Archiv für Mai 2011

Die wilde Party des Herrn Kaiser

27 Mai 2011

Die Meldung der Woche flackerte am vorletzten Mittwoch just in dem Moment über den Ticker, als ich gerade auf den Sendeknopf gedrückt hatte und den wöchentlichen Kolumnenbeitrag damit auf den Weg gebracht hatte . Aber das hatte dann den Vorteil im nachstehenden Beitrag auch bereits einige Reaktionen auf diese Meldung zu verarbeiten. In einer Vorabankündigung berichtete die Online-Ausgabe des „Handelsblatt“ von einem schier unglaublichen Vorgang, der sich im Umfeld der zum Versicherungskonzern ERGO gehörenden Hamburg-Mannheimer-Versicherung abgespielt hat.

Ausgerechnet die Gesellschaft, die mehr als 30 Jahre lang versucht hat mit dem smarten „Herrn Kaiser“ als Werbeikone bei Ihren Kunden das Image eines seriösen, vertrauenswürdigen Partners in Versicherungs- und Vorsorgefragen aufzubauen, musste auf gezielte Nachfragen einen äußerst delikaten Fauxpas zugeben. Eine Ihrer Tochtergesellschaften, der für seine „etwas rustikalen Verkaufsmethoden“ bekannte Strukturvertrieb „HMI“ hatte seine 100 besten Vertreter als Belohnung für Ihre Abschlüsse im Jahr 2007 zu einer Erlebnis-Reise nach Budapest eingeladen. „Höhepunkt“ der Reise war dann eine in den altehrwürdigen Gemäuern der Gellert-Therme veranstalte „Lustorgie“, die selbst den alten Römern wahrscheinlich die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Zwischen 20 und 100 Prostituierte standen den Kollegen von Herrn „Kaiser & Co.“ an diesem Abend zur Verfügung und, wie es sich für einen ordentlichen Versicherungsvertreter gehört, wurden sämtliche „Abschlüsse“ des Abends fein säuberlich per Stempel auf den Unterarmen der Damen vermerkt, Bei den „Aktivposten“ mit bis zu 12 „Einsätzen“ reichten laut vereidigten Zeugenaussagen die Unterarme nicht mehr aus. Für die anwesenden Vorstände und die erfolgreichsten Vertreter gab es sogar ausgesuchte „VIP-Damen“, die eigens mit weißen Bändchen ausgestattet, für den Rest der Meute tabu waren. Kostenpunkt der kompletten Sause: 83.000 €, was immerhin dem stolzen Preis von 830 € pro Nase entspricht. Mit der Frage: „Was glauben Sie denn, wer das bezahlt hat ?“ möchte ich dann mal einen Schwenk hin zur Aufarbeitung dieses Skandals wagen. Natürlich bemühten sich die zuständigen Sprecher von ERGO bzw. Hamburg-Mannheimer flugs zu betonen, die Verantwortlichen seien mittlerweile nicht mehr für das Unternehmen tätig. Meine lieben „Freunde“ von der ERGO und der „Hamburg-Müllheimer“: Das glaube ich Euch genauso wenig, wie die großmundigen Auszahlungsversprechen, die Ihr in den letzten Jahren allen Euren Kunden gemacht habt, die Euch auf den Leim gegangen sind ! Gezahlt hat diese ganze Sause nämlich im Endeffekt der Kunde und ich befürchte bei einer solchen Unternehmenskultur, dass derartige Veranstaltungen nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Aber wie sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident und CSU Vorsitzende Edmund Stoiber einst in einer legendären Wahlkampfrede: „Nur die allerdümmsten Kälber, suchen sich Ihren Metzger selber.“ Wäre ich Kunde der Hamburg-Mannheimer, würde ich mir schon so meine Gedanken machen, ob dieses Unternehmens der richtige Partner ist, dem ich meine Spargroschen anvertraue. Genau das hat sich wohl auch BVB-Meistertrainer Jürgen Klopp gedacht, und lässt seinen mit der HMI-Organisation abgeschlossenen Werbevertrag bis auf weiteres ruhen, wobei ich mir – ehrlich gesagt – schon bei Verkündung dieses Vertrags gedacht habe „Kloppo, hast Du das nötig ?“ Um eines klarzustellen: Es gibt sicherlich im ERGO-Konzern genauso wie in allen anderen Versicherungsunternehmen, viele seriös arbeitende Außendienstler, bei denen das Wohl des Kunden im Vordergrund steht. Aber durch solche Vorgänge wird das Image einer ganzen Branche in den Schmutz gezogen und mir tun diejenigen, die Ihren Job ehrlich und gewissenhaft ausüben, in dieser Phase richtig leid. Wie bereits eingangs geschildert handelt es sich bei den „Übeltätern“ um Mitglieder eines sogenannten Strukturvertriebs. Diese zeichnen sich in der Regel weniger durch Fachkenntnis, als vielmehr durch eine hohe Begeisterungsfähigkeit verbunden mit ausgeprägtem verkäuferischem Talent aus. Im Zeitalter des Internets und einer (hoffentlich) dadurch etwas aufgeklärteren Klientel befinden sich solche „Schmalspuragenten“ (im wahrsten Sinne des Wortes) allerdings auf dem absteigenden Ast.

Die Versicherungskonzerne machen sich solche „Vertriebskanäle“ zunutze, um zweitklassige Produkte an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Die Existenzberechtigung dieser Organisationen liegt einzig und allein in der „Umsatzgeilheit“ diverser Versicherungsvorstände, denen hier jedes Mittel zum Zweck recht ist. Das erklärt auch die fast unglaubliche Tatsache, dass der Eingangs geschilderte „Badespass“ nicht von ein paar übermotivierten „Struckis“ in Eigenregie organisiert wurde, sondern quasi als Pflichtveranstaltung vom übergeordneten Versicherungskonzern, der dann auch noch die ganze „Hacke“ vom Geld der Versicherten bezahlt hat. Die Starverkäufer haben allerdings jetzt ein weiteres Problem: Ich schätze, dass am vergangenen Wochenende ca. 100-mal in Deutschland die Frage gestellt wurde: „Sag mal Schatzi, warst Du nicht auch 2007 bei dieser Budapest-Reise dabei ?“…

Millionen, Milliarden und Billionen

20 Mai 2011

4.933.000.000.000 (in Worten: 4 Billionen und neunhundertdreiunddreissig Milliarden) lautet für mich die Zahl der Woche. Hierbei handelt es sich nicht um Anzahl der von den Fans der Frankfurter Eintracht am vergangenen Wochenende verbrauchten „Angst-Kalorien“ , sondern um das Geldvermögen aller Privathaushalte in Deutschland, wie die Deutsche Bundesbank am vergangenen Dienstag mitteilte.

Wenn man von 82 Millionen Einwohnern ausgeht (nach der derzeit laufenden Volkszählung werden wir da alle schlauer sein), heisst das: pro Kopf verfügen die Deutschen über ein Vermögen von 60.158 € . Nicht eingerechnet in diese Zahl sind allerdings Vermögenswerte wie Immobilien oder Pensionsansprüche, da die von der Bundesbank veröffentlichte Statistik nur das private Geld-Vermögen umfasst. Rechnet man diese Werte noch hinzu, landet man mit Sicherheit bei einer 14-stelligen Zahl, was bedeutet: Wir reden hier über einen Wert jenseits der 10 Billionen Euro-Grenze.

Als Politiker (zumindestens einer speziellen Couleur) könnte man da ja ganz fix auf die Idee kommen: „Dann nehmen wir jedem jetzt mal 1/5 weg und damit sind unsere läppischen 2 Billionen Staatsverschuldung mit einem Schlag getilgt.“

Aus Sicht der Politiker „leider“, aus Sicht der Sparer „Gott sei Dank“ funktioniert das aber nicht so einfach. Aber es ist immerhin ein beruhigendes Gefühl, dass es unserem Land im internationalen Vergleich immer noch relativ gut geht. Ein derartiges Verhältnis zwischen Vermögen und Schulden findet man nicht überall auf der Welt.

Eine für mich nicht wirklich überraschendes Ergebnis erhält man auf die Frage „Wie sah das ganze denn vor einem Jahr aus ?“. Das private Geldvermögen hat sich in den vergangenen 12 Monaten um 154 Milliarden erhöht.

Da das immerhin einem Zuwachs von 3,2% entspricht, könnte man auf die Idee kommen und sagen: „Angesichts der derzeit niedrigen Zinsen ein ganz respektables Anlage-Ergebnis.“ Das ist aber eine klassische Milchmädchenrechnung. Im Zuwachs sind ja auch Sparleistungen enthalten und wenn man die heraus rechnet, kommt man in Endergebnis auf eine relativ magere Zahl, die irgendwo im Bereich von 1,5% liegt. Vor 10 Jahren übrigens lag das Geldvermögen noch 3,5 Billionen Euro, sodass man in den Ergebnissen des Jahres 2010 durchaus eine Bestätigung des Trends der letzten 10 Jahre sehen kann. Die Aufgabe aus einem kleinen Vermögen ein großes zu machen ist definitiv schwieriger geworden. Während das Geldvermögen in diesem Zeitraum nur um 3,5% pro Jahr stieg, konnte man in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen Zuwachs von 7,2% pro Jahr verzeichnen. Was waren das noch für Zeiten, wird sich mancher Anleger wehmütig erinnern. Zwischen 1990 und dem Jahr 2000 stieg der DAX von 1.300 auf 8.000 Punkte, und zu Beginn der 90er Jahre gab es auf 5-jährige Sparbriefe bzw. Bundesanleihen Zinsen von 8% und mehr p.a. Um so wichtiger ist es für alle, die sich zu den glücklichen Besitzern eines kleinen Geldvermögens zählen können, in einem solchen Umfeld auf die Kosten, die die Verwaltung und (hoffentliche) Vermehrung ihres Vermögens mit sich bringt, zu achten. In Zeiten, wo man von 2-stelligen Renditen verwöhnt wird, rückt diese Betrachtung leicht in den Hintergrund.

Was die guten Ergebnisse der 90er Jahre allerdings etwas relativiert: Nach Erhebungen der Weltbank lag die durchschnittliche Inflationsrate in den Jahren 1990-2000 in Deutschland bei 2,2% im Vergleich zu 1,5% in den Jahren 2000-2010. Jeder, der sich an dem „Geschwafel“ um den schwachen Euro beteiligt, sollte ich in einer ruhigen Minute mal überlegen, was diese Zahlen eigentlich aussagen.

Die für mich bemerkenswerteste Zahl in der Pressemitteilung der Bundesbank vom vergangenen Dienstag betrifft allerdings nicht das Vermögen, sondern die gleichzeitig veröffentlichte Statistik der privaten Schulden.

Während das Geldvermögen – wie bereits oben gesagt in den letzten 10 Jahren von 3,5 auf knapp 5 Billionen Euro angestiegen ist, blieb die Summe der Schulden der Privathaushalte bei Banken und Versicherungen in diesem Zeitraum konstant bei 1,5 Billionen Euro. Damit haben die Privathaushalte deutlich besser gewirtschaftet als die öffentliche Hand, ist doch die Staatsverschuldung hierzulande im gleichen Zeitraum von 1,2 auf knapp 2 Billionen Euro angestiegen. Oder haben die „Kreditverkäufer“ der Banken hier einfach nur einen schlechten Job gemacht ? Zumindestens bestätigt auch diese Erkenntnis, dass wir uns in Deutschland in vielen Dingen auf einem gar nicht so schlechtem Weg befinden…

Oje SGE !

13 Mai 2011

Nach dem Ausflug in die Weltpolitik am vergangenen Wochenende, der bei einer gewissen Klientel – vielleicht auch von mir bewusst provoziert  – für leicht erhöhten Blutdruck sorgte, stehen in dieser Woche wieder die wirklich wichtigen Dinge auf dem Zettel, schließlich wird an diesem Samstag der letzte Bundesligaspieltag der Saison 2010/2011 absolviert. Nicht selten spielten sich in der Vergangenheit wahre Krimis und Dramen an diesem entscheidenden Spieltag ab und der Spruch des legendären ehemaligen Managers des FC Liverpool Bill Shankly „Wer glaubt im Fussball ginge es um Leben und Tod irrt sich, es geht um viel mehr…“ war immer wieder eine beliebte Metapher, die aus diesem Anlass aus der Mottenkiste geholt wurde.

In diesem Jahr ist alles anders und die Messe ist weitgehend gesungen. Mit Borussia Dortmund steht bereits seit 2 Wochen der deutsche Meister fest, Bayer Leverkusen und der FC Bayern belegen die weiteren Champions-League-Plätze und die beiden Überraschungsteams der diesjährigen Saison Hannover 96 und Mainz 05 sicherten sich die Teilnahme an der Europa-League. Lediglich bei der Frage, wer denn neben dem FC St. Pauli absteigt, klebt noch ein kleines Fragezeichen neben dem Zettel, auf dem bei allen Experten landauf-landab in dicken Lettern der Name „Eintracht Frankfurt“ steht. Nur noch ein Sieg im letzten Spiel, das ausgerechnet beim neuen deutschen Meister Borussia Dortmund ausgetragen wird, kann der Eintracht helfen, den Abstieg noch zu vermeiden. Hätte man – wie so manches Wesen in der Tierwelt – sich Mitte Dezember in den Winterschlaf begeben und wäre jetzt aufgewacht, würde man sich die Augen reiben und fragen „Wie geht das denn, die standen doch an Weihnachten noch auf dem 7. Platz ?“.

In der Tat kann ich mich in den knapp 40 Jahren, seit ich den Bundesliga-Fussball verfolge, nicht daran erinnern, dass ein Team in der Rückrunde derart eingebrochen ist und die Frage, die die zahlreichen Anhänger des Traditionsvereins vom Riederwald beschäftigt, lautet: „Wie konnte das nur passieren ?“

Die Antwort auf diese Frage zu finden ist nicht leicht, um nicht zu sagen unmöglich. Warum trifft ein Spieler wie Gekas, der in der Vorrunde noch 14 Tore erzielt hat, plötzlich 3 Meter vor dem leeren Tor den Ball nicht mehr ? Der (ehemalige) Erfolgstrainer Christoph Daum, der in einer Harakiri-Aktion 7 Spieltage vor Schluss verpflichtet wurde, konnte uns auf diese Frage wenigstens eine Antwort liefern. „Der Spieler befindet sich in einem Denk-Gefängnis, aus dem wir ihn befreien müssen“ so seine präzise Analyse des Problems. Den Schlüssel zum Öffnen der Gefängnis-Tür hat aber auch Christoph Daum nicht gefunden…
Für mich gibt es – mit dem nötigen emotionalen Abstand, da ich ja nicht unbedingt als eingefleischter Eintracht-Fan gelte – einen Hauptgrund für die aktuelle Misere und der liegt meiner Meinung nach eindeutig in diesem Trainerwechsel, dessen Sinn sich mir bis heute nicht ergründet hat. Für mickrige 3 Punkte aus 6 Spielen brauche ich keinen „Messias“ Daum zu holen. Wenn ich seine Wortwahl und das Auftreten in manchen Presskonferenzen sehe, ist da für mich vieles „heiße Luft“ und abgedroschene Phrasen. Ich habe noch keinen Spieler gehört, der gesagt hat „Der Trainer gibt uns für jedes Spiel einen ausgeklügelten Plan mit auf den Weg“ (was in meinen Augen das Erfolgsrezept von Leuten wie Tuchel in Mainz oder Slomka in Hannover darstellt). In Frankfurt gehe ich ja fast soweit zu sagen: Mit den heimischen Experten und SGE-Fans Rudi Fuchs, Hermann Fritsch oder Klaus Dombach auf dem Trainerstuhl hätte das Ergebnis auch nicht schlechter ausgesehen und notfalls hätte „Edelfan“ Paul Saleschke mit dem glühenden Zigarrenstumpen den Spielern das nötige Feuer unter den Hintern gerieben.

Da sind wir nämlich bei dem zweiten Hauptproblem: Diese Mannschaft hat keinen Charakter.
Wenn man in einem so entscheidenden Spiel, wie am letzten Wochenende gegen Köln, in einer so beschämenden Art und Weise auftritt, keine einzige Torchance erarbeitet und jeglichen Kampfeswillen vermissen lässt, sollte man sich schämen auch nur einen einzigen Cent Gehalt für diesen Auftritt entgegenzunehmen. Aber das ist das Problem des heutigen Profifussballs. Die Spieler sind nur noch Söldner und wenn da einer auf dem Platz nach der Niederlage weint, dann sind das nichts anderes als Krokodilstränen. Nach dem Abstieg „verpissen“ sich die meisten Spieler, weil es ja bei anderen Vereinen dann mehr Geld zu verdienen gibt. Auf die Frage „welcher Verein ist denn Ihr Lieblingsverein ?“ antwortete kürzlich ein Wirtschaftsmanager in einem Interview „ich habe keinen Lieblingsverein, ich habe ein paar Lieblingsspieler, da muss man sich heutzutage bei den vielen Wechseln nicht dauernd umgewöhnen“. Mir tun meine vielen Freunde, die sich in diesen Wochen ständig über die Leistungen der Eintracht-Mannschaft ärgern müssen, leid. Aber wie sagte „Kult-Prinz“ Kai Diefenbach: „Die Hoffnung stirbt zuletzt… beim letzten Abstieg habe ich bei 4 Punkten Rückstand vor dem letzten Spieltag die ganze Nacht noch die Tabelle durchgerechnet , aber ich habe keine Lösung gefunden.“ Noch ist – zumindestens, wenn diese Zeilen geschrieben werden – rechnerisch alles möglich…

 

Obama „knipst“ Osama aus

6 Mai 2011

Man kann über die Amerikaner denken, was man will, aber die Art und Weise wie das nationale Problem 0.b.L. gelöst bzw. „entsorgt“ wurde, nötigt den meisten Leuten in unserem Land Respekt ab.

Als ich die Nachricht am vergangenen Montag gehört habe, dachte ich im ersten Moment. „Ach so, den gab’s ja auch noch – hätt ich fast vergessen.“ Aber spätestens am 11. September anlässlich des 10. Jahrestags wären bzw. werden wir wieder mit den schrecklichen Bildern der Anschläge auf World Trade Center und Pentagon konfrontiert werden.

Die Bilder sollten sich dann die Herren Ströbele und Koenigs mal etwas intensiver anschauen, vielleicht revidieren Sie dann Ihre Aussagen, dass es besser gewesen wäre, Osama Bin Laden einen fairen Prozess zu machen, wie diese Woche in einer großen deutschen Boulevardzeitung nachzulesen war. Meine Herren von der „www.die-dagegen-partei.de“: Vielleicht sollten Sie sich in diesem Zusammenhang einfach mal des alten Zitats von Oscar Wilde besinnen, was da lautet: „Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.“ Da fehlt ja nur noch, dass vom Dach-Verband der Forensik-Gutachter und Psychologen eine offizielle Beschwerde an die US-Regierung geschickt wird, welch großer „Auftrag“ ihrem Berufsstand da durch die Lappen gegangen ist.

Ein bemerkenswerter Kommentar war vom Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayman Mazyek, zu lesen. Er äußerte sich erleichtert über den Tod bin Ladens und nannte die von den Amerikanern vorgenommene Seebestattung eine „intelligente Lösung, um aus der Grabstätte keine extremistische Kultstätte entstehen zu lassen.“

Bei Osama bin Laden handelte es sich nicht um einen Gelegenheitsverbrecher, sondern um den Mann, der nachweislich für den mit knapp 3.000 Opfern größten Terroranschlag, der seit dem 2. Weltkrieg auf der Welt verübt worden ist, verantwortlich war. Und nicht nur das: In zahlreichen danach veröffentlichen Videos hat er sich nicht nur zu dieser Tat bekannt und die ausführenden Terroristen in den Heldenstatus befördert, sondern die ganze Welt mit weiteren Terrorankündigungen jahrelang in Angst und Schrecken versetzt.

Mit der Operation „Geronimo“ hat der amerikanische Geheimdienst CIA damit dem Terror-Netzwerk „Al Quaida“ seine Leitfigur genommen und es bleibt für uns alle zu hoffen, dass mit dieser Aktion der Anfang vom Ende der Veranstaltung „Al Quaida“ eingeläutet wurde. Auch wenn da der Wunsch der Vater des Gedankens ist: Bei uns in Deutschland dauerte es jedenfalls nach der Eskalation der Ereignisse im Herbst 1977 mit der spektakulären Befreiungs-Aktion einer entführten Lufthansa-Maschine in Mogadischu, der Ermordung von Arbeitgeber-Präsident Schleyer und dem Selbstmord der RAF-Köpfe Baader, Ensslin und Raspe weitere 20 Jahre, ehe die Rote-Armee-Fraktion (RAF) sich am 20. April 1998 „offiziell“ auflöste.

In weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung löste der 11. September 2001 ein Trauma aus, wurde man doch sozusagen im „eigenen Wohnzimmer“ das Opfer von islamistischen Terroristen. Unter diesem Hintergrund muss man auch die jetzige Reaktionen der Amerikaner bewerten, dass sich am „Weißen Haus“ in Washington und am „Ground Zero“ in New York Jubelszenen abspielten, als die Nachricht von der „Exekution“ des Staatsfeinds Nr. 1 über die Ticker lief. Für uns Europäer ist es sicherlich grenzwertig, so etwas anzusehen. Von daher kann ich auch die eine oder andere Stimme verstehen, die kritisiert, dass es bei einem solchen Anlass eigentlich „nichts zu feiern gibt.“

Nicht diskutabel ist für mich allerdings das ohne vorherige Gerichtsverhandlung gleich vollstreckte „Urteil“. Ein Verbrecher von diesem Kaliber hat in meinen Augen jegliche Rechte, auch das auf Leben, verloren.

Wenn man sich manche Kriminalfälle bei uns anschaut, könnte man gelegentlich auch auf andere Gedanken kommen, aber wir haben uns in unserer Verfassung ja für einen anderen Weg als die Amerikaner entschieden und das muss jeder, der in unserem Land lebt, respektieren.

Einen letzten Gruß hat der Staatsfeind Nr. 1 den Amerikanern allerdings hinterlassen. In seinen Taschen eingenäht fand man einen Zettel mit 2 Telefonnummern für Notfälle und (man höre und staune) 500 Euro. In den Dollar hatte er da wohl nicht so sehr das Vertrauen…