340.000 Jobs gab es per Ende letzten Jahres im noch vor 20 Jahren gänzlich unbekannten Wirtschaftszweig „erneuerbare Energien“. Nachzulesen in einer Studie des „Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung“ (DIW), die am vergangenen Mittwoch auszugsweise im „Handelsblatt“ veröffentlicht wurde.
Damit bietet die Branche gut doppelt so vielen Menschen, wie noch vor 5 Jahren eine Existenzgrundlage.
In den beiden größten Sparten „Windkraft“ (100.000 Beschäftigte) und „Solar“ (65.000 Beschäftigte) zählen deutsche Unternehmen zu den Weltmarktführern und ähnlich wie der Maschinenbau trägt der Export von in Deutschland entwickelten Technologien ganz entscheidend zum Erfolg dieser Unternehmen bei.
Die Modifizierung des „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ EEG im Jahr 1999 kann man rückblickend wohl als die herausragende Entscheidung der 7-jährigenAmtszeit der damaligen rot-grünen Bundesregierung bezeichnen, wurde doch mit diesem Gesetz eine 20 jährige feste Einspeisezusage und damit Planungssicherheit für Investoren geschaffen. Genauso lange geistern jedoch auch immer wieder von Kritikern des Programms lancierte Argumente durch die Medien.
Um direkt mit dem größten „Märchen“ aufzuräumen: Die Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen erhalten keine Subventionen vom Staat (das gab es lediglich bei den Pionieren, die Mitte der 90er Jahre im vergangenen Jahrhundert Prototypen entwickelten). Es gibt heutzutage lediglich eine gesetzlich garantierte Vergütungshöhe, die 20 Jahre lang gilt und von den Energieversorgern gezahlt und anschließend auf alle Stromkunden umgelegt wird.
Warum wurde denn das EEG überhaupt eingeführt ?
Hierfür gab es in erster Linie 2 Gründe. Erstens wollte man die Atomkraft durch umweltfreundlichere Arten der Stromgewinnung ersetzen (insbesondere der schwere Unfall 1986 im ukrainischen Tschernobyl sorgte hier für eine Verstärkung dieser Überlegungen) und zweitens wollte man langfristig auch eine gewisse Unabhängigkeit von der Erdölindustrie erreichen.
Mit dem, was in den letzten 10 Jahren in Deutschland aufgebaut wurde, kann man als Befürworter dieses Konzepts durchaus zufrieden sein, aber es gibt natürlich auch Kritikpunkte. Wenn ich beispielsweise lese, daß die Hälfte aller weltweit hergestellten Solarmodule in Deutschland Strom produzieren, frage ich mich „macht das ökönomisch Sinn ?“ Dass es hierfür auf der ganzen Welt wesentlich bessere Standorte gibt, wo diese Technologie eingesetzt werden kann, steht außer Frage.
Auf der anderen Seite zeigt diese Tatsache aber auch, welches gigantisches Potential noch in vielen Firmen steckt, deren Wurzeln oftmals in Deutschland liegen.
Meiner Meinung nach sind wir in diesem Bereich gerade erst am Anfang einer bahnbrechenden Entwicklung, nicht zuletzt, wenn man bedenkt, dass es den Akteuren in der Solarbranche gelungen ist, die Herstellungskosten einer solchen Anlage, so zu verbilligen, dass ein Investor heute schon teilweise mit einer Vergütung von 25 Cent pro Kilowattstunde (KWH) profitabel arbeiten kann, während dieser Satz noch vor 8 Jahren bei 55 Cent, also mehr als doppelt so hoch lag. Natürlich liegt auch dieser Satz (noch) deutlich über dem Marktpreis, der sich an der Leipziger Strombörse aktuell zwischen 5 und 6 Cent pro KWH bewegt und führt von daher zu einer Verteuerung des Strompreises, den der Endverbraucher zahlt, aber das ist der Preis für die langfristige Unabhängigkeit von Atomstrom und Öl.
Allen die sich über den Anblick von Windrädern aufregen sei an dieser Stelle gesagt:
Gäbe es von diesen Anlagen doppelt so viele in Deutschland, wäre Ihre persönliche Stromrechnung jeden Monat um ca. 10% günstiger. Warum ? Windstrom ist die mit Abstand effizienteste Form der Energiegewinnung aus regenerativen Quellen.
Mit einer Einspeisevergütung von nur 9 Cent lassen sich Windräder an einem „normalen“ Standort in Deutschland effizient betreiben und von daher sorgt ein entsprechender Anteil an Windstrom im regenerativen Energiemix dafür, daß sich die Verteuerung des Stroms in Grenzen hält
Nicht umsonst lautet der Leitspruch des Fernsehjournalisten Franz Alt „Wind und Sonne schicken keine Rechnung.“
Ich sehe gute Chancen, daß sich die Zahl der Arbeitsplätze in den kommenden 5 Jahren in diesem Sektor noch einmal verdoppeln wird und schon alleine aus diesem Grund können wir es uns in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr leisten, zu diskutieren, ob an einem potentiellen Standort Windräder aufgestellt werden oder nicht.
Die Frage darf höchstens lauten: Wieviele ?