In der vergangenen Woche fanden nahezu parallel die beiden Mitgliederversammlungen der beiden erfolgreichsten Fussball-Vereine der letzten 20 Jahre in Deutschland (die Anhänger der Farben grün- weiß bzw. königsblau mögen mir das verzeihen) FC Bayern München und Borussia Dortmund statt.
Die anlässlich dieser Versammlungen präsentierten Zahlen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Erzielten die als „Branchenkrösus“ bezeichneten Münchner im vergangenen Jahr einen Umsatz von 312 Mio. €, kam die Konkurrenz aus dem Revier mit 103 Mio. € nur auf knapp ein Drittel dieses Wertes. Getreu dem Motto „nur wer ordentlich was einnimmt, kann auch einen Gewinn machen“ weisen die Münchner (bei denen im Vereinsenblem die Farbe „Rot“ dominiert), mit einen Gewinn von 8,8 Mio. € tiefschwarze Zahlen aus, während bei den „Schwarz-Gelben“ aus Dortmund in der Bilanz mit einem Verlust von 6,6 Mio. € die Farbe „rot“ dominiert.
Vergleicht man die in der Bilanz ausgewiesenen Personalkosten treten ebenfalls erstaunliche Unterschiede zu Tage. So streichen Schweinsteiger, Ribery und Co. 165 Mio. € p.a. ein, während sich Hummels, Weidenfeller, Barrios und Co. mit 35 Mio. € p.a. „begnügen“ müssen. Allerdings habe ich bei meinem Besuch in Dortmund in der letzten Woche keinen von denen mit dem „Spendenhut“ vor sich in der Fußgängerzone gesichtet. „Geld schiesst keine Tore“ lautet ja einer der Sprüche für den die Teilnehmer an der sonntäglichen „Doppelpass-Runde“ im Deutschen Sport-Fernsehen (DSF) gleich freiwillig 3 € in das für diese Dinge eigens eingerichtete „Phrasenschwein“ werfen. Aber der Blick auf die aktuelle Bundesligatabelle zeigt, daß da wohl ein Hauch von Wahrheit dran ist. Borussia Dortmund auf Platz 1 mit 12 Siegen aus 14 Spielen und Bayern München abgeschlagen mit 14 Punkten Rückstand auf Platz 5. In einer Stammtischrunde, der ich angehöre und die traditionell Ende November wettet, wer denn am Ende dieser Saison Deutscher Meister wird, wurde die Wette kurzerhand dahingehend geändert „mit wieviel Punkten Vorsprung“ der BVB denn am Ende der Saison die Tabelle anführt.
Aber es gibt auch kritische Stimmen, die davor warnen, dass die Bayern als Titelverteidiger noch nicht erlegt sind und einer der Gründe warum die Leute in Massen in die Stadien strömen hat schon der alte Trainer-Fuchs Sepp Herberger in den 50er Jahren erkannt: „Die Leute gehen zum Fussball, weil Sie vorher nicht wissen, wie das Spiel ausgeht“ so seine definitiv zeitlose Erkenntnis.
Zwischen Bayern München und Borussia Dortmund gibt es aber noch einen weiteren Unterschied. Die Aktie von Borussia Dortmund ist an der Börse notiert und kann damit von jedermann erworben werden, während Uli H. in München einen exklusiven Club von Aktionären um sich scharen kann.
Einer der letzten großen Deals in seiner Funktion als Manager war es, dem Werbepartner Audi ein knapp 10%-iges Aktienpaket an der Bayern München AG zu einem Preis von 100 Mio. € zu verkaufen.
Das ergibt hochgerechnet einen Unternehmenswert von 1 Milliarde € für die „Veranstaltung“ FC Bayern. Im Ruhrpott ist ja bekanntlich die Millionärsdichte nicht ganz so hoch, deshalb haben die Verantwortlichen beim BVB auch das Unternehmen so aufgestellt, daß es insgesamt 61 Millionen Aktien gibt, die ausgehend von einem Ausgabepreis von 11 € (im Jahr 2001) im letzten Jahr bis auf einen Kurs von 0,89 absackten. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen „Borussia Dortmund“ an der Börse gerade noch einmal mit einem Wert von 50 Millionen Euro bewertet was gerade einmal 1/20 des o.g. Vergleichswert der Bayern darstellt.
In der freien Wirtschaft wäre das wohl ein „gefundenes“ Fressen für eine feindliche Übernahme gewesen, denn diesen Betrag hätte der clevere Bayern Manager wohl zweifelsohne „aus der Portokasse“ bezahlen können. Bei Fussballvereinen geht das aufgrund der sogenannten 50+1-Regel, nach der kein externer Investor mehr als 50% an einem Verein halten kann nicht und außerdem liegt durch eine spezielle vertragliche Konstruktion im Falle Borussia Dortmund die „wahre Entscheidungsgewalt“ nach wie vor beim Verein und nicht bei den Aktionären.
Der aktuelle Höhenflug hat allerdings den Kurs der BVB-Aktie wieder auf ein Niveau von knapp 3 € gehievt und damit liegt die gesamte Bewertung des Aktienkapitals wieder bei ca. 200 Mio. €.
In der einschlägigen Fachpresse wird die BVB-Aktie mittlerweile als Paradebeispiel dafür aufgeführt, dass man in der heutigen Zeit mit den richtigen Aktien auch durchaus wieder gutes Geld verdienen kann. Und ich gehe jede Wette ein, daß neben ein paar Investoren aus Limburg auch der als aktienaffin geltende Uli Hoeness mit ein paar Euros aus der Privatschatulle bei dieser Entwicklung (getreu dem Motto „unne kaafe – obbe gebbe“) mit dabei war…