Vorsicht Hütchenspieler

6 März 2010 von Max Kommentieren »

Neben Spareinlagen und Termingeldern galten „offene Immobilienfonds“ jahrzehntelang als Hort der Sicherheit für risikoscheue Anleger. Jährliche Renditen von 4-6% nahezu ohne Schwankungen verliehen dieser Anlageklasse das Image eines „Ersatz-Sparbuchs“. Nicht zuletzt deshalb war und ist diese Anlageform auch mit dem Prädikat „mündelsicher“ ausgezeichnet.

Doch mit dem Ausbruch der Finanzkrise hat sich auch in diesem Bereich die Welt geändert.

So mussten einige Anbieter von offenen Immobilienfonds im Herbst 2008 vorübergehend die Rücknahme von Anteilen aussetzen oder wie es im Fachjargon hieß „die Fonds einfrieren“, was de facto nichts anderes bedeutete, dass die Anleger über Nacht aus einem „offenen“ in einen – im wahrsten Sinne des Wortes –  „geschlossenen“ Immobilienfonds“ transferiert wurden.

Doch dies waren nur die Vorboten einer in hohem Maße unerfreulichen Entwicklung. Im Sommer 2009 erwischte es einen offenen Immobilienfonds der US Investment-bank Morgan Stanley, der aufgrund einer Neubewertung seines Immobilienbestands kurzerhand von einem auf den anderen Tag um 8% niedriger notierte.

Getoppt wurde dies allerdings noch durch einen Vorfall Anfang Februar dieses Jahres.

Der Fonds DEGI Global Business, der überwiegend in Gewerbeimmobilien in Osteuropa investiert hatte, verlor auf einen Schlag 22% (!).

Fast vom Stuhl gehauen hat mich allerdings die Begründung, die das Management dieses Fonds anschließend von sich gab:

Man habe das Marktrisiko in Osteuropa unterschätzt und werde künftig nur noch in Bereichen investieren, wo man sich auskenne“ (!) stand sinngemäß in einer Pressemitteilung zu lesen.

Jetzt kann man sagen, das war Vorahnung oder vielleicht nur Glück, dass wir keine Anlegergelder in diesem Segment im Feuer hatten, aber an die Adresse der Verantwortlichen kann ich an dieser Stelle nur die Botschaft geben:

Leute, das ist hier kein lustiges Sackhüpfen oder Halma-Spiel, hier geht es um Anlegergelder (350 Mio € !), die Euch anvertraut wurden, um damit verantwortungsbewusst umzugehen !

Mit der Wortwahl des legendären ZDF- Sportreporters Harry Valérien kann man das eigentlich nur mit einem „Sappradi Burschen, habts Ihr einen Vogel ?“ kommentieren.

DEGI übrigens war ehemals eine Tochtergesellschaft der Dresdner Bank und wurde im Jahr 2008 an die britische Aberdeen-Gruppe verkauft.

Für mich wirft sich in diesem Zusammenhang eine Erkenntnis und eine Frage auf.

Die Erkenntnis: offene Immobilienfonds sind auch nicht mehr das, was Sie früher mal waren.

Die Frage: War das Management im Fall DEGI Global Business auch mit eigenem Geld investiert ?

Für Sie als Anleger ist die letztere Frage im Übrigen ein ganz entscheidender Themenkomplex.

Wenn Ihnen ein Berater ein Finanzprodukt offeriert und dort kein eigenes Geld investiert hat, lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, weder mit dem Berater noch mit dem Produkt weitere Zeit zu verschwenden, geschweige denn dort zu investieren.

Und von Sackhüpfen und Halma ist es auch nicht weit zu den Hütchenspielern…