Lieber Kinder als Sparen

5 September 2012 von Max Kommentieren »

Mit ihrer Forderung nach der Einführung einer „Zuschussrente“ hat Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Wochenende ein Thema aufgegriffen, das für mich alles andere als neu ist. Seit ich vor mehr als 25 Jahren begonnen habe, mich mit dem Thema „Finanzen“ zu beschäftigen, gibt es eine Grafik und eine Botschaft, die jeder Finanzberater auf der ersten Seite seiner Präsentationsunterlagen abgespeichert hat. Die Botschaft lautet: „Heute kommen auf einen Rentner drei Arbeitnehmer, in 30 oder 40 Jahren wird diese Quote sich dahin entwickeln, dass auf jeden Arbeitnehmer ein Rentner kommt.“ Die Grafik in Form der sogenannten „Alterspyramide“ finden Sie am Rande dieses Beitrags. Die logische Konsequenz des Bildes und der Botschaft lautet: Entweder müssen entweder die Sozialversicherungsbeiträge ins Unermessliche steigen (spätestens bei 100% Sozialabgaben und Steuern bleibt dann aber jeder Arbeitnehmer lieber zu Hause), oder die Renten werden gekürzt. Also Leute, seht zu, dass ihr was spart, sonst seid Ihr im Alter arm ! Denn die gesetzliche Rente ist in 20 Jahren nur in dem Punkt sicher, dass Sie für die Generation der 60er und 70er Jahre SICHER nicht mehr zu einem einigermaßen bequemen Ruhestand reicht. Die große Frage vor der die meisten von uns stehen ist allerdings die Frage „Wie spare ich denn für den Ruhestand ?“. Bei der Gruppe der Geringverdiener, auf die von der Leyens Vorschlag abzielt, ist die Frage so zu verstehen, das bei einem niedrigen Lohn und entsprechenden Kosten für die Lebenshaltung einfach nichts übrig bleibt, um zu sparen. Und mit Ihrer Argumentation liefert Frau von der Leyen auch gleich das Argument mit, das z.B. die Riester-Rente für diese Zielgruppe ad absurdum führt. „Für alle, die heute weniger als 2.500 € verdienen, macht Sparen überhaupt keinen Sinn, da das angesparte Geld im Alter dann auf einen evtl. Anspruch auf staatliche Leistungen angerechnet wird“ war in begleitenden Texten zu dieser Meldung zu lesen.

Als ich das Wort „Zuschussrente“ am vergangenen Wochenende zum ersten Mal hörte, habe ich zunächst gedacht, nach dem ganzen „Riester“ und „Rürup“-Quatsch, werden die armen Leute jetzt mit einem weiteren Finanzprodukt „beglückt“. Aber die „Zuschussrente“ soll vom Staat bzw. von der Arbeitgeber-Seite finanziert werden. Für mich ein absolut richtiger Ansatz. Übrigens genauso wie das Hauptziel dieser Überlegung, dass jemand, der ein Leben lang gearbeitet hat und Beiträge in unser Sozialsystem entrichtet hat, im Alter besser dastehen muss, als derjenige, der bis morgens um 11 Uhr im Bett gelegen hat und dann (aber nur, wenn die Sonne geschienen hat) in der Fussgängerzone noch etwas Balalaika gespielt hat. In der heutigen Zeit, in der das Wort „Zins“ fast wie ein Relikt aus vergangenen Tagen anmutet, stehen aber nicht nur viele Leute vor der Frage „Wie kann ich bei allen Belastungen überhaupt sparen ?“, sondern die, die es können, haben  das (Luxus-)Problem „Wie lege ich mein Geld in der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Situation sicher und gewinnbringend an ?“ Zu diesem Thema habe ich an dieser Stelle meine Meinung ja schon mehr als einmal kundgetan. Wer 20 oder 30 Jahre Zeit hat, hat es da auf alle Fälle leichter als der selbständige Handwerker, der jetzt in den Ruhestand geht und für seine 500.000 €, die er angespart hat, nur noch einen risikolosen Ertrag von 5.000 € im Jahr bekommt, während das vor 5 Jahren noch 20.000-25.000 € pro Jahr waren. Die Ursache für das Rentendilemma liegt allerdings nicht am Kapitalmarkt, sondern schlicht und ergreifend in der demographischen Entwicklung in unserem Land. Die Leute werden durch den medizinischen Fortschritt immer älter und wir haben zu wenig Kinder. Eine „Reproduktionsrate“ von 1,4, (d.h. im Schnitt bekommt jede Frau 1,4 Kinder) ist deutlich zu wenig um die Bevölkerungspyramide auf Dauer ausgewogen zu halten. In Frankreich z.B. liegt diese Zahl bei 2,1. Zumindest in diesem Fall ist die siebenfache Mutter Ursula von der Leyen Vorbild. Und sie scheut sich nicht auch in (für den Wähler) unangenehmen Dingen die Wahrheit zu sagen. Das unterscheidet sie von vielen ihrer Kollegen. Die noch wichtigere Aufgabe als eine „Zuschussrente“ einzuführen, liegt allerdings im Ressort Ihrer Kollegin, Familienministerin Kristina Schröder. Wie schaffen wir es die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass in unserem Land mehr Menschen geboren werden, als sterben ? Denn nur das ist der Schlüssel zu mehr Wachstum und damit auch zu mehr und dauerhafter Lebensqualität.