Millionen, Milliarden und Billionen

20 Mai 2011 von Max Kommentieren »

4.933.000.000.000 (in Worten: 4 Billionen und neunhundertdreiunddreissig Milliarden) lautet für mich die Zahl der Woche. Hierbei handelt es sich nicht um Anzahl der von den Fans der Frankfurter Eintracht am vergangenen Wochenende verbrauchten „Angst-Kalorien“ , sondern um das Geldvermögen aller Privathaushalte in Deutschland, wie die Deutsche Bundesbank am vergangenen Dienstag mitteilte.

Wenn man von 82 Millionen Einwohnern ausgeht (nach der derzeit laufenden Volkszählung werden wir da alle schlauer sein), heisst das: pro Kopf verfügen die Deutschen über ein Vermögen von 60.158 € . Nicht eingerechnet in diese Zahl sind allerdings Vermögenswerte wie Immobilien oder Pensionsansprüche, da die von der Bundesbank veröffentlichte Statistik nur das private Geld-Vermögen umfasst. Rechnet man diese Werte noch hinzu, landet man mit Sicherheit bei einer 14-stelligen Zahl, was bedeutet: Wir reden hier über einen Wert jenseits der 10 Billionen Euro-Grenze.

Als Politiker (zumindestens einer speziellen Couleur) könnte man da ja ganz fix auf die Idee kommen: „Dann nehmen wir jedem jetzt mal 1/5 weg und damit sind unsere läppischen 2 Billionen Staatsverschuldung mit einem Schlag getilgt.“

Aus Sicht der Politiker „leider“, aus Sicht der Sparer „Gott sei Dank“ funktioniert das aber nicht so einfach. Aber es ist immerhin ein beruhigendes Gefühl, dass es unserem Land im internationalen Vergleich immer noch relativ gut geht. Ein derartiges Verhältnis zwischen Vermögen und Schulden findet man nicht überall auf der Welt.

Eine für mich nicht wirklich überraschendes Ergebnis erhält man auf die Frage „Wie sah das ganze denn vor einem Jahr aus ?“. Das private Geldvermögen hat sich in den vergangenen 12 Monaten um 154 Milliarden erhöht.

Da das immerhin einem Zuwachs von 3,2% entspricht, könnte man auf die Idee kommen und sagen: „Angesichts der derzeit niedrigen Zinsen ein ganz respektables Anlage-Ergebnis.“ Das ist aber eine klassische Milchmädchenrechnung. Im Zuwachs sind ja auch Sparleistungen enthalten und wenn man die heraus rechnet, kommt man in Endergebnis auf eine relativ magere Zahl, die irgendwo im Bereich von 1,5% liegt. Vor 10 Jahren übrigens lag das Geldvermögen noch 3,5 Billionen Euro, sodass man in den Ergebnissen des Jahres 2010 durchaus eine Bestätigung des Trends der letzten 10 Jahre sehen kann. Die Aufgabe aus einem kleinen Vermögen ein großes zu machen ist definitiv schwieriger geworden. Während das Geldvermögen in diesem Zeitraum nur um 3,5% pro Jahr stieg, konnte man in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen Zuwachs von 7,2% pro Jahr verzeichnen. Was waren das noch für Zeiten, wird sich mancher Anleger wehmütig erinnern. Zwischen 1990 und dem Jahr 2000 stieg der DAX von 1.300 auf 8.000 Punkte, und zu Beginn der 90er Jahre gab es auf 5-jährige Sparbriefe bzw. Bundesanleihen Zinsen von 8% und mehr p.a. Um so wichtiger ist es für alle, die sich zu den glücklichen Besitzern eines kleinen Geldvermögens zählen können, in einem solchen Umfeld auf die Kosten, die die Verwaltung und (hoffentliche) Vermehrung ihres Vermögens mit sich bringt, zu achten. In Zeiten, wo man von 2-stelligen Renditen verwöhnt wird, rückt diese Betrachtung leicht in den Hintergrund.

Was die guten Ergebnisse der 90er Jahre allerdings etwas relativiert: Nach Erhebungen der Weltbank lag die durchschnittliche Inflationsrate in den Jahren 1990-2000 in Deutschland bei 2,2% im Vergleich zu 1,5% in den Jahren 2000-2010. Jeder, der sich an dem „Geschwafel“ um den schwachen Euro beteiligt, sollte ich in einer ruhigen Minute mal überlegen, was diese Zahlen eigentlich aussagen.

Die für mich bemerkenswerteste Zahl in der Pressemitteilung der Bundesbank vom vergangenen Dienstag betrifft allerdings nicht das Vermögen, sondern die gleichzeitig veröffentlichte Statistik der privaten Schulden.

Während das Geldvermögen – wie bereits oben gesagt in den letzten 10 Jahren von 3,5 auf knapp 5 Billionen Euro angestiegen ist, blieb die Summe der Schulden der Privathaushalte bei Banken und Versicherungen in diesem Zeitraum konstant bei 1,5 Billionen Euro. Damit haben die Privathaushalte deutlich besser gewirtschaftet als die öffentliche Hand, ist doch die Staatsverschuldung hierzulande im gleichen Zeitraum von 1,2 auf knapp 2 Billionen Euro angestiegen. Oder haben die „Kreditverkäufer“ der Banken hier einfach nur einen schlechten Job gemacht ? Zumindestens bestätigt auch diese Erkenntnis, dass wir uns in Deutschland in vielen Dingen auf einem gar nicht so schlechtem Weg befinden…