Wie bereits in der letzten Woche kurz angesprochen ist der einzige Bereich im Wirtschaftsleben, der sich momentan durch inflationäre Tendenzen auszeichnet, die sich häufende Anzahl von Talkshows in denen sich „gierige Banker“ den ach so armen „Lehman-Opfern“ gegenüber sehen.
Was mich allerdings wundert, ist die Tatsache, daß diese Problematik erst jetzt in den Medien eine gewisse Dynamik entfaltet, obwohl dieses Thema ja schon knapp 1,5 Jahre alt ist.
Ein Grund hierfür ist sicherlich das derzeitige – historisch niedrige – Zinsniveau, dass jeden Anlageberater vor die schier unlösbare Aufgabe stellt, für seinen (aufgrund der ganzen Vorkommnisse natürlich sicherheitsorientierten) Kunden eine attraktive Rendite zu erzielen.
Was ich allerdings bei allen Diskussionen vermisse, ist die klare Ansage an die breite Masse der Sparer und Anleger nach dem Motto „Ei, was soll ich denn mit meinem Geld jetzt machen ?“.
Wir probieren das einfach mal…
Bei 1% p.a. für Termin- oder Festgeld hilft das klassische Sicherheitsdenken in dieser Situation nicht weiter. Man muss mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten, um im magischen Dreieck der Geldanlage „Sicherheit-Ertrag-Verfügbarkeit“ die für sich persönlich richtige Position zu finden.
Wenn mir jemand sagt „ Na ja mit 5% Kursschwankung kann ich leben…“ eröffnen sich ganz andere Anlagemöglichkeiten, als wenn jemand sagt „Auf keinem Fall auch nur das geringste Kursrisiko“.
Das Bestehen auf 100% Sicherheit – was man ja durchaus nachvollziehen kann – kostet in der aktuellen Situation den Anleger eine derart hohe „Versicherungsprämie“ die nahezu alle Ertragschancen, die die Kapitalmärkte derzeit bieten, fast komplett aufzehrt.
Aber wer nimmt mich denn als Anleger an die Hand, wenn ich den sicheren Hafen „Festgeld“ verlasse ?
Ich glaube der beste Rat ist es, an dieser Stelle mal mit dem alten Tabu aufzuräumen: „über Geld spricht man nicht“. Gerade in der heutigen Zeit ist es um so wichtiger denn je, sich über dieses Thema auszutauschen. Sprechen Sie mit Ihren Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen doch mal darüber, was sie in der aktuellen Situation mit Ihrem Geld machen.
Und der zweitbeste Rat: Lassen Sie sich detailliert über die Kosten, die mit Ihrer Anlage verbunden sind, aufklären. Gerade im Bereich der derzeit von fast allen Finanzinstituten propagierten „Riester-Rente“ gibt es da gravierende Unterschiede.
Geldanlage 2.0 (um es in der modernen Sprache der Internet-Kultur auszudrücken: „Die neue Form der Geldanlage“) sollte sich durch Kosten-Transparenz und Verständlichkeit auszeichnen. Aber auch Sie müssen Ihren Beitrag dazu leisten.
Genauso, wie es in einer Demokratie die Pflicht des Wählers ist, seine Stimme abzugeben, sollten Sie sich als (potentieller) Anleger mit diesem Thema beschäftigen und Ihrem Berater als „mündiger Kunde“ gegenüber treten. Meine Anregung geht hier insbesondere auch an alle schulischen Einrichtungen, dem Nachwuchs auch bereits in jungen Jahren den Sinn für diese Dinge zu schärfen.
Anstatt die 3. Ableitung der 2. binomischen Formel zu schulen (was kein Mensch im Leben mehr braucht), muss das Thema „sinnvolle Geldanlage“ den Weg in die Lehrpläne (von Grund-, Haupt- und Realschule, sowie von Gymnasien) finden !
Wenn man Kindern erklärt, daß 8% Rendite bei 100%-iger Sicherheit und täglicher Verfügbarkeit bei einem Kapitalmarktzins von 2-3% nicht möglich ist, werden die das (im Gegenzug zu manchen Erwachsenen) sehr schnell verstehen.
Gestatten sie mir zum Abschluss noch 2 Metaphern, die die aktuelle Ambivalenz zwischen Sicherheit und Ertrag sehr gut symbolisieren:
Kein Mensch verzichtet auf das Leben nur aus Angst davor, irgendwann in seinem Leben einmal krank zu werden. (was nichts anderes bedeutet als: „Rückschläge gehören dazu“)
und zum Schluss: Der Dax war 2008 sehr, sehr krank, aber er hat es überlebt und wird wieder gesund…wie im richtigen Leben…