Nachdem ab Samstagabend nach dem ersten deutschen Sieg seit 28 Jahren beim Grand Prix d’Eurovision in weiten Teilen des Landes eine Stimmung herrschte, als hätten Yogis Buben schon den WM-Titel geholt, war es am Montagmittag gegen 14 Uhr schlagartig mit der Feierstunde vorbei.
Über die Nachrichtenticker lief die Meldung, daß unser Bundespräsident Horst Köhler mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt.
Was dann allerdings als Begründung nachgeschoben wurde, hat mich doch ein wenig irritiert. Ein in den Medien teilweise falsch interpretiertes Interview zum deutschen Afghanistan-Einsatz und die darauf einsetzende Kritik des politischen Gegners veranlasst den ersten Mann im Staat den „Bettel hinzuschmeissen“ ?
Auch wenn die Wortgefechte zwischen politischen Gegnern gelegentlich „unter der Gürtellinie“ ausgetragen werden und da zwar manchmal Kalkül, oft aber nur Show dahinter steckt, ist es doch meistens so, dass sich die handelnden Personen abseits der Bühne (an der Tränke) die Hand geben und letztendlich auch dann, wenn Kameras, Mikros und Diktiergeräte ausgeschaltet sind, einen vernünftigen Umgangston miteinander pflegen.
In diesem Fall geht es auch nicht darum, daß der Vorsitzende des Kaninchenzuchtvereins Osterode von einem bierseligen Versammlungsmitglied unsachlich kritisiert wurde und dann vielleicht verärgert sagt: „Macht doch Euren Kram alleine“.
Das Amt des Bundespräsidenten gibt man doch nicht so „mir nichts, Dir nichts“ wegen ein paar Krakeelern und Schmierfinken auf !
Gerade in der Position als erster Mann (bzw. erste Frau) im Staat muss der Amtsinhaber doch in einer solchen Situation ein gewisses Mass an Stärke, Rückgrat und Souveränität zeigen und versuchen auch mit Kritikern sachlich zu diskutieren.
Auch wenn es manchmal schwerfällt, frei nach dem Motto „Diskutiere nicht mit einem Ahnungslosen, denn dann musst Du Dich auf sein Niveau herablassen und da schlägt er Dich mit seiner Erfahrung.“
Man muss sich einmal überlegen:
Wie soll denn ein Grundschullehrer seinen Schülern klarmachen, dass der Bundespräsident, obwohl er keine Lust mehr hat in seinem Job zu arbeiten, keinerlei finanzielle Einbussen hinnehmen muss. Sein Gehalt, sowie Privilegien wie Dienstwagen und Sekretärin behält er nämlich bis an sein Lebensende.
Nicht, dass ich ihm das nicht gönnen würde, aber gerade in der heutigen Zeit, wo von allen Bürgern Einschnitte verlangt werden, würde ein Zeichen nach dem Motto „ich verzichte auf einen Teil meiner Pension, schließlich habe ich meinen Dienst ja auch freiwillig quittiert“, dem Menschen Horst Köhler sicherlich viele Sympathiepunkte bringen.
Oder steckt da mehr dahinter ?
Dann haben alle Bürger ein Anrecht darauf die Wahrheit zu erfahren.
Horst Köhler war ja bekanntermaßen vor seiner Zeit als Bundespräsident geschäftsführender Direktor beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und gilt als anerkannter Wirtschaftsexperte. Vor dieser Zeit war er als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und als Präsident des Sparkassen- und Giroverbands tätig.
Nachdem ja bereits vor ein paar Jahren der CDU Wirtschaftsexperte Friedrich Merz, und zuletzt der hessische Ministerpräsident Roland Koch ihren Rückzug aus der Politik verkündet haben, geht jetzt mit Köhler der CDU der dritte führende Wirtschaftsmann verloren.
Gerade in der heutigen Zeit, wo von der Politik weitreichende Entscheidungen im Hinblick auf die Bekämpfung der Finanz- und Vertrauenskrise an den Kapitalmärkten verlangt werden, benötigen wir handelnde Personen mit ökonomischen Weitblick und einem gewissen wirtschaftlichem Grundwissen in den Schlüsselpositionen.
Mit dem, was die meisten Volksvertreter so in Wort und Schrift von sich geben (Forderung nach Transaktionssteuer – „Notfalls muss Deutschland das alleine durchziehen“; „Legt den bösen Spekulanten die Fesseln an“; „Wiedereinführung der D-Mark“) werden die grundlegenden Probleme nämlich nicht gelöst.
Haben die Herren Merz, Koch und Köhler vor den vor ihnen liegenden Aufgaben kapituliert ? Ich hoffe nicht…