Können Sie sich noch erinnern ?…
„Der DAX setzte seinen Höhenflug fort und schloss gestern erstmals über der Marke von 8.000 Punkten. Die Liste der Gewinner wurde angeführt von der Deutschen Telekom (Kurs: 103 €) und der Allianz (Kurs: 411 €).“
So lautete vor genau 10 Jahren (am 7.März.2000) der seinerzeitige Börsenbericht.
Das „Volksblatt der deutschen Nation“ (mit den 4 Buchstaben) titelte in wie gewohnt deutlichem Text:: „Deutschland im Börsenfieber – Wir werden alle reich“.
Wie immer in einer solchen Phase prägte die Gier das Handeln der Anleger und für viele war nichts schlimmer als zuzusehen, wie der Nachbar sich auf einmal von den Börsengewinnen ein neues Auto kaufte oder sogar davon sprach, dank seiner genialen Aktiendeals, künftig nie mehr arbeiten zu müssen
An den Stammtischen im Land wurde nicht über Fussball, sondern über Börsenkurse diskutiert und manch einer ging abends nach Hause und nahm sich vor „morgen wird das Sparbuch aufgelöst und ich bin dann auch dabei“.
In einem sehr einprägsamen Werbespot (von der Bank, die das „grüne Band der Sympathie“ spannte) streichelte ein junges Mädchen einem etwas gesetzteren Herrn übers Haar und sprach „Opa, Dein Sparbuch passt nicht mehr in die Zeit. Das kann man heute alles viel besser machen.“
Knapp 1 Woche später kam eine Firma namens „Infineon“ an die Börse und der Kurs der Aktien (herausgegeben mit 35 €) verdoppelte sich am ersten Tag auf über 70 €.
Wahrscheinlich haben nur sehr wenige der damaligen „Investoren“ das Geschäftsmodell von Infineon verstanden. Ich will gar nicht wissen, wie viele Hobby-Börsianer in dieser Zeit sich unter einem Chip-Hersteller wohl einen Nahrungsmittelkonzern vorgestellt haben. Aber das war auch nicht entscheidend.
5.000 einsetzen und nach 1 Woche müssen das mindestens 10.000 sein, war das Motto dieser Zeit.
Und heute ?
Die Telekom-Aktie steht bei 9,50 € (was gemessen am Höchststand einen Verlust von mehr als 90% bedeutet), die Bank mit dem „grünen Band der Sympathie“ gibt es nicht mehr und der Chip(s)hersteller schrammte im Frühjahr 2009 haarscharf an der Pleite vorbei.
Zumindest im Fall „Deutsche Telekom“ gibt s aber auch Hoffnungsschimmer. So teilte das Unternehmen in der vergangenen Woche mit, auch in den kommenden Jahren eine Mindest-Dividende von 0,70 € pro Anteilsschein an die Aktionäre auszuzahlen. Das ergibt beim aktuellen Kurs eine Dividenden-Rendite von knapp 7,5% und damit erhalten Telekom-Aktionäre z. Zt. ungefähr den dreifachen Betrag an jährlicher Ausschüttung, als die Käufer von Bundesanleihen oder Sparbriefen.
Eigentlich müsste man jetzt eine aktualisierte Version des Werbespots drehen, wo dann der Opa dem kleinen Mädchen übers Haar streicht und sagt: „…und jetzt Kleines reden wir mal darüber, wann denn der beste Zeitpunkt zum Investieren ist“.
Der ist nämlich definitiv immer dann, wenn keiner über Aktien redet…