Archiv für Juni 2011

Die neue Zeitungswelt

23 Juni 2011

Der Relaunch (quasi die ‚Runderneuerung‘) des Internet-Auftritts der Medienerleben-Gruppe steht symbolisch für einen ganz wichtigen Umbruch, den der Informations- und Nachrichtensektor derzeit durchlebt. ‚Streaming‘, was sinngemäß ‚dauernd im Fluss halten‘ bedeutet, lautet das neue Zauberwort, was nichts anderes heißt, dass die Informationen nicht täglich nur einmal aktualisiert werden, sondern fortlaufend. Genauso wie die Einführung des Mobiltelefons  in den neunziger Jahren den Telekommunikationssektor auf den Kopf gestellt hat, wird sich die Art und Weise der Aufbereitung von Nachrichten und das Konsumieren derselben in den kommenden Jahren dramatisch verändern. Ich bin mir relativ sicher, dass die Zugriffszahlen auf diese neue Plattform in den kommenden Monaten deutliche Wachstumsraten aufweisen werden. ‚Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern‘. Dieser Spruch charakterisiert in einem Satz worum es geht. Durch das Internet, aber auch durch das breitere Angebot im TV-Bereich, ist die heutige Welt dermaßen (im wahrsten Sinne des Wortes) gut ‚vernetzt‘, dass sich Neuigkeiten, egal, wo sie geschehen, in Windeseile verbreiten. Mussten im Jahr 1815 noch Brieftauben eingesetzt werden, um das Ergebnis der Schlacht von Waterloo nach London zu übermitteln, kann man heute selbst drittklassige Sportveranstaltungen in einem eigens dafür eingerichteten ‚Live-Ticker‘ verfolgen. Die alte Dreiteilung ‚Fernseher – Telefon – Brief, wird durch die Erfindung ‚Smartphone‘ immer weiter an Bedeutung verlieren. Mittlerweile gibt es zunehmend Menschen, die ihren Telefon-Festnetz-Anschluss abmelden und sagen ‚ich habe doch ein Handy, damit bin ich überall – auch zuhause – erreichbar‘. Eigentlich gibt es da nur ein Problem, wovon insbesondere alle IPhone-Nutzer ein Lied singen können: Wenn denn der Akku nicht leer ist.

Einen Brief zu schreiben hat die U40-Generation schon fast nicht mehr gelernt. Wurden früher aus dem Urlaub mit der Katholischen Jungen Gemeinde  im Schwarzwald noch Postkarten nach Hause geschickt, wo sinngemäß drin stand ‚das Wetter ist gut, das Essen schmeckt und heute haben wir einen Ausflug gemacht und ein Eichhörnchen gesehen….‘, wird es heute mit einer kleinen SMS oder e-mail geregelt.

War früher die ‚Heute‘-Sendung um 19 Uhr oder die ‚Tagesschau‘ um 20 Uhr  für viele ein Fix-Termin, um sich über die allgemeine Nachrichtenlage zu informieren, bieten heute Nachrichtensender wie z. B. ‚n-tv‘ aber auch zunehmend das Internet, wo mittlerweile jede Feld-, Wald- und Wiesenzeitung und jeder TV-Sender seinen ‚Online-Auftritt‘ hat, unbegrenzte Informationsmöglichkeiten. Eine Fernsehsendung verpasst? Kein Problem, in der ‚Mediathek‘ kurz die Sendung angeklickt und schon kann man sich das auf dem PC oder dem Smartphone zu jeder beliebigen Zeit anschauen. Ob das besser oder schlechter ist, darüber wird oft diskutiert. Meine Meinung hierzu ist ganz klar: Wenn es um Informationen geht, ist Schnelligkeit ein ganz wichtiges Kriterium. Aber ein ganz entscheidender Punkt ist es auch in vielen Fällen, Nachrichten richtig zu interpretieren. Das wird bei dem ganzen Tempo aber immer schwieriger. Wir alle müssen uns in den kommenden Jahren dahingehend neu orientieren, wie wir mit dieser ganzen Informationsflut umgehen. Richtig zu filtern, was wichtig ist (nämlich das, was in 15 Minuten Tagesschau berichtet wurde) und was nicht, diese Hilfe bietet uns das Internet nicht. In diesem Bereich werden von uns allen künftig völlig neue Fähigkeiten gefordert. Aber so ist es immer im Leben. ‚Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit‘, lautet ebenfalls ein altes Sprichwort und insbesondere für den Zeitungsmarkt war dieser Spruch niemals zutreffender als heute. Die Mobilfunkindustrie hat mit der Entwicklung des Smartphone (insbesondere durch die rasante Verbreitung des Apple-Produkts ‚IPhone‘) den entscheidenden Sprung geschafft, dass die Leute ein Mobiltelefon eben nicht mehr nur zum Telefonieren nutzen.

Gleichzeitig werden mit diesem Instrument e-mails versendet und gelesen, man macht seine Terminplanung damit und man kann sich mobil über das Internet über die Nachrichtenlage in der Welt oder der Heimatregion informieren. Man findet sich sogar per Tastendruck quasi selbst, wenn man in einer fremden Stadt unterwegs ist. Und man kann – wenn der Bildschirm nur groß genug ist – auch TV-Programme bis hin zur LIVE-Konferenz der Fußball-Bundesliga am Samstagnachmittag verfolgen.  Genauso wie heute fast kein Mensch mehr eine Schreibmaschine benutzt und öffentliche Telefonzellen demnächst von Greenpeace zu einer ‚aussterbenden Rasse‘ erklärt werden, steht die schreibende Zunft – insbesondere was die von der Aktualität der lebenden Tageszeitungen betrifft – vor einem entscheidenden Umbruch. Plötzlich las ich von einem Manager eines Verlags in diesem Zusammenhang den Spruch: ‚Solange es das stille Örtchen gibt, wird die Tageszeitung immer eine Daseinsberechtigung haben‘. Allerdings befürchte ich, dass das Handy auch in dieser Zone zusehends auf dem Vormarsch ist. Nur in dem Fall, dass der Griff nach der Papierrolle ins Leere geht, bietet die Tageszeitung naturgemäß einen unschlagbaren Vorteil. Allerdings bezweifle ich, dass der o. g. Protagonist der Druckindustrie damit seine Daseinsberechtigung definiert hat…..

Kriechen die Griechen zu Kreuze…?

17 Juni 2011

…und melden Sie den Staatsbankrott an ?

Diese Frage beschäftigt mittlerweile Heerschaaren von Finanz-Journalisten, Notenbankern, Wissenschaftlern und Investoren. Seit vergangenem Montag darf sich Griechenland sogar mit dem Titel „unsicherster Schuldner der Welt“ schmücken. Die Ratingagentur Standard & Poors stufte das Land mit der Note „CCC“ sozusagen „offiziell“ auf den Status einer Pleitefirma ab. Für ein Investment in Höhe von einer Million Euro in griechische Staatsanleihen muss mittlerweile eine Prämie von sage und schreibe 160.000 € (oder umgerechnet 16%) p.a. auf den Tisch geblättert werden, um sich gegen einen Ausfall bzw. eine Pleite des Landes abzusichern. Diese Prämie ist mehr als doppelt so hoch, wie eine Versicherung gegen den Staatsbankrott von Ländern wie Ecuador oder Pakistan. Bemerkenswert auch die Erklärung der Ratingagentur Moodys zur Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Hellenen „Die Sparbemühungen der griechischen Regierung würgen die Konjunktur ab“ heisst es in einer Pressemitteilung zur Herabstufung , die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Beim Zeus –  was soll das denn ? Manchmal frage ich mich, ob solche Meldungen (bevor Sie veröffentlicht werden) auch mal von jemandem gegen gelesen werden, der bei klarem Verstand ist. Sollen die Griechen etwa weiter sorglos das Geld ausgeben, wie in den vergangenen Jahren ? Die ganze Welt redet vom Sparen und wenn man es dann macht, ist es auch verkehrt, weil man damit die Konjunktur abwürgt ? Vor 10 oder 20 Jahren als es diesen ganzen Mist wie „Credit Default Swaps“ (so heisst das ganze Absicherungszeug) noch nicht gab und die meisten Menschen unter „Ratingagentur“ vielleicht die Hintermänner einer Quizshow im öffentlich rechtlichen Fernsehen vermuteten, konnte man die meisten Entwicklungen am Kapitalmarkt noch mit einem gewissen Mindestmaß an logischem Denkvermögen erklären. Was sich aktuell an Hysterie rund um das Thema „Griechenland“ abspielt, ist da wohl eher in die Abteilung „Irrenhaus“ einzustufen. Eine Hammelherde wildgewordener Hedge-Fondsmanager und Ratingexperten treibt das Opfer sozusagen wild vor sich her und die ganze Bande hat nur ein Ziel: „Schlachtet das Vieh, koste es was es wolle.“ Für mich ist es unerklärbar, warum die Europäische Zentralbank sich dieses Spiel so lange schon von der Tribüne aus anschaut, anstatt mal auf den Tisch zu hauen und zu sagen „Leute, jetzt lasst mal die Kirche im Dorf – a) haben wir einen Rettungsschirm in Höhe von 750 Milliarden Euro für finanzschwache EU-Länder gespannt und b) lassen wir keines unserer Länder im Regen stehen.“ Für Europa und den Euro gibt es keine Alternative. Sonst sind wir in 15 Jahren soweit, daß die Berliner Mauer wieder aufgebaut werden muss. Allerdings dann nicht nur um Berlin, sondern um ganz Deutschland und dieses Mal dann nicht, damit keiner raus kommt, sondern dass keiner rein kommt. Man muss sich das mal vor Augen halten: Mit Griechenland handelt es sich immerhin um ein im weltweiten Vergleich doch überdurchschnittlich entwickeltes Land mit einer im Großen und Ganzen funktionierenden Infrastruktur. In meinen Augen sind die Probleme in Griechenland definitiv einfacher zu lösen, als beispielsweise in den ganzen nordafrikanischen Staaten. Die Griechen müssen nur ihren Staatsapparat effizienter aufstellen. Die ganze Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit muss eingegrenzt werden und  – wie vor ein paar Tagen publik wurde – es kann nicht angehen, dass an Tausende von bereits Gestorbenen noch jahrelang eine Staatsrente überwiesen wird. Und letztendlich haben die Griechen in der europäischen Union Partner und Verbündete, die in letzter Konsequenz nicht nur das fehlende Geld nach Athen überweisen, sondern die auch Ihre Kompetenz in verwaltungstechnischen Angelegenheiten dort einbringen können. Mit dieser Kraft im Rücken muss es doch möglich sein dieses im europäischen Vergleich doch eher kleinere Land (mit dem Bruttosozialprodukt von Südhessen) entsprechend anzuschieben, damit es auch in absehbarer Zeit wieder auf eigenen Füßen stehen kann. Warum schickt die EU nicht einfach mal 5.000 Beamte, die in Brüssel eh nichts gescheites zu tun haben, für eine befristete Zeit nach Athen und räumt den Laden auf. Wenn dort beispielsweise nur mal ein effizientes und funktionierendes Steuersystem eingerichtet ist, sind die gröbsten Probleme in meinen Augen gelöst. Da die Bevölkerung sich auf erhebliche Einschnitte einstellen muss (so ist das nun mal, wenn man über seine Verhältnisse gelebt hat und der Finanzier des Defizits den Geldhahn abdreht), sehe ich auf dem klassischen demokratischen bzw. politischen Weg keine Chance für die notwendigen Reformen eine Mehrheit zu finden. Es gibt allerdings in diesem Zusammenhang eine Legende, die – wenn Sie auch nur ansatzweise stimmt – wohl alles bisher diskutierte und geschriebene in den Schatten stellt. Laut verschiedenen Medienberichten soll die griechische Postbank Ende 2009 Credit Default Swaps (richtig, das sind die Scheine mit denen man auf die Pleite eines Landes wettet) im Gegenwert von 1 Milliarde Euro gekauft haben. Durch die aktuelle Verschlechterung der Kreditwürdigkeit Griechenlands ist dieses Paket mittlerweile auf einen Wert von 25 Milliarden Euro angestiegen. Das würde schlichtweg bedeuten, dass die Griechen auf Ihre eigene Pleite gewettet haben und dabei noch kräftig verdient haben. Wenn es denn stimmt, gibt es nur einen Weg: Den Gewinn konfiszieren, dann haben wir einen Großteil dessen, was das Land an Hilfsmitteln braucht über diesen Weg bereits gesichert.

 

 

Komödienstadel in Zürich

10 Juni 2011

Vor ca. einem halben Jahr habe ich an gleicher Stelle einen Kommentar über die Vergabe der Fussball-WM 2022 in Katar geschrieben und diesen mit dem Satz beendet „bis dahin sind die, die uns das eingebrockt haben, wahrscheinlich nicht mehr im Amt“. Nach der unglaublichen Schmierenkomödie, die sich in der vergangenen Woche am Rande des FIFA-Kongresses in Zürich abgespielt hat, als es um die Wiederwahl des Präsidenten Josef Blatter (meine Schweizer Freunde nennen ihn nur „den Kuvert-Sepp“ – warum wohl ?) ging, befürchte ich, dass ich mit dieser Einschätzung falsch liege. Wurden doch schon während der Abstimmung über die Austragungsorte 2018 und 2022 zwei Funktionäre des 24-köpfigen FIFA-Exekutiv-Komitees wegen Bestechungsvorwürfen suspendiert und durften an der Abstimmung nicht teilnehmen, kamen im Vorfeld des jetzigen Kongresses täglich neue „Wasserstandsmeldungen“ ans Licht, wer denn jetzt wen bestochen hat. Selbst eingefleischte Experten und Betrachter der Szene hatten Mühe, den Überblick zu behalten. Fakt ist, dass das letzte Fünkchen Ansehen, dass diese „Bande“ bzw. Altherren-Riege vielleicht noch in der Öffentlichkeit hatte, jetzt wohl definitiv verglüht ist.

Als ich ein Interview mit Sepp Blatter sah, in dem dieser, auf die Vorgänge angesprochen, sagte „Krise, was für eine Krise ? Wir haben höchstens ein paar Probleme, aber die regeln wir innerhalb der Familie“ hörte sich das für mich genauso an, wie in der legendären Rede des DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht vom 15. Juni 1961: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Und ich war beileibe nicht der einzige, dem mit dem Begriff „Familie“ in diesem Zusammenhang Assoziationen mit diversen „Verwandschaftsunternehmen“ in Süditalien einfielen.

Für mich stellt sich die Frage, wie kann es sein, dass in der „Regierung des Weltfussballs“ so wie das Exekutivkomittee auch genannt wird, immer noch Personen sitzen, die – wie im Falle der Herren Jack Warner (Trinidad) und Ricardo Texeira (Brasilien) – wohl offensichtlich Verträge abgeschlossen haben, bei denen beide persönlich mit dem Verkauf von Tickets bzw. nationalen Fernsehrechten in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Im Zuge der WM-Vergabe nach Katar wurden jetzt Vorwürfe laut, nach denen ein Quartett aus südamerikanischen Funktionären gegen eine Zahlung von 20 Mio. US-Dollar ihre Stimmen verkauft haben sollen. Die Vorwürfe gipfelten in der angeblichen Forderung des Paraguayers Nicolas Leoz (gleichzeitig Präsident des südamerikanischen Verbands CONMEBOL- vergleichbar mit der UEFA in Europa), der vom englischen Verband gefordert haben soll, dass der englische Pokalwettbewerb nach seinem Namen benannt werden sollte, dann würde er England seine Stimme geben. Herr Leoz ist 82 Jahre alt. Wenn diese Vorwürfe auch nur ansatzweise stimmen, lautet da meine Empfehlung: „Einweisen in die Geschlossene“. Aber freiwillig zurücktreten wird von diesen Herrschaften niemand. Warum denn auch, wenn alles in der Familie bleibt ? Die FIFA ist nach meinem Kenntnisstand das einzige Wirtschaftsunternehmen, wo Spesen ohne Quittungen abgerechnet werden und der Präsident des argentinischen Fussballverbandes, Julio Grondona (mit 79 Jahren fast ein „Jungspund“ bei dieser Veranstaltung), pflegt das Lebensmotto „Todo pasa“ (Alles geht vorbei), was in den imposanten goldenen Siegelring, den er trägt, auch eingraviert ist. In der Tat sind die meisten seiner Kollegen im Exekutivkomittee dermaßen „mit allen Wassern gewaschen“, dass man den Eindruck hat, sämtliche Vorwürfe jedweder Art perlen an ihnen ab. Ein gravierendes Problem der Organisation FIFA liegt meiner Meinung nach darin, dass alle Migliedstaaten, egal wieviel sie zum Etat der FIFA beitragen oder in welcher Höhe sie davon profitieren, das gleiche Stimmrecht haben.  Das macht die ganze Konstellation viel anfälliger für Bestechung und Korruption, da bei manchen Vertretern der kleinen (und ärmeren) Staaten, die „Schmerzgrenze“ für kleine Gefälligkeiten naturgemäß etwas niedriger liegt, als bei jemand, der einen Verband mit hunderttausenden oder gar Millionen Mitgliedern vertritt. Warum regelt man die Stimmvergabe beispielsweise nicht wie bei der Zusammensetzung des Internationalen Währungsfonds (IWF), wo sich die Stimmrechte der einzelnen Mitglieder nach dem jeweiligen Kapitalanteil des Landes richten. Dass der IWF nicht in allen Bereichen als leuchtendes Beispiel dient, steht auf einem anderen Blatt.

Aber es gibt berechtigten Anlass zur Hoffnung. Auf dem FIFA-Kongress letzte Woche wurde „unser Landsmann“ Dr. Theo Zwanziger als die „deutsche Stimme“ und damit als Nachfolger von Franz Beckenbauer in das FIFA-Exekutivkomittee gewählt. Die Fussballfreunde in Deutschland haben nur einen Wunsch: Dr. Zwanziger, räumen Sie diesen Saustall auf !