Renditen einfahren. Hinzu kommt natürlich noch der Effekt, dass die Renditen von Festzinsanlagen, die ja in Konkurrenz zu solchen Investitionsmöglichkeiten stehen, gesunken sind. „Ein Investment, das über einen bestimmten Zeitraum 10% p.a. abwirft, ist bei einem Zinsniveau von 2% einfach mehr wert, als bei einem Zinsniveau von 6%.“ heisst es auf Deutsch, was Fachleute als „Opportunitätsgewinn“ bezeichnen.
Aber auch sogenannte „ Sachwerte“ wie Bilder, Oldtimer, Rotwein oder Ackerland sind in den letzten 12 Monaten deutlich im Preis gestiegen, genauso wie der „König aller Sachwerte“ in Form des Goldpreises. Wobei es bei vielen Investitionen dieser Art ohne eine gewisse Sachkenntnis bzw. ein qualifiziertes Netzwerk selbst in diesen Zeiten sehr schwer ist, echte Gewinne zu erzielen. Wenn ich als Investor an den „Falschen“ gerate und zu teuer einkaufe, kann sich ein vermeintlicher Gewinn sehr schnell in einen Verlust umwandeln. Beim Gold zumindest besteht diese Gefahr nicht, da sind die Preise – wie bei Aktien – transparent. Allerdings hat der Investor hier ein „Timing-Problem“. Die wichtigste Aufgabe, die ich bei einer erfolgreichen Geldanlage lösen muss, lautet nämlich: Das zu kaufen, was steigen wird und nicht das zu kaufen, was gestiegen ist.
Wenn man sich die Kapitalströme anschaut, wird relativ schnell klar, das genau das die wenigsten Anleger beherzigen. Da stehen einfach die zwei starken Pfosten „Angst“ und „Gier“ im Weg.
Der „Sachwert“ Aktie führt momentan ein nie dagewesenes Eigenleben. Hier wird den Anlegern momentan vor allem ein Bonmot des legendären „Altmeisters“ André Kostolany anschaulich vor Augen geführt. „An der Börse kommen erst die Schmerzen und dann das Geld.“
So war es schon vor hundert Jahren und nie war dieser Spruch treffender als heute.