Archiv für Juli 2011

Norwegens „9/11“

28 Juli 2011

Am vergangenen Freitag erlebte das „beschauliche“ Norwegen sein individuelles „Nine-Eleven“ -Drama. Genau wie an jenem historischen 11. September, der sich ja demnächst zum zehnten Mal jährt , konnte ich das Geschehen von Beginn an live über den Nachrichtensender N-TV, der bei mir im Büro stets mitläuft, verfolgen. Dachte man zunächst „na ja ein Anschlag“, weitete sich das Ganze dann zusehends zu einem nationalen Drama aus. Genau wie bei den Anschlägen in den USA herrschte zunächst große Unsicherheit dahingehend, wer hinter dieser Tat steckt und ob es womöglich auch noch weitere Anschläge gibt. Diese Fragen waren einen Tag später weitgehend beantwortet. Die Berichterstattung an diesem Freitag glich allerdings einem journalistischen Armutszeugnis. Ständig wurden neue Spekulationen ins Spiel gebracht. Ein telefonisch zugeschalteter Kommentator aus Oslo stellte – was auch noch in mehreren  Wiederholungsschleifen gesendet wurde – bereits die – O-Ton – „in den letzten Jahren zahlreich ins Land gekommenen Pakistani und sonstigen Muslime“ als Tatverdächtige an den Pranger. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit wurde dann mit der Frage der Moderatorin erreicht, die sinngemäß sagte „Können Sie sich erklären, warum sich die Attentäter ausgerechnet die Ferienzeit ausgesucht haben ? Hätten Sie einen belebteren Tag gewählt, wäre der Effekt doch viel größer gewesen.“ Hinzu kam das der Reporter seine Bühne ständig für Kritik an der politischen Arbeit des norwegischen Ministerpräsidenten missbrauchte und ihm penetrant vorhielt, er zeige sich nicht auf der Bildfläche. Dabei ist es doch nur allzu verständlich, dass die Regierungsverantwortlichen, denen ja offenkundig der erste Anschlag galt, zunächst an einen sicheren Ort gebracht werden, um sich dann über das weitere Vorgehen zu beraten. Die „Macher“ der Nachrichtensender sollten sich einmal fragen, ob es in einer solchen Situation nicht sinnvoller ist, zunächst mal auf Distanz zu gehen, und erst dann zu berichten, wenn es wirklich etwas zu berichten gibt. Gut einen Tag später, als sich das ganze Ausmaß dieses unglaublichen Verbrechens abzeichnete, gab es dann für die Medien kein Halten mehr. Was ich nicht verstehe ? Warum gibt man diesem „durchgeknallten Typen“ denn so eine gewaltige Aufmerksamkeit. Damit erfüllen die Berichterstatter doch dessen beabsichtigte Mission. Dieses angeblich 1.500-seitige Manifest, in dem er seine politischen Absichten ausbreitet, bekommt  doch nur durch die öffentliche Berichterstattung eine Bedeutung, die dieser wirre Mist überhaupt nicht verdient. Da fehlt ja nur noch, daß es demnächst in diversen Zeitungen eine Serie über mehrere Wochen gibt, wo Auszüge daraus veröffentlicht werden.

Was diese Kreatur angestellt hat, ist für viele von uns in dieser Dimension niemals vorstellbar gewesen. Mich interessiert keinen Deut, was sein Motiv war und was ihn zu dieser Tat getrieben hat. Ungewöhnlich an diesem Fall ist die Tatsache, dass er die letzte Kugel nicht für sich selbst reserviert hat. Das macht diesen Fall für alle Angehörigen noch viel schmerzlicher, weil Sie die Fratze dieses Typen nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Jahren ständig in den Zeitungen sehen werden. Und man muss sich das mal vorstellen: Nach der derzeitigen Gesetzeslage in Norwegen kommt der nach 21 Jahren wieder frei. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich mit der Aussage: „Seid ihr Norweger sicher, dass Ihr für solche Fälle die richtigen Gesetzte habt ?“ ziemlich genau die Gefühlslage der meisten Bürger treffe. Meine Meinung dazu ist eindeutig: Dieser Typ ist kein Mensch: Ihn als Tier zu bezeichnen würde jeden Hund, jede Katze und jedes Pferd beleidigen. Dieser Typ ist eine Bestie. Und zwar eine hochgradig geistesgestörte Bestie. Kranke Menschen werden zum Arzt gebracht, kranke Tiere werden – wenn nichts mehr geht – eingeschläfert. Und Bestien werden selten alt… Ich wünsche mir nie wieder ein Bild von dieser Bestie in irgendeiner Zeitung zu sehen.

Mein sehr verehrter Herr Altbundeskanzler Helmut Schmidt…

21 Juli 2011

In einem Leitartikel in der „Zeit“ am 14.7.2011 haben Sie eine gnadenlose Abrechnung mit der Finanzbranche vorgenommen, in der Sie sogar vor dem „S“- Wort nicht Halt gemacht haben, das genauso wie sein großer Bruder namens „F“- Wort, eigentlich in seriösen Artikeln verpönt und tabu ist.

Aber das macht Sie in meinen Augen nur sympathischer.

Sie haben die Menschheit in 3 Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe mit 98% sind in Ihren Augen „anständige Kerle“, wobei ich hoffe, dass Ihnen da Alice Schwarzer nicht den „Kümmel reibt“ und Sie wegen Verstoßes gegen das Gleichstellungsgesetz verklagt.

Wobei ich mir 100% sicher bin, dass unter Ihrer Verantwortung ein solches Bürokratie-Monster wie das „Gleichstellungsgesetz“ niemals das Gesetzgebungsverfahren durchlaufen hätte.

Die 2. Gruppe sind die Verbrecher und die 3. Gruppe sind in Ihren Augen Investmentbanker und Fondsmanager, die uns allen, ich zitiere Ihre Worte „die momentane Scheiße eingebrockt haben“

Wenn ich an dieser Stelle eine erste kleine Zwischenbilanz ziehe, heißt das für mich:

1. Investmentbanker und Fondsmanager sind schon ein ganz spezielles Volk.
2. Sie sind zwar keine Verbrecher, aber anständige Kerle sind Sie auch nicht.

Da ich mich im Entfernten ja auch dieser Berufsgruppe zugehörig fühle, muss ich an dieser Stelle allerdings meinen Finger heben und sagen „Einspruch, Herr Schmidt“

Mal abgesehen davon, dass meine Mutter ganz schön mit mir schimpfen wird, wenn ihr Sohn als „nicht anständiger Kerl“ gilt, sind Investmentbanker und Fondsmanager wie alle anderen Berufsgruppen auch zu 98% normale anständige Leute, die verantwortungsvoll ihrem Job nachgehen, der da nämlich heißt: Das Ihnen anvertraute Kapital zu vermehren. Und das ist in der heutigen Zeit eine verdammt schwere Aufgabe.

Und genau wie im Fußballstadion gibt es eine Randgruppe von Idioten. Im Fußballstadion wird das in Form von Gewalt ausgelebt und in der Finanzbranche kommt dann die sogenannte „Weißkragen-Kriminalität“ ins Spiel. Diese Randgruppen liefern dann „medialen Brandstiftern“, und in diese Schublade muss ich Sie mit Ihrem o.g. Artikel leider auch stecken, die nötigen Argumente, um die ganze Mannschaft sprich Branche an den Pranger zu stellen.

Von einem Mann mit Ihrer Weisheit und Lebenserfahrung hätte ich schon erwartet, dass Sie hier nicht zu billigen Pauschalierungen greifen, sondern den Dingen etwas differenzierter auf den Grund gehen.

Die Vertrauenskrise im Jahr 2008 wurde in der Tat durch die Gier einiger weniger Finanzmarktakteure ausgelöst, Sie konnte aber erst durch die Dummheit der ganzen Investoren, die diesen US-Subprime-Schrott gekauft haben, zu dieser Dimension anwachsen.

In der aktuellen Vertrauenskrise aber den Finanzmarktakteuren die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist nicht fair und auch definitiv falsch. Die Überschuldungsproblematik einzelner Volkswirtschaften liegt einzig und allein im Verantwortungsbereich Ihrer ehemaligen Kollegen, nämlich den Politikern. Sie sind nicht in der Lage – wie es jeder Firmenchef in der Privatwirtschaft machen muss – weniger Geld auszugeben, als sie einnehmen. Die von Ihnen gescholtenen Investmentbanker und Fondsmanager tragen im Gegenteil noch mit erheblichen Steuerzahlungen dazu bei, das wenigstens etwas Geld in die chronisch klamme Kasse des Staates hereinkommt. In Berlin haben wir schon die Situation, dass es mehr Transferempfänger als Transferzahler in der Bevölkerung gibt. Ich befürchte, dass wir diesen Status bald auch für die Gesamtbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland vermelden müssen. Und da sind wir noch die Einäugigen unter den Blinden.

Der Lebensstandard in den europäischen Ländern, sowie in den USA und Japan ist in den letzten 50 Jahren in einer Dimension gewachsen, wie in 1.000 Jahren zuvor nicht.

Gleichzeitig ist aber das Anspruchsdenken der Bevölkerung mittlerweile in eine Phase geglitten, wo Besitzstandwahrung und Sicherung der eigenen Interessen immer stärker in den Vordergrund rücken. Es wird immer schwieriger Personen zu finden, die sich bereit erklären, ein Ehrenamt zu übernehmen und eigene Interessen hinter die der Allgemeinheit zurück zu stellen. Bei den 98% ihrer „anständigen Kerle“, wächst die Zahl der Egoisten und Arschlöcher (das darf ich hier so sagen), die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, täglich an. Und mit solchen Artikeln liefern Sie denen noch die Rechtfertigung für ihr Handeln. „Schuld daran, wenn es mit unserer Gesellschaft abwärts geht, sind ja einzig und allein die bösen Investmentbanker und Fondsmanager!“

Wir haben bei uns im Land im Bereich „Finanzwissen“ in der Bevölkerung ein Niveau, das ist „unterirdisch“! Würden die Leute Ihren Finanzen die gleiche Zeit widmen, wie dem Autokauf oder der Wahl des Handytarifs, hätten wir viele Reglementierungen, die in der letzten Zeit in inflationärem Maß eingeführt wurden, nicht gebraucht. Und mit dem aktuellen Krisengerede wird die Unsicherheit der Leute, die eh nicht wissen, was Sie mit Ihren Spargroschen machen sollen, noch verstärkt.

Die wichtigste Grundregel im wirtschaftlichen Geschäftsverkehr ist VERTRAUEN. Für alle die das schon wieder vergessen haben: Das große Problem in Folge des Lehman-Zusammenbruchs im Jahr 2008 war die Tatsache, dass die Banken sich gegenseitig nicht mehr vertrauten und der Kreditmarkt austrocknete, weil keiner wusste „wer ist der nächste“. Alle renommierten Wirtschaftsanalytiker kamen in der Aufarbeitung der Krise zu der Erkenntnis, dass es ein Fehler war, das schwächste Glied der Kette „zu opfern“.

Das neue „Lehman“ heißt Griechenland und die Verantwortlichen sollten wissen, was Sie zu tun haben. Zeigt endlich mal Geschlossenheit und zeigt den „bösen“ 2% meiner Kollegen, wer der Chef im Ring ist. Ich wünsche mir Politiker, die handeln und nicht reden!

Wie wäre es denn, lieber Herr Schmidt, Sie nehmen sich im nächsten Leitartikel mal Ihre ehemaligen „Kollegen“ zur Brust. Es brennt, aber noch ist es nicht zu spät! Und die Hand am Wasserschlauch haben nicht die Fondsmanager, sondern die Politik! Und wer das Feuer gelegt hat, das klären wir, wenn der Brand gelöscht ist. Dafür haben wir jetzt keine Zeit!

Und jetzt auch noch die Italiener ?

15 Juli 2011

Nachdem ja seit geraumer Zeit Spekulationen über eine Pleite der südeuropäischen Euro-Länder Portugal, Spanien und allen voran Griechenland durch die Medien geistern, hat die internationale Spekulantenschar seit Anfang dieser Woche mit Italien ein weiteres Opfer auf dem Schirm. Wo soll dieses Theater denn enden ? Sind demnächst noch die Franzosen, Belgier und dann vielleicht auch noch die Österreicher dran ? Mir geht dieses ganze Gerede um den Euro und wie schlimm doch alles ist zusehends auf den Zeiger ! Geldanlage ist Vertrauenssache und momentan werden die Leute von allen Seiten, seien es Politiker, Notenbanken und ganz vorneweg die Medien total verunsichert. Ich sage das an dieser Stelle nicht zum ersten Mal: Es gibt keine Region auf der Welt, wo es den Menschen so gut geht und wo die Lebensqualität so hoch ist, wie in Europa. Wenn man sich die wirtschaftlichen Kennzahlen von den USA und Japan anschaut, dann sind diese weitaus schlechter als bei uns. In den USA reden wir über 15 Billionen Dollar Staatsverschuldung (das entspricht knapp 11 Billionen Euro). Und in Japan liegt die Verschuldung bei knapp 7,5 Billionen Euro. Die 350 Milliarden Staatsschulden der Griechen entsprechen da gerade mal der Zinszahlung für 1-2 Jahre. Beide Staaten halten sich in der momentanen Situation eigentlich nur durch die Nullzinspolitik Ihrer Notenbanken einigermaßen über Wasser. Ich kann mir nicht erklären, warum jemand, der bei klarem Verstand ist, sein Geld in amerikanischen oder japanischen Staatsanleihen anlegen soll. Und noch weniger kann ich verstehen, dass wir uns in Europa von irgendwelchen amerikanischen Ratingagenturen, die bei der Bewertung der US-Hypothekenanleihen vor ein paar Jahren gnadenlos versagt haben (und uns letztendlich in 2008 den ganzen Zirkus eingebrockt haben) jetzt sagen lassen müssen, wer von den europäischen Ländern kreditwürdig ist und wer nicht. Als ob es in Europa dafür nicht genügend Kompetenz gäbe. Die gleichen Ratingagenturen (Moodys, S+P und Fitch), die jetzt über Wohl und Wehe ganzer europäischen Staaten mit sogenannten „Downgrades“ (Herabstufungen) entscheiden, haben auf den ganzen Subprime-Ramsch ein „Triple A“ drauf geklebt und damit die halbe europäische Bankenwelt, die in gutem Glauben auf das Gütesiegel diesen Ramsch gekauft hat, an den Rand des Ruins geführt. Und der mit den ganzen Diskussionen einhergehende Vertrauensverlust führt dazu, dass Griechenland aktuell 35% Zinsen für 1 Jahr bezahlen muss, Japan und die USA sich dagegen nach wie vor mit Zinsen von 0,5 -1% refinanzieren können. Doch nicht nur das. Auch für Länder wie Spanien, Portugal, Irland und jetzt auch Italien wird es zusehends schwerer sich am Kapitalmarkt Mittel zu vernünftigen Zinsen zu besorgen. Die Strategie in der europäischen Union darf nicht lauten, wo haben diese Länder noch Einsparpotential in ihren Haushalten, sondern es müssen Konzepte her, wie man in diesen Ländern auch (außer dem Tourismus) Wertschöpfung, sprich Einnahmen, generieren kann. Wenn ich mir alleine die Entwicklung im Energiebereich nach Fukushima anschaue, bieten sich hier doch jede Menge Ansätze. In Griechenland z.B. gibt es bis zu 50% mehr Sonnenstunden als in Deutschland. In Portugal findet man dazu außerdem nahezu im ganzen Land ideale Windverhältnisse vor. Aber wer baut dort bei den derzeitigen Rahmenbedingungen eine Solaranlage oder ein Windrad ? Hier können nur Konzepte erfolgreich sein, die auf dem europäischen Gedanken beruhen und wo nationale Interessen außen vor bleiben. Es wird allerhöchste Zeit – und da muss von Deutschland aufgrund der momentanen wirtschaftlichen Stärke die Initiative ausgehen – dass Europa (insbesondere die Euro-Länder) gemeinsam mit einer Stimme sprechen und nicht nur den Märkten, sondern auch Ihren Bürgern wieder Vertrauen geben. Es kann doch nicht sein, dass wir uns von einer Mafia aus Hedgefonds-Managern, Rating-Agenturen und Spekulanten hier den Laden in die Luft sprengen lassen. Denn eines ist klar: Scheitert das Projekt „Euro“ wird es den Menschen nicht nur in Griechenland, Spanien oder Italien, sondern auch bei uns deutlich schlechter gehen als vorher. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht soweit kommen wird. Bleibt die Frage für die deutschen Sparer: Wohin mit den 5 Billionen, die momentan an Geldvermögen vorhanden sind ? Da gibt es für mich in der aktuellen Situation nur eine Antwort: Vor lauter Angst das Ganze auf dem Tagesgeld versauern zu lassen, ist die schlechteste aller Alternativen. Ich gebe zu: Alles muss man den Griechen nicht geben, aber bei 35% p.a. ist das für mich eher eine Alternative, als es der ERGO oder der Hamburg-Mannheimer zu geben. Aber wenn man sich mal genau überlegt: Wer steht denn hinter dem „Modell Deutschland“, das momentan weltweite Anerkennung genießt. Das sind in erster Linie die deutschen Großkonzerne wie Siemens, Daimler, BASF oder E.ON. Und solide DAX-Aktien zu kaufen (natürlich breit gestreut) dürfte in den kommenden Jahren – alle Diskussionen um den EURO mal beiseite gelegt – die beste aller Strategien sein. Aber auch die Nervenaufreibendste, wie man diese Woche wieder gesehen hat. Aber wie immer im Leben, hat alles seinen Preis…

 

Jeder blamiert sich so gut, wie er kann.

8 Juli 2011

Alles war für einen großen Fussball-Abend präpariert. Die rührigen und engagierten Mitglieder des VfR 07 Limburg unter der Verantwortung von Wolfgang Immel, Georg Behlau und Stefan Weißmüller hatten beste Vorbereitungsarbeit geleistet. Strahlender Sonnenschein, ein eigens in den Tagen davor – extra für dieses Spiel – runderneuerter Rasen und 1.800 erwartungsfrohe Zuschauer, die wohl in erster Linie gekommen waren, um sich ein Bild von der Bundesligamannschaft des 1. FC Köln zu machen. Standesgemäß parkte der Geißbock-Bus vor dem Vereinsheim des VfR 07 Limburg. Bis dahin alles gut. Als aber die Mannschaftsaufstellungen verlesen wurden, rieben sich die meisten Zuschauer verwundert die Augen. Im Vorfeld der Partie war zwar bekannt geworden. dass Nationalspieler Lukas Podolski urlaubsbedingt nicht mit von der Partie sein wird und auch die beiden slowenischen Nationalspieler Novakovic und Brecko nicht auflaufen würden, aber selbst eingefleischte FC-Fans und Fussballexperten wie Heinz Ewald (Niederbrechen) und Lothar Beck (Waldernbach) konnten die Frage „Wieviel kennt Ihr denn von den 11, die da auf dem Platz stehen ?“ lediglich mit einer 4-5 beantworten. Bei den meissten Fussballfans dürften das Abwehrstratege Kevin Mc Kenna, der polnische Nationalspieler Adam Matuschyk und der im Laufe der vergangenen Saison geholte japanische Nationalspieler Makino Tomoaki gewesen sein. Selbst auf der von Experten für die Spielerrecherche gern verwendeten Internetplattform www.transfermarkt.de findet man im insgesamt 30-köpfigen Kader des 1. FC Köln außer den 3 oben genannten, gerade mal 5 weitere Spieler, die aber allenfalls die Chance haben zu einem Bundesligaeinsatz zu kommen, wenn eine Epidemie in Köln grassiert und die Hälfte des Kaders krank im Bett liegt oder verletzt ist.

Kurzum, der 1. FC Köln hat mit dieser „Verarschungsnummer“ sicherlich keine neuen Freunde in Limburg und Umgebung gewonnen. Dabei wäre es für die Kölner doch gerade nach dem Abstieg der Frankfurter Eintracht in die 2. Liga ein leichtes Unterfangen auch im hiesigen Raum Anhänger zu akquirieren. Wenn ich sehe mit welcher Begeisterung gerade die vielen Kids bei einer solchen Veranstaltung am Start sind, verstehe ich es nicht, dass ein Verein bei einem solchen Spiel nicht sagt „Poldi und die anderen, ihr braucht zwar nicht zu spielen, aber ihr fahrt mit dahin und schreibt ein paar Autogramme“. Das wäre ein absolut bescheidener Aufwand gewesen und man hätte damit deutliche Sympathiepunkte gewinnen können, die jetzt auf der Strecke geblieben sind.

Damit hätte man den Profis auch mal ein Zeichen gegeben, daß sie wissen, wer denn letztendlich Ihr Gehalt bezahlt. Das kommt nämlich nicht als Manna vom Himmel geregnet, sondern wird durch die vielen Fans die ins Stadion strömen, Trikots und Fan-Untensilien kaufen, sowie brav ihr Sky-Abonnement bedienen, aufgebracht.

Und wenn ich dann vertraglich zusichere mit einer Profimannschaft anzutreten, fast zweitausend Leute 10 Euro Eintritt für diese Veranstaltung bezahlen (wobei ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen möchte, daß die Eintrittsgelder nicht dem VfR 07 Limburg, sondern den beteiligten Mannschaften zu Gute kamen), dann muss ich sagen: Wer auch immer vom FSV Frankfurt (als 2. beteiligtem Verein) oder dem 1. FC Köln dafür verantwortlich ist: Meine lieben Freunde, das war ein klassischer Fall von Bauernfängerei und da hat die Region Limburg „einen gut“ bei Euch ! Das haben vor allem die engagierten Helfer des VfR 07 in dieser Form nicht verdient. Fussball gespielt wurde auch. Der 1.FC Köln hat 0:3 gegen den FSV Frankfurt verloren, aber das nur am Rande…

Ilse kümmert sich um alles

1 Juli 2011

Ab dem 1. Juli können sich alle Investment-Sparer in Deutschland auf eine neue Regulierung freuen, die sich „Key Investor Information Document“ kurz genannt KIID nennt. Ziel dieser Aktion ist es, dass Geldanlegern in Deutschland (und ab 2012 EU-weit) auf 2-3 Seiten in Kurzform jedes Produkt genau beschrieben wird, wobei der Darstellung von Risiken naturgemäß der Großteil der zur Verfügung stehenden Informationsfläche gewidmet wird. Das Risiko eines jeden Fonds muss auf einer Skala von 1 (gering) bis 7 (hoch) dargestellt werden. Außerdem muss die Wertentwicklung eines Fonds über die letzten 10 Jahre (wenn es ihn denn so lange gibt) graphisch dargestellt werden.

Wenn ich die Pressemitteilungen zur Einführung dieses Standards lese, frage ich mich wie weltfremd sind denn die Leute, die sich so etwas ausdenken. Für jeden halbwegs seriös arbeitenden Finanzdienstleister muss es doch auch bisher eine Selbstverständlichkeit gewesen sein, dass er seinem Klienten auch bisher erklärt hat „bei der einen Anlage hast Du kein Risiko, kannst aber auch nur (aktuell) 1-2 % Ertrag im Jahr einstreichen und wenn Du mehr verdienen willst, gibt es das bei der Alternativ-Anlage eben nicht ohne jedes Risiko.“ Absolut positiv finde ich es, dass zumindest der Versuch gemacht wird, auch die Kosten einer Geldanlage transparent zu machen. Allerdings ist hier vieles Stückwerk geblieben und den Anbietern verbleibt ein gewisser Ermessensspielraum, welche Kosten ausgewiesen werden und über welchen Kosten der Mantel des Schweigens weiter hängen bleibt.

Wenn eine solche Vorschrift auch nur ansatzweise in der Versicherungsbranche zum Ansatz käme, könnten unsere Freunde von „Ergo,Hamburg-Mannheimer und Co.“ den Laden zusperren und in den Heilbädern der osteuropäischen Badeorte würde gähnende Leere herrschen, da jemand, der die Grundschuldisziplinen „Lesen“ und „Rechnen“ beherrscht, wohl kaum auf die Idee käme, sein Geld dann in einer Lebens- oder Rentenversicherung bei diesen „Brüdern“ anzulegen.
Aber die „bösen“ Bankberater und Investmentmanager geben seit der Finanzkrise 2008 ja ein medial sehr wirksames Feindbild ab, was man in der vergangenen Woche wieder sehr eindrucksvoll in einigen Talkshows sehen konnte. Man stelle sich einfach mal vor: Sie gehen in ein Restaurant, lassen sich die Speisekarte geben und dann sagt der Kellner „Ich muss Sie jetzt erst einmal belehren, welche Erkrankungen und Vergiftungen sie sich im schlimmsten Fall zuziehen können, wenn Sie jetzt ein Schnitzel bestellen. Bitte lesen Sie diese fünf Seiten durch und unterschreiben Sie rechts unten auf der letzten Seite, dass ich Sie über alle Risiken belehrt habe, dann kann ich Ihre Bestellung weiterleiten. Sollten Sie allerdings Fisch essen, muss ich Ihnen das Formular B holen und für die Crème-Brûlée zum Nachtisch gibt es noch das Zusatzformular „CB-8“, und wünschen Sie einen Espresso muss ich Sie mit dem Formular „E-10“ über die Nebenwirkungen von Koffein aufklären.“

Normalerweise müsste man sagen: „Ilse (Aigner) es reicht !“ aber es gibt ja wohl anscheinend einen Grund, warum der Gesetzgeber gerade in der Finanzbranche so weit gehen muss. Über das Thema Geld Bescheid zu wissen gilt als „uncool“ schreibt das Handelsblatt am 21.6. in Anlehnung an eine Studie der Marktforschungsgesellschaft Forsa, die im Auftrag der Volksbanken 500 repräsentative Anleger befragte. Vor allem junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren lehnen es zunehmend ab, sich mit diesem Thema zu befassen. Jetzt kann man die zwar in Schutz nehmen und sagen „seit 10 Jahren reiht sich ja in der Finanzindustrie ein Skandal an den anderen und 2 große Börsencrash in den letzten 10 Jahren haben dem Vertrauen der Anleger einen Knacks gegeben“, aber das kann man, wenn sich mal etwas näher mit den Zahlen auseinandersetzt, so nicht stehen lassen.

Der vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) quartalsweise veröffentlichten Statistik, kann man entnehmen, dass ein Anleger der 100 Euro monatlich in den letzten 20 Jahren in einen stockkonservativen deutschen Aktienfonds eingezahlt hat, sich per 31.3 über ein Guthaben von 44.549 € (entspricht einer Rendite von 5,8% p.a.) freuen konnte. Dehnt man den Zeitraum auf 30 Jahre aus ergibt sich ein Guthaben von 126.597 € (was sogar einer Rendite von 7,4% p.a.) entspricht. Und je länger man den Zeitraum wählt, um so wahrscheinlicher wird es, dass man auch künftig diese Ergebnisse erzielt. So schlecht waren also die letzten 20 bzw. 30 Jahre gar nicht und ich kann allen „Twens“ nur empfehlen einmal das Thema „Altersarmut“ zu „googlen“, dann müsste das Interesse an Finanzthemen eigentlich schlagartig zunehmen. Altersversorgung heisst nämlich nichts anderes, dass man, wenn man nicht mehr arbeitet, einen Kapitalstock zur Verfügung hat, der die Differenz zwischen Rente und Arbeitseinkommen ausgleicht. Und wenn ich 1.000 € Rente bekomme, aber vorher 2.500 € verdient habe, braucht man einen entsprechend „dicken Haufen“ von dem man jeden Monat, solange man lebt, diese Differenz abziehen kann. Und will man 25 Jahre von der „Rente“ leben, reden wir bei einem Anlagezins von 3% immerhin über einen Kapitalstock von knapp 300.000 €, bei 7% braucht man aber nur etwas mehr als 200.000 €. Ich befürchte nur, dass die neuen Regularien, den einen oder anderen, der das erkannt hat und „Sparwillen“ zeigt, dann ganz schnell in den Konsum treibt. Im Gegensatz zum Finanzmarkt ist das oben Geschilderte im Restaurant noch Fiktion. Der Mensch will doch Spass haben und nicht dauernd hören wie riskant das Leben ist und welche Gefahren überall lauern. Normalerweise gibt es ein Gesetz, welches lautet: Jeder Markt reguliert sich selbst und schwarze Schafe werden früher oder später von der Bildfläche verschwinden. Anscheinend ist aber die Mehrzahl der Bürger in finanziellen Dingen dermaßen von Blindheit gesegnet, dass die Politiker hier wie im Kindergarten bis ins kleinste Detail alles regeln müssen. Leider…