Archiv für Oktober 2010

„Dalli-Dalli“ auf französisch

29 Oktober 2010

Mit einem gehörigen Maß an Kopfschütteln und Unverständnis habe ich in der vergangenen Woche die Fernsehberichte über die Massendemonstrationen in Frankreich verfolgt.

„Die Menschen gehen auf die Straße, um gegen die Anhebung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahre zu protestieren und setzen sich für die Wahrung ihres sozialen Besitzstandes ein“ war von den Kommentatoren zu hören.

Zu letzterem möchte ich unseren französischen Freunden an dieser Stelle den kleinen Hinweis geben: Sozialen Besitzstand erreiche ich nicht durch Demonstrationen, sondern durch (harte) Arbeit !

Das wäre ja genauso, als wenn Ribery und Co. bei der FIFA vorsprechen würden und aufgrund der aktuellen Platzierung in der Weltrangliste eine automatische Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft verlangen.

Auch die muss jedes Mal neu für neu (und manchmal ebenfalls hart) erkämpft werden.

Es wird höchste Zeit, daß der „Showmaster“ Sarkozy (irgendwie erinnert der mich an den legendären Hans Rosenthal), seinen Landsleuten den Ernst der Lage erklärt und das vor allem auch glaubwürdig vorlebt.

Das Kernproblem der Franzosen liegt nämlich in erster Linie in einer extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit und während wir in Deutschland eine Integrationsdebatte führen, haben die Franzosen ein ernsthaftes Integrationsproblem.

Die Einführung des Euro, die für die deutsche Industrie ein Segen war, entwickelt sich für die ehemaligen „Weichwährungsländer“ Spanien, Italien und Frankreich immer mehr zum Problem. Gäbe es noch das alte europäische Währungssystem hätten diese Länder in den letzten 10 Jahren Peseta, Lira und Franc um mindestens 10% gegenüber der D-Mark abgewertet. Seit es den Euro gibt, exportieren deutsche Firmen ohne Abwertungsrisiko ihre Produkte in die Länder der Eurozone und das ist der Hauptgrund für den aktuellen Aufschwung in unserem Land.

In 2011 rechnen Experten mit einem gesamten Exportvolumen von 1 Billion €.

Das (und nicht demonstrieren) schafft Arbeitsplätze und Wohlstand.

Eine andere Baustelle ist die Rentensituation. Wie im „Handelsblatt“ vom 30.09.2010 nachzulesen war, ist die Lebenserwartung der Menschen in den neuen Bundesländern in den 20 Jahren seit der Wiedervereinigung um 6 (!) Jahre gestiegen. Diesen Trend kann man dank des medizinischen Fortschritts (wenn auch nicht in dieser Stärke) in Gesamt-Europa feststellen.

Da aber die Rente nicht als „Manna vom Himmel fällt“, sondern von der Gesellschaft bzw. jedem einzelnen erarbeitet werden muss, ist es die vorrangige Aufgabe der verantwortlichen Politiker, den Menschen folgende (einfache) Gleichung zu vermitteln.

Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 72 Jahren, entfallen im Schnitt 23 Jahre auf Kindheit, Jugend und Ausbildung), 38 Jahre auf Erwerbstätigkeit und 11 Jahre auf das Rentnerdasein. Das bedeutet umgerechnet, dass man für 1 Jahr Rente, 3,5 Jahre arbeiten muss.

Wenn die Lebenserwartung auf 80 Jahre steigt, dann ist es schlichtweg (zumindest zu den bestehenden Konditionen) nicht zu realisieren, daß die 8 Jahre Lebenszeit, die man „gewonnen“ hat, komplett dem Rentnerdasein zugeordnet werden können, sondern das Verhältnis „Arbeitszeit zu Rentenbezugszeit“ verschiebt sich dann von 38:11 auf 44:13, damit sich an dem Verhältnis „3,5 Jahre arbeiten für 1 Jahr Rente“ nichts ändert.

Auf deutsch (oder französisch): Wenn die Lebenserwartung von 72 auf 80 Jahre steigt, muss das Rentenalter um 6 Jahre angehoben werden, damit der Laden weiter funktioniert.

Klar ist aber auch, dass man diese Rechnung nicht unbegrenzt auf alle Berufsgruppen übertragen kann. Für einen „Sesselpforzer“ oder „Anzugsträger“ gilt die diese Gleichung natürlich eher als für jemand, der unter starker körperlicher Beanspruchung im Baugewerbe gearbeitet hat.

Unabhängig von dieser Erkenntnis bleibt es ja jedem selbst überlassen, sich eigenständig um Wege der privaten Altersversorgung zu kümmern.

In Anlehnung an „Häns‘chen“ Rosenthal gilt aber auch hier das „Dalli-Dalli-Prinzip“

Je früher man mit dem Aufbau der Altersversorgung anfängt, um so leichter wird es, das Ziel zu erreichen. Bei einem Zinssatz von 4% und einem Ziel von 200.000 € mit 65 Jahren muss ein 25-jähriger monatlich 172 € zur Seite legen. Fängt er erst mit 40 Jahren mit dem Sparen an, so steigt der monatliche Betrag auf 392 €.

Genauso wichtig ist es aber auch die „richtige“ Anlageform zu wählen.

Und wer sich hier ein bißchen clever anstellt, kann auch Renditen oberhalb von 4% erzielen und sich dann aussuchen, ob er etwas früher in Rente geht oder es als Opa nochmal richtig „krachen“ läßt.

Mehr dazu in der nächsten Ausgabe…

Jobmaschine oder Geldvernichtung?

18 Oktober 2010

340.000 Jobs gab es per Ende letzten Jahres im noch vor 20 Jahren gänzlich unbekannten Wirtschaftszweig „erneuerbare Energien“. Nachzulesen in einer Studie des „Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung“ (DIW), die am vergangenen Mittwoch auszugsweise im „Handelsblatt“ veröffentlicht wurde.

Damit bietet die Branche gut doppelt so vielen Menschen, wie noch vor 5 Jahren eine Existenzgrundlage.

In den beiden größten Sparten „Windkraft“ (100.000 Beschäftigte) und „Solar“ (65.000 Beschäftigte) zählen deutsche Unternehmen zu den Weltmarktführern und ähnlich wie der Maschinenbau trägt der Export von in Deutschland entwickelten Technologien ganz entscheidend zum Erfolg dieser Unternehmen bei.

Die  Modifizierung des „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ EEG im Jahr 1999 kann man rückblickend wohl als die herausragende Entscheidung der 7-jährigenAmtszeit der damaligen rot-grünen Bundesregierung bezeichnen, wurde doch mit diesem Gesetz eine 20 jährige feste Einspeisezusage und damit Planungssicherheit für Investoren geschaffen. Genauso lange geistern jedoch auch immer wieder von Kritikern des Programms lancierte Argumente durch die Medien.

Um direkt mit dem größten „Märchen“ aufzuräumen: Die Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen erhalten keine Subventionen vom Staat (das gab es lediglich bei den Pionieren, die Mitte der 90er Jahre im vergangenen Jahrhundert Prototypen entwickelten). Es gibt heutzutage lediglich eine gesetzlich garantierte Vergütungshöhe, die 20 Jahre lang gilt und von den Energieversorgern gezahlt und anschließend auf alle Stromkunden umgelegt wird.

Warum wurde denn das EEG überhaupt eingeführt ?

Hierfür gab es in erster Linie 2 Gründe. Erstens wollte man die Atomkraft durch umweltfreundlichere Arten der Stromgewinnung ersetzen (insbesondere der schwere Unfall 1986 im ukrainischen Tschernobyl sorgte hier für eine Verstärkung dieser Überlegungen) und zweitens wollte man langfristig auch eine gewisse Unabhängigkeit von der Erdölindustrie erreichen.

Mit dem, was in den letzten 10 Jahren in Deutschland aufgebaut wurde, kann man als Befürworter dieses Konzepts durchaus zufrieden sein, aber es gibt natürlich auch Kritikpunkte. Wenn ich beispielsweise lese, daß die Hälfte aller weltweit hergestellten Solarmodule in Deutschland Strom produzieren, frage ich mich „macht das ökönomisch Sinn ?“ Dass es hierfür auf der ganzen Welt wesentlich bessere Standorte gibt, wo diese Technologie eingesetzt werden kann, steht außer Frage.

Auf der anderen Seite zeigt diese Tatsache aber auch, welches gigantisches Potential noch in vielen Firmen steckt, deren Wurzeln oftmals in Deutschland liegen.

Meiner Meinung nach sind wir in diesem Bereich gerade erst am Anfang einer bahnbrechenden Entwicklung, nicht zuletzt, wenn man bedenkt, dass es den Akteuren in der Solarbranche gelungen ist, die Herstellungskosten einer solchen Anlage, so zu verbilligen, dass ein Investor heute schon teilweise mit einer Vergütung von 25 Cent pro Kilowattstunde (KWH) profitabel arbeiten kann, während dieser Satz noch vor 8 Jahren bei 55 Cent, also mehr als doppelt so hoch lag. Natürlich liegt auch dieser Satz (noch) deutlich über dem Marktpreis, der sich an der Leipziger Strombörse aktuell zwischen 5 und 6 Cent pro KWH bewegt und führt von daher zu einer Verteuerung des Strompreises, den der Endverbraucher zahlt, aber das ist der Preis für die langfristige Unabhängigkeit von Atomstrom und Öl.

Allen die sich über den Anblick von Windrädern aufregen sei an dieser Stelle gesagt:

Gäbe es von diesen Anlagen doppelt so viele in Deutschland, wäre Ihre persönliche Stromrechnung jeden Monat um ca. 10% günstiger. Warum ? Windstrom ist die mit Abstand effizienteste Form der Energiegewinnung aus regenerativen Quellen.

Mit einer Einspeisevergütung von nur 9 Cent lassen sich Windräder an einem „normalen“ Standort in Deutschland effizient betreiben und von daher sorgt ein entsprechender Anteil an Windstrom im regenerativen Energiemix  dafür, daß sich die Verteuerung des Stroms in Grenzen hält

Nicht umsonst lautet der Leitspruch des Fernsehjournalisten Franz Alt  „Wind und Sonne schicken keine Rechnung.“

Ich sehe gute Chancen, daß sich die Zahl der Arbeitsplätze in den kommenden 5 Jahren in diesem Sektor noch einmal verdoppeln wird und schon alleine aus diesem Grund können wir es uns in der heutigen Zeit eigentlich nicht mehr leisten, zu diskutieren, ob an einem potentiellen Standort Windräder aufgestellt werden oder nicht.

Die Frage darf höchstens lauten: Wieviele ?

Mainzer Meister und viele Verlierer

11 Oktober 2010

Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) die Absatzzahlen für den Monat August.

Die gute Nachricht vorweg: Nach 3,2 Mrd. € im Juni und 7,2 Mrd. € im Juli vertrauten die Anleger den Investmentfonds im Berichtsmonat die stolze Zahl von 10 Milliarden Euro „frisches“ Geld an.

Der Wermutstropfen (für die Anleger): Ich bezweifle, dass die meisten von ihnen da eine gute Wahl getroffen haben und ich befürchte, dass bei den meisten Anlegern in 5 Jahren die Enttäuschung deutlich größer als der Spassfaktor sein wird.

Der Löwenanteil des Anlagegeldes floss – wie bereits in den Vormonaten – in die Anlagekategorie „Rentenfonds“ mit dem Schwerpunkt „Anlagen in US-Dollar“.

Jetzt muss man wissen, daß ein Rentenfonds dann eine sinnvolle Investition darstellt, wenn man mit fallenden Zinsen rechnet, da der Anleger in diesem Fall zur Grundverzinsung noch zusätzliche Kursgewinne einstreicht. Bei einem Einstieg in einen Rentenfonds bei einem Zinsniveau von 6% kann man, wenn die Zinsen dann auf 3% fallen, durchaus einen zweistelligen Wertzuwachs erzielen.

Umgekehrt ist eine Phase steigender Zinsen genau die Zeit, in der man sein Geld tunlichst nicht in Rentenfonds anlegen sollte, da dann die ohnehin niedrige Grundverzinsung durch Kursverluste „aufgefressen“ wird.

Wie mittlerweile ja auch der Letzte mitbekommen hat, sind die Zinsen aktuell so tief gefallen, wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte. Demzufolge gab es noch nie einen ungünstigeren Zeitpunkt als heute, um Rentenfonds „im klassischen Sinne“ zu kaufen. Und warum machen das die Leute trotzdem ?

Weil viele bei der Geldanlage nicht nachdenken, sondern weil einfach das gekauft wird, was in den Ranglisten oben steht.

Und die Investoren, die sich im August „US-Dollar“ gekauft haben, waren wahrscheinlich von der ganzen Diskussion im Jahresverlauf um den Euro verunsichert und noch dazu von 12% Kursanstieg des Dollars gegen den Euro „geblendet“

Nur misst sich der Erfolg einer Anlage nicht danach, was in den vergangenen 12 oder 24 Monaten war, sondern danach, was in den kommenden 12 oder 24 Monaten sein wird.

Und hierzu sind oftmals keine hellseherischen Fähigkeiten notwendig, sondern man muss nur etwas den gesunden Menschenverstand einschalten.

Schon im September drehte sich das Bild.

Haben Sie in den letzten 4 Wochen irgendwo etwas über einen kriselnden Euro gelesen ? Knapp 9% hat er in diesem Zeitraum gegenüber dem US-Dollar zugelegt. Und wer waren die großen Gewinner am Anleihemarkt in den letzten 3-4 Monaten ? Richtig: Alle die, die in der düstersten Stunde den Mut hatten, Griechenland-Anleihen zu kaufen.

Grundsätzlich gilt: Je mehr eine Anlageklasse „in“ ist, umso größer ist die Gefahr, daß der Anleger zu spät auf einen fahrenden Zug aufspringt.

Erinnern Sie sich doch einfach mal 10 Jahre zurück:

Zu den „Glanzzeiten“ am „Neuen Markt“ kamen Firmen an die Börse, da rissen sich die Anleger oftmals um die Aktien ohne genau zu wissen, wie der Name der Firma korrekt geschrieben wird, geschweige denn kannten die Anleger das Geschäftsmodell der Firma. Und manch einen sah man, der die Bilanz der Firma verkehrt rum hielt, ohne es zu merken.

Wenn Sie am Kapitalmarkt etwas verdienen wollen, müssen Sie heute die Anlagen kaufen, die jetzt keiner haben will, um die sich aber die Investoren in 5 Jahren reißen werden und nicht die Papiere, die heute im Fokus stehen und die daher entsprechend teuer sind.

Die ganze Thematik läßt sich an der aktuellen Situation in der Fussball-Bundesliga  sehr anschaulich darstellen: Wer zu Saisonbeginn auf Mainz 05 als Deutschen Meister gewettet hätte, wäre laut ausgelacht worden und hätte für 10 € Einsatz 10.000 € Gewinn bekommen. Mittlerweile trauen einige Experten der famos spielenden Truppe von Trainer Thomas Tuchel den Durchmarsch zum Meistertitel tatsächlich zu. Demzufolge erhält der Tipper, der per heute 10 € auf den „Karnevalsverein“ setzt, nur noch 70 € Gewinn ausgezahlt.

Aber das sind alles Wetten um „alles oder nichts“.

Meine Strategie lautet: Die Spiele der Mainzer entspannt anschauen (macht momentan wirklich Spass) und das Spielgeld (und mehr) lieber an der Börse investieren. Und in 5 Jahren (zur Brecher Kirmes 2015 bei einem DAX-Stand von 12.000 Punkten) lassen wir den alten Spruch vom Kaiser Franz dann mal Paroli laufen…

Schluss mit dem Kasperltheater!

4 Oktober 2010

Was in der letzten Woche an Nachrichten aus dem Bankensektor an die Öffentlichkeit drang, sorgte bei vielen Beobachtern der Szene für krampfartiges Kopfschütteln

Im Mittelpunkt standen mit der Hypo Real Estate und der Commerzbank zwei Institute, die sich während der Finanzkrise vor allem durch 2 Eigenschaften auszeichneten.

Überall, wo es am Markt etwas zu verlieren gab, waren diese beiden Pleitekandidaten (neben den „politikgeführten“ Landesbanken) an vorderster Front beteiligt und zweitens zeichneten sich die Führungskräfte dieser „Läden“ vor allem durch die Eigenschaften „Arroganz“ und „Raffgier“ aus.

Die Quittung erhielten beide Institute durch die Quasi-Verstaatlichung. Bei der HRE mit 100% und bei der Commerzbank mit 25% Beteiligung des Bundes. Bezahlt haben die Zeche allerdings fast ausnahmslos die Aktionäre. Ein Kurssturz von 37 € im Sommer 2007 auf 2,27 € im Frühjahr 2009 bei der Commerzbank und eine für einen DAX-Wert beispiellose Kapitalvernichtung in Höhe von 98% bei der HRE, lassen bei manchem Aktionär noch heute zurecht die Halsschlagader anschwellen. Vor allem, wenn man sieht, daß die Hauptverantwortlichen für dieses Debakel in der heutigen Zeit fröhlich pfeifend durch die Gegend laufen bzw. sogar die Dreistigkeit besitzen vor Gericht Boni einzuklagen.

Mit Martin Blessing bei der Commerzbank und seinem Schwager Axel Wieandt bei der HRE wechselten dann im Frühjahr bzw. Herbst 2008 zwei der hoffnungsvollsten Nachwuchstalente der deutschen Bankszene auf die Chefsessel der beiden „Schrottinstitute“. Die Hauptaufgabe der beiden bestand in erster Linie darin, den Scherbenhaufen, den ihre Vorgänger hinterlassen hatten, zusammen zu kehren und aufgrund der Eskalation der Krise im 4. Quartal 2008 (wobei ich beide ausdrücklich von der Verantwortung freispreche) mussten sich die beiden „armen Kerle“ vom damaligen Finanzminister Steinbrück auch noch eine Gehaltsdeckelung von 500.000 € pro Jahr diktieren lassen. Zumindest wurde dies medienwirksam von Peer Steinbrück verkündet, der zu dieser Zeit auf den Pressekonferenzen derart grimmig und entschlossen dreinblickte, daß mancher Bankvorstand sich vorkam, wie der Postbote, der genau weiß, dass der Weg zum Briefkasten an der Haustür schmerzhaft sein wird.

Aber jetzt kam raus: Alles nur Show ! Die beiden cleveren Nachwuchstalente haben die verantwortlichen Aufsichtsräte am Nasenring durch die Manege geführt. Klar, das Gehalt blieb auf 500.000 € gedeckelt, aber die gleichzeitig vereinbarten Pensionsansprüche gehen in den Millionenbereich. Und bei der Commerzbank gibt es 50 Manager in der sogenannten 2. Reihe, die mehr als die 500.000 € verdienen, weil diese Grenze nur für den Vorstand, nicht aber für alle Mitarbeiter gilt.

Wenn ich dann in der Rheinischen Post vom 25.9.2010 den Satz lese „Da die FMSA (Finanzmarktstabiliserungsanstalt) annimmt, dass die Bank die Regel befolgt, sieht sie keine Notwendigkeit, eine Überprüfung der tatsächlichen Auszahlung der Gehälter vor Ort vorzunehmen“ mit dem der parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium  Kampeters eine Anfrage beantwortete, wundere ich mich nicht, wie so etwas durchgehen konnte.

Frei nach dem Motto: „Schuld sind nicht die, die es genommen haben, sondern die, die es ihnen gegeben haben“.

Das Thema „Pensionsansprüche“ wird uns in den nächsten Jahren zunehmend beschäftigen, da sich in diesem Bereich in den öffentlichen Haushalten aber auch in manchem Unternehmen ein Pulverfass zusammenbraut.

Die Leute werden immer älter und das Zinsniveau scheint auf dauerhaft niedrigem Niveau zu verharren. Um es am Beispiel des vieldiskutierten Pensionsanspruchs von Herrn Wieandt von der HRE zu verdeutlichen: Wenn ich einem 42-jährigen, ab seinem 60. Lebensjahr eine Pension von 240.000 p.a. zusage, muss ich dafür im Jahr der Zusage (bei einem Zinssatz von 4%) einen Betrag von 1,5 Mio zurücklegen.

Sinkt der Zins auf 3% steigt der zur Zahlung der Pension notwendige Betrag auf 2,0 Mio. an. Das alles interessiert die meisten Politiker aber relativ wenig.

Zum einen bin ich der festen Überzeugung, dass viele die finanzielle Tragweite einer Rentenzusage nicht einschätzen bzw. berechnen können. Außerdem sind sie ja zu dem Zeitpunkt wenn rauskommt, dass die ganze Rechnung so nicht aufgeht, längst nicht mehr im Amt.

Endgültig wie im falschen Film fühlte ich mich aber, als ich in der Handelsblatt-Online Ausgabe vom 22.9.2010 die Nachricht las:

„Die Finanzaufsicht BaFin sperrte sich, als die Deutsche Bank vorsichtig für eine Erlaubnis vorfühlte, dass Axel Wieandt den Vorstandposten bei der BHF-Bank übernehmen darf, heißt es jetzt in Finanzkreisen. Der Grund: Dem 44-Jährigen fehle die Erfahrung im Kredit- und Kreditfolgegeschäft. Jener Disziplin also, bei der es auch um die Beurteilung von Kreditportfolios und ihre Risiken geht.“

Ja was hat der Mann denn die letzten 2 Jahre bei der HRE gemacht ???

Es wird höchste Zeit, daß die Verantwortlichen (wer ist das denn eigentlich ?) wach werden und dieses Kasperltheater beenden.

Das Bankgeschäft ist viel zu komplex und es geht auch um viel zuviel Geld, als dass sich hier Politiker als „Feierabend-Aufsichtsräte“ betätigen. Hier müssen Profis an die Schlüsselstellen, die das Geschäft beherrschen. Und vor allen Dingen muss den Verantwortlichen in den Geldinstituten klar gemacht werden, daß Sie für die Geschäfte, die Sie tätigen, auch verantwortlich sind. Der Herbst 2008 darf sich nicht wiederholen. Und wenn bei den „Staatsbanken“ die Verluste vom Steuerzahler getragen werden, dann müssen die dort Tätigen sich auch mit Gehältern auf dem Niveau von Staatsdienern begnügen.