In meiner Generation – aufgewachsen in den späten 60er und frühen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (das hört sich echt sehr alt und lange her an) – gab es noch Ordnung und Struktur im Fernsehprogramm.
Samstags abends von 18:00 Uhr – 18:30 die Sportschau mit Ausschnitten von drei Bundesligaspielen – Flipper, Bonanza, Dick und Doof zu festen Uhrzeiten an festen Wochentagen und, nicht zu vergessen, Pippi Langstrumpf und die Augsburger Puppenkiste.
Pippi Langstrumpf sang: „2*3 macht vier, widdewiddewitt und drei macht neune. Ich mach mir die Welt widdewidde, wie sie mir gefällt.“
Dazu später mehr.
Und die „Hampelmänner“ aus der Augsburger Puppenkiste faszinierten uns Kinder damals mit Geschichten von „Urmel aus dem Eis“, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und dem „Räuber Hotzenplotz“.
Ein bißchen Bezug zur aktuellen politischen Situation finden wir dann schon bei der Geschichte vom „kleinen König Kallewirsch“ denn – kleine Preisfrage – Wie hiess sein Gegenspieler ? Zoppo Trump.
„Wir legen eine Falle / das wird das Beste sein
denn dieser kleine Kalle / fällt ganz bestimmt hinein“
Mit diesem Song bereiten sich die Trump-Fans auf den Umsturz vor.
Und dann gibt es die Geschichte von den Schildbürgern.
Bei der Augsburger Puppenkiste aufgeführt unter dem Titel „Wir Schildbürger“
Im Original findet man zu diesem Thema im Lexikon (heute heisst das Wikipedia) die Erklärung:
Der Inhalt des Werks behandelt die fiktive Stadt Laleburg im Kaiserreich Utopia. (Ähnlichkeiten mit einer Gemeinde im Kreis Limburg-Weilburg sind rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt)
Und wenn wir uns schon mit „Schilda“ und den „Schildbürgern“ beschäftigen, können wir uns auch einmal kurz mit dem Thema auseinandersetzen „ was sind denn die bekanntesten Schildbürgerstreiche ?“
Das Rathaus: Die Schildbürger bauen ein Rathaus: Um ihre närrische Lebensart vorzuzeigen, bauen die Schildbürger ein neues, dreieckiges Rathaus mit einem großen Tor, aber ohne Fenster. Weil es nun im Rathaus stockfinster ist, versuchen die Schildbürger, mit der Hilfe von Eimern und Säcken, Kästen und Körben, auch Kannen und Schüsseln das Sonnenlicht einzufangen und ins Innere zu tragen.
Der Bürgermeister: Wie die Schildbürger ihren Schultheiß wählen: Der Kaiser hat verlangt, dass ihm die Schildbürger auf seine Anrede mit einem Reim antworten. Neuer Schultheiß (Bürgermeister) soll daher werden, wer am besten reimen kann. …den Rest erspare ich den Lesern.
Aber jetzt ist Schluss mit lustig: Schilda ist nämlich leider Realität. Seit einigen Monaten erleben wir ein Schauspiel, was sich die wenigsten von uns in dieser Form jemals hätten vorstellen können.
Wir sind noch lange nicht am Ende dieses Schmierenstücks – aber ein kleines Zwischenresultat gibt es bereits jetzt:
Was ist passiert:
Die Position des „Sonnenkönigs“ (L‘Etat cest moi) findet sich bei den Märchen der Augsburger Puppenkiste nicht. Und am Ende war es vielleicht eher der „kleine König Kallewirsch“, der sie alle verarscht hat.
Aber wie man(n) es schafft fast 10 Jahre in verantwortungsvoller Führungsposition (als solche kann man einen Bürgermeister-Posten sehr wohl bezeichnen) alle Regeln zu ignorieren,
sich in Pippi Langtrumpf-Manier „die Welt so zu machen, wie man sie gerne hätte“ und das auch noch mit den gleichen mathematischen Fähigkeiten der kleinen Dame.
Chapeau !
Das war eine Meisterleistung – auch wenn sich meine Bewunderung hier in sehr starken Grenzen hält.
Bernie Maddoff konnte wenigstens noch rechnen.
Was mich hier kolossal ärgert: Am meisten geschimpft wird in der Öffentlichkeit über die, die es hätten verhindern müssen und nicht über den, der es getan hat.
Ein Rücktritt aus den Verwaltungsräten der drei lokalen Sparkassen ist längst überfällig – leider können ihm die Eigentümer der Sparkassen (und das sind letztendlich Kommunen und Landkreise) satzungsbedingt nicht den Stuhl vor die Tür setzen – er kann nur freiwillig zurücktreten. Da darf man auch mal hinterfragen, ob die Satzung nicht reformbedürftig ist
Ich wünsche dem Verantwortlichen hier, das er möglichst bald wieder gesund wird und für sein Handeln mit aller Konsequenz gerade steht. Und da muss es auch ans Portemonnaie gehen
Und das Verwaltungsratshonorar mal für die gebeutelten Ortsvereine zu spenden wäre mal ein kleines, aber wichtiges Signal, zumal er ja „krankheitsbedingt“ eh seit einem halben Jahr nicht mehr an den Sitzungen teilnimmt
Das wäre dann wenigstens mal echtes Kino und kein Schmierentheater.