Dienstagabend irgendwann zwischen 22:30 und 23:00Uhr. Mit einem lauten Gong und dem vertrauten Slogan „Hier ist das erste deutschen Fernsehen mit den Tagesthemen“ wird man nach dem Bericht vom Vielseitigkeitsreiten und dem Synchronspringen vom 10-Meter –Turm (bei allem Respekt für diese Sportarten, aber für mich wird es Zeit, dass die Bundesliga wieder losgeht !) aus dem Halbschlaf gerissen. Man ist gespannt auf die Neuigkeiten die es aus der nicht-olympischen Welt zu vermelden gibt.
Da sich aber anscheinend alle wichtigen Leute entweder in London aufhalten oder in Südtirol (Angela Merkel) bzw. Sylt (Wolfgang Schäuble) im Urlaub befinden, scheinen den Nachrichten-Leuten die Themen auszugehen. Geht das Ihnen nicht auch so ? Das Thema „Ist der Euro noch zu retten ?“ hängt mir mittlerweile zum Hals raus. Die USA und Japan sind genauso verschuldet wie die Euro-Zone und der Euro steht trotz der ganzen Diskussionen im Vergleich zum US-Dollar um mehr als 20% höher als vor 10 Jahren. Damals musste man für einen Euro 98 US-Cent bezahlen, heute sind es 1,21 Dollar. So sehen die Fakten aus ! Der absolute „Hingucker“ in der Tagesthemen-Sendung war dann ein Statement zur „gefühlt“ endlosen Euro-Krise des renommierten US-Professors Paul Krugman, der an der Elite Universität in Princeton das Fach „Volkswirtschaft“ lehrt.
Für mich war es weniger faszinierend, was er gesagt hat, sondern zu sehen, in welchem Umfeld der Mann arbeitet. Ich habe in meinem Leben schon viele unaufgeräumte Büros gesehen, aber das dort gezeigte hat alles, was ich bisher gekannt habe, übertroffen. Da sitzt einer in einem „Saustall hoch drei“ und will der Bundeskanzlerin erklären, wie sie in Europa aufräumen soll. Als Schlusskommentar zu diesem Beitrag hätte ich mir den Satz gewünscht: „Mein lieber Paul, räum mal schön Dein Zimmer auf und dann ist „Mutti“ Angela auch bereit sich Deine Thesen anzuhören.“ Das Haupt-Problem, das wir in Europa haben, ist nämlich, dass in vielen Ländern nicht die Ordnung herrscht, wie wir sie in Deutschland gewohnt sind. Wenn in allen Ländern das Steuersystem so funktionieren würde, wie bei uns, wären die ganzen Diskussionen ob Italiener, Spanier oder Griechen Ihre Schulden bedienen können überflüssig. Und die zweite Hauptaufgabe dieser Länder besteht vor allem darin ihre aufgeblähten Beamtenapparate auf ein vernünftiges Mass zurecht zu stutzen. Nach Griechenland schiessen sich die Medien jetzt zunehmend auf Sizilien ein. Aber auch in Palermo dürfte mittlerweile jeder Strassenkehrer (immerhin gibt es dort dreimal so viele, wie im doppelt so großen Mailand) mitbekommen haben, dass sich die Welt langsam verändert und die Zeiten des „dolce vita“ – wenn es die überhaupt gab – vorbei sind. In allen diesen Ländern sagt keiner „ohne den Euro ginge es uns besser“ und das Bewusstsein, dass jeder etwas dazu beitragen muss, damit sich die Lage bessert, lässt sich nicht per Dekret von der (in diesen Regionen zumeist korrupten) Führung verordnen, sondern muss sich aus dem Volk entwickeln. Und es muss zwangsläufig denen am meisten weh tun, die sich bisher am dreistesten die Taschen vollgestopft haben. Zwangsumtausch aller in der Schweiz gebunkerten Schwarzgelder von Griechen in eine symbolische „Drachme“, deren Wert sich an der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung ihres Heimatlandes misst, wäre z.B. eine Maßnahme über die die EU mal nachdenken sollte. Das zweite prägende Thema der Tagesthemen-Sendung vom vergangenen Dienstag war Indien. Dort kam es nämlich zu einem flächendeckenden Stromausfall, von dem mehr als 700 Millionen Menschen betroffen waren. Die Bilder, die dort gezeigt wurden, machten mehr als deutlich: Der Lebensstandard der Bevölkerung dort ist ganz, ganz weit vom sogenannten „westlichen“ Niveau entfernt. Das dürfte im Übrigen auch für weite Teile der sogenannten aufstrebenden „Schwellenländer“ wie Brasilien, China oder auch Russland gelten. Um in diesen Ländern eine Infrastruktur mit Strassen, Bahnlinien, medizinischer Versorgung, Bildungseinrichtungen etc. auf einem vergleichbaren Niveau wie bei uns zu errichten, werden Billionen von EURO, Dollar (oder was auch immer für eine Währung) gebraucht. Auf den Punkt gebracht heisst das: Der eine haust im Zelt und hat keine Schulden – der andere wohnt in einem schönen Haus mit Komfort und muss aber einen Teil seines Verdienstes an die Bank „abdrücken“, die ihm sein Haus finanziert hat. Die Frage ist, wollen beide miteinander tauschen ? Alle, die jammern, wie schlecht hier alles ist und vor allem, wie schlimm hier die Zeiten werden, können ihr Geld ja dort investieren. Ich jedenfalls fühle mich mit Investments im Euro wohler. Dass ich damit allerdings eher Aktien und Unternehmensanleihen von soliden Firmen aus der EURO-Zone meine, anstatt die nächste Tranche einer sizilianischen Schuldverschreibung zu zeichnen, steht außer Frage. Dieses Feld überlasse ich dann lieber doch der Generali-Versicherung. Die kennen sich mit italienischen Staatspapieren besser aus.