Am vergangenen Freitag erlebte das „beschauliche“ Norwegen sein individuelles „Nine-Eleven“ -Drama. Genau wie an jenem historischen 11. September, der sich ja demnächst zum zehnten Mal jährt , konnte ich das Geschehen von Beginn an live über den Nachrichtensender N-TV, der bei mir im Büro stets mitläuft, verfolgen. Dachte man zunächst „na ja ein Anschlag“, weitete sich das Ganze dann zusehends zu einem nationalen Drama aus. Genau wie bei den Anschlägen in den USA herrschte zunächst große Unsicherheit dahingehend, wer hinter dieser Tat steckt und ob es womöglich auch noch weitere Anschläge gibt. Diese Fragen waren einen Tag später weitgehend beantwortet. Die Berichterstattung an diesem Freitag glich allerdings einem journalistischen Armutszeugnis. Ständig wurden neue Spekulationen ins Spiel gebracht. Ein telefonisch zugeschalteter Kommentator aus Oslo stellte – was auch noch in mehreren Wiederholungsschleifen gesendet wurde – bereits die – O-Ton – „in den letzten Jahren zahlreich ins Land gekommenen Pakistani und sonstigen Muslime“ als Tatverdächtige an den Pranger. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit wurde dann mit der Frage der Moderatorin erreicht, die sinngemäß sagte „Können Sie sich erklären, warum sich die Attentäter ausgerechnet die Ferienzeit ausgesucht haben ? Hätten Sie einen belebteren Tag gewählt, wäre der Effekt doch viel größer gewesen.“ Hinzu kam das der Reporter seine Bühne ständig für Kritik an der politischen Arbeit des norwegischen Ministerpräsidenten missbrauchte und ihm penetrant vorhielt, er zeige sich nicht auf der Bildfläche. Dabei ist es doch nur allzu verständlich, dass die Regierungsverantwortlichen, denen ja offenkundig der erste Anschlag galt, zunächst an einen sicheren Ort gebracht werden, um sich dann über das weitere Vorgehen zu beraten. Die „Macher“ der Nachrichtensender sollten sich einmal fragen, ob es in einer solchen Situation nicht sinnvoller ist, zunächst mal auf Distanz zu gehen, und erst dann zu berichten, wenn es wirklich etwas zu berichten gibt. Gut einen Tag später, als sich das ganze Ausmaß dieses unglaublichen Verbrechens abzeichnete, gab es dann für die Medien kein Halten mehr. Was ich nicht verstehe ? Warum gibt man diesem „durchgeknallten Typen“ denn so eine gewaltige Aufmerksamkeit. Damit erfüllen die Berichterstatter doch dessen beabsichtigte Mission. Dieses angeblich 1.500-seitige Manifest, in dem er seine politischen Absichten ausbreitet, bekommt doch nur durch die öffentliche Berichterstattung eine Bedeutung, die dieser wirre Mist überhaupt nicht verdient. Da fehlt ja nur noch, daß es demnächst in diversen Zeitungen eine Serie über mehrere Wochen gibt, wo Auszüge daraus veröffentlicht werden.
Was diese Kreatur angestellt hat, ist für viele von uns in dieser Dimension niemals vorstellbar gewesen. Mich interessiert keinen Deut, was sein Motiv war und was ihn zu dieser Tat getrieben hat. Ungewöhnlich an diesem Fall ist die Tatsache, dass er die letzte Kugel nicht für sich selbst reserviert hat. Das macht diesen Fall für alle Angehörigen noch viel schmerzlicher, weil Sie die Fratze dieses Typen nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Jahren ständig in den Zeitungen sehen werden. Und man muss sich das mal vorstellen: Nach der derzeitigen Gesetzeslage in Norwegen kommt der nach 21 Jahren wieder frei. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich mit der Aussage: „Seid ihr Norweger sicher, dass Ihr für solche Fälle die richtigen Gesetzte habt ?“ ziemlich genau die Gefühlslage der meisten Bürger treffe. Meine Meinung dazu ist eindeutig: Dieser Typ ist kein Mensch: Ihn als Tier zu bezeichnen würde jeden Hund, jede Katze und jedes Pferd beleidigen. Dieser Typ ist eine Bestie. Und zwar eine hochgradig geistesgestörte Bestie. Kranke Menschen werden zum Arzt gebracht, kranke Tiere werden – wenn nichts mehr geht – eingeschläfert. Und Bestien werden selten alt… Ich wünsche mir nie wieder ein Bild von dieser Bestie in irgendeiner Zeitung zu sehen.