Archiv für 11 Oktober 2010

Mainzer Meister und viele Verlierer

11 Oktober 2010

Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) die Absatzzahlen für den Monat August.

Die gute Nachricht vorweg: Nach 3,2 Mrd. € im Juni und 7,2 Mrd. € im Juli vertrauten die Anleger den Investmentfonds im Berichtsmonat die stolze Zahl von 10 Milliarden Euro „frisches“ Geld an.

Der Wermutstropfen (für die Anleger): Ich bezweifle, dass die meisten von ihnen da eine gute Wahl getroffen haben und ich befürchte, dass bei den meisten Anlegern in 5 Jahren die Enttäuschung deutlich größer als der Spassfaktor sein wird.

Der Löwenanteil des Anlagegeldes floss – wie bereits in den Vormonaten – in die Anlagekategorie „Rentenfonds“ mit dem Schwerpunkt „Anlagen in US-Dollar“.

Jetzt muss man wissen, daß ein Rentenfonds dann eine sinnvolle Investition darstellt, wenn man mit fallenden Zinsen rechnet, da der Anleger in diesem Fall zur Grundverzinsung noch zusätzliche Kursgewinne einstreicht. Bei einem Einstieg in einen Rentenfonds bei einem Zinsniveau von 6% kann man, wenn die Zinsen dann auf 3% fallen, durchaus einen zweistelligen Wertzuwachs erzielen.

Umgekehrt ist eine Phase steigender Zinsen genau die Zeit, in der man sein Geld tunlichst nicht in Rentenfonds anlegen sollte, da dann die ohnehin niedrige Grundverzinsung durch Kursverluste „aufgefressen“ wird.

Wie mittlerweile ja auch der Letzte mitbekommen hat, sind die Zinsen aktuell so tief gefallen, wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte. Demzufolge gab es noch nie einen ungünstigeren Zeitpunkt als heute, um Rentenfonds „im klassischen Sinne“ zu kaufen. Und warum machen das die Leute trotzdem ?

Weil viele bei der Geldanlage nicht nachdenken, sondern weil einfach das gekauft wird, was in den Ranglisten oben steht.

Und die Investoren, die sich im August „US-Dollar“ gekauft haben, waren wahrscheinlich von der ganzen Diskussion im Jahresverlauf um den Euro verunsichert und noch dazu von 12% Kursanstieg des Dollars gegen den Euro „geblendet“

Nur misst sich der Erfolg einer Anlage nicht danach, was in den vergangenen 12 oder 24 Monaten war, sondern danach, was in den kommenden 12 oder 24 Monaten sein wird.

Und hierzu sind oftmals keine hellseherischen Fähigkeiten notwendig, sondern man muss nur etwas den gesunden Menschenverstand einschalten.

Schon im September drehte sich das Bild.

Haben Sie in den letzten 4 Wochen irgendwo etwas über einen kriselnden Euro gelesen ? Knapp 9% hat er in diesem Zeitraum gegenüber dem US-Dollar zugelegt. Und wer waren die großen Gewinner am Anleihemarkt in den letzten 3-4 Monaten ? Richtig: Alle die, die in der düstersten Stunde den Mut hatten, Griechenland-Anleihen zu kaufen.

Grundsätzlich gilt: Je mehr eine Anlageklasse „in“ ist, umso größer ist die Gefahr, daß der Anleger zu spät auf einen fahrenden Zug aufspringt.

Erinnern Sie sich doch einfach mal 10 Jahre zurück:

Zu den „Glanzzeiten“ am „Neuen Markt“ kamen Firmen an die Börse, da rissen sich die Anleger oftmals um die Aktien ohne genau zu wissen, wie der Name der Firma korrekt geschrieben wird, geschweige denn kannten die Anleger das Geschäftsmodell der Firma. Und manch einen sah man, der die Bilanz der Firma verkehrt rum hielt, ohne es zu merken.

Wenn Sie am Kapitalmarkt etwas verdienen wollen, müssen Sie heute die Anlagen kaufen, die jetzt keiner haben will, um die sich aber die Investoren in 5 Jahren reißen werden und nicht die Papiere, die heute im Fokus stehen und die daher entsprechend teuer sind.

Die ganze Thematik läßt sich an der aktuellen Situation in der Fussball-Bundesliga  sehr anschaulich darstellen: Wer zu Saisonbeginn auf Mainz 05 als Deutschen Meister gewettet hätte, wäre laut ausgelacht worden und hätte für 10 € Einsatz 10.000 € Gewinn bekommen. Mittlerweile trauen einige Experten der famos spielenden Truppe von Trainer Thomas Tuchel den Durchmarsch zum Meistertitel tatsächlich zu. Demzufolge erhält der Tipper, der per heute 10 € auf den „Karnevalsverein“ setzt, nur noch 70 € Gewinn ausgezahlt.

Aber das sind alles Wetten um „alles oder nichts“.

Meine Strategie lautet: Die Spiele der Mainzer entspannt anschauen (macht momentan wirklich Spass) und das Spielgeld (und mehr) lieber an der Börse investieren. Und in 5 Jahren (zur Brecher Kirmes 2015 bei einem DAX-Stand von 12.000 Punkten) lassen wir den alten Spruch vom Kaiser Franz dann mal Paroli laufen…